Dieser Text ist das Ergebnis unserer Nachbereitung zur Solidaritätsarbeit und dem Verfahren gegen unseren Freund und Genossen Chris. Als Solikreis werden wir selbstverständlich auch zur in wenigen Monaten anstehenden Berufungsverhandlung vor dem Landgericht arbeiten. Außerdem haben wir beschlossen die Klagen von fünf Betroffenen der Polizeigewalt im Rahmen der antirassistischen Aktivitäten Anfang Juni in Stuttgart zu unterstützen.
Am 4. August wurde Chris vor einer Bäckerei in Stuttgart-Heslach verhaftet. FreundInnen und GenossInnen luden wenige Tage später zum Gründungstreffen des Stuttgarter Solikreises ein. Rund zehn Gruppen und viele Einzelpersonen folgten der Einladung und verfassten eine gemeinsame Solidaritätserklärung. Parallel fanden mehrfach Knaststpaziergänge rund um die Justizvollzugsanstalt in Stuttgart Stammheim statt.
Bereits nach wenigen Tagen stand der Prozesstermin am 2. September fest.
In den zwei letzten Augustwochen wurden im Rahmen der Mobilisierung auf
diesen Termin über 10.000 Flyer in Stuttgart verteilt und eine breite
Solidaritätsarbeit organisiert. 50 Gruppen und Organisationen sowie
viele Einzelpersonen unterstützten uns hierbei.
Als Bündnis begriffen wir unsere Aufgabe darin, eine gemeinsame
Plattform für eine spektrenübergreifende Solidaritätsarbeit darzustellen
wie bspw. durch das Koordinieren der Aktionen, der Prozess- und
Öffentlichkeitsarbeit. Hinzu kamen viele Initiativen Anderer wie
Transpiaktionen, politische Graffitis, spontane
Solidaritätsdemonstrationen und Solidaritätserklärungen. Hierdurch ist
es gelungen das skandalöse Verfahren, trotz des ungünstigen Zeitpunktes
Mitten in der Sommerpause, bekannt zu machen.
Klare Signale im Gerichtssaal
Zur Kundgebung vor dem ersten Verhandlungstag vor dem Stuttgarter
Amtsgericht nahmen über 130 Menschen teil. Im größten Gerichtssaal war
nicht annähernd genug Platz für die anwesenden Prozessbesucher.
Da zu den beiden Verhandlungsterminen bereits ausführliche Berichte
erschienen sind, belassen wir es an dieser Stelle bei wenigen
Bemerkungen. Während der Beweisaufnahme offenbarte sich immer wieder der
politische Wille der Staatsanwaltschaft und des Gerichtes eine
Verurteilung herbeizuführen. Über grundlegende Widersprüche in den
Zeugenaussagen wurde hinweggesehen und schwerwiegende Fehler bei der
polizeilichen Ermittlungsarbeit wurden schöngeredet.
In seinem „letzten Wort vor der Urteilsverkündung“ thematisierte Chris
diesen Punkt und formulierte eine Kritik an dem Anklagekonstrukt und der
politisch motivierten Prozessführung der Staatsanwaltschaft. Als
Solikreis halten wir es für grundsätzlich richtig und wichtig auch im
Gerichtssaal eine politische Kritik an dem Verfahren und dem
herrschendem System mit seiner Justiz zu formulieren.
Mit der Verurteilung zu 11 Monate Haft, folgte das Gericht im
Wesentlichen dem Antrag der Staatsanwaltschaft. Die durch die
Verteidigung vorgetragenen Einwände wurden weitgehend übergangen.
Zurecht empörten sich etliche Prozessbesucher.
Nach dem Prozessende gelang es uns trotz der Versuche Chris ohne
Aufsehen aus dem Gerichtsgebäude zu schleusen, den Gefangenentransport
kurzzeitig zu blockieren. Das war einer von vielen kleinen Momenten, in
denen es uns gelang Chris direkt unsere Solidarität zuteil kommen zu
lassen.
Keinen Schritt zurück!
Sicherlich haben wir in der kurzen Zeit technische und organisatorische
Fehler gemacht. Dennoch ziehen wir aus unserer Arbeit der vergangenen
Monate ein positives Fazit. Es ist uns gelungen, mit vielen Menschen
gemeinsam eine effektive und vielfältige Solidaritätsarbeit zu
organisieren. Bei allen die uns hierbei unterstützt haben und ihren Teil
zum Erfolg beigetragen haben, möchten wir uns herzlich bedanken.
In den kommenden Monaten steht nun die Berufungsverhandlung vor dem Stuttgarter Landgericht an.
Als Solikreis werden wir hierzu weiterhin aktiv arbeiten. Bis dahin
bleibt es unbedingt notwendig, unsere Solidarität mit Chris über die
dicken Mauern der JVA hinweg zu transportieren. Im Klartext heißt das
für uns alle: Bitte schreibt Chris, schickt ihm interessante Artikel aus
der Presselandschaft und spendet auf das Solikonto!
Als Stuttgarter Solikreis haben wir beschlossen auch diejenigen aktiv zu
unterstützen, die aktuell beginnen gegen die Polizeigewalt und
Repressalien im Rahmen der antirassistischen Aktivitäten am ersten
Juniwochenende in Stuttgart juristisch vorzugehen. Insgesamt fünf
Personen haben Anzeige gegen den Polizeieinsatz erstattet. Wir halten
diesen Schritt für richtig und notwendig und wünschen ihnen viel Kraft
und Erfolg!
Es ist für uns schlichtweg nicht hinnehmbar, dass diejenigen die sich
aktiv gegen Rassismus engagieren mit Polizeigewalt und
Kriminalisierungen konfrontiert werden. Antifaschismus und Antirassismus
sind notwendig und legitim!
Für eine Welt ohne Rassismus!
Freiheit für Chris!
Mehr Infos unter: www.solikreis-stuttgart.tk
Nachbereitung?
Das wichtigste an einer Nachbereitung ist, dass man aus den Fehlern lernt. Hier werden jedoch gar Keine Genannt. Glaubt ihr, dass es keine Fehler gab? Irgendwie wirkt dass dadurch etwas unglaubwürdig, da es noch einige Sachen zu verbessern gäbe. Z.B. breitere Solidarität.
steht doch drin
Es steht doch klar drin: "Sicherlich haben wir in der kurzen Zeit technische und organisatorische Fehler gemacht." Ich gehe davon aus dass im Solikreis genauer darauf eingegangen wurde, in einem öffentlichen Fazit gehört das meiner Meinung nach auch nicht unbedingt. Die Solidarität empfand ich schon als sehr breit ausgelegt, sieht man zum einen an den formellen Unterstützern aber auch ganz praktisch an den vielen Soliaktionen und vor Ort an den Prozesstagen. Wann hat es denn in den letzten Jahren eine so breite Solidarität gegeben? Soll nicht heißen dass alles optimal lief, zu Verbessern gibt es immer etwas, insgesamt aber doch sehr gut. Ansonsten: Verbesserungsvorschläge gerne konkret nennen.
sehr schön
Sehr schön dass die bullen jetzt endlich angezeigt werden! Freiheit für Chris-rote grüße über alle mauern!