Nazikundgebungen in Bochum: Donnerstags Pro NRW, Freitags NPD

No Racism - No Pro NRW

Am vergangenen Donnerstag, den 03.05.2012, fand eine Wahlkampfkundgebung der sogenannten Bürgerbewegung “Pro NRW” in Bochum statt. An den Gegenprotesten nahmen insgesamt ca. 200 Personen teil. Freitag mittags(den 04.05.2012) hielt die NPD vor dem Bochumer Hauptbahnhof ebenfalls eine Wahlkampfkundgebung mit dem NPD Vorsitzenden Holger Apfel ab. Hier bildete sich spontan ebenfalls Protest.

 

Bombenstimmung bei Protesten gegen Pro NRW
Im Vorfeld zu der Kundgebung von Pro NRW nahm die Polizei einen Jugendlichen fest, dem vorgeworfen wird, einen Gegenstand in der Nähe des Kundgebungsortes von Pro NRW deponiert zu haben. Zunächst war unsicher, worum es sich hierbei handelte und so forderte die Bochumer Polizei einen Bombenentschärfungstrupp vom LKA an. Jedoch konnte nach kurzer Zeit festgestellt werden, dass es sich um keinen Sprengstoff handelte, sondern um eine Anlage, die mit einer Sirene ausgestattet war und wohl dazu gedacht war, durch einen Ton die Kundgebung der RassistInnen zu stören. Nachdem Teile der Humboldstrasse gesperrt waren, wurden diese rechtzeitig wieder freigegeben und eine Beeinträchtigung der Pro NRW Kundgebung war leider nicht der Fall.

 

Pro NRW provoziert und schlägt, Gegner werden abgeführt
Gegen 10:00 Uhr begann sowohl unsere Kundgebung als auch die der Bezirksschülervertretung(BSV), welche direkt neben uns eine Kudngebung abhielt. An den beiden Kundegebungen waren insegesamt 150 Personen beteiligt, größtenteils SchülerInnen die gemeinsam mit ihrer Lehrerin die Kundgebungen besuchten. Vor der Mili Görus Moschee und an der Ecke an der sich die Pro NRW Kundgebung befand, hielten sich ebenfalls Gegenprotestanten auf, so dass man sagen kann, dass sich ca. 200 Pesonen an den Gegenprotesten beteiligten. Schon im Vorfeld haben Menschen den Kundgebungsort und die Humboldstrasse mit Plakaten, die sich gegen Pro NRW richteten, verschönert und am Kundgebungsort selbst ein Grafiiti gesprüht. Inhalt des Graffitis ist “No Racism - No Pro NRW!”. Nachdem unteranderem von uns Reden zur Antimuslimischen Hetze und Nazistrukturen in Bochum und von der BSV Reden zu Alltagsrassimus gehalten wurden, trudelte der Bus von Pro NRW gegen 11:00 Uhr ein. Pro NRW wurde unter Polizeischutz von der Polizeiwache Uhlandstrasse zum Kundgebungsort geleitet.
Die Stimmung auf der Kundgebung war eigentlich ziemlich gut, jedoch muss man sich eingestehen, dass sie auch hätte besser sein können. Pro NRW war mit rund einem Dutzend Leuten anwesend. Abseits der Kundgebung hielt sich der Beisitzer Hans Joachim Adler des Ruhgebietsvorstand von Pro NRW auf. Dieser kommt aus Bochum und ist auch für die Flugblattaktionen in Bochum verantwortlich.
Pro NRW hielt kurze Reden und war größtenteils darauf aus, muslimische MitbürgerInnen zu provozieren. Nachdem Pro NRW bereits in Solingen vor wenigen Tagen mit Steinwürfen und Mohammed Karikaturen provozierte, konnten sie diesmal auch nicht darauf verzichten genannte Karikaturen zu zeigen und einem Gegendemonstranten nach einem Wortgefecht körperlich anzugehen. Folglich kam es zu einem kleinen Tumult. Reaktion der Polizei: drei Gegendemonstranten wurden abgeführt und zu einem Gefangenentransporter gebracht. Erst nachdem Journalisten den Beamten sagten, dass ein Pro NRW Anhänger den ersten Schlag getätigt hätte, wurden die drei Personen freigelassen und “nur” mit einem Platzverweis versehen.

 

Eine Stunde Pro NRW und komplett fehlgegriffene Zeitungsartikel
Nachdem Pro NRW nach einer Stunde weiter nach Dortmund zog und alles relativ ruhig endete, brachte vorallem das Internet Portal “DerWesten” komplett kuriose Artikel. Hier ist unteranderem die Rede von Krawallen in Bochum. Anscheind leidet der bereits mehrfach durch schlechte Artikel aufgefallene Lokalreporter Bernd Kiesewetter an Realtitätsverlust. Denn von Krawallen kann wirklich nicht die Rede sein. Auch in einem späteren Artikel ist immer noch von einer “Lärmbombe” die Rede. Dass durch solche Wortkonstruktionen eine eigentlich ziemlich lockere Angelegenheit unnötig aufgeheizt wird, ist unverschämt. Auch dass man anscheinend Stunden dafür braucht, um herauszufinden wozu man eine Sirene benötigt, spricht nicht für die Kompetenzen des Redakteurs, aber auch nicht für den Pressesprecher der Polizei. Uns geht es hierbei nicht darum, den Polizeieinsatz als solchen zu kritisieren, da es auf den ersten Blick eine normale Reaktion ist, bei einem in einer Tüte eingepackten Gegenstand eventuelle Vorsichtsmaßnahmen zu treffen. Da jedoch nach kurzer Zeit klar war, dass es sich weder um eine Bombe noch um eine Attrape handelte, da dieser Gegenstand mit einer Sirene ausgestattet war, kritisieren wir den Umgang damit. Für uns stand ziemlich schnell fest, dass eine Sirene zum Stören einer rassistischen Kundgebung geeignet ist. Offensichtlich sind sowohl die Artikel auf der Westen als auch die Stellungnahmen der Polizei darauf ausgerichtet aus einer Fliege einen Elefanten zu machen. Bezüglich solcher Störgeräte hat die Polizei in NRW bereits Erfahrungen gemacht und müsste eigentlich wissen, wozu man Sirenen gebraucht.

 

Mit Lärm aber ohne Bombe gegen die NPD
Freitag Mittag gegen 12:30 Uhr baute die NPD vor dem Bochumer Hauptbahnhof eine Kundgebung auf. Wie wenige Tage zuvor auf der Twitter Seite der NPD angekündigt, handelte es sich hierbei um die Wahlkampftour der Braunen. Mit dabei war auch der NPD Vorsitzende Holger Apfel. Ziemlich schnell bildete sich Gegenprotest. Anwesend waren rund 20 Nazis und 30 bis 40 Gegendemonstranten. Die Reden von Holger Apfel, Claus Cremer, Marcel Haliti(NPD Essen) und Markus Schumacher (Bochum)waren aufgrund des Lärms, den die anwesenden AntifaschistInnen und BürgerInnen machten, kaum zu hören. Zwischen den Reden der Nazis ließen sie per Lautsprecher Wahlkampf-Jingle abspielen, die ebenfalls kaum zu hören waren. Cremer zeigte sich als Landesvorsitzenden der NPD gegenüber seinem Vorsitzenden nicht gerade von seiner Schokoladenseite. Dass die NPD in seinem Heimatwahlkreis so untergeht und ziemlich schnell von Gegnern gestört wurde, schien ihm ein wenig peinlich zu sein, da der sonst so großschnauzige Cremer ziemlich kleinlaut war und nur dumm grinsen konnte. Lustig ist ebenfalls, dass Cremer via Twitter nur Bilder hochgeladen hat, bei den es so aussieht als ob kaum Gegendemonstanten da waren. Zu einem späteren Zeitpunkt war die NPD von beinahe allen Seiten umstellt. Nach einer Stunde war die Kundgebung der Nazis auch wieder beendet und sie zogen wie Pro NRW einen Tag zuvor weiter nach Dortmund. Cremer fuhr den bereits bekannten lilafarbenden Renault Bulli. Apfel, der zwei Bodyguards dabei hatte, wurde mit einem schwarzen Mietwagen von Herz wegkutschiert.
Unter den Nazis befanden sich neben den bereits genannten Personen u.a. Lars aus Essen (Nachname unbekannt) und Kevin Komorowski aus Bochum Eppendorf. Dieser geht ab und an zu den Spielen des VFL Bochum und trägt hierbei gerne mal einen “Good Night-Left Side” Pullover. Markus Schumacher hielt sich während der Kundgebung zurück und hielt wie so oft den Sonnenschirm der NPD fest. Die Frage wer hier wen festhält, haben wir uns bereits vor wenigen Jahren gestellt.

 

Fazit:
Der Donnestag fing natürlich mit einer Bombenüberraschung an, endete jedoch ziemlich ruhig.
Es gab nur eine Festnahme und die Anzahl der Gegendemonstranten war für die frühe Uhrzeit unter der Woche sehr zufriedenstellend. Man kann jedoch sagen, dass die Kundgebung etwas lauter hätte sein können. Kraftvoll war diese wahrhaftig nicht. Was die Presse und teilweise die Pressestelle der Polizei aus dem Tag gemacht hat, ist unter aller Sau. Das eine solange Zeit von einer Bombe, später von der Wortkonstruktion “Lärmbombe” die Rede war, ist für uns unverständlich. Auch das “Der Westen” einem Artikel die Überschrift “Krawall bei Pro NRW” gibt, ist mehr als unverständlich.
Positiv zu bewerten ist hingegen der spontane Protest gegen die NPD am Freitag. Hier sei auch der Person gedankt, die kurzfristig eine Gegenkundgebung angemeldet hat. Das so schnell mindestens 4 Transparente organisiert werden konnten ist in Bochum in den letzten Jahren auch nicht vorgekommen. Wir hoffen, dass in den letzten Tagen vor der Landtagswahl Pro NRW und der NPD noch fleißig der Wahlkampf versaut werden kann.

 

 

Pro NRW und NPD in die Tonne kloppen!

Antifaschistische Jugend Bochum

 

 

Zeitungsartikel:

http://www.derwesten.de/staedte/bochum/krawall-zwischen-pro-nrw-anhaengern-und-gegnern-bei-kundgebung-in-bochum-id6617591.html

http://www.derwesten.de/staedte/bochum/seltsamer-bausatz-vor-der-moschee-war-wohl-eine-laermbombe-id6621006.html

http://www.ruhrnachrichten.de/lokales/bochum/Viel-Laerm-fuer-elf-Rechtsextreme;art932,1634879

http://www.derwesten.de/staedte/bochum/friedlicher-protest-rund-um-pro-nrw-demonstration-id6619861.html

 

Alte Antifa-Reports:

http://ajb.blogsport.de/2009/10/10/antifa-report-zu-den-wahlkaempfen-2009-in-bochum/

http://ajb.blogsport.de/2010/06/10/antifa-report-zum-wahlkampf-2010-in-bochum/

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großes lob an den/die verfasser/inn des artikels.

Der text ist sehr gut fomuliert :)

 

ich liebe so kritisch ironische texte :D

 

Alerta*

Die :bsz (Bochumer Stadt- und Studierendenzeitung) schreibt in ihrer aktuellen Ausgabe über mediale Deutungskämpfe und die Tradition der Bochumer Staatsanwaltschaft, allerlei Dinge zur Bombe zu verklären.

Dies auf dem Foto 21 ist Lars Lindemann, der gegenwärtige Essener NPD Sprecher.