Freiheit für ALLE Gefangenen! - Für eine konsequente Kritik und Praxis

Knast

Ein Text der in Hamburg als Kritik am Auftakt einer Solidaritäts-Demonstration mit einem kurdischen Gefangenen verteilt wurde, an der sich auch autonome Gruppen beteiligten. Die Demo forderte die Freiheit für alle politischen Gefangenen und ging vor den Knast.

 

Freiheit für ALLE Gefangenen! - Für eine konsequente Kritik und Praxis

 

Die letzte Zeit konnten wir hier in Hamburg aber auch anderenorts wieder von politischen Gefangenen und von Forderungen nach ihrer Freilassung hören. Wir mussten mit Erstaunen feststellen das anscheinend


Debatten sowie Texte und Initiativen die es die letzten Jahre in Deutschland und anderenorts gab vollkommen an vielen vorbei gegangen sein müssen. Aber fangen wir wieder am Anfang an:


Es gibt absolut nichts gegen eine Verteidigung der eigenen Mitstreiter_innen oder Strukturen im Fall von Repression zu sagen. Jede_r soll sich verteidigen können, das ist ein Teil der Selbstbestimmtheit die wir erkämpfen wollen. Auch Solidarität mit anderen die angegriffen wurden zu zeigen, zu denen ein wie auch immer starkes aber ehrliches Verhältnis besteht, ist Teil einer Praxis in der wir versuchen mit Ideen, mit Worten und mit Taten andere zu finden die sich auch mit den herrschenden Verhältnissen nicht zufrieden geben und mehr vom Leben wollen.


Doch bei allen Schritten die wir tun, müssen wir uns klar machen ob sie mit unseren Vorstellungen, mit dem wofür wir kämpfen übereinstimmen und somit verhindern uns selbst im Weg zustehen, unsere Ideen zu untergraben und uns zurück und nicht vorwärts zu bewegen.


Wenn wir also für ein selbstbestimmtes herrschaftsfreies Leben ohne Staat, ohne jegliche Autorität und Unterdrückung kämpfen, müssen wir auch gegen alle Mechanismen und Strukturen kämpfen die diese aufrecht erhalten. Dazu gehören alle Institutionen sowie auch gesellschaftlichen Strukturen wie Religion, Geschlechterverhältnisse und alles was uns einsperrt. Wenn wir  für ein Leben in Freiheit kämpfen, geht es nicht nur um uns selbst sondern um die Freiheit aller, denn ohne die wären wir nicht frei. Die Beziehungen zwischen Menschen müssen emanzipatorische sein die auf Solidarität und Respekt und nicht auf Autorität, Wettbewerb, Neid und Ausbeutung basieren. Keine der vom Staat verwendeten Methoden kann übernommen oder akzeptiert werden, denn sie sind nur aus einem Grund entstanden: zur Machterhaltung und Unterdrückung. Konflikte werden nicht weggesperrt, sie werden immer Teil von jeder Gesellschaft sein aber nie gelöst sonder nur verschoben wenn es keine Auseinandersetzung gibt. Auch mit Menschen und mit denen wir im Konflikt stehen weil sie andere unterdrückt haben, ihre Grenzen nicht akzeptieren oder sich sonstwie über sie stellen müssen wir die Auseinandersetzung suchen und nicht den Staat der uns alle kontrolliert und fremdbestimmt “für uns” handeln lassen.


Knäste sind eine dieser Strukturen die mit am deutlichsten zeigen wie diese Gesellschaft, geteilt in Verlierer_innen und Gewinner_innen und alle die dazwischen hängen, funktioniert. Abgesehen von der vollkommen akzeptierten Gewalt des Einsperren, die eine gesellschsffliche ist, sind es die machterhaltenden Züge des Staates die sich in den Knästen widerspiegeln. Mit den Knästen entledigt er sich derer, die nicht “funktionierender” Teil dieser Gesellschaft sein können oder wollen, die nicht “verwertbar” sind oder die die Verhältnisse in Frage stellen.

Zeigen wir also Solidarität mit einem Menschen der uns nahesteht, sei es mit ihren_seinen Ideen oder Taten, dann sollten wir nicht vergessen das wir nicht nur die Freiheit eines Menschen wollen sonder die aller!


Vor einem Gefängnis, vor den Fenstern von zig Menschen die hinter Gittern sitzen, die Freiheit einiger weniger zu fordern und alle anderen außenvor zu lassen ist nicht nur grausam, sondern entbehrt auch jeglichem Kontext in dem wir uns und unsere Kämpfe verstehen. Solidarität ist ein starkes und gegenseitiges Verhältnis das wir gewiss nicht zu allen haben aber die Freiheit brauchen alle, denn solange nicht alle frei sind ist niemand frei!

Für eine soziale Revolte, für die Freiheit aller! Für die Zerstörung der Gefängnisse und der Verhältnissen die sie brauchen!

einige Anarchisten_innen aus Hamburg

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für eine starke anarchistische bewegung anstatt einem perspektivlosen autonomen wischi waschi.

Mal ne kurze Nachfrage: Was soll beispielsweise mit Vergewaltigern, Kinderschändern o.ä. passieren? Was wäre die alternative hierbei zum Knast? Knäste sind scheiße, und der absolut überweigende Teil der Gefangenen sollten in Freiheit leben, aber ist es nicht etwas gutgläubig-naiv zu meinen eine Gesellschaft ganz ohne Knast wäre möglich? Die Freiheit aller politischen und sozialen Gefangenen ist natürlich unterstützenswert, aber bei Menschen welche regelmäßig und rücksichtslos ihren eigenen Vorteil, ob materiell oder sexuell, mit Gewalt durchsetzen würd ich nur ungern frei rumlaufen lassen. Und auch in einer emanzipatorischen, solidarischen Gesellschaft ohne Kapitalismus und Herrschaftsstrukturen wird es leider solche Menschen geben.

langweilig und total rostig ist die ewige nachfrage:

 

was machen wir denn mit den vergewaltigern, den faschisten, moerder, kinderschaender, junkies, etc... ?

 

was glaubt ihr denn woher diese menschen alle kommen? total willkuerlich vom himmel gefallen? diese leute sind alle, wie wir alle, ein ergebnis dieser gesellschaft. vergewaltiger, faschos, moerder, so wie wir, alle spiegeln die gesellschaft. ein mensch wird nicht als vergewaltiger geboren, oder als faschist... es sind die zustaende, die erziehung (patriarchat...). daher ist die antowort zu solchen menschen nicht ein gefaengnis, was ein scheissdreck aendert, sondern ein gesellschaftlicher umsturz.

fuer die zerstoerung aller gefaengnisse zu sein, bedeutet daher auch die freiheit dieser menschen. menschen die anderen niemals deren freiheit gewaehrleisten werden. und trotzdem ist klar dass dies alles ein gesellschaftlicher problem und es nicht um "pathologisch kranke" menschen es geht.

daher wird und "muss" die antwort von allen sein.

"Und auch in einer emanzipatorischen, solidarischen Gesellschaft ohne Kapitalismus und Herrschaftsstrukturen wird es leider solche Menschen geben."

 

woher willst du dass wissen. und wenn es passiert wird das wegsperren niemals eine antwort sein, sondern dasselbe was in der gegenwart passiert. konflikte und probleme werden nicht geloest sondern ignoriert.

 

ansonsten finde ich dass der text zu kurz greift, sowie auch ich hier....

Wie wärs damit einfach sachlich zu antworten oder die Frage zu schlicht zu ignorieren wenn sie so langweilig ist anstatt einen auf besserwisserisch zu tun? Natürlich prägt die Gesellschaft die Menschen und bringt Gewalttäter hervor, vermutlich die allermeisten, keine Frage, aber zu meinen ein gesellschaftlicher Umbruch würde automatisch dafür sorgen dass es nur noch liebe und tolle Menschen gibt halte ich doch für eine sehr gewagte Antwort. Gewalttäter fallen nicht vom Himmel, aber es ist eben auch nicht nur und ausschließlich die Gesellschaft welche sie hervorbringt, das ist meiner Meinung nach eine recht undifferenzierte Betrachtung und ignorier die Unterschiedlichkeit der Menschen welche es unabhängig von der Gesellschaft gibt. Vielleicht irre ich mich ja und es herrscht tatsächlich nach einem gesellschaftlichen Umbruch zu 100% Friede, Freude und Eierkuchen, dann freu ich mich natürlich, darauf vertrauen will ich allerdings nicht.

 

Und natürlich ist wegsperren keine Lösung des Problems, Knäste sind scheiße und werden es immer sein, aber eine Alternative zeigst du ja leider auch nicht auf, außer eben die Hoffnung dass in einer anderen Gesellschaft solche Probleme garnicht erst auftreten. Ist ja nicht so das ich hier das Wegsperren verteidigen will, aber wenn man Knäste abschaffen will sollte man sich doch schon gedanken darüber machen was die Alternative dazu ist und nicht blind darauf vertrauen dass es dann schlicht keine solche Probleme mehr gibt.

"......Es gibt keine perfekte und allgemeingültige Lösung für eine Welt ohne Gefängnisse. Es gibt aber sehr gute Gründe zu behaupten, dass das Problem des unsozialen Verhaltens massiv reduziert sein wird, wenn wir erst einmal alle die Anlässe abgeschafft haben, die solchem Verhalten zu eitern und zu wachsen bringen. Eine herrschaftslose Gesellschaft wird aber kein Himmel auf der Erde sein. Es wird Konflikte weiter geben, so wie ein Maß unsoziales Verhalten...." Gemeinschaften werden Wege finden, um mit solchen Problemen umzugehen, soll heissen lass uns schauen wie wir z.b. heute schon mit konflikten umgehen bzw. welche alternative möglichkeiten wir haben... in unseren persönlichen beziehungen, in den stadtteilen und anderen räumen ..ohne mit strafe knast u.ä. darauf antworten zu müssen und die immer wieder angeführten vergewaltiger usw. --- erst einmal ist ihre zahl in den knästen sehr gering, die hauptsache sind eigentumsdelikte oder "vergehen" gegen staat oder öffentliche ordnung -- was z.b. dafür spricht, die meisten gefangenen - also die, die keine gewalttaten begangen haben -- wieder rauszulassen bzw. andere möglichkeiten der eigenen aber auch gesellschaftlichen verantwortung zu finden - weiteres verhalten wäre mehr engagment in konflikt-und gewaltsituationen schon vor gericht und knast wir haben und alle anderen eigentlich auch haben heute nicht die lösung und wir finden vergewaltiger widerlich, aber auch z.b. bomberpiloten usw. --- aber die losung "gesellschaft ohne knäste" ist ein entwurf, der nach laufenden lösungen suchen lässt und von daher wird er auch immer unsere zustimmung finden