Lingen: Naziübergriffe auf dem Altstadtfest

Das Logo der "Kameradschaft Emsland"

Vom 16.09.2011 bis zum 18.09.2011 fand in Lingen das alljährliche „Altstadtfest“ statt. Mehrere tausend Menschen waren an diesem Wochenende auf diesem Fest unterwegs. Unter anderem fand wie jedes Mal auch das Festival „Rock am Pferdemarkt“ statt.Allerdings kam es in diesem Jahr zu vermehrten Übergriffen von Neonazis auf Antifaschist_Innen und andere alternative, nicht rechte, Jugendliche.

 

So provozierten am Samstag, den 17.09.2011 gegen 22.30Uhr etwa zehn Neonazis, die sich aus der so genannten „Kameradschaft Emsland“ sowie deren Sympathisant_Innen rekrutierten, am Rande des Festivals "Rock am Pferdemarkt" die anwesenden Konzertbesucher_Innen und Antifaschist_Innen mit nationalsozialistischen Parolen und mit ihrer bloßen Anwesenheit. In kürzester Zeit entwickelte sich hieraus eine größere Auseinandersetzung zwischen den Neonazis und Antifaschist_Innen. Wechselseitig flogen Flaschen und es kam zu Schlägereien. Drei Antifaschist_Innen mussten nach dieser Auseinandersetzung im Krankenhaus behandelt werden. Zwei wurden durch Flaschenwürfe im Gesicht bzw. an der Hand verletzt und eine Antifaschistin wurde durch CS-Gas oder Pfefferspray der Neonazis verletzt. Weitere Antifaschist_Innen wurden ebenfalls durch Faustschläge, Flaschenwürfe sowie CS-Gas/Pfefferspray verletzt. Jedoch suchten diese nicht das Krankenhaus auf.

 

Die völlig überforderte Polizei versuchte die Neonazis und die Antifaschist_Innen zu trennen. Neonazis wurden, obwohl mehrere Antifaschist_Innen verletzt wurden, nicht in Gewahrsam genommen, so dass diese sich weiterhin auf dem Altstadtfest aufhalten und herumlaufen konnten.

 

An der Auseinandersetzung waren u.a. die Neonazis Peter Köhler, Andre Lüken, Jörg Bollmer (alle aus Lingen), Andreas Frese, Thomas Stratmann (beide aus Emsbüren), Alexander Evers (Meppen; jetzt Karlsruhe) sowie Maik Rotert (Damme bei Vechta) beteiligt.

 

 

Eine weitere Auseinandersetzung mit eben diesen Neonazis gab es später vor der Kneipe „Stone“ in der Innenstadt. Hier versuchte u.a. Peter Köhler zwei Antifaschist_Innen zu treten. Auch hier war die Polizei wieder anwesend, konnte allerdings nicht dafür sorgen, dass die anwesenden Neonazis die Örtlichkeit verließen. So kam es auch hier weiterhin zu verbalen Auseinandersetzungen und Drohungen der Neonazis.

 

Nach kurzer Zeit verließen die Neonazis unter Polizeischutz dann doch die Innenstadt und begaben sich Richtung Bahnhof. Hier stand u.a. das Auto des Dammer Neonazis Maik Rotert mit dem Kennzeichen VEC – FV 530, was nach kurzer Zeit weggefahren wurde. Auch am Bahnhof waren schon Antifaschist_Innen vor Ort, um den Neonazis zu zeigen, was von ihnen gehalten wird. Die Polizei sah sich jedoch immer noch nicht in der Lage, den Neonazis Platzverweise zu erteilen und diese auch durchzusetzen. Während die Neonazis Parolen skandierten, gesellten sich die Frau von Andreas Frese, Stefanie (Emsbüren), sowie die Frau von Peter Köhler, Desiree (Lingen), zu ihren Kameraden. Desiree Köhler versuchte hierbei, Fotos der anwesenden Antifaschist_Innen zu machen. Daran wurde sie natürlich von der anwesenden Polizei -mittlerweile durch Kräfte der Polizeidirektion Osnabrück unterstützt- nicht gehindert.

Während die Neonazis weiterhin Parolen skandieren konnten, versuchte die Polizei einen Antifaschisten, der zurück pöbelte, in Gewahrsam zu nehmen. Es blieb bei dem Versuch.

 

Nachdem sich die Polizei endlich in der Lage sah, die Neonazis wegzubegleiten, flog ein Böller auf die Neonazis, der den 21-jährigen Jörg Bollmer so in Rage versetzte, dass dieser versuchte, auf die gegenüberliegende Straßenseite zu kommen, um seine Gegner_Innen anzugreifen. Jedoch beendete er diesen Angriffsversuch selber, indem er stolperte und sich auf die Fresse packte. Daraufhin schmissen sich gleich mehrere Polizist_Innen auf Bollmer und nahmen diesen in Gewahrsam.

 

Die Neonazis verließen daraufhin den Platz in Polizeibegleitung.

 

Leider sollte dieses nicht das Ende der neonazistischen Gewalt in dieser Nacht sein. Drei Personen, die die vermeintliche Ruhe nutzen und sich beim Pferdemarkt ausruhten und teilweise schliefen, wurden u.a. von dem Emsbürener Neonazi Thomas Stratmann im Schlaf überrascht. Dieser sprühte zweien der Antifaschist_Innen Pfefferspray ins Gesicht. Auch diese beiden mussten im Krankenhaus behandelt werden.

 

Die weitere Nacht verlief ruhig.

 

Am Sonntag, den 18.09.2011, kam es gegen 18 Uhr allerdings erneut zu Übergriffen. Die vier Neonazis Peter Köhler, Andreas Schulz (Lingen), Thomas Stratmann sowie Jörg Bollmer bedrohten zwei Antifaschist_Innen in der Innenstadt, die daraufhin Freund_Innen anriefen, die zur Hilfe eilten. Einer der Helfer_Innen wurde von dreien der Neonazis angegriffen. Dieser konnte die Angriffe größtenteils aber erfolgreich abwehren. Einer weiteren helfenden Person wurde von Peter Köhler Pfefferspray/CS-Gas ins Gesicht gesprüht. Auch diese Person musste daraufhin im Krankenhaus behandelt werden.

Die von Anwohner_Innen herbeigerufene Polizei nahmen mindestens einen der Neonazis in Gewahrsam.

 

 

Die Vorfälle vom Wochenende waren leider vorherzusehen. Schon im Vorfeld des Altstadtfestes kam es immer wieder zu Übergriffen, Beleidigungen und Bedrohungen seitens der neonazistischen Szene in Lingen und Umgebung. Die „Kameradschaft Emsland“ agiert hier äußert aggressiv und brutal. So gehört es z.B. zum „guten Ton“, vermeintliche und wirklich Zeug_Innen in Gerichtsverfahren gegen Neonazis zu bedrohen und einzuschüchtern. So kam es in der Vergangenheit schon vor, dass sich Opfer von Neonazigewalt auf Grund von akuter Gefahr durch eben diese Neonazis gegen eine Strafanzeige entschieden.

 

Die Polizei schrieb in ihrem Pressebericht, der natürlich von der Presse ohne eigene Recherche Wort für Wort übernommen wurde, dass mehrere Verfahren gegen Beteiligte u.a. wegen Landfriedensbruch eingeleitet wurden. Sollten auch Antifaschist_Innen von diesen Verfahren betroffen sein, dann raten wir diesen, keine Aussagen bei der Polizei zu machen und den Aktivist_Innen vor Ort von den Anzeigen zu berichten.

 

In Lingen muss sich jedoch einiges tun, um den Neonazis ihre Grenzen aufzuzeigen und ihnen klar zu machen, dass ihre Gewalt nicht geduldet wird.

 

Unsere Solidarität geht an die Opfer der neonazistischen Gewalt an diesem Wochenende!

Den antifaschistischen Selbstschutz organisieren!

Zeige Kommentare: ausgeklappt | moderiert

Ich weis ja nich wie hoch die Zahl der Antifaschisten und Antifaschistinnen war, aber zehn Nazis die stress auf einem "altenativen" und /oder "antifaschistischem" Konzert stress suchen sollten doch eigentlich in der Minderheit sein oder verstehe ich das Falsch?

Diese Aktion der Nazis zeigt doch mal wieder wie wichtig antifaschistischer Selbstschutz ist!Bildet Gruppen und sorgt dafür das es auch Gruppen sind die aktiv dagegen vorgehen!

Nazis auf´s Maul

Besorgt euch Pfeffer, geht ins Boxtraining und nehmt Krav Maga-Unterricht!

Und bleibt um Himmels Willen bei Veranstaltungen, wo Stress vorprogrammiert ist, nüchtern und clean! Bleibt zusammen, bildet Bezugsgruppen bei solchen Anlässen…