Für einen verantwortungsvollen Umgang mit der Polizei

Die Berliner Polizei hat zwar zur Walpurgisnacht eine Pressemeldung veröffentlicht, die Ereignisse am 1.Mai sind ihr jedoch auf ihrer Internetseite keine Meldung wert. Was würde in dieser Pressemitteilung stehen, nachdem sämtliche Parteien, die mediale Öffentlichkeit und Senator Hönkel einen erfolgreichen Einsatz festgestellt haben?

 

  1. - demokratische Grundrechte erfolgreich außer Kraft gesetzt

  2. - erfolgreich hohe Sachschäden in den Wochen vor dem 1.Mai nicht verhindert

  3. - geringe aber symbolisch vermittelbare Sachschäden bei der Demo nicht verhindert

  4. - zahlreiche verletzte DemonstrantInnen, einige schwer

  5. - die Zahl verletzter Polizeibeamter erfolgreich um 25% gesteigert gegenüber 2011

  6. - mehr zielgerichtete Angriffe auf Polizeifahrzeuge im Umfeld der Demo

 

Eine Mehrheit der TeilnehmerInnen der 18 Uhr Demo wollte friedlich demonstrieren, genützt hat es ihnen wenig. Die militante Minderheit hat sich taktisch zurück gehalten, konnte der Gewaltorgie vor dem Jüdischen Museum und abends im Kiez nichts entgegensetzen.

Bereits in den Tagen vor dem 1.Mai waren die relevanten Bezirke von der Polizei besetzt. Diese versuchte nicht nur mit Masse vermeintliche Störer zu unterdrücken sondern schickte vor allem ausgewiesene Spezialkräfte ins Rennen.

 

Wir können nicht mehr Demokonzepte der Vergangenheit umsetzen, die Polizeitaktik ist nicht mehr wie vor 30 Jahren, auf diesem Video zu sehen http://www.youtube.com/watch?v=0693adNiyQs

 

Direkt an der Demonstration waren erneut die Blumberger BFE Einheiten, hier in einem Werbeartikel http://www.morgenpost.de/printarchiv/brandenburg/article1901851/Zwischen-Castor-Dresden-und-1-Mai.html

Wie viele Berliner Hundertschaften wird auch diese Bundespolizei von Beamten geführt, die sich die humanitäre Weltsicht nicht erst in ihren zahlreichen Auslandseinsätzen abgewöhnt haben.

Das am Dienstag geplant war die Demo an dieser Stelle zu stoppen ergibt sich aus der Tatsache, dass im weiteren angemeldeten Streckenverlauf keine Parkverbote mehr verhängt wurden und auch keine Polizeikräfte mehr präsent waren.

Die erneut gezeigte Brutalität der Hundertschaften macht deutlich, dass es keine Konfrontation im Nahkampf geben darf. Zu einem verantwortungsvollen Umgang mit der Polizei gehört es diese nicht auf Tonfadistanz an die Demo heran zu lassen. Zur Not muss die Demo dann sofort mit klaren Ansagen auf einen anderen Kurs gebracht werden.

Hier ein Video über eine Festnahme durch die 21.Ehu: http://www.youtube.com/watch?v=dl4dQtp2-Fs

 

Viele Beamte der Hundertschaften aber auch der AuI http://www.morgenpost.de/printarchiv/berlin/article169296/Spezialeinheit-der-Polizei-kaempft-mit-Personalproblem.html haben in Kriegs- und Krisengebieten ausgebildet und selbst Erfahrungen gesammelt. Ein Staat, mit dem Deutschland eine enge Polizeikooperation pflegt ist Bahrain. Dort gibt es keine lange Tradition einer Widerstandspraxis, die Menschen dort haben sehr schnell erkannt, dass eine Zermürbungstaktik das richtige Mittel gegen eine übermächtige Polizei ist.

In Bahrain sieht das dann so aus:

http://www.youtube.com/watch?v=CwgMW34XUC4

http://www.youtube.com/watch?v=I2pW59jLQl0&feature=related

 

Aber Zermürbungstaktik muss nicht so spektakulär sein, so geht es auch:

http://www.flickr.com/photos/kietzmann/sets/72157629889341331/

 

Verantwortungsvoller Umgang mit der Polizei bedeutet auch die Zahl der Verletzten in den eigenen Reihen gering zu halten!

Zeige Kommentare: ausgeklappt | moderiert

bis zum nachsatz über die blumberger BuPo_einheit ist ja alles soweit ganz richtig. aber dann geht's schon los: natürlich standen bullen im weiteren streckenverlauf, selbst die "abendschau" zeigte hundertschaften am bebelplatz, die dann schnell abdüsten, als klar war dass die demo dort nicht mehr ankommen würde. auch aus richtung koch-/ecke friedrichstraße kamen mindestens zwei hundertschaften angefahren. und parkverbote waren z.b. auch in der ganzen reichenberger straße keine verhängt - nach dieser logik hätten die bullen geplant haben müssen, die demo gar nicht erst loslaufen zu lassen.

 

wie willst du denn verhindern, dass die bullen auf tonfa-distanz (pfeffer-distanz ist übrigens schon schlimm genug) an die demo rankommen? es gehört ja gerade zum konzept der BFEn, die distanz zum "gegenüber" so schnell wie möglich zu überwinden. ab jetzt dreht jede demo sofort um, wenn die bullen bis auf 10 meter rankommen? ja danke, da wird sich henkel 'nen ast freuen. viel schlimmer - und auch am dienstag wieder massenhaft zu beobachten - ist doch, dass kaum ketten gebildet werden, dass diese meistens viel zu "kurz" (=zu wenige leute in einer kette) und viel zu locker sind, und vor allem: dass es viel zu wenige seitentransparente gibt/gab. und dann müssen die ganzen 17-jährigen, die sich irgendwo 'ne hassi und nen schwarzen windbreaker besorgt haben und jetzt einen auf oberkrass machen, halt auch mal lernen dass es nicht der weltuntergang ist, wenn mensch mal von den bullen geknüppelt und/oder gepfeffert wird. was das angeht, sprech ich aus erfahrung.

 

letzter punkt: du empfiehlst hier allen ernstes einen massiven angriff mit mollis gegen vereinzelte bulleneinheiten als gegenkonzept? geht's noch? die letzten leute, die in berlin am 1. mai einen molli geworfen haben und erwischt wurden, haben anzeigen wegen MORDVERSUCH bekommen! das soll "verantwortungsvoller umgang" sein, den leuten aktionsformen zu empfehlen, für die sie im extremfall lebenslang (jaja, eigentlich nur 15 jahre, scheißegal) in den knast kommen?

 

such lieber mal nach gelungenen beispielen, was mensch gegen die allgegenwärtigen kamerabullen unternehmen kann.

Die in dieser Hinsicht völlig überdramatisierende deutsche Justiz ist ein besseres Repressionsorgan als jede Tonfa und jeder Wasserwerfer. Solange von "Farbbeutelanschlägen" die Rede ist und ungeknickte Fingernägel bei Polizisten in der Presse zu Schwerstverletzungen stilisiert werden, sehe ich keine Möglichkeit, irgendjemanden in Deutschland für irgendwelche krasseren Sachen auf Demos mobilisieren zu können. Ganz zu schweigen von dem "versuchten Totschlag" beim Steinewerfen auf gepanzerte (!) Polizisten.

 

Irgendetwas muss in anderen Teilen der Welt da anders laufen als bei uns, die Frage ist nur: was?

...und die taktischen Überlegungen. Das hilft gegen die immer wieder verspürte Ohnmacht nach und während Polizeigewalt.

Polizeibericht Berlin 2010 (Download, PDF)

 

Polizeibericht 2010 - Cover