Berlin: Vögel müssen für Sicherheit verschwinden

Ingrid Hermannsdörfer

Glaubt man den Medien in Berlin, wird jetzt alles gut mit der Sicherheit. Die Polizei hat die Architektin Ingrid Hermannsdörfer eingestellt um durch bauliche Eingriffe in den städtischen Raum das Übel dieser Welt zu besiegen. In einem Bericht des Tagesspiegel  vom 14.01.2012 erläutert Hermannsdörfer ihre "Städtebauliche Kriminalprävention". Nach ihrer Meinung braucht Berlin mehr Licht und vor allem "die Graffiti beseitigen. „Es ist wichtig, Verfallserscheinungen entgegenzuwirken“, sagt sie und lobt die Strategie jener tüchtigen Hausmeister, die nächtliche Schmierereien gleich am nächsten Morgen tilgen. Entscheidend sei das Signal, dass sich jemand kümmere."

 

Stolz ist die Architektin auf den Olivaer Platz  "dort verschwinden demnächst Mauern mit Nischen und hohe Hecken, die nur für Trinker attraktiv waren und die freie Sicht behinderten." 

 

Sie ist sicher "Wo schon ein paar Fahrradleichen vor sich hin gammeln, ist auch der eigene Drahtesel eher in Gefahr.

 Dies sei wie auch Graffiti „ein Signal dafür, dass es hier keine soziale Kontrolle“ gibt. Und es gebe wissenschaftlich erwiesen „einen Zusammenhang zwischen Verwahrlosung und Kriminalität“.

 

Auch am Hermannplatz und am Leopoldplatz kämpft die Polizeiarchitektin tapfer und zwar gegen Trinker, "Dies zeige das Beispiel Hermannplatz, der von einer größeren Gruppe Trinker genutzt werde. Daraus resultieren Pöbeleien und Körperverletzungen, und damit sei das Thema „polizeilich relevant“ – und Aufgabe für Hermannsdörfer. So musste am Leopoldplatz die Trinkerszene kürzlich in eine abseits gelegene Ecke umziehen. Auf dem Platz selbst können sich nun wieder „die Menschen wohlfühlen“. Sinngemäß formuliert Hermannsdörfer: Wo rechtschaffene Menschen aus Sorge vor Gelichter nicht mehr hingehen, lässt sich das Gelichter dann tatsächlich nieder – weil es von eben jenen Passanten unbehelligt bleibt."

 

Als Kollateralschaden bei der Begradigung städischen Lebens müssen Vögel und andere Tiere dran glauben, die  einfach ohne zu fragen in Hecken und Büschen leben. Denn Hecken und Büsche schützen Dealer und Räuber und werden auf Anordnung Hermannsdörfers abgeschlagen. Zusammen mit der taghellen Ausleuchtung der Parks bleibt den Tieren nur der Rückzug. Das schreibt zumindest der

Landwehrkanal-Blog https://baumschutz.wordpress.com/2012/01/08/sicherheitsgefuhl-versus-stadtnatur/ und der kennt sich aus.

 

Nächster Auftritt von Ingrid Hermannsdörfer ist der 15. Europäische Polizeikongress in Berlin. Infos zum Kongress http://polizeikongress.tk/

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Früher wurde die Landschaft so gestaltet, dass der Feind bei Angriff gut verteidigt werden könne. Andere Beispiele finden sich z.B. in den Hochhäusern auf der Fischerinsel, die ja wegen der Verhinderung von dem Blick vom Osten in den Westen gebaut worden sein sollen.

Wer ein offenes kritisches Auge hat, dem fällt so vieles auf, was mit der Prävention erklärt wird.

Zum Beispiel letztes Jahr schräg gegenüber vom Ringcenter Frankfurter Allee/Möllendorfstraße, da wurde auch massiv ausgelichtet. Das war da schön grün mit Hecken, nun ein Betonpflanzentopf mit was exotischem drin und viel Nichts.

Irgendwo fand sich mal eine Erklärung dafür: dass die Polizei Einsicht hat und so vom Fahrzeug aus agieren(Kontrolle!) kann.

 

schöner, neuer, cleaner!

 

Kann dem Wikipedia Artikel zu "Gelichter" geglaubt werden, so ist die Verwendung des Wortes eine Diskriminierung.

"...ist eine heute überkommene Bezeichnung, mit der man die Abfälligkeit gegenüber einer Person oder mehreren Personen bekunden möchte."

http://de.wikipedia.org/wiki/Gelichter

....und wenn ihr wirklich jede dunkle Ecke dieser Stadt verschwinden lassen wollt, dann seid ihr länger beschäftigt, als ich und auch ihr noch auf diesem Planeten laufen werden :P

Als allererstes richtet sich diese Offensive gegen Obdachlose und anderen "Pöbel"...nachdem in allen Bahnhöfen, seit die Bahn Privatkonzern ist, das Hausrecht gilt und jeder der dort übernachten will, rausgeschmissen wird, werden nun auch Unterführungen zugeschüttet.

Aber moderne Städte streben danach, Monumente wie im alten Rom zu errichten, die eben in erster Linie Phallusverlängerungen der Machthaber sind, man fühlt sich zwangsläufig an Hitlers Städteplaner Albert Speer erinnert.

 

Rennt nur weiter gegen die Windmühlen an, ihr könnt keine Bevölkerungsschichten vertreiben :P

daß hier der tier- naturschutz, aber auch nur gut, daß damit gleichzeitig auch menschliches leid und soziale konflikte thematisiert werden, die längst schon wieder so benannt gehören.

danke für den beitrag.

diese themen dürfen nicht aus der wahrnehmung der linken verschwinden.