Faschismus in Italien am Beispiel des Casa Pound Italia

Faschismus in Italien - Casa Pound Italia, Dokumentation von Serge G. Trouvaille (Dez. 2012)

Bundesdeutsche Medien berichten (relativ) viel über den Anstieg rechtspopulistischer Parteien und xenophoben Strömungen im benachbarten Ausland. Den Anstieg rechtsradikaler Gewalt und der Beteiligung Rechtsradikaler an Regierungsbildungen. Nationalistische und chauvinistische Stimmen, verbunden mit einer EU-Müdigkeit bis -Ablehnung expandieren.

Gerade die Auswirkungen der ökonomischen Krise, die Austeritätspolitik vieler Regierungen und die zunehmende Verelendung breiter Bevölkerungschichten scheinen den Zugriff auf diese einfachen, aber erschreckend inhumanen und brutalen Vorstellungen der radikalen Rechten zu befördern. Der damit einhergehende Antisemitismus und Antiziganismus treiben böse Blüten. Ein gesamt-europäischer Rechtstrend angetrieben durch die ökonomische Krise scheint sich anzubahnen.

 

Es gilt sich genau die Konzepte, die Theorien und Praktiken der radikalen und bürgerlichen Rechten anzuschauen. Ob und wie es ihnen gelingt Europa auf einen Marsch nach rechts zu bringen. Dies um Analysen und wissenschaftliche Expertisen zu erstellen und Gegenstrategien und -praktiken entwickeln zu können.

Eine genaue Betrachtung verdienen dabei vor allem kapitalismuskritische Strömungen und Bewegungen von Rechts, die es schaffen eine soziale Praxis umzusetzen und sich so Etablierten und Marginalisierten gleichzeitig als Alternative präsentieren können.

 

 

 

 

Dies ist eine Rohfassung eines Vortrags über die Bewegung Casa Pound Italia.

Eine Fassung, die sich nicht nach dem gesprochenen Wort richtet, ist in Arbeit.

Eine PDF dieses Textes hängt dem Artikel an.

 

Serge G. Trouvaille
(Dezember 2012)

s.g.trouvaille@riseup.net


Casa Pound – der moderne, alte Faschismus der 20er Jahre


Relativ unbeachtet in Deutschland sind die modernen Strömungen der extremen Rechten in Italien.
Gerade diese haben in den letzten Jahren eine Entwicklung vollzogen, die eine genaue Betrachtung und Untersuchung erfordern. Alle anderen faschistischen Kleinstparteien wie Forza Nuova und ähnliche sollen hier nicht betrachtet werden. Sondern explizit ein Blick auf die faschistische Bewegung des Casa Pound Italia/CPI geworfen werden. Dabei ist die Bezeichnung Bewegung für Casa Pound nicht unbeabsichtigt gewählt.

Die Casa Pound Italia Bewegung existiert seit ungefähr einer Dekade. Genauer gesagt seit Dezember 2003, als Aktivisten aus verschiedenen rechtsradikalen Gruppierungen der „Movimento politico occidentale“, „Meridiano zero“ und „Fiamma Tricolore“ sich entschlossen gemeinsam im Stadtteil Esquilino ein leeres Mietshaus zu besetzen. Vorher hatten sie schon Erfahrungen in anderen Besetzungen gesammelt. So z.B. im Casa Montag, das in der via Tiberina 801 existierte. In Abgrenzung zu der Centri Sociali Bewegung der italienischen Linken nannten sie ihre rechten Besetzungen für faschistische Kultur, Politik, Sport und Soziales Occupazioni Non Conformi (ONC) – Nonkonformistische Besetzung. Und einhergehend mit neuen Besetzungen, die zusätzlich auch zum Wohnen dienen sollten, Occupazioni a Scopo Abitativo (OSA).

Einer der bekannten Aktivisten, die das Haus in der via Napoleone III unweit der Stazione Termini besetzten, war Gianluca Iannone. Geboren 1973 in Acca Larenzia bei Rom, war er schon Ende der 80er Jahre Mitglied der Fronte della Gioventù (FdG). Dies war die Jugendorganisation des Movimento Sociale Italiano (MSI), der traditionellen faschistischen Partei Italiens, die 1946 gegründet worden war. In den 90er Jahren war Iannone Mitglied bei Maurizio Boccaccis „Movimento politico occidentale“. Einer aggressiv nationalrevolutionären Organisation, die vor allem gewalttätige Skinheads anzog.
Ianonne war fasziniert von den Aktionsformen, der Vielfalt und Energie der besetzten linken Centri Sociali der 90er Jahre und träumte von einer rechten Bewegung nach dem Vorbild der globalisierungskritischen Bewegung der „Ungehorsamen“, der „Disobbedienti“. Gleichzeitig war er der Sänger der Rechtsrockband ZetaZeroAlfa, die seit 1997 in Rom existierte. Die Besetzungen in Rom waren ein erster Schritt, die Aktionsformen der Linken in die Praxis der Rechten einzubeziehen. Ianonne wurde zum repräsentablen Kopf des Casa Pound.
War Casa Pound bis ca. 2008 über Iannones Mitgliedschaft in der Partei Fiamma Tricolore (MSI-FT) noch eher mit den Traditionsfaschisten des im November 2012 verstorbenen Pino Rautis verbunden. So wurde mit dem Bruch zwischen Iannone und der Fiamma Tricolore Casa Pound selbstständiger. Casa Pound nannte sich ab 2008 Casa Pound Italia und änderte sich zu einem Kultur- und Sozialverband, der auf seine italienweite Ausweitung setzte. Der selbsternannte Journalist Gianluca Ianonne ist heute der Präsident von CasaPound Italia und ZetaZeroAlfa die Haus- und Hofband des CPI.

 


Kulturkampf von Rechts


Schon in der Namensgebung des Casa Montag bezog man sich auf eine kulturelle, eine literarische Vorlage. Auf den Titelhelden Guy Montag aus dem dystopischen Roman „Fahrenheit 451“  des amerikanischen Schriftstellers Ray Bradbury. In dem 1953 erschienenen und 1966 von François Truffaut verfilmten Roman besteht die Arbeit des Feuerwehrmanns Guy Montag nicht darin Feuer zu löschen, sondern Feuer zu legen. Und zwar Feuer an Bücher. 451 Fahrenheit, oder auch 232 Celcius, ist die Temperatur bei der Papier sich entzündet und brennt. Daher der Titel des Buches. Gay Montag verbrennt Bücher für eine anonyme Diktatur. Dies damit alle gleich unwissend, beherrschbar, konform sind. Bücher sorgen für selbstständiges Denken und gelten der Diktatur als gefährlich. Bücher, und damit Bildung und Wissen, gelten als Hauptgrund für ein nicht systemkonformes, ein nonkonformes Denken und Handeln. Montag lernt die Welt der Bücher und der „Nonkonformität“ über die 17 jährige Clarisse kennen und beginnt gegen die Diktatur zu rebellieren. Die Romanfigur Montag und somit die Besetzung Casa Montag stehen im Sprachgebrauch der italienischen Faschisten für nonkonforme Rebellion. Der Begriff „nonconforme“ ist für das CPI der Schlüsselbegriff schlechtweg und die Selbstbezeichnung an und für sich. Nonkonforme Zeitungen, nonkonforme Buchhandlungen, nonkonforme Archive, nonkonforme Radiosendungen, nonkonforme Musik, nonkonforme Besetzungen...eine nonkonforme Bewegung.
Das im Dezember 2003 besetzte Haus in der via Napoleone wurde Casa Pound benannt. Nach dem amerikanischen Antisemiten und Dichter Ezra Pound. Dieser war in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts nach Italien gezogen und hatte die faschistische Diktatur unter Benito Mussolini unterstützt.
Der Bezug auf einen, in Kulturkreisen geschätzen, Literaten kommt nicht von ungefähr. Casa Pound Italia lehnt sich in seinem Vorgehen stark an dem Begriff „Kulturkampf“ an und betreibt einen „Gramscianismus von Rechts“. (1) Das heißt es versucht über Bildung und Erziehung im so genannten vorpolitischen Raum Einfluss zu gewinnen und eine kulturelle Hegemonie zu erreichen. Eine Kulturrevolution von Rechts.
Schaut man sich das elektronische Masterboard der europäischen Nationalrevolutionären, die Internet-Site Zentropa.info, an, so kann man gut erkennen wie Casa Pound versucht eine Kulturrevolution von Rechts zu inszenieren. Sei es über Musik, Filme, Bücher, Comic, bildende Kunst, Graffity und Streetart, Architektur, Körperkult, Tattoos, Sport, Ultra- und Fankultur, Freizeitgestaltung, Bilder zum Geschlechterverhältnis, usw.. Seit Mitte 2006 betätigt sich diese site kontinuierlich als Netzwerk, Kaderschmiede, Kontaktbörse, Propagandaoberfläche und rechter Internet-Volkshochschule. Die Wurzeln, Vorgehensweise und Ziele des Casa Pounds Italia lassen sich nicht klarer herausarbeiten als an dieser Site.
Zu verwechseln ist dieses Zentropa dabei in keiner Weise mit der dänischen Filmproduktionsfirma gleichen Namens, die vom dem Regisseur Lars von Trier und dem Produzent Peter Aalbæk Jensen vor ca. 20 Jahren gegründet wurde. Das Projekt Zentropa wird hauptsächlich von einer italienisch-französischen Achse zwischen Casa Pound Italia und den französischen Les Identitaires getragen. Als Emblem hat man sich das Zeichen der Aufständischen der Vendee zur Zeit der Französischen Revolution gewählt. Das Symbol zeigt das Sacré-Cœur, das vom Kreuz gekrönte Herz. Zusammen mit der Devise „Gott, der König“ war es auf die Kleidung der Aufständischen aufgenäht. Der „guerre de Vendée“ war in den Jahren 1793 bis 1796 ein Aufstand von der Revolution enttäuschter Bürgern, Royalisten, Adeligen und katholischen Landbewohnern. Er wurde von republikanischen Revolutionstruppen grausam niedergeschlagen. In Frankreich dient der „guerre de Vendée“ Konservativen, Katholiken, Royalisten und Nationalisten jeder Coleur als Sinnbild der Konterrevolution gegen die postulierten Werte der franzöischen Revolution: Gleichheit, Freiheit, Brüderlichkeit.
Zentropa bezieht sich theoretisch auf die Entstehungszeit des französischen und italienischen Faschismus. Auf den „Circle Proudhon“, auf Sorel, auf die Syndikalisten, die ihren Weg zur Nation fanden. Feiert aber auch den Aktionismus und die Gewalt der Anarchisten aus der Zeit der Propaganda der Tat des ausgehenden 19. Jahrhunderts. In den Jahren 2006 bis 2010 las sich Zentropa wie ein Portfolio zu Zeev Sternhells Buch „Die Entstehung der faschistischen Ideologie. Von Sorel zu Mussolini“. Auf dieses Buch des israelischen Politologen wurde sogar einige Male verwiesen. Die Macher und Macherinnen von Zentropa kennen die Literatur ihrer Gegner.
Ein besonderer Augenmerk der site liegt auf dem italienischen Faschismus der 20er Jahre. Die Zeit als dieser noch eine Bewegung war, sich mit den Eliten des Landes um die Macht stritt und die linken Bewegungen mit den rechtsterroristischen Squadri angriff. Ebenso auf der „Repubblica Sociale Italiana“ (RSI). Die „Repubblica di Salò“ von Mussolini, vom September 1943 bis April 1945, wurde nach der Besetzung durch die deutschen Wehrmacht installiert. Der faschistische Großrat Italiens hatte zuvor den Duce inhaftieren lassen und heimlich unter Feldmarschall Badoglio mit den Alliierten Friedensverhandlungen aufgenommen.
Für Frankreich ist die Zeit der französischen Action française mit ihren Exponenten wie Georges Valois, Léon Daudet und Charles Maurras interessant. Aber auch Eugène Deloncle von „La Cagoule“, der Kapuze. La Cagoule, die vom Gründer des Parfümimperiums L'Oréal finanzierte rechtsradikale Terrororganisation, die gegen die linke Volksfrontregierung konspirierte, bombte und mordete. So wurden Carlo und Nello Rosselli, zwei Mitbegründer der antifaschistischen Widerstandsorganisation Giustizia e Libertà aus Italien, von einem Kommando der Cagoule am 9. Juni 1937 ermordet. Mussolini bedankte sich dafür mit Waffenlieferungen an die französischen Rechtsterroristen.
Ein weiterer Augenmerk der Zentropisten gilt der Dekade, als sich in Frankreich rechte Politiker wie Gustave Herve, François de La Rocque und Rechtsintellektuelle wie Abel Bonnard, Drieu La Rochelle und Robert Brasillach als Kollaborateure für Nazideutschland verdingten. Natürlich darf der Literat, Arzt und Antisemit Louis-Ferdinand Céline nicht fehlen. Gefolgt von der Geschichte der OAS und schließlich die Nouvelle Droite, die als Reaktion auf die Neue Linke entstand.
Die Bezüge zur französischen Neuen Rechte, der „Nouvelle Droite“, der 70er und 80er Jahre sind sehr stark. Auf die Exponenten von GRECE, vor allem Alain de Benoist, wird immer wieder verwiesen. Ganz „Neue Rechte“ lehnt das Casa Pound eine Definition als Rechts für sich ab. Links und Rechts seien überholte Bezeichnungen. Casa Pound sei etwas Neues, eine Synthese. Oder wie sie oft von sich geben: „Ne´ destra ne´ sinistra – Avanti“ - „Nicht Rechts Nicht Links – Vorne“.
Ebenso bezieht sich Casa Pound Italia auf die italienische „Terza Posizione“ der 70er Jahre. Das verwundert nicht, ist doch der Großmentor des CasaPound Italia Gabriele Adinolfi. Der heute 58jährige Adinolfi entzog sich 1982 seiner Verhaftung durch die italienische Polizei und floh nach Paris. Er war der Mitgliedschaft in den terroristischen Nuclei Armati Rivoluzionari (NAR) verdächtig, die den Bombenanschlag auf den Bahnhof von Bologna 1980 zu verantworten hatten. Damals ermordeten die faschistische Terroristen 85 Menschen und verletzten ca. 200 weitere Personen teils schwer. Im Jahr 2000 kehrte Adinolfi nach fast 20 Jahren Pariser Exil zurück, integrierte sich umgehend in den faschistischen Strukturen und gründete eigene Neue. Wie z.B den rechten think tank „Centro Studi Polaris“. Und er kümmerte sich intensiv um die Occupazioni a Scopo Abitativo (OSA).
Das Casa Pound somit eine stark sozialrevolutionären Rhetorik aufweist, auf Gewalt wie die Squadristi der 20er Jahre setzt und basisnah in sozialen Initiativen agiert, gehört zu seinem Selbstverständnis.
Wie gesagt, Casa Pound Italia ist eine soziale Bewegung von rechts.


Jugend- und Popkulturelle Politik


Casa Pound verfügt über 50 Standorte in Italien, eingeschließlich der besetzten OSAs und ONCs. Dreizehn Provinzorganisationen, 30 Bars, Kneipen und Buchhandlungen.
Dabei liegt der Schwerpunkt in Rom und der umgebenden Provinz Latium. Für Rom wären unter anderem die Kneipe „Cutty Sark“, der Tattoo Shop „Tango Core Tattoo“, die besetzte Ex-Metrostation und Veranstaltungsort „Area 19“, das „Fahrenheit 451“, die Buchhandlung „La testa di ferro“, der Modeshop „Badabing“ und der „Circolo Futurista Casal Bertone“ zu nennen. Und natürlich das bekannteste, weil namensgebende Objekt, das Casa Pound. Diese Infrastruktur stellt in Rom eine eigene kleine Parallelwelt dar, die Alles bietet was Jugendliche begehren. Eine kleine Welt groß genug, um von ihr in Gänze eingenommen, geformt und gegen den anderen Teil der Gesellschaft gerichtet zu werden. Eine identitästsstiftende Gegenwelt und faschistisches Versuchslabor.

Der Vorsitzende Gianluca Iannone ist Mitglied der Redaktion der faschistischen Monatszeitung Occidentale, aber auch der Sänger einer der populärsten faschistischen Bands Italiens, ZetaZeroAlfa. Ein so genannter Promi des Rechtsrock als politischer Führer. Für Jugendliche eine hervorragende Identifikationsfigur.
Mit ihrer Ausrichtung auf jugendliche Musikkultur, Bekleidung und Stil, Sport- und Sozialevents und die Anbindung an die Fußball- und Ultrakultur Italiens ist Casa Pound in den Jugendszenen verankert, agitiert, rekrutiert und versucht darin eine eigene Sphäre zu etablieren.

Dazu passt, dass das CPI über eine eigene Schüler- und Studentenorganisation namens „blocco studentesco“ verfügt, die seit 2006 Jugendliche auch an Schulen und Universitäten, aber auch in der Freizeit organisiert. Der „blocco studentesco“ existiert in 40 Städten Italiens, hat eine eigene Zeitung und Treffpunkte. Er organisiert Proteste, Demonstrationen, kulturelle und politische Veranstaltungen, aber auch Schulbesetzungen und läßt sich in studentische Gremien wählen. In Rom, einer der größten Städte Italiens, die mit ihrem Umland fast 6 Millionen Einwohner hat, nahm der „blocco“ u.a. auch im Jahr 2009 an Wahlen teil. Bei den Wahlen für die Studentenvertretung in Rom und der Provinz bekam der blocco studentesco 11.000 Stimmen. Das waren 28 % der Stimmabgaben, ca. 100 VertreterInnen. Am 6. November diesen Jahres beteiligte sich der „blocco studentesco“ federführend an römischen Schülerprotesten gegen die Privatisierungen im Lehrbereich. Erschienen waren zu der Demonstration 3000 Schüler und SchülerInnen und stellten ihre Forderungen unter wehenden italienischen Trikoloren.
Eine immer wieder kehrende Parole des blocco studentesco ist „Giovinezza al potere.“ - „Jugend an die Macht.“ Abgerundet wird diese Glorifizierung der Jugend oft versehen mit „il coraggio, l´audacia, la ribellione“ - „Der Mut, die Kühnheit, die Rebellion“. Man bezeichnet sich selbst als „generazione perduta“, eine verlorene Generation, die Nichts zu verlieren hätte. „Noi, generazione perduta all’assalto del futuro“ - „Wir die verlorene Generation auf den Sprung/im Angriff der Zukunft“. Parallelitäten zu einem Satz aus dem kommunistischen Manifest von 1848 „Die Proletarier dieser Welt haben nichts zu verlieren als ihre Ketten. Sie haben eine Welt zu gewinnen.“ drängen sich da auf. Ebenso das Ansinnen auf eine  Revolution, bzw. Revolte. Begeistert, „tifa“, ist man von dieser Revolte gegen die illegitime Regierung, die Knecht der Banken sei. Aus „tifa“ leitet sich „Tifosi“ ab und das ist im Italienischen die Bezeichnung für die fanatischen Fußballfans.
Oft werden die Demonstrationen des „blocco studentesco“ mit Fahnen, Transparenten und Bengalos wie Umzüge von den Tifosi inszeniert. Inklusive Kopien von Schlachtrufen und Klatschrhytmen aus den Stadien.
Aber auch Flash Mobs werden vom Blocco Studentesco gemacht. So unter anderem während der Schülerproteste im letzten September in Palermo. Am 11. Dezember 2012 organisierte der blocco studentesco einen so genannten Hardbass auf den Weihnachtsmarkt in Bozen. Bei einem so genannten Hard Bass ziehen sich auf ein Zeichen die Beteiligten eine beliebige Maske über und beginnen zu einer speziellen Technomusik durch allerlei Räumlichkeiten zu tanzen. Eigentlich kommt diese Aktionsform aus Osteuropa, wird aber schon seit  ca. 2 Jahren immer wieder in Italien, Frankreich und Spanien von CasaPound Italia, den Les Identitaires und anderen Rechten genutzt, um auf ihre Anliegen aufmerksam zu machen. Denn Parolen und Flugblätter werden auch unter die Anwesenden gestreut. Das Gro der Außenwirkung dieser zeitlich und örtlich begrenzten Aktionsformen macht aber wohl die anschließende Selbstdarstellung über einen eigens gedrehten Kurzfilm auf youtupe und Nachrichten auf facebook aus. Exemplarisch kann man sich das Ganze einmal auf youtupe unter „Hardbass Roma  - contro la crisi“ ansehen. Über 60.000 mal wurde das Video angeklickt. Auf der dazugehörigen facebook site heißt es: «Vogliono privarci del nostro futuro, non ci toglieranno la nostra voglia di vivere.» Sinngemäß: „Sie wollen unsere Zukunft privatisieren. Wir aber lassen uns den Willen zum Leben nicht nehmen.“
Einige Umzüge hat der „blocco studentesco“ mit weißen Masken in Szene gesetzt. So z.B. 2010 auf einer neopolitanischen Gedenkkundgebung zu den Foibe-Massakern von 1945. Das Auftreten mit weißen Gesichtsmasken ist eine Aktionsform die linke Gruppierung „Die Überflüssigen“. Seit 2004 führte diese eher dem operaistischen Lager der Autonomen zuzurechnende Strömung zu verschiedenen Anlässen gegen Präkarisierung und Ausbeutung in Deutschland Aktionen mit derartigen Masken durch. Von bundesdeutschen Nazis wurde dieses maskierte Auftreten mehrmals unter der Bezeichnung „Die Unsterblichen“ ab 2011 immitiert und abgeändert durchgeführt.

Politische Aussagen jugendgerecht aufbereitet, Eventkultur politisch umgesetzt. Auf dem CasaPound Italia Kanal bei youtube kann man sich einen visuellen Eindruck dieser Aktionen verschaffen. Youtube, Facekook, Mystace, alle Sozialen Netzwerke werden ausgiebig und professionell von Casa Pound Italia und seinen Organisationen genutzt.
Eine erste Impression von öffentlichen CasaPound Italia Auftritten kann man sich gut auf youtupe unter dem CPI-Propagandafilm „CasaPound Italia - Torna a credere, ricomincia a lottare – Video ufficiale“ aneignen. Übersetzt heißt der Titel sinngemäß „CasaPound Italia – Kehre um zum Glauben und beginne den Kampf neu.“. Der Leitspruch des historischen Faschismus in Italien war: „Credere, obbedire, combattere“ - „Glauben, gehorchen, kämpfen“.

Popkulturell werden Anleihen an Comic-Helden wie den Revolutionär V aus „V wie Vendetta“ aus dem Comic von Alan Moore und David Lloyd genommen. Die Maske von V ist dem Gesicht von Guy Fawkes nachempfunden der 1605 das englische Parlament in die Luft sprengen wollte. Die Maske aus der Comicverfilmung dient auch den Hackern von „Anonymus“ oder den Occupy-Aktivisten zur Vermummung. Casa Pound bezieht sich auch immer wieder auf die Figur des Corto Maltese von Hugo Bratt. Diese bekannte Figur requiriert Casa Pound für sich, da der Zeichner Bratt als Kind in der Balilla, der faschistische Kinder- und Jugendorganisation war. Aber auch Animefiguren wie der Sozialrebell und Weltraumpirat Captain Harlock von Leiji Matsumoto werden adaptiert.

Anleihen aus der Welt des Zelluloids werden genommen. Nonkonforme Helden werden gesucht und gefunden. Robert de Niro als Travis Bickle in „Taxidriver“ von Martin Scorsese, Clint Eastwood als „Dirty Harry“ von Don Siegel, Kurt Russell als Snake Plissken in John Carpenters „Die Klapperschlange“. Und natürlich John Carpenters Film „Sie leben“. Titelheld dieser Dystopie ist John Nada, ein arbeitsloser Bauarbeiter der obdachlos auf Jobsuche ist. Das Land steckt in einer tiefen Wirtschaftskrise, immer mehr Menschen verlieren ihre Arbeit und Wohnung. In einem Haus entdeckt John, gespielt von Roddy Piper, ein Paket mit Sonnenbrillen. Er nimmt sich eine. Mittels dieser speziellen Brille entdeckt er, dass die Menschheit von Außerirdischen beherrscht und ausgebeutet wird. Setzt er die Brille auf, so sieht er auf Werbeplakaten und Zeitschriften die Befehle „Gehorche!“, „Konsumiere!“, „Schlafe weiter!“, „Stelle keine Autoritäten in Frage! oder „Sieh fern!“. Auf Geldscheinen steht „Dies ist dein Gott!“. John Nada, oder John Nichts, entdeckt mit der Brille auch die wahre Identität der Bösen. Es sind außerirdische Wesen. Gegen diese kapitalistischen „außerirdischen“ Ausbeuter wehrt er sich und schließt sich der „nonkonformen“ Revolte an.

2007/2008 war das Gewaltepos „300“ von Jack Snyder von kaum einem faschistischen Plakat in Italien wegzudenken. Die Comicvorlage von Frank Miller aus dem Jahr 1998 ließ auch Nichts aus, was Rechte sich erwünschen. Autoritärer Ständestaat, stricktes patriachales Männer-Frauenbild, Verherrlichung von Körperkult und Männerbünde, Lebensverachtung und Vernichtungsliebe, Gewalt und Krieg. Anklage an die angebliche Verkommenheit der verweichlichenden Zivilisation und die korrupte Demokratie. Als 2007 die Comicverfilmung in die Kinos kam, fand sich (nicht in ihrer Umsetzung, aber an ihrem Inhalt und Form) massive Kritik in fast allen deutschen Zeitungfeuilletons. Mit Ausnahme der FAZ. Diese befand, dass es sich hierbei um eine Comicverfilmung handeln würde. Comic sei Popkultur und Popkultur sei nunmal nicht faschistisch. Ergo wurde über die Inhalte nicht reflektiert und „300“ war für das Haus- und Hofblatt des deutschen Finanzwesens nicht faschistisch. Der Bezug auf die Spartaner als Keimzelle der Europäischen Kultur hielt sich aber nicht lange bei den italienischen Faschisten. Allein die französischen Les Identitaires bezogen aus dem Keil als Kampfformationen der spartanischen Hopliten und als Lambda-Signe auf deren Schilde ihr Parteiemblem. Den Keil im Kreis.
Hervorzuheben ist der Film „Fight Club“ von David Fincher, nach dem gleichnamigen Roman von Chuck Palahniuk. „Fight Club“ hat es in den letzten Jahren zu einer atemberaubenden europaweiten Rezeption in der faschistischen Szene gebracht. Gewalt als Motor der Geschichte und als reinigende Kraft von Zivilisation und entfremdeten Leben. Männerbündelei und Frauenverachtung. Der Futurist und spätere Kulturminister Mussolinis, Filippo Tommaso Marinetti, hat es als Autor des Gründungsmanifests des Futurismus von 1909 so formuliert: “Wir wollen den Krieg verherrlichen – diese einzige Hygiene der Welt – den Militarismus, den Patriotismus, die Vernichtungstat der Anarchisten, die schönen Ideen, für die man stirbt, und die Verachtung des Weibes.“ Diese Art der Legitimierung, Ästhetisierung und Verherrlichung von Gewalt durchzieht fast jede kulturelle Äußerung Casa Pounds. Sei es in den gehypten Filmen, in der Musik, der Bildersprache oder der Rhetorik. Der Kult der Gewalt wird explizit gehegt. Zur Zeit wird auf Zentropa das Thema des burschenschaftlichen Mensurenschlagen, sowie des tödlichen Duellieren unter Männern propagiert. Im Dezember 2012 wurde dabei ein Foto mit Roger Moore als James Bond und  Christopher Lee als Scaramanga aus The Man with the Golden Gun gepostet. Beide in der Ausgangssituation eines Duells mit Pistolen. Darüber der Imperativ „legalize it“ nach einem antiprobitionistischen Song von Peter Tosh zur Legalisierung von Marihuana aus dem Jahr 1976.
In dem Film „Fight Club“ kommt das von Palahniuk gepriesene Motiv der „Revolte gegen die moderne Welt“ noch dazu. Dieses Motiv ist aber auch ein Titel und Inhalt eines Buches von Julius Evola, dem wohl bedeutendsten Theoretiker des italienischen Faschismus. Und ein Idol der Casa Pound Bewegung. Der Film „Fight Club“ und seine Romanvorlage bieten alles was das Herz eines Faschisten höher schlagen läßt. Verfilmt mit den Schauspielern Edward Norton und Bratt Pritt ist dieser Film reine Popkultur. 100 % anschlussfähig zum Faschismus.

Aber auch in der realen Welt der Rebellen und Revolutionäre holt sich das CPI Anleihen. Auch von ganz links. Dabei geht es um die Revolte gegen „das System“ an sich, eine Revolte mit hohem Symbolcharakter, die oft im tragischen Martyrertod endet. Die realen Protagonisten und ihre Ziele zählen da nicht. Sie sind  ihrer geschichtlichen, sozialen und politischen Bedeutung entledigt und längst zu Ikonen geworden. Zu einer rebellischen Geste. Einer universell einsetzbaren Haltung. Casa Pound bedient sich dabei u.a. des amerikanischen Schriftstellers Jack Kerouac, des italienischen Liedermachers Rino Gaetano und sogar des italienischen Regisseurs Pier Paolo Pasolinis. Aber auch des irischen Revolutionärs Bobby Sands, der sich 1981 im Hungerstreik gegen die britischen Haftbedingungen zu Tode hungerte. Oder Ernesto Che Guevaras, den argentinischen Linken, Internationalisten und Revolutionär, der 1967 in Bolivien in einem Gefecht mit Regierungssoldaten starb.

Als Symbol für „blocco studentesco“ hat sich das CPI die Fahne der englischen Faschistenpartei Oswald Mosleys aus den 30er Jahren angeeignet. Die Fahne der British Union of Fascists zeigt als Symbol Flash and Circle (Blitz und Kreis), was die „Tatkraft in sozialer bzw. rassischer Einheit“ darstellen soll.
Die propagierten Inhalte, das aggressive Auftreten und die Gewalttätigkeit des „blocco studentesco“ sorgt immer wieder für ein spannungsgeladenes Verhältnis zu anderen Schüler- und Studentenorganisationen. Diese beklagen viele Angriffe und Überfälle seitens des „blocco“. Der wohl bekannteste Zwischenfall hat italienweit für Furore gesorgt. Am 29.10.2008 kam es in Rom während einer Protestdemonstration gegen die Spargesetze unter der Erziehungsministerin Mariastella Gelmini zu einer massiven Straßenschlacht zwischen dem provozierenden „blocco studentesco“ und eher linken Studenten auf der Piazza Navona. Blocco Studentesco und Casa Pound ergingen sich anschließend in Unschuldsbeteuerungen, bejubelten aber gleichzeitig die von ihnen ausgeführte Gewalt nach squadristischen Vorbild. Auf der Internetplattform youtube findet man von ZetaZeroAlfa den Song „fare blocco“, eine Art faschistischer Rockhymne des blocco studentesco. Garniert ist dieser Song mit einem Bild der Piazza Navona, auf dem der Kampf ausgetragen wurde. Zu sehen sind mit Stöcken bewaffnete, teils behelmte Faschisten des Blocco in eingeübter Kampfformation. In der schwarzen Studentenhymne „fare blocco“ heißt es „Siamo il Blocco Studentesco, non si fermerà la marcia!“ - „Wir sind der Blocco Studentesco, wir marschieren weiter.“ Gemeint ist der „marcia“ der „camicia nera“, der italienischen Squadristen in ihren schwarzen Hemden.
Der Kult der Gemeinschaft und des Willens, der Einheit und Reinheit wird gepflegt. Und der Kult der Gewalt. Dieser durchzieht dabei alle Sphären des Casa Pound Italia. Der öffentlich auftretende jugendliche Enthusiasmus, Fan-atismus und Aktionismus der Schüler und Studenten wird an die Organisation gebunden. Gewaltpolitik wird mit Erlebniskultur verbunden. Aggressive Impulse, destruktive Energien und der Wunsch nach Konfrontation werden gefördert, gebündelt, fokusiert und eingesetzt. Eingesetzt für wertkonservativen Opportunismus und Überanpassung.

Als fast perfekte Synthese zwischen Kampf, Initialritus in einen faschistischen Männerbund und Tanz kann der von der Band ZetaZeroAlfa eigens kreierte Song und Tanz „Cinghimattanza“ gelten. „Cinghimattanza“ heißt „Gürtelmassaker“. Hier wird wild getanzt und mit Gürtelriemen auf den Tanzpartner eingedroschen. Eine Art „Fight Club“ auf der Tanzfläche nach der Marke „Dangerous - Blood on the Dance Floor“. Dies praktizieren die Militanten auch auf der Straße. Hier aber nicht als Übung und mit dem Riemen, sondern im blutigen Ernst und mit der Metallkoppel gegen den politischen Gegner. Wie das geht, beweisen Fotos von der Piazza Navona.

Im Musikbereich hat Casa Pound Italia der Jugend aber nicht nur eine Band anzubieten. Verbandelt ist das CPI mit vielen Bands, Labeln und Auftrittmöglichkeiten. Im Keller der römischen Zentrale befindet sich ein Proberaum und das CPI unterhält eine eigene „Bunker Noise Academy“ um Bands zu unterstützen. Rechte Konzerte gehören zum Alltag Casa Pounds, wie anderer rechter Organisationen in Italien auch. Laut dem Rechtsrockexperten Jan Raabe hat Italien nach Deutschland die größte Rechtsrock Szene in Europa zu bieten. Ist dabei aber musikalisch im Stil und Technik innovativer als die Teutonen. Von den Behörden haben Nazibands in Italien nichts zu befürchten. Nicht umsonst fand das Festival zum 20jährigen Bestehen der Hammerskins in Europa Mitte 2010 in Oberitalien statt.

Darüber hinaus verfügt das CPI über ein eigenes Internetradio, das „Radio Bandiera Nera“ - Radio Schwarze Fahne. Das RBN existiert seit 2007 und sendet rund um die Uhr. Es wird von lokalen Aktivisten im In- ,aber auch, Ausland mit Material bestückt. Konzerte, Reportagen, Interviews, Aktions- und Demonstrationsberichte finden sich dort. Wohlabgemischt mit rechter Musik und allgemeiner Rock- und Pop-Musik. Im Netz findet sich zu dem ein eigener Internet-TV Auftritt namens  „Tortuga Web TV“ und auf youtupe werden eigene Filme unter „Zentroping“ gepostet. Es wird kein Mittel zum medialen Auftritt ausgelassen.



Heros in style


Für den modischen Stil ist ebenfalls gesorgt. Auf Zentropa findet man über „Thor Steinar“, „Eric and Sons“ bis hin zum italienischen label „calci und pugni“ alle rechten Marken beworben. Dazu wurden in den letzten sechs Jahren noch gut 200 andere Quellen von Bekleidungen bei Labels, Bands, Buchhandlungen usw gepostet. „Calci und Pugni“ heißt übrigens „Tritte und Schläge“. Die Eigenwerbung lautet „la nostra rabbia è il nostro stile“. Unser Zorn ist unser Stil. Die rechte Band „Von Thronstahl“ brachte T-Shirts unter der Bezeichnung „Fasci Nation“ heraus. Auch dies beworben auf Zentropa. Passend zu dem modekulturellen Vorgang stand hier aufgedruckt „Re-turn your revolt into style“.
Der Stil von Josef Maria Klumb, dem Sänger der Band, dürfte dabei eher dem des auf Zentropa beworbenen „Lutetia Dandy Clubs“ aus Frankreich entsprechen. Ein auf imperialen Herrenmenschen getrimmter Snobismus a la Gabriele d`Annunzio, einer ideellen Leitfigur des italienischen Faschismus. D`Annunzio hatte mit Teilen der Associazione Arditi d’Italia in einem nationalistischen Wahn 1919 den kleinen Freistaat Fiume an der kroatischen Küste besetzt. Aus dem Veteranenverband der Associazione Arditi d’Italia gingen später viele Mitglieder der faschistischen Squadri hervor. Gabriele d`Annunzio gilt bis heute vielen italienischen Faschisten als Vorbild.

Rechtskulturelle Ausdrucksformen können divergieren. Sei es als Snob mit modisch-eleganter Attetüde, als Ultra oder Hooligan im lässig-sportlich designten Casual-look der Stadiontribünen, als Skinhead im Proletenlook, als Politaktivist in smarter Eloquenz oder hipper Freak mit Pearcing, Tunnel und Tattoo. Ebenso in der musikalischen Ausrichtung oder Sport- und Freizeitgestaltung. Dennoch hieß es 2010 „stesso stile, stessa ghenga“ - „Der gleiche Stil, die gleiche Gang“. Konformität für Nonkonformisten. Ein Widerspruch mag man denken. Nicht aber für diese, von den Faschisten gepriesenen Spielart von Nonkonformität. „Mille cuori, una bandiera, mille braccia verso il sole!“ - “Tausend Herzen, eine Fahne, tausend Arme zeigen zur Sonne“, so heißt es im Lied „fare blocco“ von ZataZeroAlfa für die Casa Pound Schüler- und Studentenorganisation.
In ihrer anscheinenden Divergenz soll doch eine Vereinheitlichung und Uniformisierung der Jugendlichen und jungen Erwachsenen stattfinden. In der Schaffung von Alltagshelden, die „dressed in stile“  ihren (popkulturellen) Führern folgen. Eine Faschisierung der Alltagsästhetik ist angestrebt.
Von einer „Vestire alla fascista“ wie Francesco Salvori 1934 einforderte kann noch nicht die Rede sein. Salvori forderte in seinem Aufsatz die italienische Bevölkerung in Uniformen zu stecken, um die Identifikation des Einzelnen mit der Gesellschaft zu fördern. Und um die Menschen ihren Ständestatus nach einordnen zu können. Er schrieb: „The new Italiens must live like heroes; if not all of them, with magnanimous gestures which is impossible, at least with their thoughts and desires. Being heros in style at least is very often the first step towards the substance of real heroes.“. Der neue faschistische Mensch als Produkt seiner Kleidung. Die Durchuniformierung der italienischen Gesellschaft blieb wie so vieles Andere Wunschdenken der Faschisten. Obwohl zu Zeiten Mussolinis die Modeindustrie modernisiert, umstrukturiert und auf internationale Konkurrenzfähigkeit transformiert wurde. Mussolini war von der Bedeutsamkeit der Modeindustrie überzeugt. Er erwartete sich von ihr wichtige Impulse zur Modernisierung der Industrie. Zudem mass er ihr eine Schlüsselfigur zur Vermarktung „italienischen“ Kultur zu. 1932 wurde eine eigene Modebehörde eingerichtet, die Modeindustrie „italienisiert“, ein italienisches Brand entstand. Dieses Interesse der Faschisten an Mode fand großen Widerhall in der Modeindustrie, die willig kooperierte.
Mode war für die Faschisten ein Vehikel der Kommunikation, des Transports von Wertevorstellungen, philosopischen und moralischen Bildern des Seins und Werdens. Angestrebt war eine Ästhetisierung des Alltags unter faschistischen Ideologemen. In vielen Marken fand sich im Schnitt, Form und Farbengebung eine Ausrichtung auf einen Lifestyle mit Idealen wie Schnelligkeit, Wandel, Stärke und Modernität wieder. Ebenso Anleihen und Fragmente aus Uniformfarben, -formen und -schnitten. Darüber hinaus entsprach dieser dress und seine codes dem faschistischen Selbstbild, den propagierten kollektiven Mustern und physischen Auftreten und Verhalten. Der neue faschistische Mensch, der „uomo fascista“, mit seiner Physis und Psyche war omnipräsent auf den Straßen und Piazzen des Bel Paese. Die gepriesene römisch-italienische Identität des disziplinierten, militärisch und männlich-entschlossenen Menschen fand seine Umsetzung in der Mode. Turn your politic into style.
Welch ein Bedarf darin besteht seine faschistische Identität zu leben, zu präsentieren und zu bewerben  beweisen die wirtschaftlichen Erfolgsgeschichten von „Thor Steinar“, „Eric and Sons“, „Calci e pugni“ und andere Marken. Waren Menschen mit derartigen Einstellungen noch vor einigen Jahren angewiesen sich mit Marken aus dem Mainstream zu bekleiden, die an faschistische Ästhetik erinnern, so gibt es jetzt einen eigenen Bekleidungszweig mit Produktion, Vertrieb und Verkauf, der dieses Interesse lukrativ bedient. Tendenz: steigend.
Zu diesem business gehören auch Verkaufsläden. Seit gut zwei Jahren gibt es nahe des Casa Pounds den Bekleidungsladen „Badabing“. Geführt wird er von der rührigen Römerin Chiara del Fiacco, die in diversen Medienprojekten Gabrielle Adinolfis mitarbeitet. Der Zeitschrift „Occidentale“, der Internetplattform „NoReporter“, u.a.. Vor allem aber ist sie eine der Hauptverantwortlichen von „Zentropa“. Die reisefreudige Italienerin, die lange mit ihrem Mann Sebastian in Kanada lebte, kann man als federführend für den grafischen Stil Zentropas ausmachen. Das auf Zentropa massgeblich seit 2006 benutzte Pseudonym „JesusFranco“ dürfte ihr zuzuschreiben sein. Sie ist ausgewiesene Horror- und Splatter Liebhaberin und mit dem spanischen Regisseur Jesús Franco Manera teilt sie die Vorliebe für sadomasochistische, surrealistische und pornographisch angereicherte Zombie- und Horrorfilme. Sie ist Cineatistin, liebt Tattoos und Hip Hop-Musik und Graffity und Street Art gehören zu ihrem Lieblingsrenomees. Hinter der europaweit ausgerufenen rechten Streetart Competition im Area 19 im Mai 2011 dürfte sie auch stecken. Das Treffen erwies sich als absoluter Flop. Während drei schlechte Graffities im Area 19 von Italienern, Tschechen und Spaniern entstanden, „bombte“ die römische Graffity-Szene ein Wochenende die Stadt mit dutzenden Graffities gegen Casa Pound zu. Noch ist die rechte Einflußnahme auf die Graffity- und Streetart-Szene gering. Aber auch diese Ebene des Kampfes um „öffentlichen Raum“ wird im Ringen um kulturelle Hegemonie aufgegriffen. Im Mai 2012 inszenierte Casa Pound eine zweite International Streetart Competition.

 

 

Freizeit-, Sport- und Kulturangebote


In den letzten Jahren hat Casa Pound Italia eigene Sportgruppen ins Leben gerufen. Neben Gruppen für Tauchen, Motorradfahren, Eishockey, Rugby, Fallschirmspringen und Bergwanderungen, bietet das CPI   auch Kampfsportarten wie Thai Boxen und brasilianinsches Jiu-Jitsu an. Das diese ganz oben stehen und das CPI in aller Regelmäßigkeit Kampfsportturniere ausrichtet sollte mittlerweile keinen mehr verwundern. Ziel dieser  Freizeitangebote Marke „Leibesertüchtigung“, „Zurück zur Natur“ oder „Gehe an deine Grenzen" für zivilisationsmüde Metropolenbürger ist aber nicht nur, dass Sport zur körperlichen, geistigen und moralischen Ertüchtigung dienen  soll. Zur physischen und moralischen Erziehung für Familie, Heimat und Nation. Das Casa Pound eifert dem freizeitpolitischen Modell unter Mussolini, dem „Opera Nazionale Dopolavoro“ (O.N.D.) – „Nach der Arbeit“ nach.
Das Opera Nazionale Dopolavoro war die direkte Vorlage für die deutsche NS-Organisation Kraft durch Freude (KDF), die 1933 gegründet wurde. Das O.N.D. hingegen wurde schon am 1. Mai 1925 ins Leben gerufen. Parallel zur Zerschlagung der Arbeiterorganisationen wurde es an dem internationalen Tag der Arbeit in Szene gesetzt. Es war das Herzstück der faschistische Sozialpolitik, bzw. das was von dieser propagierten Sozialpolitik funktionierte. Es diente als antigewerkschaftlicher und antisozialistischer Gegenentwurf zu den Vorstellungen des Reformsozialismus, der damals in Europa tonangebend war. Es war Aushängeschild des korporatistischen Gegenmodells, dem so genannten Dritten Weg zwischen Kapitalismus und Kommunismus. Das Dopolavoro verfügte über eine „educazione artistica“ (Musik, Rundfunk, Kino, Sport, Amateurtheater, Folklore), „educazione fisica“ (Sport, Tourismus), „istruzione“ (Allgemein- und Berufsbildung) und „assistenza“ (soziale Fürsorge, Gesundheitsvorsorge und Gewerbehygiene, Sozialversicherungen, Verbraucherversorgung, Haushaltung, betriebliche Sozialeinrichtungen).

Alle diese Sportgruppen sind mit einem ähnlichen Signe ausgestattet. Und, wie die anderen kulturellen und sozialen Assoziationen des Casa Pound Italia auch, einem Corporate Identity unterworfen. Einheitliche Form- und Farbgebung sollen klarstellen, dass es hier um Projekte einheitlicher Identität handelt. Auch das bekannteste Symbol des Casa Pound unterliegt dieser Vorgabe. Es ist eine in den Farben schwarz-weiß-rot gehaltene Schildkröte in einem Kreis. CPI hat sich bei seiner Wahl die Schildkröte, la tortuga, als Wappentier ausgesucht. Nach dem Titel eines Buches des Ex-Terza Posizione Mitglieds Gabrielle Adinolfi. „Tortuga, l’isola che (non) c’è.“ - „Die Schildkröte, eine Insel die (nicht) existiert.“ Der Titel ist angelehnt an „L’isola che non c’è“ -  Neverland. Die Insel aus dem Roman von J.M. Barrie. Die Insel Peter Pans, der mit seinen „lost boys“ gegen die Piraten unter Captain Hook kämpft.
Mittlerweile sind die Erklärungsmuster zu Casa Pounds Heraldik so vielfältig, wie bedeutungsschwanger. Mal soll die Schildkröte ihr Sozial- und Wohnungsprogramm „mutuo soziale“ veranschaulichen, mal ihre kulturelle Identität darstellen, mal das kosmische Tier der Weltweisheit symbolisieren. Das Oktogramm auf ihrem Rückenschild soll im Sinne des altgriechischen Schriftstellers Plutarch die Kraft Gottes symbolisieren. Ein anderes Mal eine antike Legionärskampfform. Dann wieder das Castel del Monte von Friedrich II, usw. usf.. Die rhetorisch geschulten Pressesprecher Casa Pounds sind nimmer müde alte und neue Definitionen preis zu geben. Für jeden Geschmack läßt sich da was finden. Casa Pound Italia ist ein genau durchdachtes Produkt zur medialen Weiterverwertung. Alles was an die Öffentlichkeit dringen darf ist sorgsam vom CPI konzepiert und arrangiert. Dem Zufall soll Nichts überlassen bleiben.
Um sich als etwas Neues darzustellen bezeichnen sich die Mitglieder des Casa Pound Italia selbst als „i fascisti del terzo millennio“, die Faschisten des neuen Jahrtausends. Und sie entwerfen bedarfsorientiert neue Mythen und Metaphern, Riten, kollektive Bilder und Symbole. Traditionell verwurzelt und für Kenner und Anhänger leicht zu deuten. Für Außenstehende aber nicht leicht zu durchschauen und schwer politisch einzuordnen. Eine Demonstration von CasaPound Italia mit hunderten Tortuga-Fahnen wirkt anders als dasselbe Szenario im Zeichen des traditionellen Keltenkreuz. Letzteres Zeichen ist weltweit bekannt und man weiß für welche Politik es steht. Und dennoch. Die Choreografie des massenhaften Auftritts und die Inszenierungen von Macht, die Teilnehmer und Betrachter beeindrucken soll, ist dabei dieselbe wie aus dem letzten Jahrtausend. An einer umfassenden Ästhetisierung ihres faschistischen Gedankenguts arbeitet das Casa Pound  durchgehend.

Gianluca Iannone wird schon jetzt als charismatischer Führer und Duce in spe gehandelt. Als Rockstar, Kumpel von Nebenan, zupackender Arbeiter, kinderliebender Familienmensch, Chefdenker oder redegewandter Politiker wird er der Öffentlichkeit präsentiert. Ähnlich Mussolini, der als standhafter, hypersexueller und kriegerischer Mann das Vorbild und Superikone inszeniert worden war. Für den passenden Star- und Führerkult, die Kreierung eines politischen Shooting-Stars, sorgen Mediengestalter und -berater. Das Übrige besorgen Mainstreamjournalisten und -fotografen, zu deren business as usual es gehört, politische und soziale Sachverhalte wenig hinterfragt, leicht verdaulich und geschmeidig zu verkaufen. Bei manchen Medienvertretern verliert es sich schon an Trennschärfe und man beginnt sich zu fragen, wer hier wen funktionalisiert und auf Ideen bringt. Alles in Allem: aufgehende Werbestrategien von Nonkonformen für die so verachtete konforme Medienwelt.
Und für den der´s braucht gibt es jetzt schon G.Iannone - Buttons, Aufkleber, T-Shirts, Magnet-Pins für den Kühlschrank, Wanduhren, etc.. Merchandising für die Bewegung. Money makes the world goes round.
Subaltern werden weitere capi, Führer, aufgebaut. Für die Organisation, zur Repräsentation oder auch aktuell zu Wahlen.

Es verwundert also nicht, dass Mediengestalter, Photographen und Künstler zum engeren Umfeld des CPI gehören. Ob dabei die „artisti per Casa Pound“, das „teatro non conforme“ und der „Circolo Futurista Casal Bertone“ /CFCB eine tragende Rolle spielen mag dahin gestellt sein. Zumindest sind diese sich auf den Futurismus berufenden Zirkel eine weiteres Aushängeschild des Casa Pounds.
Der historische Futurismus in Italien war eine advantgardistische, aber in vielen Facetten höchst menschenverachtende Kunstrichtung aus dem Anfang des letzten Jahrhunderts. Kulturell bereitete der Futurismus den Faschismus mit vor und begleitete anschließend künstlerisch den faschistischen Staat. Auch wurden die ersten squadristischen Kampfverbände in Häusern Mailänder Futuristen gegründet. Der Künstler, Verleger und Autor des 1. Futuristischen Manifests von 1909, Filippo Marinette, wurde später Kulturminister unter Mussolini.
Vor allem die „azione futurista“ unter Graziano Cecchini setzte sich in den letzten Jahren immer wieder in Rom medial in Szene. Das eine Mal kopierte Graziano Cecchini eine Kunstaktion  aus England und färbte im Oktober 2007 den Trevibrunnen anläßlich eines Filmfestivals unter den ehemaligen sozialdemokratischen Bürgermeister Walter Veltroni rot ein. Ein Jahr später, im Juni 2008, ließ er 500.000 Bällchen die spanische Treppe herunterrollen. Und im August 2008 ließ er Transparente für die Freiheit Tibets an großen Ballons vor der Engelsburg steigen. Diese gefälligen und sichtlich um Aufmerksamkeit bemühten Aktionen spiegeln auch das Niveau des Amateurtheaters „teatro non conforme“ wieder. Gesetze der Propaganda und die Inszenierung als Medienereignis, dies sind die einzigen Parallelitäten die diese Plagiateure zu ihren historischen Vorbildern aufzuweisen haben.
Futurismus wird auf der Ebene des Neofuturismus gehandelt. Ein Absurdum, schaut man sich die Verlautbarungen der ersten Futuristen an. Ein Neofuturismus wäre in ihren Augen ein Anarchronismus und Antagonimus schlechthin gewesen. Die Futuristen Umberto Boccioni, Carlo Carrà, Luigi Russolo, Giacomo Balla und Gino Severini schrieben in ihrem „manifesto del pittori futuristi“, dem Manifest der futuristischen Maler aus dem Jahre 1910: „ ...2.- jede Form von Nachahmung aufs Tiefste verachten. ...3.- jede Form von Originalität verherrlichen, auch wenn sie tollkühn und ungestüm ist. ...“. Reklame für CasaPound Italia sind die Betätigungen des „Circolo Futurista Casal Bertone“. Mehr nicht.

Wohl um diesen Antagonismus wissend, wurde im Oktober 2011 ein Manifest des Turbodynamismus geschrieben und auf das hauseigene Ideologielaboratorium namens Ideodromo gesetzt. Dieses „Gründungsmanifest“ in zehn Glaubenssätzen lehnt sich stark an die elf Positionen von Marinettes Futuristischen Manifest an, das er 1909 auf der Titelseite des „Le Figaro“ veröffentlichen ließ. Es gilt für Casa Pound Tradition und Image zu wahren.

Was die Tradition angeht, so stehen auf der Agenda des Casa Pounds auch alle jene Ereignisse und Umstände, die die radikale Rechte in Italien seit ehedem thematisiert.
Das militärische Abenteuer der rechten Freischärler „Arditi“ und Teilen der Armee um Gabriele D'Annunzio bei der Besetzung des 28 Quadratkilometer großen Freistaats Fiume. Traditionell wird dieses Husarenstück der Okkupation der Adria-Stadt Rijeka im September 1919 als Vorwegnahme des aufkommenden Faschismus gefeiert. Und das „il Vittoriale degli italiani“ wird gerühmt. Der alte Wohnsitz D’Annunzios am Ufer des Gardasees, wo heute ein Museumskomplex mit zig Artefakten, Objekten und Zeugnissen aus dieser Zeit stehen.
Ostentative wird erklärt, dass die Stadt Bozen zu Italien und nicht zu Österreich gehöre. „Bolzano è Italia!“ lautete z.B. die Parole zur provokanten Demonstration von Casa Pound Italia mit ca. 1000 Mitgliedern und Anhängern am 5. März 2011 in Bozen. Das sich Casa Pound für den Erhalt des von Mussolini angeregten Siegesdenkmal über Österreich auf der Piazza della Vittoria in Bozen dabei einsetzt, versteht sich von selbst. Das Fronttransparent der aus ganz Italien angereisten Faschisten lautete übrigens „Gegen eure Arroganz. Für das Zusammenleben.“
Gedacht wird den Massakern in den „Foibe“, die jugoslavische Partisanen am Ende des 2. Weltkriegs an Faschisten und italienischen Nationalisten, in Istrien und Dalmatien begingen. Diese nahmen Rache für die Greueltaten und Verbrechen der italienischen Besatzungsmacht. Dabei töteten sie auch viele Menschen aus der italienischstämmigen  Zivilbevölkerung, ohne das diesen Verbrechen zu Last gelegt werden konnten. Die Massaker fanden in Karsthöhlen so genannten „Foibe“ statt. Seit der Regierungsbeteiligung von Post-Faschisten gewinnt die Erinnerung an die „Foibe“ immer mehr Einfluß auf den historischen Diskurs in der italienischen Öffentlichkeit.
Zudem kommen die jährlichen Riten und Gedenkkundgebungen für die „gefallenen Kameraden“. Die Märtyrer und Helden der Vergangenheit. Vor allem den Kameraden aus der Zeit 70er Jahre, als das offizielle Vorgehen der Ordnungskräfte, die halbstaatliche terroristische Strategie der Spannung, der „strategia della tensione“, und die Gewalt der faschistische Organisationen von proletarischen Jugendlichen und radikalen Linken mit ähnlichen Mitteln quittiert wurden. In Rom wurden Franco Bigonzetti und Francesco Ciavatta, zwei Mitglieder der faschistischen Jugendorganisation Fronte della Gioventù, in der Via Acca Larentia von Unbekannten im Jahr 1978 erschossen. In den sich anschließeden Auseinandersetzungen wurde ein weiteres MSI-Mitglied, Stefano Recchioni, von einem Carabinieri erschossen. 2008, zum 30sten Jahrestag zogen einige tausend Faschisten diverser Gruppierungen in einen Fackelmarsch durch Rom. Am Ort der Tat zelebrierten sie ein Gedenken, bei dem sie in Marschformation stehend und Fackeln haltend einer Rede lauschten. Dabei entrichteten sie immer wieder den römischen Gruß. Eine Geste, die auch in Italien per Gesetz verboten ist. An der diesjährigen Kranzniederlegung 2012 für die „camerati caduti“ nahmen der Bürgermeister Roms Gianni Alemanno, als Ex-Mitglied der Fronte della Gioventù, und die 2011 designierte Jugendministerin Italiens, Giorgia Meloni, als ehemalige Präsidentin der faschistischen Jugendorganisation der Alleanza Nazionale, teil.


Kapitalismuskritik


Mit zahlreichen Aktionen und Kampagnen macht Casa Pound Italia seit Jahren auf notleidende Anteile der „italienischen“ Bevölkerung im Bel Paese aufmerksam. Das CPI beklagt die Folgen der unsozialen Regierungspolitik und schlägt offensive und aggressive Töne gegen die Wirtschaftsform Kapitalismus an. Dabei zielt ihre antikapitalistische Rhetorik und Kritik auf l´usura, den Wucher. Nicht auf den Kapitalismus an sich, sondern auf eines seiner Strukturelemente. So verkürzt ist die Kritik ausschließlich oberflächlich und entlastet den Kapitalismus als Ganzes. Die Stoßrichtung und die Wortwahl der Casa Pound Faschisten bezieht sich direkt auf die antisemitische Denkstrukturen ihres Namengebers, des Amerikaners Ezra Pound.

 

 

Ezra Pound


Ezra Pound war ein herausragender Literat seiner Zeit, den viele Freundschaften mit anderen Künstlern wie James Joyce, Ernest Hemingway und Anderen verband. Er kam aus Idaho und studierte in den Jahren 1900 bis 1905 vergleichende Literaturwissenschaft und Romanistik in Pennsylvania und New York. Wie so manche Künstler seiner Zeit zog es ihn nach Europa. Zuerst ein Jahr nach Vendig, dann lange Zeit nach London, für vier Jahre nach Paris, bis er schließlich nach Ligurien übersiedelte. Dort ließ sich der 37jährige 1924 in Rapallo, in der Provinz von Genua, nieder und sympathisierte bald darauf mit dem italienischen Faschismus. Ganz Kulturmensch bewunderte Ezra Pound Benito Mussolinis wegen dessen angeblich reinen Kulturinteressen: „Große Intelligenz stößt wieder und wieder auf große Wahrheit. Der Duce und Konfuzius haben in gleicher Weise erkannt, dass ihr Volk die Dichtung braucht, dass Prosa keine Bildung darstellt, sondern nur den Vorhof dazu.“. Und er befand, dass Mussolini die einzige logische Antwort auf den bürgerlichen Materialismus einerseits und den marxistischen Determinismus andererseits darstellen würde. Er wurde zum literarischen Protagonisten des so genannten dritten Wegs. Als Grundübel sah er den Geldzins an. Den „Wucher“ der Banken - „l´usura“. Und im Faschismus die Lösung: "Der Wucher ist das Krebsgeschwür der Welt, nur das Skalpell des Faschismus kann ihn aus dem Leben der Nationen herausschneiden.".
Seine literarischen Werke nannte Ezra Pound „Cantos“, Gesänge. Hierin verfluchte er auf lyrische Art den Wucher, die „Zinsherrschaft der Bankiers“, die schuld sei an allem Elend der Welt. Pound sah die Demokratien von einer "Usurokratie" beherrscht. Diese Begriffserfindung aus dem lateinischen Wort "usura" = Wucher und dem griechischen Wort "kratein" = herrschen. Usura war der Zentralbegriff seiner „Cantos“ und er schrieb es stets mit großen Buchstaben. Im 45. Canto beklagt Pound z.B.:

„...Bei usuro, der Sünde wider die Natur,
bleibet dein Brot altbacken immerdar
wie Lumpen,
bleibet dein Brot dürr wie Papier;
der Meißel rostet ein durch usura,
es rosten das Handwerk und der Handwerker...“

Und auf die Finanzwelt bezogen heißt es in seinem 37. Canto:
„..Vom Aufsichtsrat der Bank
wurden Regierungsmitglieder ausgeschlossen.
Bankdirektoren überwachen Regierungsgelder
und betrügen das Volk
Regierungsgelder verhindern die Arbeit der
Regierung...“

Mit der Zeit band sich Ezra Pound immer enger an das faschistische Regime. So pries er während des Zweiten Weltkriegs in der von Radio Roma ausgestrahlten Sendung "Stunde Amerikas" Mussolinis Italien als den "freiesten Staat des Abendlands". Er begann die zweimal wöchentlich gesendeten Botschaften mit "Hier spricht Europa - hier spricht Ezra Pound!" und beendete die Propagandasendung mit "Ezra Pound spricht aus Rom. Unter einem Regime, dem die Freiheit kein Recht, sondern eine Verpflichtung ist.“. Und an die amerikanischen Soldaten gewandt: „Ihr sollt diesen Krieg nicht führen!" Denn diesen, so sein Credo, führten sie um "für das internationale Finanzkapital Europas Schönheit (zu) zertrampeln". Mit dem internationalen Finanzkapital meinte Ezra Pound die Juden. „Die Rothschilds“ und „die Morgenthaus“ wie er sie nannte.

Seine Unterstützung für den faschistischen Staat sah er so: „Ich schreibe keine italienische Propaganda. Ich schreibe für die Menschheit, die vom Wucher angefressen ist.“ Und 1944 befand er: „Der gegenwärtige Krieg gehört zu dem immerwährenden Kampf zwischen dem Wucherer und dem Bauern.“
Pound vertraute auf Mussolinis programmatischen Versprechungen zum „korporativen Gemeinwesen“ oder „Ständestaat“. Diese Phantasma aber war von Mussolini bis zu dessen Sturz im Jahre 1943, also nach fast 20 Jahren faschistischen Regimes, in keiner Weise realisiert worden. Vielmehr hatte die faschistische Führung und der Duce diese Heilsversprechungen immer wieder nur propagiert, den mächtigen Arbeitgebern und Industriellen aber Konzessionen und Zugeständnisse gemacht und die Pläne vertagt. So zweifelte Pound. Aber mit der Besetzung Italiens durch die deutsche Wehrmacht und die Installierung der „Sozialen Republik“ von Salò (Repubblica Sociale Italiana/ RSI) schöpfte Pound wieder Hoffnung. Das „programma di Verona“ vom November 1943 ließ bei ihm die Hoffnung aufkommen, dass endlich ein Italien des Dritten Weges beschritten würde. Es schien ihm, als ob die neuformierte „Partito Fascista Repubblicano” unter Mussolini sich auf ihre syndikalistischen Ansätze und nationalrevolutionären Anfänge besinnen würde.
Ezra Pound erlag dem sich selbst gegebenen Versprechen einer Aussöhnung der gesellschaftlichen Widersprüche in einem Ständestaat mit einer „homogenen, organisch-gewachsenen Volks­gemeinschaft“. Alles im Namen der Nation, der „höheren Identität“. Der Literaturnobelpreisträger von 1990, Octavio Paz, meinte über ihn: „Seine Nostalgie nach der Agrargesellschaft war keine Nostalgie nach der demokratischen Dorfgemeinschaft, sondern nach den alten imperialen Gesellschaften wie China und Byzanz, zwei großen bürokratischen Reichen. Sein Irrtum bestand darin, daß seine Vision dieser Kulturen die riesige Last des Staates, welche die Bauern, Handwerker und Kaufleute erdrückte, ignorierte.“.

Der Amerikaner Ezra Pound wurde für seine Kriegspropaganda für die Achsenmächte wegen Landesverrats in den USA angeklagt. Einer Todesstrafe entging er, weil man ihn für geisteskrank erklärte. Zwölf Jahre verbrachte Pound in einer Heilanstalt. Auf Wirken vieler Künstler wurde er 1958 entlassen und kehrte nach Italien zurück, wo er 1972 starb.

 

Pound reloaded


Ezra Pound dient als Label der Casa Pound Bewegung nicht nur als Namensgeber, als Bezugspunkt auf den historischen Faschismus, als sozio-kulturelle Identifikationsfigur, sondern auch als politisch-ökonomischer Stichwortgeber. In einem Interview mit der neurechten Internet-Site „Alternativ right“ klingt es bei Gianluca Iannone so: „Usury is the worst thing. It is the head of the octopus. It is it that initiated the wars that are starting around the Mediterranean Sea, which generates illegal immigration and destruction. It is it which creates unemployment, debts. It is it that threatens the future of our children, which make them weak and ready for the massacre.“ Ezra Pound reloaded. Die Sichtweise und die Ziele der Faschisten des Neuen Jahrtausend sind identisch mit denen des letzten Jahrtausends.
Den Antisemitismus weisen sie dabei weit von sich. Der Vize-Präsident von Casa Pound, Simone di Stefano, äußerte im November 2011 in einem Interview mit dem englischen Guardian, dass die Rassegesetze unter Mussolini ein Fehler waren und „We believe in the national community and the Jews in Italy are part of that." Und zum Antisemitismus Ezra Pounds relativiert er Pounds Engagement: "at the time it was very common throughout the world". Als Wirtschaftsprogramm sieht er Casa Pound in der Tradition von Mussolini und strebt eine Autarkie Italiens an. Darunter fallen dann u.a. die Renationalisierung des Kommunikations-, Transport- und Gesundheitswesen, sowie der Energieversorgung. Dazu ein soziales Bauwesen, dass die Bewohner mit minimalen Zinsen und weiteren infrastrukturellen Massnahmen eine größtmögliche Entlastung bietet. Ein sozialer Wohnungsbau, den sie mutuo soziale nennen.

 

nationalrevolutionärer Aktionismus


Unter der Ägide dieser nationalrevolutionären Ideologeme finden zahlreiche Aktionen des Casa Pound Italia statt. Exemplarisch seien hier Einige genannt.
Im Dezember 2008 wurden publikumswirksam lebensgroße Weihnachtsmann-Puppen auf Plätzen ausgelegt und der Tod von „babbo natale“ beklagt. Wie bei einem Kapitalverbrechen wurde der Weihnachtsmann mit Kreide ummalt und Pappschilder um ihn herum sollten Tatwerkzeuge markieren. Auf diesen Schildern stand: Niedrige Renten, sinkende Löhne, hohe Mieten, Wucher, usw. . Umherliegende Flugblätter verkündeten die Parole „la mia banca ha ucciso babbo natale“ - „Meine Bank hat den Weihnachtsmann umgebracht“. Die Pressemeldungen und Fotos von der populistischen Casa Pound Aktion wurden unkommentiert auch von großen Zeitungen wie La Republica wiedergegeben. Diese Aktion fand zeitgleich in mehreren Städten statt und wurde auf den Internetnetsites des CPI als nationale Aktion dargestellt. Optimales Marceting. Eine gute Idee wird bei marginalen Ressourcen bestmöglichst organisiert und propagiert. Das ökonomische Minimal- und Maximalprinzip, wurde effektiv umgesetzt. Ebenso medial ausgerichtet suchten im gleichen Winter Aktivisten des Casa Pound kirchliche Waisenhäuser auf und verteilten dort Geschenke an Kinder. Das Casa Pound als „babbo natale“ - Ersatz.

Solcher Art strukturierte Aktionen hat das Casa Pound Italia in den letzten Jahren immer wieder angewandt. Parallel zu Gewerkschaftskampagnen und Aktionen sozialer Bewegungen setzt es sich dabei als alternative, nichtlinke Opposition in Szene. Meist gibt es einen zentralen Event und dazu begleitende Aktionen.
So z.B. besetzten im Februar 2010 Casa Pound Mitglieder symbolisch das FIAT-Center des krisengeschüttelten Konzerns in Rom. Grund dafür waren die geplanten Umstrukturierungspläne und angekündigten Produktionsverlagerungen FIATs ins Ausland. Zehntausende von ArbeiterInnen gingen dagegen auf die Straßen. Das Casa Pound setzte sich mit dieser Aktion in Szene. Das Transparent, das das CPI auf dem Dach von FIAT entrollte, lautete „Fiat odia l´ Italia“ - „Fiat haßt dieses Italien“. Konzerne und Banken als Ausbeuter und die Nation als ausgebeutetes Proletariat. Schon Mussolini sprach von Italien als einer „proletarischen Nation“. Parallel zu der symbolischen Besetzung in Rom wurde, laut Casa Pound, in weiteren 40 Städten mit Banderolen, Plakaten und Flugblättern demonstriert. Das Ganze fand sich im Anschluss als „italienische“ Kampagne auf der Internet-Präsenz von Casa Pound wieder.
Eine ähnliche Aktion gab es am 31. August 2012 unter dem Motto „Difendi il carbone italiano, autarchia europea“- „Verteidigt die italienische Kohle, Europäische Autarkie“ am Sitz der Europäischen Kommision in der via Novembre in Rom. Inklusive mediengerechte symbolische Besetzung, Transparente und Fahnen für die „italienische“ Kohlegewinnung auf Sardinien. Anti-Deutschland - und Anti-EU - Ressentiments wurden dabei ausgiebig gepflegt, ist man doch für nationale Souveränität, gegen die Diktate aus Brüssel und die Bevormundung aus Deutschland. Für die Autarkie Italiens, die sie als effektives Instrument der kulturellen und wirtschaftlichen Selbstbestimmung sehen. Schlagwort „Riconquista Nazionale“, die Rückeroberung des Territorium Italiens vor fremden Einflüssen, kulturell, ideel, ökonomisch, politisch.

Die aggressive Parole Reconquista, Zurückeroberung, entstammt dem französischen Diskurs aus dem Umfeld der Les Identitaires, die sich in einem christlich-abendländischen Abwehrkampf gegen den Islam wähnen. Dabei beziehen diese sich darauf, dass in der portugiesisch-spanischen Historie der Begriff Reconquista für die Zeit von 711 bis 1492 n. Chr. steht. Also die acht Jahrhunderte die gemeinhin als die Zeit gelten, in der christliche Herrscher die aus Nordafrika stammenden muslimisch-arabischen Herrscher verdrängten und die Kreuzzüge führten. Das diese Zeit nach dem Verfall des römischen Imperiums und der Völkerwanderung, der divergierenden Machtbe-Reiche diverser Stämme und Völker, die Übernahme des Christentums in die religiöse Absicherung von Macht und Herrschaft gegeneinander und gegen Andere, die Vereinheitlichung und Dominierung unter kirchlichen Werten, usw. usf. eine fast tausendjährige Kulturgeschichte ist.  Und das diese Kulturgeschichte Nichts, aber auch gar Nichts mit der von diesen rechten Kulturkämpfern herbeiphantasierten und fabulierten Identität zu tuen hat, stört diese in ihrer huntingtonschen Proklamation des „Kampf der Kulturen“ vermutlich nicht im Geringsten.

Ähnliche Aktionen wie bei der sardischen Kohlemine "Carbo-sulcis“ hat es von Casa Pound auch zum Reifenhersteller Pirelli, der Möbelfirma Tongo, der Fluggesellschaft Alitalia, etc.p.p. gegeben. Einsparungen, Kurzarbeit, Entlassungen, Schließungen der krisenbetroffenen Firmen und Konzerne haben jeweils für großen Protesten in den Belegschaften und der Bevölkerung gesorgt. Der Beitrag Casa Pounds war es die  jeweiligen Arbeitskämpfe als Propagandafläche gegen ihre spezifischen Feindbilder und für ihre korporatistischen Gesellschaftsvorstellungen zu nutzen.

Seit Monaten sind die miserablen Zustände in der Gesundheitsversorgung Dauerthema in Italien. Aber auch die Einsparmassnahmen und Kürzungen die dazu führten. Wie eine Faust auf das Auge passte dazu die Nachricht in diesem Sommer, dass die Regierung in Rom per Dekret die Privatisierung des italienische Roten Kreuz bis zum Jahr 2017 vorsieht. Umstrukturierung, Entlassung und Lohnsenkung befürchtend kommt es seit Monaten zu Protesten der Mitarbeiter und der Gewerkschaften. Eine weitere Steilvorlage für das Casa Pound, das auf die beschriebene Art agiert. Aktuell nahm das CPI am 18. Dezember 2012 eine weihnachtliche Benefizgala des „Croce Rosso“ mit dem Violinenvirtuosen Uto Ughi in Rom zum Anlass mit einem Sit-In und Transparenten zu demonstrieren. An den Präsidenten des Roten Kreuz Italiens Francesco Rocca gerichtet hieß es „Rocca: 2000 precari ti augurano buon Natale. La Croce Rossa non si privatizza“. - „Rocca, 2000 Prekarisierte wünschen Dir ein schönes Weihnachtsfest. Das Rote Kreuz privatisiert man nicht.“ Medienwirksamer als zu solch eine grande Gala zu protestieren kann es kaum gehen.

So aggressiv wie sich Casa Pound gegen den Sozialverband Rotes Kreuz richtet, so aggressiv polemisiert es auch gegen die Gewerkschaften.  Zum 1. Mai 2012 plakatierte die Casa Pound eigene Gewerkschaft BLU ein Plakat auf dem eine riesige rote Eins zu sehen war, die im Wort Mai verwurzelt stand. An diesem roten 1. Mai hing ein Arbeiter, der sich erhängt hatte. Gegrüßt wurde er sarkastisch mit der Parole „Buon 1. Maggio, lavoratore suicidato“ - „Einen schönen 1. Mai selbstgemordeter Arbeiter“. Garniert wird das makabre Ensemble mit der weiteren Ansprache an den Toten.: „Vielleicht interessiert es Dich ja nicht, aber heute gibt es in Rom ein großes Konzert“. Angespielt wird hier auf das traditionelle 1. Mai Großkonzert der Gewerkschaften Cgil, Cisl und Uil auf der Piazza San Giovanni in Rom. Angebracht waren die Plakate in der Emilia Romagna in der Nähe von Friedhöfen. Und, laut Casa Pound, soll die Plakat- und Transparentaktion in ca. 50 Städten stattgefunden haben. Den Gewerkschaften wird vorgeworfen nicht im Sinne der Arbeitnehmer zu kämpfen, sich arrangiert und angebiedert zu haben. Zum 1. Mai würde ihnen nur „panem et circenses“ - „Brot und Spiele“ einfallen. Man sähe sich einem Wucherstaat gegenüber, der viele Unternehmer und Arbeitnehmer in den Selbstmord treiben würde. Angesichts solcher Tatsachen würden sie an einem solchen Spektakel nicht teilnehmen. Es gäbe nichts zu feiern. „Ci sono sindacati, che non festeggiano.“ Sinngemäß: „Es gibt noch Gewerkschaftler, die nicht feiern.“.

Dies verkündete die Casa Pound Italia eigene Gewerkschaft BLU, Blocco dei Lavoratori Unitario. Diese existiert mehr auf dem Papier und virituell im Internet als in der Realität. In der Arbeitnehmerschaft findet sie so gut wie keine Anhänger und als Arbeitnehmervertretung scheint sie auch nicht eingeschrieben zu sein. Wie so viele andere Initiativen des Casa Pounds wird sie betrieben in der Strategie der „penetrazione fascista“, der faschistischen Eroberung von Raum- und Deutungshoheit. Es gilt das Sozialsystem des verhassten liberalen Systems und die Konzepte und Organisationen einer linken Opposition zu diskreditieren, anzugreifen und zu zerstören und sich mit seinem korporistischen Ideen und Organisationen an ihre Stelle zu setzen.

Unter dieser Strategie fallen auch Proteste für ein Sozialticket. Wie z.B. zu Weihnachten am 24.12.2012 an der Fahrkartenausgabe der Transportfirma Alilauro im Golf von Neapel. Sozialtarife für Inselbewohner der phlegräischen Inseln.
Ein Sorgentelefon „Dillo Casa Pound“ -“Sag es Casa Pound“. Der Verlautbarung von Casa Pound nach, kann man bei diesem seit Seit Dezember 2010 rund um die Uhr anrufen, wenn man in einer Notsituation steckt oder eine Sozialberatung benötigt.
Kundgebungen gegen die Privatisierung von Wasser.
Die Aktionen der Casa Pound Ökoorganisation „La foresta che avanza“, die sich Mitte 2011 gründete und gegen Tierversuche, Zirkusveranstaltungen mit Tieren usw. protestiert.
Oder die Verteilung von Decken an Obdachlose in Mailand und Rom Anfang Dezember 2012.

Schaut man sich die Hauptseite von Casa Pound Italia im Internet an, so hat man den Eindruck eines permanenten Aktivismus und andauernder Dynamik, einer nimmermüden Vitalität und Tatendrangs. Tatsächlich ist es die Präsentation die diese Dynamik vermitteln soll, bzw. dies tut. Auch das gehört zum Konzept.

 

Soziales Engagement


Diese Deckenaktion aus dem Dezember 2012 wurde organisiert von der wohl renommiertesten Gruppe Casa Pounds, La Salamandra. „La Salamandra, Gruppo di Volontariato di Protezione Civile“ ist eine sich in den letzten Jahren aufbauende Zivilschutzorganisation. Zunächst hatte Casa Pound anläßlich des Erdbebens in den Abruzzen im April 2009 eine Hilfsaktion mit Entsendung von Hilfs- und Lebensmittel für die Opfer gestartet.

Über 250 Menschen waren bei diesem terremoto ums Leben gekommen. Fast 20.000 Menschen obdachlos geworden. Die notleidende Bevölkerung erhielt seitens der Berlusconiregierung wenig Unterstützung. Statt dessen Public Relation Auftritte von Silvio Berlusconi, der zu allem Überdruss noch solche Sätze von sich gab: "Natürlich ist die Unterbringung absolut provisorisch, aber man muss es eben nehmen wie ein Camping-Wochenende.". Casa Pound beteiligte sich an Hilfsmaßnahmen in der betroffenen Gemeinde Poggio Picenze, die erheblich von den Zerstörungen betroffen war. Im Mai 2012 bebte die Erde in den Provinzen Ferrara und Modena. 5000 Menschen wurden obdachlos. Auch hier engagierte sich das Casa Pound mit Helfern. Wie schon in den Abruzzen erwies sich der staatliche Zivilschutz als nicht ausreichend und für die Betroffenen stand wenig staatliche Fürsorge zur Verfügung. Dort, wo sich der italienische Staat partiell von seiner Verantwortung zurückgezogen hatte, engagierte sich Casa Pound. So ersetzten die Faschisten, zwar nur temporär und im sehr Kleinen, aber in Zeiten der Not, den Staat. Man muss kaum betonen, wie positiv sich dies auf das Renommee Casa Pounds innerhalb der Bevölkerung auswirkte und wie phantastisch dies in ihr Propagandakonzept passte. Derart gut beleumundet baut sich „La Salamandra“ zu einer kleinen Zivilschutzorganisation auf, die im Alltag in Kommunen Schnee schippt, bei Überschwemmungen wie z.B. in bei Massa-Carrara im November 2012 Aufräumarbeiten leistet, oder wie Anfang Dezember 2012 Decken an Obdachlose verteilt.

 

Der Kampf gegen das internationale Finanzkapital


Eine besondere Agitationsfläche gegen die Regierung und Banken bietet die staatliche Steuerbehörde Equitalia. Diese hat unter Mario Monti begonnen einen regiden Kurs gegenüber den Steuerzahlern zu fahren und auf massive Kontrollen und Maßnahmen zu setzen. Casa Pound stellt Equitalia als Vampir dar. Als Blutsauger für eine volksferne und volksfeindliche Regierung. Die Regierungsmannschaft des parteilosen Technokraten und Wirtschaftswissenschaftlers Mario Monti sei eine Regierung der Blutsauger. „Un governo vampiro“ für das Internationale Finanzkapital. Und das „internationale Kapital“ wird als eine „Krake“ dargestellt.
Aber auch Monti selber wird als Vampir, als Monster, bezeichnet. Politsche Verhältnisse werden personifiziert. Das Ganze wird auf Plakaten des „blocco studentesco“ noch derart kredenzt, dass Mario Monti mit dem Freimaurerzeichen des „Buches der heiligen Gesetze“, Winkelmaß und Zirkel, versehen wird. Diese gezielt antisemitische Note spielt auf seine Mitgliedschaft im Vorstand der Bilderberg-Konferenz an. Zudem ist Monti internationaler Berater bei der Goldman Sachs Group, einem der weltweit führenden Investmentbanking- und Wertpapier­handelsunternehmen mit Sitz in New York. Da hat Casa Pound leichtes Spiel. Das Bankenwesen wird als internationale Verschwörung, als „Medusa“, dargestellt. Und Mario Monti als ihr Handlanger.

Auf übergroßen Transparenten von Casa Pound Demonstrationen heißt es „Contro la dittatura delle banche – stato, popolo, lavoro“ - „Gegen die Diktatur der Banken. - Für Staat, Volk und Arbeit.“ Nation, Staat und Volk als Einheit unterdrückt durch die Banken. Man lebt unter einer Diktatur, einem „demokratischen“ Totalitarismus. Einer Usurocratie würde Ezra Pound sagen.

Auf einem Plakat wird Italien als Hand dargestellt, deren Finger aus Handel, öffentlichen Haushalt, Sozialstaat, Arbeit und Produktion besteht. Letzterer Finger ist blutig abgetrennt. Jene die dies taten, hätten um des Profit Willen die Produktionsstätten ins Ausland verlagert. Sie hätten Italien angegriffen und werden als Kriminelle angeklagt. Auf einem anderen Plakat ist eine Person zu sehen, die die Nation darstellen soll. Ihr wird ein Dolch in den italienischen Rücken gerammt. Man kennt die historischen Vorbilder. Die Wahl der Worte, Metaphern, Bilder und Symbole Casa Pounds entwickeln eine eindeutig rassistische und antisemitische Stoßrichtung.

 

 

Italienische „Identität“


Bedroht sieht Casa Pound Italia die Nation durch die Globalisierung, die ihren Ausdruck nicht nur im wirtschaftlichen Einfluss auf die Nation zeigt, sondern auch durch die Einwanderung. Zuschreibung und Abgrenzung, Selbst- und Fremdethnisierung, verbunden mit Nationalismus. Es ist das Fremde, das von Außen Kommende, dass die Einheit und den Wohlstand der Nation, sowie die „Identität“ des italienischen Volks bedroht.
„Identität“ ist bei Casa Pound Italia fast ein so omnipräsenter Begriff wie „Nonconfome“.  Die Faschisten sehen sich als Bewahrer und Beschützer „ethnischer“ Lebenszusammenhänge. Diese würden angeblich die wahre, natürliche Lebensgrundlage aller Menschen bilden. „Ethnien“ zu mischen würde der natürlichen Ordnung, dem Glück und Wohlstand aller Menschen zuwider laufen. Menschen aus ihrem „natürlichen Lebensraum“ in einen anderen zu verpflanzen würde niemanden guttun. Nur das internationale Finanzkapital und ideologische und religiöse Gleichmacher würden so etwas wollen. Seien mit ihrer Politik für die Zersetzung der natürlichen Ordnung, für Ausbeutung, Konkurrenz und Kriege verantwortlich, für Entwurzelung, Heimat- und Identitätslosigkeit. Sie, die „Identitären“, seien die Bewahrer und Hüter der Identität, der natürlichen Ordnung der Dinge.
Casa Pound drückt es im Jargon der Neuen Rechten und ihres Ethnopluralismus so aus: „Per lo sviluppo reale delle differenze, oltre la società multirazzista.“ - Sinngemäß :“Für eine realistische Entwicklung der Differenzen, jenseits der multirassischen Gesellschaft“. Denn nicht sie sind die Rassisten, sondern ihre Kritiker. Negativ belegte Terminologien, wie zum Beispiel Rassismus, werden gegen andere eingesetzt. Ein gutes Beispiel zur Veranschaulichung wäre der von der französischen „Neuen Rechten“ entwickelte Begriff „racisme antiblanc“- antiweißer Rassismus. Hier werden alle sozialen Auseinandersetzungen bei denen Menschen mit weißer und nicht-weißer Hautfarbe involviert sind und Menschen mit weißer Hautfarbe zu Schaden kommen von sozial motivierten Handlungen zu ethnisch motivierten Handlungen umdefiniert. Das heißt dann „racisme antiblanc“.
Rassisten sind somit die Anderen. Man selber ist „identitär“. Die ausgegebene Parole Casa Pounds heißt: 0 % Rassismus – 100 % Identität. Eine Parole, die seit Jahren auf Zentropa gepostet wird.

So schickt das CPI mit Hilfe der französischen Gruppe „Solidarite-identites“ Hilfsgüter an die serbische Minderheit im Kosovo. Unter dem Motto „Kosovo ist serbisch“. Weiterhin unterstützt das Casa Pound Italia mit der 2001 in Verona gegründeten Gruppe „Comunità Solidarista Popoli“ das Volk der Karen, dass in Burma für sein Überleben und gegen die Militärs kämpft. Es wird Geld gesammelt, Hilfsgüter und medizinisches Personal in die Region geschickt. Auch Gianluca Iannone himself reiste nach Thailand. So ahmt er nicht nur mit seinem “Pizzo di ferro“ - „Eisenbart“ den 1940 gestorbenen reisefreudigen Squadristenführer und späteren Luftwaffenminister, Italo Balbo, nach. Bei den Karens ließ er sich, ganz Familienmensch wie sein großes Vorbild der Duce, mit Kindern abbilden. Die Guerillas der Karen revanchierten sich und ließen sich im Gegenzug mit Casa Pound Fahnen und Fascio Emblenen aus Italien fotografieren.
Bei diesen internationalen Aktionen handelt es sich aber nicht etwa um emanzipatorische Projekte zur Unterstützung von unterdrückten Minoritäten oder sozialistischen Befreiungsbestrebungen.  Sondern um die Wahrung der „ethnischen Identitäten“. Ethnopluralistische, identitäre NGOs sind entstanden. Aushängeschild für eine Politik der Wahrung der ethischen Identität gegen „liberale Globalisierung“ und „marxistische Gleichmacherei“. (Das es sich bei den Kontakten zu den Karens zudem auch um Geschäfte mit Waffen und Drogen handeln soll, wird andersweitig und unter der Hand kommuniziert.)

Somit sind die Fronten klar was die Immigration angeht: „Basta immigrazione – una riscorsa per chi lasfrutta, una condann per l `Italia“ - „Schluß mit der Einwanderung - Sie nützt den Ausbeutern und schadet Italien“. Die Migration würde nur den Konzernen und den karitativen Einrichtungen Gewinn bringen. Die Migranten würden als menschliche Ressource gesehen und ausgebeutet. Sie würden die Profite der „Kriminellen“ steigern und seien Konkurrenz für autotone Italiener, die sie um Lohn und Brot bringen würden. So polemisiert und demonstriert Casa Pound gegen Immiganten im Generellen und wie in Rom im März 2009 gegen Roma Camps im Speziellen.

Einer ihrer Sympathisanten Gianluca Casseri war lange Zeit Weggefährte Casa Pounds. Er beteilgte sich an Aktionen und schrieb auch laut „Der Spiegel“ für deren Theorie-Site Ideodromo. Im Dezember 2011 fuhr der 50jährige Casseri auf einen Wochenmarkt in Florenz, zog eine Smith and Wesson und erschoss zwei senegalesische Straßenverkäufer. Casa Pound ging sofort auf Distanz zu Casseri, der sich im Anschluß der Tat selber gerichtet hatte. Die Führung von Casa Pound gab an, dass Casseri zwar ihr Zentrum in Pistoia besucht, aber niemand von seinen psychischen Problemen gewußt hätte. Und auch deutsche Medien wußten zu berichten, dass Gianluca Casseri psychisch krank war. Als Beleg für Casseris psychische Erkrankung gilt ihnen das Casseri esoterische Bücher verkauft, selber Science Fiction geschrieben und verlegt hätte. Er sei J.R.R. Tolkien - Fan gewesen. Gianluca Casseris Taten ein Produkt einer literarischen Phantasiewelt? Eher das Produkt der Kultur der Gewalt, die der Faschismus in Italien mit steigenden Ausmaß propagiert.

Zum Tolkien-Bezug kann man nur beifügen, dass seit den 70er Jahren die Faschisten in Italien sich immer wieder auf die Bücher des englischen Sprach- und Literaturwissenschaftlers Tolkiens bezogen. Sieht man sich Tolkiens Gesellschaftsstrukturen der „Völker“ von „Mittelerde“ aus dem „Herr der Ringe“ an, braucht man nicht viel um sich die faschistischen Sympathien für dieses Fantasy Opus zu erklären. Das Mitte der 50er Jahre erschienene Werk wurde 1977 unter dem Titel „Signore degli anelli“ bei Rusconi in Italien verlegt. Bis dahin galt es als Bibel der 68er Hippiebewegung, als eine Kritik an der modernen Gesellschaftsform des Kapitalismus. Helden- und Rittertum, Ständestaat und hierarchische Adelsgesellschaft machten es aber schnell anschlussfähig an die außerparlamentarische Rechte Szene Italiens, die Julius Evola, Ezra Pound und esoterische Werke las. Die Jugendcamps der MSI-Jugend, der Fronte della Gioventù, hießen zwischen 1977 und 1981 „Campi Hobbit“. Seit 45 Jahren gibt es in Italien faschistische Verlage und Bücher, Bands und Label, Politgruppen und Treffpunkte die sich auf J.R.R. Tolkien Fantasy-Bibel beziehen.

 

 

Kinder, Küche, Kirche


„It's a Man's Man's Man's World“ ist ein Album und Song von James Brown and Betty Jean Newsome aus den 60er Jahren. Die ersten zwei  Zeilen aus der ersten Strophe lauten:
„This is a man's world, this is a man's world
But it wouldn't be nothing, nothing without a woman or a girl“

Das hat sich Casa Pound wohl auch gedacht. Und hat für Frauen eine Gruppe organisiert die sich „Tempo di essere madri“ - „Zeit Mutter zu sein“ nennt. Ein Projekt, dass Frauen ermöglichen soll Mutter zu sein. Ein Projekt „tempo di essere padri“ ist nicht vorhanden. Womit wohl klar ist, wer für die Aufzucht der Kinder zuständig zu sein hat, wer sich auf einen beruflich entscheidenden Einschnitt mit mangelnden Aufstiegsmöglichkeiten einzustellen hat, wessen Leben unter der Ägide des Kinderbekommens und der Küchehütens zu stehen hat. Soweit zum Familien- und Geschlechterentwurf Casa Pounds. Das eine Selbstbestimmung der Frauen über ihren Körper nicht gern gesehen ist wird ebenso vermittelt. Die Vorstellungen zu einer eventuellen Abtreibung sind streng katholisch. Und eine sexuelle Selbstbestimmung kommt einer Prostituierung gleich. Geprägt ist das Geschlechterbild Casa Pounds von einer Mischung aus Anti-Feminismus und rigiden Katholizismus. Die von Zentropa beworbenen erzkatholischen Organisationen aus Frankreich werfen ein deutliches Bild darauf.

Perfide ist das was Zentropa als „théologie de la libération“ bezeichnet. Hier geht es nicht etwa um die Theologie der Befreiung, die sich in den 60er Jahren in den lateinamerikanischen Ländern entwickelte und sich als „Stimme der Armen“ gegen die Unterdrückung und Ausbeutung der Menschen wandte. Nicht um basisdemokratische oder sozialistische Gesellschaftsentwürfe mit der Bibel. Ganz im Gegenteil. Hier wird den Mördern eines Bischofs und Vertreter der Kirche der Armen wie Óscar Arnulfo Romero gehuldigt. Bigott ist das was hier beworben wird. Waffensegnende Priester vor einem Panzer. Geistliche, die knieenden SS-lern das Abendmahl reichen. Phalangistische Melizen, wie die, die 1982 das Massaker an den palästinensischen Flüchtlingen in Ṣabrā und Šātīlā begingen.

 

 

Aktualität


Zum 24. November diesen Jahres zelebrierte Casa Pound Italia einen „italienischen Marsch“ durch Rom. Zeitgleich zu den Demonstrationen der StudentInnenorganisationen und der Alternativgewerkschaften COBAS gegen die Austeritätspolitik der technokratischen Regierung Mario Montis.

Die Demonstration der Casa Pound Bewegung war auf die durch die Finanzkrise(n) aufgeworfenen sozialen und ökonomischen Fragen zugeschnitten. Gegen die „Regierung der Banken“ hieß es. Angekündigt war die Demonstration als „Corteo/Italia in Marcha“. Als Marsch Italiens gegen die Regierung der „Kasten und Technokraten, der Finanziers und Märkte, der Banken und des Wuchers“. Contro: casta, tecnici, finanza, mercati, banche, usura.

Die "fascisti del terzo millennio" marschierten mit 6000 Mitgliedern und AnhängerInnen in einem sorgsam iniszenierten Aufmarsch durch Rom.
Auf einem mit ihrem Schildkrötenemblem verzierten Großtransparent hieß es „a piu audace, a piu originale, la piu mediterranea, ed europea delle idee!“. Das läßt sich wie folgt übersetzen "Casa Pound - die gewagteste, originellste, mediterranste und europäischste der Ideen.".

Gianluca Iannone bezeichnete in seiner Rede die TeilnehmerInnen der Demonstration als die Söhne der Piazza Loreto. Dem Platz in Mailand, an dem 1945 der faschistische Diktator Benito Mussolini, von Partisanen erschossen, kopfüber aufgehangen wurde. Und dieser historischen Verpflichtung nicht genug versprach er zukunftsweisend für das nächste Jahr: „Il nostro modello è Mussolini. Ci candideremo alle comunali e alle regionali.". - Unser Modell ist Mussolini. Wir werden in diesem Sinne für die Kommunen und Regionen zur Wahl antreten.“. Denn Casa Pound wird im nächsten Jahr als Partei zu den Wahlen kandidieren. Zwar hat Casa Pound schon sieben Mitglieder in verschiedenen kommunalen Parlamenten in Italien sitzen. Aber diese Kandidaturen, zumeist auf Listenplätzen anderer rechter Parteien, kann man eher als lokale Bündnisse ansehen. Jetzt will Casa Pound Italia als eigene Partei in Rom und Latium antreten. Das Fronttansparent der Demonstration am 24. November 2012 war versehen mit vier Gesichtern von bekannten Ministern aus der Regierung Mario Montis, der seit dem 21. Dezember die Regierungsgeschäfte nur noch kommissarisch führt. Unterschrieben war das Transparent mit mit „Falli piangere!“- „Bring sie zum weinen!“. Gianluca Iannone, als medialer Kopf des CPI, zeigte auf, dass für die faschistische Sozialbewegung Casa Pound Italia die Demonstration am 24. November in Rom eine erste Machtdemonstration der neu entstanden Partei war.

Am 19. Dezember präsentierte Casa Pound seine Kandidaten für die Provinz Latium. Spitzenkandidat wird der 36-jährige Simone di Stefano, der neben Andrea Antonini der zweite Vize-Präsident von Casa Pound Italia ist. Der gebürtige Römer gibt an, schon mit 16 Jahren Aktivist der Movimento Sociale Italiano/MSI und einer der Gründer Casa Pound Italia gewesen zu sein. Die Wahlen sind für Ende Februar nächsten Jahres vorgesehen.

 

Sortierungen


Um den LeserInnen der letzten Zeilen die Bedeutung dieses Vorgangs klarer zu machen, sei ein Vergleich zu Deutschland erlaubt.
In Deutschland versucht sich die NPD verzweifelt in der „Sozialen Frage“. Sie will sich als Systemalternative von Rechts präsentieren. Das gelingt ihr nur als müde Attitüde. Ihre Parole „Sozial geht nur national“ ist eine Floskel ohne Leben. Sie versucht erfolglos eine rechte Sozialbewegung zu werden. In Italien geht das faschistische CPI als eine kleine expandierende Sozialbewegung hin und wird zur Partei. Diese Partei muss sich um Sozial-, Jugend-, Kulturprojekte nicht erst kümmern. Sie hat sie schon und speist sich aus ihnen.

Um den Unterschied noch mal in Gianluca Iannones Worten zu fassen, ein Zitat aus einem Interview mit „Alternativ right“: „The important thing is to generate counter information and to occupy the territory. It is fundamental to create a web of supporters other than focusing on elections. For election, you are in competition with heavily financed groups and with only one or two persons elected, you can’t change anything. Politics for us is a community. It is a challenge, it is an affirmation. For us, politics is to try to be better every day. That is why we say that if we don’t see you, it is because you are not there. That is why we are in the streets, on computers, in bookshops, in schools, in universities, in gymnasium, at the top of mountains or in the newsstands. That is why we are in culture, social work and sport. That is a constant work.“
Hier wird ganz klar gesagt, dass es Casa Pound zunächst um eine Transformation des Raumes, des Territoriums, geht. Das es viele Räume der Macht in der Gesellschaft gibt. Und das diese Räume symbolisch, physisch-materiell, aber auch in der Art wie sie von den Menschen begriffen und gedeutet werden, erobert, gehalten und ausgebaut werden müssen. Sei es im Internet, den Medien, in den Schulen und Universitäten, den Stadtteilen oder auf der Straße. Selbst in der Natur, wo man auf einem Berggipfel die Casa Pound Fahne hisst. Sei es öffentlicher, semi-öffentlicher oder privater Raum. Sei Alltags- oder Subkultur. Alles wird anvisiert. In diesem kulturellen Kampf um Hegemonialität werden diese „Räume“ neu-, re- oder umpolitisiert. Oder neu kreiert. Diese Strategien der Infiltration, Beeinflussung und Kontrolle sind auf lange Zeit angelegte. Sie zielen nachhaltig auf eine selbstverständliche Akzeptanz in der Bevölkerung, die Schaffung einer Alltäglichkeit und schließlich rechter Hegemonie. Ein Gramscianismus, ein Kulturkampf, von rechts. Erst wenn hier genügend Ressourcen bestehen, so Iannone, lohne es sich vom vorpolitischen Raum die Bühne der offiziellen Parteipolitik zu betreten.

Interessant wird es, wie die Verschmelzung als Bewegung mit einem bürokratischen Parteiapparat, bzw. Transformation zu einer Partei vonstatten gehen wird. Ob und wie sich der Bewegungscharakter des Casa Pounds Italia dadurch verändert.

- Begünstigt wird die seit 10 Jahren andauernde Politik des Casa Pound Italia durch den Umstand, dass in den fast 20 Jahren der wechselnden Regierungen unter Berlusconi, unter den diversen Rechtskoalitionen zwischen der neoliberalen Forza Italia, der rechtsförderalistischen und rassistischen Lega Nord und der postfaschistischen Alleanza Nazionale eine Enttabuisierung des italienischen Faschismus stattgefunden hat, wie wir uns sie in Deutschland kaum vorstellen können. Der Medienmogul Berlusconi war selbst mit der Mitgliedsnummer 1816 Mitglied der 1982 verbotenen Geheimloge Propaganda Due (P2). Diese Geheimorganisation steht unter dem ernsten Verdacht in den 60er und 70er Jahren rechtsterrorische Taten in Italien begangen zu haben. Berlusconi hat in den beiden letzten Dekaden seine Medienmacht nicht nur bonapartistisch für sich und seine Claquere genutzt, sondern für die gezielte Erosion eines antifaschistischen Grundkonsens in der italienischen Gesellschaft gesorgt. Revisionistische Infiltationen durch gezielte Provokationen, Diskreditierungen, Verharmlosungen und Gleichsetzungen waren an der Tagesordnung. Das Buch „Viva Mussolini! Die Aufwertung des Faschismus im Italien Berlusconis“ von dem Luzerner Historiker Aram Mattioli aus dem Jahr 2010 gibt darüber einen erhellenden Einblick.

- Nahezu 20 Jahre waren ein Gemisch aus aggressiven Neoliberalismus a la Berlusconi, extrem rassistischer Separatismus a la Lega Nord und schöngeredeter Faschismus a la Alleanza Nazionale in Italien an der Macht. Immer wieder in wechselnden Koalitionen und unterschiedlichen Machtverteilungen. Die Regierungszeiten dieses Triumvirats waren nur kurz unterbrochen. Aber auch dann waren sie die tonangebenden, verändernden und prägenden politischen Strukturen im Land. Dies ist an der politischen Kultur des Landes nicht spurlos vorüber gegangen. Kientelismus, mafiöse Strukturen, Korruption, Machtdünkel und Entdemokratisierung von Entscheidungs­strukturen und -prozessen sind gang und gebe.

- Die Post-Faschisten der Alleanza Nazionale haben in den letzten Jahren zig Minister gestellt. Der Staat ist auch auf legale Weise von den Faschisten infiltriert worden. Zwar haben sich Gianfranco Fini und seine 1995 von der MSI zur Alleanza Nazionale umgewandelte Partei moderiert und über die langen Jahre der Teilhabe an der Macht und dem Geld haben ihre Positionen an der Schärfe verloren. Aber Gelder, Posten, Einflusssphären sind politisch genutzt worden. Auch das ist nicht spurlos an der Gesellschaft vorbeigegangen. Hier sei nur an den Einsatz von Militärpatrouillen vor Bahnhöfen, auf öffentlichen Plätzen, etc. erinnert, der seit einigen Jahren stattfindet und für den sich vor allem der postfaschistische Verteidigungsminister Ignazio La Russa eingesetzt hatte. O-Ton La Russa im Januar 2009: "Die Forderung nach einem Einsatz der Soldaten kommt vor allem aus Städten in Norditalien, vielleicht weil es dort mehr illegale Migranten gibt“.

- Von dieser Situation hat Casa Pound vor allem in Rom immens profitiert und tut es noch. Unter dem Sozialdemokraten Walter Veltroni wurde das römische Hauptquartier als „non conforme“ - Besetzung erst geduldet, dann durch den neuen Bürgermeister Roms Gianni Alemanno geradezu protejiert. Kein Wunder, denn Gianni Alemanno, war selber aktives Mitglied der Fronte della Gioventù, der Jugendorganisation des neofaschistischen Movimento Sociale Italiano. Er war gewalttätiger Squadrist und mußte ins Gefängnis, weil er 1982 auf die Botschaft der Sowjetunion Molotov-Cocktails geworfen hatte. Obendrein ist er mit der Tochter des kürzlich verstorbenen italienischen faschistischen Hardliners Pino Rauti verheiratet. (2)
Gianni Alemanno zog 2008 für das, mittlerweile veränderte, Rechtsbündnis „Popolo della Liberta“ in das Bürgermeisteramt ein. Zu seiner Ernennung erschienen hunderte Faschisten, mit Mussolini-Büsten, Keltenkreuzfahnen und dem römischen Gruß. Seit mittlerweile viereinhalb Jahren ist er Bürgermeister von Rom. Kürzlich erst wurde bekannt, dass die Non-Konformisten aus der via Napoleone III über den Bürgermeister Gianni Alemmano 11,8 Millionen Euro Steuergelder bezogen haben.

Nicht genug für die Faschisten des Casa Pounds. Die Mitte-Rechts Regierungen haben ihnen nicht gereicht und reichen ihnen nicht.
Sie werfen ihren Kameraden den Ausverkauf der Ideale vor. Mit den Beteiligungen an den Sparpaketen und den steigenden Korruptionsskandalen, in denen auch viele Mitglieder des Popolo della Libertà-Bündnisses verstrickt sind, steigt die Diskreditierung der Mitte-Rechts Koalitionen. Die Enttäuschung rechter Wähler nimmt zu. Darauf setzt Casa Pound Italia. Ebenso auf die eskalierende Wirtschafts- und Sozialkrise. Die sich verschärfenden Sozialen Widersprüchen wird Casa Pound Italia auf die beschriebene Art und Weise für sich nutzen. Es wird sich auf der sozialen und kulturellen Ebene, aber auch in der offiziellen politischen Arena, Etablierten und Marginalisierten gleichzeitig als Systemalternative präsentieren.

Welche Zukunft dem revitalisierten italienischen Faschismus unter der neuen Fassade Casa Pound Italia beschieden ist? Man wird sehen.

 

Ideologietransfer


Casa Pound Italia ist hipp bei der deutschsprachigen Rechten. Oder sollte man besser sagen Pop? Seit zwei Jahren häufen sich die Berichte, Beschreibungen und Interviews zu Italien und Rom. Und werden immer mehr. Ein richtiger Wettstreit zwischen den verschiedensten rechten Lagern unter dem Motto „Ich war zuerst da!“ ist entbrannt.

Die letzten Veräußerungen zum faschistischen Sozial-Raum-Experiment in Rom kamen von der Führungsriege der Jungen Nationaldemokraten (JN). In ihrer neuesten Ausgabe von „Der Aktivist“ (# 3/12) wissen sie nicht nur zweiseitig von einem Treffen mit dem Kriegsverbrecher Erich Priebke in Rom zu berichten, sondern auch von einem „Teller Pasta mit Gianluca Ianonne“. Sie tischen in ihrem Jugendheft ein „bisher in der deutschen Presselandschaft einmaliges“ „Exklusivinterview“ mit dem Führer des Casa Pound himself auf. Iannone weiß von den italienischen Erfahrungen zu berichten und gibt den jungen deutschen Kameraden Tips im politischen Kampf. Dann noch ein Gruppenfoto: Michael Schäfer, Andy Knabe und Julian Monaco vom JN-Bundesvorstand (mit JN-Fahne!) poosender Weise mit Gianluca Iannone (mit Fahne!). Vier Seiten umfasst dieses Interview unter der Rubrik Leitthema.
Das Heft und die „erfolgreiche italienische Bewegung, die für viele europäische Idealisten zum Vorbild geworden ist“ wird dann auf der Internet-Site „Aktion-Widerstand“ mit folgenden Worten beworben: „...Jeder der sich mit der Casapound-Bewegung beschäftigt, ihre Ausstrahlung bewundert und ihren Gedanken zu einer europäischen Idee im 3. Jahrtausend verfolgt, kennt die Faszination, mit der viele von uns nach Rom blicken. Das Leuchten in den Augen derer, die aus Rom zurückkehren und berichten, wie gelebter Nationalismus aussehen kann, zeigt, wie viel wir von unseren italienischen Freunden lernen können...“
Ein weiterer Artikel unter der Rubrik Leitthema lautet: Nationale Zentren und Orte. Darin geht es über drei Seiten um die „Bedeutung eigener Immobilien für die nationale Bewegung“. Abgerundet wird dies mit einer Deutschlandkarte auf der kartographisch Objekte der NPD/JN und der „Freien Kräfte“ verzeichnet sind. Wenn man jetzt noch das Cover der Ausgabe mit einem gezeichnet Haus an dem eine „Besetzt“-Banner hängt sieht, weiß man worum es in dieser Aufgabe sich dreht: Ideologietransfer.

Unter dem Motto „Von Italien lernen, heißt siegen lernen.“ sucht und findet die Jugendorganisation der NPD Aktions- und Theorieansätze in Italien. Das es sich hierbei vor allem um sächsische JN-ler handelt verwundert nicht. Gerade die sächsischen Kameraden aus dem Umland Leipzigs versuchen sich schon des Längeren in Adaptionen nationalrevolutionärer Ideen aus dem Ausland und Aktionsformen aus linken Sozialen Bewegungen. Kreidezeichnungen wie bei einer Straftat auf einem Marktplatz zum Thema „Abwanderung“ und „Volkstod“. Rotgefärbtes Brunnenwasser mit Flugblättern „Unsere Heimat blutet aus“. Mini - Proteste mit weißen Masken gegen ACTA auf einem winterlichen Dorfplatz, verkauft als Flashmob. Plakate gegen Zirkusvorstellungen mit Tieren. Klebeaktionen in Streetart Stil. Casa Pound Italia läßt grüßen.

Holzschnittartig und platt versucht man sich in Copy. Und völkisch-national in der dazugegebenen Paste. Inhaltlich ist man weit entfernt von den italienischen Vorbildern. Nicht desto trotz bemüht man sich die verkrusteten Handlungsmuster abzulegen, alten Wein in neue Schläuche zu gießen und die organisatorische Stagnation zu überwinden. So gab es im August des letzten Jahres einen ersten „Tag der Identität“ in Geithain. Der rührige Jurastudent und Geithainer NPD-Stadtabgeordnete, Manuel Tripp, hatte ihn angemeldet. Wenn man jetzt glaubt, die JN würde sich auch um die Politik der französischen Les Identitaires bemühen, so liegt man fehl. Vielmehr kupfert sich dies JN-Fraktion das Label, die Aktionsformen und Phrasen ab, die einige kleine neurechte Gruppen und nationalrevolutionäre Einzelpersonen aus Deutschland und Österreich aus Frankreich importiert haben. Da diese kleine Strömung in dem letzten halben Jahr aktiver wurde, intensivierte die JN ihre Bemühungen innerhalb des Importmarkts rechter Ideen und versucht eine Hegemonie im Marketing auszuüben. Im Juni rief die JN-Sachsen zu einer „Identität-Sachsen“-Kampagne auf. Mitte Dezember startete die JN die Kampagne „Identität, werde wer Du bist.“. Ganz vorne der JN Bundesvorsitzende Andy Knape und sein Vize Julian Monaco, die im gleichen Monat im „Der Aktivist“ Casa Pound als europäisches Vorbild lobten.

 

 

Gerangel im Importmarkt


Da wird sich munter in den Regalen des ideologischen Importmarkts bedient und man rangelt am Wühltisch, wer zuerst das Sonderangebot für sich requirieren darf. Fast schon klagend meldete sich im Oktober 2012 ein Autor des extrem rechten Monatsblatts AULA aus Österreich zu Worte und meinte säuerlich, er sei es ja gewesen, der Casa Pound für den deutschsprachigen Raum entdeckt hätte. Ob das seine Kollegen von den neurechten Internetgazetten „Blaue Narzisse“ und „Sezession“ auch so sehen? Sie begeistern sich seit drei Jahren digital für Casa Pound Italia. Und was sagt dazu Christian Malcoci, der langgediente Nationalsozialist aus NRW? Er stellte kostenlos letztes Jahr unter dem Titel „Faschismus, die verkannte Weltanschauung“ die „Schwarzen Fahne“ (Nr. 6) in das Internet und erläuterte aus „nationaler und sozialer“ Sicht den Wert des historischen Faschismus. Und was sollen die „Identitären“ sagen, die schon vor Jahren auf ihrem Blog Casa Pound zujubelten. Oder die Autonomen Nationalisten aus dem Ruhrgebiet, die schon im Herbst 2006 an Zentropa andockten, dann nach Rom fuhren und Gegenbesuch bekamen? Oder erst die deutschen Bezüge, die sich noch davor in Rom mit gestandenen „Nouvelle Droite“ Aktivisten trafen und seitdem in dem europäischen Netzwerken mit die Strippen ziehen?

Was aus dem internen Hegemoniebestreben innerhalb der deutschen Rechte wird, bleibt abzuwarten. Wichtiger wird sein, was und wie aus den italienischen Vorgängen nach Deutschland transformiert wird. Schon in den 20er und 30er Jahren dienten die italienischen Faschisten und ihr Regime als Lehrexempel für andere autoritäre und nationalistische Regime und Diktaturen. Erst recht für Deutschland. Die Bemühungen sich neuen Input aus anderen nationalistischen und radikal rechten Strömungen, Bewegungen und Parteien außerhalb Deutschlands zu besorgen weißt zumindest darauf hin, dass einige deutsche Rechte merken, dass sie ihr Limit erreicht haben. Seien es Limitierungen, die ihrer Ideologie, Ausrichtung oder Struktur innewohnt oder das sie nicht adäquat mit äußeren Hindernissen operieren. Solange dies so ist, werden sie weiter nach Transferleistungen suchen.


Man ist gut beraten, wenn man sich diese Vorgänge genauer ansieht und die Entwicklungen verfolgt. Denn da wo eine antikapitalistische Linke in den sich zuspitzenden sozialen Widersprüchen und Auseinandersetzungen nicht präsent seien wird, wo sie den Menschen in der eskalierenden Krise keine Alternative und Perspektive anzubieten hat, wo sie nicht kämpft, da werden sich diese Herrschaften politisch erfolgreich betätigen können.






(1) Anmerkung: Antonio Gramsci war ein bedeutender Philosoph, Literat und Mitbegründer der kommunistischen Partei Italiens. In seinen Texten äußerte es sich viel zur Kultur und ihrer Bedeutung in der Gesellschaft.

(2) Kurzer Exkurs: Pino Rauti war 1946 Mitbegründer der Movimento Sociale Italiano. 1956 gründete er die rechtsterroristische Organisation Ordine Nuovo, beinflusst durch Julius Evola. Der Maler, Philosoph und Ideologe Julius Evola war in den 70er Jahren Stichwort- und Ideengeber für den bombenden und mordenden rechten Untergrund Italiens. Ordine Nuovo, Avanguardia Nazionale, u.a.. Seit Beginn der 80er prägete er den so genannten Metapolitische Diskurs der Neuen Rechten in Europa. 1995 war Rauti gegen den  „Umschwung von Fiuggi“, den Gianfranco Fini als Vorsitzender der MSI einleitete und diese zur gemäßigteren Alleanza Nazionale umformierte. Rauti gründete den Traditionsflügel Movimento Sociale Italiano - Fiamma Tricolore (MS-FT). Als Pino Rauti am 2. November 2012 verstarb kam es bei seiner Beisetzung drei Tage später zu einem Eklat. Der jetzige Kammerpräsident des italienischen Parlaments, Gianfranco Fini, war erschienen, um Rauti das letzte Geleit zu geben. Viele alte Faschisten hatten ihm den „Verrat von Fiuggi“ nicht verziehen. Sie bespuckten und beschimpften ihn als Verräter.

 

 


 

 

Quellennachweise:


Zeēv Šṭernhel, Maryô Šnayder, Mâyā Ašerî: Die Entstehung der faschistischen Ideologie. Von Sorel zu Mussolini, Hamburger Edition, 1999


Der Lärm der Straße - Italienischer Futurismus 1909-1918, Hrsg.: Norbert Nobis, Sprengel Museum, 2001


Biographie Ezra Pounds auf der Internetsite der Essayistin und Autorin Eva Hesse:
http://www.bernhard-frank.de/evahesse/ezra_pound_werk_und_leben.htm

Fashion at the time of fascism, Hrsg.: Mario Lupano, Allessandra Vaccari, Damiani (Visual Books), 2009

Aram Mattioli: »Viva Mussolini«, Die Aufwertung des Faschismus im Italien Berlusconis Ferdinand Schöningh Verlag, Paderborn 2010,

Brunello Mantelli: Kurze Geschichte des italienischen Faschismus, Wagenbach, Berlin 1998

Wolfgang Schieder: Der italienische Faschismus, Verlag C.H.Beck, 2010

Faschismus in Italien und Deutschland, Studien zu Transfer und Vergleich; Hrsg.: Sven Reichardt und Armin Nolzen, Wallstein Verlag 2005

Thomas Bürk: Gefahrenzone, Angstraum, Feindesland?, Westfälisches Dampfboot, 2012

Jean Cremet, Felix Krebs, Andreas Speit: Jenseits des Nationalismus - Ideologische Grenzgänger der ‘Neuen Rechten’, Unrast Verlag, Münster 1998

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Danke für diesen ausführlichen Artikel! Erschreckend...

Toller Bericht - bitte mehr davon!

Einen guten Artikel zu Casa Pound und den italienischen Entwicklungen findet ihr auch in der Antifa-Zeitschrift LOTTA:

 

http://www.lotta-magazin.de/inhalt/nr46.htm

 

www.lotta-magazin.de

sehr guter artikel!