[GP] Nazidenkmal im Oberhofenpark

[GP] Nazidenkmal im Oberhofenpark

Im Oberhofenpark in Göppingen steht ein Soldatendenkmal. Es wurde von den Nazis im 3. Reich dort hin gestellt und steht immer noch. Wie kam das alles zustande? Nach dem ersten Weltkrieg wollte die Stadt Göppingen auf dem neuen Friedhof einen “Ehrenhof” schaffen. Am 21. April 1921 beschloss der Gemeinderat auch Modellentwürfe in Auftrag zu geben. Aufgrund der durch die Weltwirtschaftskrise in den 20ern des letzten Jahrhunderts entstandene Inflation versandete dies aber.

 

Dann bemängelten jedoch Göppinger Faschisten schon 1927, “dass die Stadt mit über 25.000 Einwohner bis heute noch kein Denkmal für unsere im Weltkrieg gefallenen Helden besitzt.” Am 8. März 1927 entschied sich der Gemeinderat für den Bau eines Denkmals. Nach Haussammlungen, Spenden und Veranstaltungen wurde das von Jakob Fehrle angefertigte Denkmal am 23.11.1930 enthüllt.

 

Schon im September 1929 aber hatte die NSDAP der Kreisstadt erklärt, dass sie in Fehrlers Arbeit “nicht dasjenige Denkmal erblickt, das kommende Generationen an die ruhmvollen Heldentaten und Siege unserer Brüder erinnert”. Eine Ortsgruppe der NSDAP gab es in Göppingen übrigens aufgrund der “Schlacht am Walfischkeller” (im Dezember 1922) vor der Machtergreifung nicht.

Nachdem die Faschisten am 30. Januar 1933 auch in Göppingen an die Macht kamen, schrieb die SA 1934 von einem “Ehrenmal, das alles, bloß nicht in unsere Zeit hereinpaßt”. Am 12. März 1937 gab Oberbürgermeister Pack von der NSDAP schließlich bekannt: Das alte Denkmal werde abgebaut und durch ein neues ersetzt, “es entspricht nicht mehr der heroischen Lebensauffassung des nationalsozialistischen Deutschlands.”
Dieser entsprach dann offensichtlich der Arbeit des gebürtigen Göppingers Fritz Nuß und des Stuttgarter Rudolf Burkhardt. Sie wurde unter 70 Entwürfen unter den Naziführern der Stadt einstimmig gewählt. Die “Gleichschaltung von Partei und Staat” erfolgte am 1. August 1934 und dadurch hatte diese Wahl keine demokratische Legitimation mehr. Die alte Plastik wurde in den Friedhof in der Hohenstaufenstraße gesetzt, da sie “vom künstlerischen Gesichtspunkt aus nicht wertlos ist”. So steht bis heute das demokratische gewählte Denkmal im Nordfriedhof und das militaristische Denkmal der Nazis im Park der Oberhofenkirche.

Das neue Denkmal bestehend aus zwei sich umarmenden Steinsoldaten mit Waffen und heroischem Blick nach Osten war im Herbst 1939 fertig, aber inzwischen hatte der zweite Weltkrieg begonnen und die nationalsozialistische Obrigkeit von Göppingen hatte beschlossen, “daß das Kriegerdenkmal bis zum Siege verhüllt bleiben wird.” Im Sommer 1946 dürfte es dann unrühmlich und ohne Feier klammheimlich enthüllt worden sein. Den Krieg haben die Faschisten bekanntlich verloren und ihre Kapitulationserklärung vom 8. Mai 1945 ist ein Feiertag für alle europäischen AntifaschistInnen.

 

In heutiger Zeit kommt dem Denkmal nach wie vor Bedeutung zu, es trägt dazu bei den Nährboden für militaristisches und faschistisches Gedankengut in Göppingen fruchtbar zu halten. Die unterbewusste Wirkung dieses faschistischen Denkmals darf nicht unterschätzt werden. Stünde ein antimilitaristisches Denkmal ein seiner Stelle, hätte es über die Jahrzehnte eine ganze andere Wirkung entfaltet. Deshalb treffen sich genau deswegen bis heute die revisionistischen Verbände der “Vertriebenen” am Volkstrauertag zur Kranzniederlegung an dem faschistischen Kriegerdenkmal. Sie hielten sogar Veranstaltungen in der Vergangenheit am 8. Mai, dem Tag der Befreiung vom Faschismus dort ab. Die Stadt Göppingen selbst legt am Volkstrauertag dort einen Kranz nieder. Die Neonazis der sogenannten “Autonomenen Nationalisten Göppingen” haben dieses Jahr an der Veranstaltung der Vertriebenen teilgenommen und nach deren Ende haben sie sich selbst effektheischend fotografiert und einen eigenen Kranz abgelegt, direkt über den der Stadt Göppingen. Nicht nur dass dieses Denkmal noch steht sondern auch noch heute von rechtsradikalen Kräften genutzt wird, zeigt doch eindeutig, dass die Verantwortlichen in Stadtrat und – verwaltung sich vor der nationalsozialistischen Vergangenheit drücken und ihre Augen vor den aktuellen faschistischen Umtrieben in Göppingen verschließen. Das nicht demokratisch legitimierte Nazi-Denkmal muss endlich weg. Nach 75 Jahren ist es doch Zeit genug!

 

Quelle: “Göppingen unterm Hakenkreuz” Band 32. Stadtarchiv Göppingen, 2. Auflage 1998, 341 S., 266 Abb., ISBN 978-3-933844-14-9

 

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Boah, wie eklig... dieses dumme scheiß Kaff ist doch immer wieder für neue schlechte Überraschungen gut. Ist ja echt widerlich... dem Till gehört echt mal deftig in die Suppe gespuckt!
Aber danke für den gut recherchierten Artikel!
Lob an euch, und ein "schämt euch ihr geschichts- revbisionistischen Arschlöcher" an's Rathaus! 

Um den 13. und 14. Februar diesen Jahres, steckte ein Holzkreuz - wie man es von frischen Gräbern ohne fertigen Grabstein kennt - mit der Aufschrift "Dresden" zwischen einer Gedenktafel und der Mauer gleich rechts von dem Denkmal.

Das Kreuz wurde natürlich umgehendst entfernt und in eine naheliegende Mülltonne geworfen! Ganz klar und deutlich handelte es sich bei dem Kreuz um eine revisionistische Aktion!

 

AUGEN AUF!