Update über die No-TAV-Verhaftungen in Italien

no tav

Nachdem am 26. Januar 2012 in Italien 26 Menschen durch repressive Maßnahmen im Rahmen einer polizeilichen Operation gegen die No-TAV-Bewegung (dazu auch mehr in der aktuellen Entfesselt) eingeknastet wurden, sind mittlerweile einige wieder aus dem Knast rausgekommen, unter verschiedenen Auflagen (Meldeauflagen, Hausarrest oder Verbot den Meldeort zu verlassen).

 

Die Operation diente dazu den breiten No-TAV-Widerstand einzuschüchtern und wieder in die Defensive zu bringen. Allerdings fanden während des letzten Monats mehrere solidarische Aktionen statt, viele Graffiti wurden in den Straßen verschiedener Städte gesprüht, die Bezug zu den Verhaftungen herstellten; einige Schnellzüge wurden blockiert; Konzerten organisiert und mehrere Demonstrationen fanden statt, unter anderem eine in Turin kurz nach den Verhaftungen, bei welcher mehr als 10.000 Menschen auf den Straßen waren.

 

Auch einige Gefangene organisierten Proteste innerhalb der Knäste, im speziellen im Knast in Turin, wo vier von ihnen sich weigerten in ihre Zellen zurückzugehen, um gegen die mittelalterliche Situation innerhalb dieses Knastes aufmerksam zu machen und um ihr Recht (aber auch für alle anderen Gefangenen, die sich mit ihnen solidarisch zeigten) auf Umschluß, der angeblich aufgrund von mangelndem Personal extrem verkürzt wurde, zu verlangen. Die Gewerkschaft der Schliesser beklagte sofort, wie die vier gerade viel zu viel Konsens unter den anderen Gefangenen erzeugen und befürchtet, dass eine ähnliche Situation, wie in den 70er Jahren entstehen könnte, damals unternahmen Gefangene ständig viele Proteste gegen den Knast und solidarische Handlungen mit anderen Eingesperrten.

 

Die Kraft dieser vielfältigen und entschlossenen No-TAV-Bewegung, die innerhalb der letzten Jahre einen deutlichen Aufschwung für die lokalen Bewegungen bedeutet hat, wurde nicht gebrochen durch die Verhaftungen und Repressalien des Staates.

 

Zur Zeit befinden sich nach wie vor acht GenossInnen in verschiedenen italienischen Knästen, hier ihre Adressen:

 

Alessio Del Sordo - C.C. via Pianezza 300 - 10151 Torino

 

Matteo "Mambo" Grieco - C.R. San Michele - Strada Statale 31 - 15100 Alessandria

 

Maurizio Ferrari - Carcere San Vittore - Piazza Filangeri 2 - 20123 Milano

 

Marcelo Damian Jara Marin - Carcere San Vittore - Piazza Filangeri 2 - 20123 Milano

 

Gabriele Filippi - Carcere di Marassi - Piazzale Marassi 2 - 16139 Genova

 

Giorgio Rossetto - C.R. - loc. Cascina Felicina via Regioni Bronda 19/b - 12037 Saluzzo (CN)

 

Luca Cientanni - C.C. corso Vercelli 165 - 10015 Ivrea (To)

 

Juan Antonio Sorroche Fernandez - C.C. - Via Beccaria, 13 - Loc. Spini di Gardolo - 38014 Gardolo - TN

Freiheit für alle!

 

 


 

Anarchist Black Cross Berlin

www.abc-berlin.net

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Die Welle der Solidarität ist in der Tat beachtlich. Sie ist vielseitig, beherzt, massenhaft und äußerst kreativ. Einmal mehr gilt sie dabei ausdrücklich den einzelnen Gefangenen wie der Bewegung. Die Repressionswelle wird von einem sehr breiten Spektrum eindeutig als Angriff auf die Bewegung gewertet - vielleicht sogar so eindeutig wie nie zuvor. Der Versuch, der Öffentlichkeit gleich reihenweise angebliche Schwerststraftäter zu präsentieren, um eine ganze Bewegung zu treffen, ist jetzt schon weitestgehend gescheitert. Die Titelseiten, die es Ende Januar aufs Dreisteste darauf anlegten, die Bewegung als ein Hort von Ex-Terroristen und Linksextremisten der ganz radikalen Sorte zu verkaufen lassen sich nicht aus der Welt schaffen - der obrigkeitsergebene Teil Italiens lässt sich wohl von der Stimmungsmache vereinnahmen, worauf die Feinde der Bewegung  auch schwer hoffen. Dennoch  sieht es für die Verfolger ganz nach einem Eigentor aus. Für die Bewegung, die vielen Solidarischen und eine offenbar recht breite kritische Öffentlichkeit kann das, was gespielt wurde auf keinen Fall so stehen bleiben. Viele Tausend Individuen mehr als es normalerweise bei solchen Repressionsakten der Fall ist, haben den Sinn und Zweck der Aktion genau erfasst und auch die Gefahr, die von den unhaltbaren rechtlichen Argumentationen ausgeht, die den Haftbefehlen zugrunde gelegt wurden erkannt. Die vielfältigen Formen der Solidarisierung sind ein Spiegel dessen, und sie erweisen sich gerade als ganz wesentlich, nicht nur um dem Angriff Stand zu halten und die Gefangenen zu unterstützen, sondern um so deutlich wie möglich zu machen, wie viele ganz klar sehen, wie übel gespielt wurde und das Ganze ohne wenn und aber ablehnen. Wie immer bei den No Tav wird neben dem Inhaltlichen natürlich auch dem menschlichen Aspekt der Solidarität ein sehr hoher Wert beigemessen. Daher die breite Bekanntgabe der Namen und Adressen der noch inhaftierten Betroffenen. Genug waren schon drinnen, die gesagt haben, wie sehr ihnen Post Kraft gegeben hat und auch viel Post macht sichtbar, wieviele das üble Spiel, das gegen die No Tav Bewegung gespielt wird, mitbekommen und ablehnen.