[Mexico] Situation und Aussichten

Anti Peña

Nun seit über einem Monat hier, habe ich mit vielen Menschen gesprochen und die Präsidentschaftswahlen mitverfolgt. Seit der Landung am Flughafen in D.F., Mexico City verfolgen mich die Gesichter der Kandidaten, auf Werbetafeln, so gross wie Hausfassaden, wie auch in Bussen, Wänden, Zeitschriften, T-shirts, in der Metro, Stickers, im Fernsehen, Kinos usw.


Während ich selbst keinerlei Sympathien für irgendeine Partei, weder hier, noch sonst wo, hege, sieht hier die Situation anders aus. Auch Menschen mit offenem Weltbild engagierten sich stark für die Wahl des Kandidaten der Linksparteien PRD/PT , wohl weniger aus Leidenschaft für den sich mit Krawatte und süssem Lächeln präsentierenden Manuel Obrador, als um die Wahl des weithin verhassten Peña Nieto zu verhindern.

Peña Nieto, Kandidat der PRI (Partei der Institualisierten Revolution, Vergangenheit als Ein-Parteien-Herrschaft) und Partido Verde (Grüne Partei) stellt sich hierbei nicht minder seriös und den Problemen der Armen, Benachteiligten usw. zugeneigt. Weiter waren verschiedene Kandidaten der Parteien PAN, Allianza Nueva usf. am Start.

Die Leute mit denen ich ins Gespräch kam, egal ob Alt oder Jung, waren wie alle Leute zur Zeit in Mexiko mit offenen Augen für die Wahl, denn Hier hat die Politik, so sehr sie auch Verhasst ist, mehr Gewicht als vlt. in einigen Ländern Europas, wo mehr oder weniger egal ist, wer gerade Amtszeit hat, da sich alle Parteien sowieso gern haben..

Um zum Punkt zu kommen, obwohl alle mir sagten sie gehen den Linkskandidaten wählen, seien sie überzeugt das Peña Nieto gewinnen würde. Dieser wird vom Milliardenschweren Fernsehunternehmen TeleVisa unterstützt, und, nicht wenige mal wurde mir gesagt, das auch der NarcoTrafico (Mexikanische Drogenkartelle) Peña Nieto als Freund sieht.

Am 1. Juli fand die Wahl statt, Wie erwartet wählten die südlichen Bundesstaaten wie Oaxaca und Chiapas zB. gegen Peña Nieto,  in der Mehrheit jedoch gewann der Kandidat der PRI. Sofort Gratulationswünsche der USA, Spanien etc, Sieg wird gefeiert im TV, gleichzeitig gehen die Leute jedoch auf die Strasse, da von verschiedenen Seiten vernommen wird, es seien Stimmen gekauft worden, es werden Stimmzettel gefunden mit Namen von inexistenten Personen, in Queretaro werden kurzerhand Menschen festgenommen die auf der Strasse sind, und bleiben Verschwunden. Auf Sozialen Plattformen wird für Demonstrationen aufgerufen, Bilder mit "Beweisen" für den Betrug der PRI kursieren, allein in Tuxtla Gutierrez, Chiapas, werden 3 Menschen am Urnentag erschossen.

Nun ist für Morgen, 7. Juli zum Landesweiten Protest auf allen Zentralen Plätzen und zum "MegaMarcha" in der Hauptstadt aufgerufen. Auch vor allen Mexikanischen Konsulaten im Ausland sollen Versammlungen stattfinden. Die Menschen organisieren sich vorallem über Internet, Gruppen wie YoSoy132, Anonymous, Occupy, verschiedene Studentengruppierungen existieren bereits länger/schon lange. Der weitere Verlauf sieht ungewiss aus, ob ein breiter Aufstand entsteht, oder alles nach einiger Zeit wieder verflacht, kann ich nicht sagen. Ich sehe jedoch grosse Ablehnung, die Strassen sind gefüllt mit Stencils und Sprayereien, die Menschen wütend.

So viel dazu von mir.

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alles in allem guter Artikel, aber:

Mensch bekommt das Gefühl, es wäre quasi aussichtslos gewesen, das Nieto gewinnt. Gut, natürlich hat die PRI lange ohne Unterbrechung regiert, aber der letzte Präsident hieß doch Calderon. Zumindest ich hatte das Gefühl er wäre nicht ganz so zwangsläufig abgewählt worden. Und die meistn Dinge, die du auf Nieto beziehst, treffen ebenso auf den noch amtierenden Präsidenten zu. Medienkontrolle, Korruption und große Massen, die anscheinend wütend auf die Straßen gehen, wenns mal nicht passt. Ich denke mal die Anhänger*innen von Calderon sind genauso auf die Straße gegangen, wie der Rest auch? Und ganz ehrlich, das die USA bei so Leuten wie Calderon und Nieto klatscht und das Menschen nieder geschossen werden und die Wahlen höchstwahscheinlich manipuliert waren, ist für AL -leider- wirklich nichts besonderes. Mensch könnte deinen Artikel (nicht böse gemeint) auch in ein paar Jahren wieder abdrucken und einfach die jeweiligen Namen, falls nötig, austauschen. Trotzdem wichtig zu wissen, das Chiapas anders gewählt hat, wobei mich wundert das die Zapatistas überhaupt noch wählen gehen.

ja du hast recht, die namen sind beliebig austauschbar, und es gibt sicher ne menge leute die undifferenziert auf die strasse gegen die PRI gehen, trotzdem beeindruckte mich, wie Menschen wáhlen ( und so das existierende bestátigen ) im Wissen, das so oder so úber ihre kópfe hinweg entschieden wird, es jedoch das kleinere úbel ist wenn der Kandidat der PRD/PT gewáhlt worden wáre. Ich weiss nicht in wie fern und ob sich die Zapatisten beteiligt haben, doch ich denke viele ihrer unterstútzer haben es getan obwohl sie die gegenwártige Gesellschaftsform klar ablehnen. Dies zeigt fúr mich dass trotz ablehnung gegenúber dem system an sich, innerhalb dieses systems der weg der stimmabgabe gewáhlt wird. Die eigenen prinzipien dúrfen nicht unhinterfragt bleiben, nicht wáhlen zu gehen sollte nicht zur ideologie werden.. auch wenn ich fúr urnenverbrennung bin ;)