Keine Solidarität mit den „anarchistischen“ BriefbomberInnen

Libertäre Aktion Winterthur

Die Frage der Gewalt spielte im anarchistischen Diskurs schon immer eine grosse Rolle. Wie sollte der urtümlichste und rohste Ausdruck von Macht mit der Lehre der Herrschaftslosigkeit in Einklang gebracht werden? Kann eine anarchistische, revolutionäre Strategie Gewalt beinhalten?

 

 [Anmerkung: Dieses Communiqué bezieht sich bewusst nicht auf die letzten Anschläge vom 23. Dezember in Rom. Für uns scheint die anarchistische Urheberschaft fraglich, da sich wie bereits bei einer Anschlagsserie 2003 die ominöse „Federazione Anarchica Informale“ (FAI) dazu bekannte. Wohl kaum zufällig trägt diese dasselbe Kürzel wie die Federazione Anarchica Italiana, die sich bereits von den Ereignissen im Jahr 2003 schärfstens distanziert und den Verdacht geäussert hatte, dass es sich bei der anderen „FAI“ um eine staatliche Phantomorganisation handeln könnte. Tatsächlich lassen sich in der jüngeren italienischen Geschichte mehrere Beispiele finden, bei denen Attentate dieser Art unter falscher Flagge durchgeführt wurden. Erinnert sei nur an den durch den Staat in Auftrag gegebenen Bombenanschlag auf die Piazza Fontana in Mailand 1969, der den örtlichen AnarchistInnen in die Schuhe geschoben wurde. Auch lässt das Bekennerschreiben der „FAI“ zu den Anschlägen am 23.12. aufhorchen, in der es in für eine angeblich „informelle“ Organisation völlig untypischen Worten heisst: „Lang lebe FAI, lang lebe die Anarchie!“]


Die Frage der Gewalt spielte im anarchistischen Diskurs schon immer eine grosse Rolle. Wie sollte der urtümlichste und rohste Ausdruck von Macht mit der Lehre der Herrschaftslosigkeit in Einklang gebracht werden? Kann eine anarchistische, revolutionäre Strategie Gewalt beinhalten? Es ist davon auszugehen, dass der libertäre Weg, der immerhin die Enteignung der Besitzenden und die Überwindung materieller Privilegien beinhaltet, auf brutalen Widerstand derjenigen stossen wird, die sich diesen Gütern beraubt sehen. Ein Herrschaftsverhältnis beruht immer auf (unscheinbarem oder offensichtlichem) Zwang. Und dieser schliesst immer auch Gewalt ein, der wir nur als starke revolutionäre Massenbewegung entgegentreten können.

Doch sollten wir uns als bewusste Anarchistinnen und Anarchisten davor hüten, das Mittel der Gewalt zum Zweck werden zu lassen. „Die wahre anarchistische Gewalt hört auf, wo die Notwendigkeit der Verteidigung und der Befreiung aufhört. Sie wird durch das Bewusstsein getragen, dass die Individuen, einzeln betrachtet, wenig oder überhaupt nicht verantwortlich sind für die Position, die Erbe und Umwelt ihnen verschafft haben.“ Diese Worte vom italienischen Anarchisten Errico Malatesta haben auch fast Hundert Jahre nach ihrer Niederschrift nichts von ihrer Gültigkeit verloren. Sie verbieten es, im Rahmen einer libertären Praxis FunktionsträgerInnen im Kapitalismus ihrer blossen Funktion Willen zu verletzen oder gar zu töten. Wie wir meinen, sollte das für jede Person mit einer anarchistischen Auffassung eine Selbstverständlichkeit sein.

In den letzten Monaten haben sich allerdings auch im Zusammenhang mit der Schweiz Ereignisse gehäuft, die dieses libertäre Prinzip im Namen des Anarchismus in Frage stellen. Die Rede ist hier nicht von den rhetorisch durchaus gelungenen, doch inhaltlich oft verworrenen Aufrufen im Stile von „Schlagt die Polizisten, wo ihr sie trefft“, die von irgendwelchen windigen Revoltierenden als Akt des individuellen Widerstandes auf Mauern geklebt und auf Websites veröffentlicht werden. Auch nicht gemeint sind die zahlreichen, aber in ihrer Form sich treu bleibenden Schweizer Solidaritätsaktionen für Billy, Costantino und Silvia, deren antizivilisatorischen Ergüsse wir höchstens mit Belustigung zur Kenntnis nehmen. Doch werden wohl auch aus eben diesen Zusammenhängen diejenigen Aktionen beklatscht, die in ihren Folgen weit über das Mass von Farbanschlägen und dem Aufschlitzen von Autoreifen hinausgehen.

Wir denken an die Briefbomben, die in den vergangenen Monaten an diverse staatliche Einrichtungen, insbesondere Botschaften, versandt wurden. Darauf hoffend, dass dabei einE wichtigeR BeamteR beim Öffnen des Briefs versehrt wird, sollte die Inhaftierung der drei Genannten symbolisch „gerächt“ werden. Eine solche Praxis zeugt nicht nur von politischer Dummheit, sondern auch von grosser Feigheit und Inhumanität. Im besten Falle aus Naivität, im schlimmsten aus Berechnung wurde ebenso in Kauf genommen, dass auch eine einfache Zuträgerin oder ein subalterner Sekretär verletzt wird. Damit reihen sich die AbsenderInnen ein in die lange Reihe von skrupellosen VerbrecherInnen, die im Dienste des Kapitals Angehörige der ArbeiterInnenklasse verfolgt und getötet haben. Diese Taten sind mitnichten revolutionär, sondern Ausdruck der politischen Reaktion. Uns bleibt angesichts der Infamie solcher Aktionen nur das Eine: Keine Solidarität mit den „anarchistischen“ BriefbomberInnen – niemals, nie! Es ist tragisch, dass der europäischen KapitalistInnenklasse, die sich noch vor wenigen Jahren linksradikale Gruppierungen schaffen musste, um die Bevölkerung auf einen repressiven Kurs einzustimmen, das Spiel heute so einfach gemacht wird.

Für uns alle ist es schwierig, adäquat auf ein politisches und soziales Klima zu reagieren, dass uns als ausgebeutete und mitfühlende Menschen in die Verzweiflung treiben muss. Dies sollte aber nicht Anlass sein, uns in die alten Illusionen der „Propaganda der Tat“ zu retten, und durch individuelle Gewaltakte die Gesellschaft ändern zu wollen. Deren Folgen werden Repression, Eskapismus und eine noch grössere Hoffnungslosigkeit sein, und nicht der Aufstand der Massen. Ebenso falsch ist es, die Unstrukturiertheit zum allgemeinen Handlungsprinzip von Anarchistinnen und Anarchisten zu erheben, wie es von unseren „aufständischen“ Genossinnen und Genossen gefordert wird. Ist jedeR nur sich selber verantwortlich, leistet das individuellen unberechenbaren Aktionen Vorschub, anstatt einer solidarischen Praxis, die stetig auf die soziale Revolution hinarbeitet, zur Entfaltung zu verhelfen.

Nur gemeinsam, durch organisierten und zielgerichteten Klassenkampf können wir dem kapitalistischen System die Stirn bieten. Einigkeit in der Theorie und Stringenz in der Praxis, föderalistische Strukturen und individuelle Disziplin sind die Qualitäten von solidarisch kämpfenden Anarchistinnen und Anarchisten, die tatsächlich die soziale Revolution – und nicht die totale Repression – wollen. Der Arbeitsplatz und die Schule, die Nachbarschaft und das Begegnungszentrum, die Strasse und das Flüchtlingsheim: Dies sind die Plätze unserer libertären Agitation, der Organisierung und des Kampfes - nicht die Spalten der bürgerlichen Medien, die nur darauf warten, mit reisserischen Schlagzeilen über den letzten Anschlag von Revoltierenden zu berichten.


Ende Dezember 2010
Libertäre Aktion Winterthur

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Liebe Genossinnen und Genossen,

danke für diesen Text. Ihr seid wesentlich weiter als die deutschen Anarchisten. Die "antideutschen" Einflüsse fehlen zum Glück in der Schweiz. Vor allem der letzte Absatz mach dies deutlich. Diese Positionen sind anarchistisch, alles andere ist Quark.

 

Für Solidarität und Klassenkampf!

Juhu. Nichts verstehen aber hauptsache gegen "die Antideutschen" gehetzt. Es ist echt super wo man die überall hineininterpretieren kann, selbst wenn es in dem Text mit keinem Wort darum geht.

 

Ansosnten: Guter Text, leider ab und zu etwas floskelnhaft aber schön.

du hast auch nichts verstanden^^

der kommentar auf den du geantwortet hast war ganz anders gemeint

es stimmt schon das viele anarchsitische gruppen antideutsche einflüsse haben und in der schweiz ist es eben nicht so.

-das war damit gemeint...;)

"anarchistische gruppen mit antideutschen einflüssen"?? ...auf welchem Planet lebst du denn? Ich kenne nichts systemkonformeres und anti-anarchistischeres als den antideutschen Geist. Die meisten antideutschen Gruppen bezeichnen sich als kommunistisch, meist mit "c" geschrieben, am besten noch auf französisch ;-) ... und sie hassen die Anarchisten.

ich habe den text nur überflogen, nach dem ich schockiert war über den titel. zunächst muss ich allerdings feststellen, dass die im text vorgebrachten argumente m.e. nachvollziehbar sind.

die forderung nach verweigerung der solidarität mit den urheber_innen besagter anschläge halte ich trotzdem für diskussionswürdig.

1. diese forderung geschieht ohne not, denn die bekenner_innen gehören zu einer anarchistischen strömung, was auch der von ihnen gewählte name deutlich macht. somit besteht/bestand zu keinem zeitpunkt die gefahr, dass diese taten allgemein auf anarchistische bewegung zurückfallen könnte. sollte dieses dennoch geschehen, so liegt das wohl kaum an den anarchistischen bewegungen selbst, sondern vielmehr in den öffentlichen schlussfolgerungen reaktionärer strukturen, gegen die wir uns ansonsten sowieso mit unseren gedanken, worten und taten wenden und wenden müssen.

2. es ist zwar richtig, dass die gewählte aktionsform "brief/paketbomben" sogenannte "collateral damages" von vorneherein einkalkuliert und genau deshalb irgendwie verdammt scheisse ist, aber hier wie dort agiereren menschen nicht im luftleeren raum. viele menschen aus antagonistischen zusammenhängen sind in den letzten zwei jahren in griechenland,chile,honduras,mexico und rußland (um nur einige zu nennen) im zuge der staatsräson  oder als opfer unserer feinde ermordet worden.zusätzlich zu den tausenden menschen, die täglich an den verschiedenen kriegsschauplätzen, oder bei dem versuch diese oder jene geopolitische grenze zu überwinden,ihr leben lassen. an dieser stelle darf es zwar nicht um das stumpfe aufrechnen von gewaltopfern gehen, genausowenig aber dürfen wir so tun, als ob die "fai" urheber_in der eskalation wäre. genau das gegenteil ist der fall: die neokoloniale politik der metropolen des nordens, als auch die vielfach reaktionären verhältnisse im globalen süden erscheinen uns regelmäßig als die beiden backen des selben arsches, dessen auswurf nicht allzu selten tod und verderben sind. möglicherweise haben in italien und vor kurzem in griechenland menschen gehandelt, mit denen wir alle die verzweifelung über diesen umstand teilen. sie sind dabei zu einem schluss gekommen, der in anarchistischen strukturen von beginn an zu recht umstritten war und es auch offensichtlich noch immer ist.

3.ich persönlich teile in weiten teilen die hier im text formulierte kritik an den anschlägen und auch mich hat der ("unnötige")tod der drei bankangestellten in griechenland vor einem halben jahr schockiert. es ist und es war immer richtig klarzustellen, was scheisse ist, aber wenn solidarität auch bedeutet: den kampf anderer zu meinem zu machen, dann kann ich mich an dieser stelle, trotz aller kritik, nicht einfach aus der affaire ziehen und sagen: das ist nicht mein kampf. vielmehr müsste es eigentlich heißen: das sind nicht meine methoden in der auseinandersetzung, aber es is' der kampf, den ich auch führe.

 

Ich finde es übrigens völlig richtig, dass diese Entsolidarisrungskampagne auf anarkismo.net gelöscht wurde. Ohne Not bewegen sich die Winterthurer in  die Öffentlichkeit und versuchen einen Keil in die Bewegung am Vorabend der Revolution zu treiben und dies ist mehr als fahrlässig. Wem solche Beissreflexe nützen, darüber müssen wir wohl nicht weiter diskutieren.

Ist es nicht zutiefst unsolidarisch, in einem Kampf der kollektiv geführt wird  eine Eskalation herbeizuführen die für andere Repression und Verfolgung zur Folge hat?

 

Ist es nicht auch zutiefst unsolidarisch und nicht nur das... Angestellte in eine solche Gefahr zu bringen und als Argument Tausende von Toten an den Kriegsschauplätzen etc.. zu nennen? Was maßt ihr euch an? Ist es nicht genau die Art und Weise, über andere (in diesem Fall sogar über das Ende ihres Lebens) zu entscheiden - sollte uns nicht eigentlich genau das von Herrschenden unterscheiden?

 

Ich bin verzweifelt, aber das bin ich vor allem weil ihr ein verdammt unsolidarischer und pseudo-revolutionärer Haufen seid!

Ich finde den Text aus Winterthur super, danke für diesen tollen Diskussionsbeitrag!

 

Und wenn ich schon höre, dass du es offenbar gut findest das auf anarkismo.net zensiert wurde, was  nun wirklich keine Not hat,(da niemand von dem Text gefährded wird) dann bekomm ich wirklich schlechte Laune. Gibt es in der Stadt aus der du kommst für solche Leute wie dich noch irgendwelche K-Gruppen, vielleicht kannst du da mit deinen Ansichten in der Bedeutungslosigkeit verschwinden, ich würde es dir und mir wünschen!

 

 

Natürlich wurde der Text auf anarkismo.net nicht gelöscht - weshalb auch? Schliesslich betont er - durchaus mit den Positionen von anarkismo übereinstimmend - die Wichtigkeit organisierter Kämpfe gegenüber verantwortungslosen Taten Einzelner. Im übrigen ist er wohl auch kaum Teil einer Entsolidarisierungskampagne - die der libertären Solidarität zuwiderlaufende Handlung wurde, wie mein_e Vorredner_in schon angemerkt hat, bereits durch die Absender_innen der Briefbombe begangen.

Von einer Entsolidarisierungskampagne von anarchistischen Aktionen kann wirklich nicht die Rede sein. Es wird viel mehr die anarchistische Urheberschaft  an den Briefbombenanschlägen in Rom infrage gestellt. Es wird spekuliert, dass diese "anarchistische Gruppe" vom Staat initiert wurde, um die anarchistische Bewegung in der Öffentlichkeit zu delegitimieren. Das wär nicht das erste Mal in Italien. Und es gibt berechtigte Zweifel an der anarchistischen Urheberschaft. Gerade der Name "Federazione Anachica Informale", der der bestehenden "Federazione Anarchica Italiana" mehr als nur ähnelt. Auch, dass diese "informelle" FAI in anarchistischen Kreisen Italiens völlig unbekannt ist. Das (und noch einiges mehr) spricht schon eine deutliche Sprache. Die Aktionen dieser "informellen" FAI kann man nur schwer mit den Aktionen in Griechenland vergleichen, auch wenn die Mittel die Gleichen sind. Auch wenn ich solche "Propaganda der Tat"-Aktionen ablehne, scheinen die Aktionen aus Griechenland das zumindest zu sein. Diese "informelle" FAI dagegen klingt viel eher nach "false flag operation". Da gibts zuviele Ungereimtheiten. Aber generell finde ich auch die "Propaganda der Tat" sehr gefährlich für anarchistische Organisation. Sicherlich gibt es gute Gründe, die dazu führen, aber letztendlich hilft die "Propaganda der Tat" doch der Repression. Deshalb finde ich eine kritiklose Solidarität mit Aktionen der "Propaganda der Tat" falsch.

Was eine anarchistische Praxis in meinen Augen gegenüber anderen Formen revolutionären(?) Handelns unter anderem gerade auszeichnet, ist die Erkenntnis, dass der Zweck nicht die Mittel heiligt, sondern die Mittel den Zweck bestimmen. Und der Terror in seiner ursprünglichen Bedeutung, also die willkürliche Schreckensherrschaft, ist mit Sicherheit keine Praxis, deren Anwendung zu einer herrschaftsfreien Gesellschaft führen könnte. Von daher sehe ich nicht, wie Menschen, die schwere Verletzungen oder gar den Tod Unbeteiligter derart fahrlässig in Kauf nehmen wie die angebliche anarchistisch-insurrektionalistische Gruppierung FAI (nicht die gleichnamige Anarchistische Föderation Italiens) noch annähernd den selben Kampf führen. Falls dass  einigen im Falle von Beschäftigten in Poststellen staatlicher Behörden nicht unmittelbar einsichtig sein sollte (damit meine ich nicht den_die Autor_in des Kommentars, auf den ich antworte), sei ihnen dringend empfohlen, aus ihrer schwarz-weiss getünchten Revoluzzerpose rauszukommen und einen Blick auf die reale Welt und ihre Widersprüche zu werfen. Vielleicht hilft ihnen eine Information zum Briefbombenanschlag auf die chilenischen Botschaft in Rom, die hier bisher wenig Verbreitung fand:

 

"Der chilenische Junge der durch die Briefbombe verwundet wurde, ist Cesar. Ein Genosse und Freund, der mit der Fahrradwerkstatt der Ex-Lavanderia (soziales Zentrum). Wir haben es heute erfahren. Plötzlich ist das natürliche Mitgefühl mit einer verletzten Person für uns nicht mehr durch Anonymität verzerrt. Hinter dieser Geschichte von landesweiter Bedeutung steht eine Person, deren Namen, Gesicht und Stimme wir kennen. Nun ist Cesar im Krankenhaus, ihm fehlen zwei Finger und wir sind wütend. [...]  Associazione Ex Lavanderia"

 

Quellen:

http://lombardia.indymedia.org/node/34920

http://www.informa-azione.info/roma_il_ragazzo_ferito_all039ambasciata_c...

War einst ein Anarchisterich,
der hatt den Attentatterich.
Er schmiß mit Bomben um sich rum;
es knallte nur so: bum bum bum.
Einst kam der Anarchisterich
an einen Schloßhof fürstelich,
und unterm Rock verborgen fein
trug er ein Bombombombelein.


Nach Haus kam Serenissimus,
sprach: omnia nos wissimus,
und sprach viel weise Worte noch,
daß alles rings nach Weisheit roch.
Jedoch der Anarchisterich
mit seiner Bombe seitswärts schlich
und schmiß sie Serenissimo
unter den Rokokopopo.


Und rings war alles baß entsetzt,
Durchlaucht hat sich vor Schreck gesetzt,
indes der Anarchisterich
durch eine Seitentür entwich.
Nur einer sprang beherzt herbei,
zu helfen, was zu helfen sein.
Doch sprach er bleich: Volk, höre nur,
's ist 'ne Bomb-onniere nur.


Rings aber lag man auf dem Knie
und heulte, jammerte und schrie
und betete: Du lieber Gott,
schlag doch die Anarchisten tot!
Drum merk dir, Anarchisterich,
heil dich vom Attentatterich.
Kommst du zum Hofe fürstelich,
geht's fürder dir für-fürchterlich.

Ernst Schubert (Öl auf Leinwand)Mal was ganz Neues auf Indymedia Linksunten. Eine kulturelle Blüte des proletarischen Dichters Ernst Schubert. Schubert, ein Sohn  seiner Klasse, begann schon früh mit dem Schreiben einfühlsamer Lyrik und Prosa.  Wohnhaft im roten Süden unserer Republik als zeitgenössischer kommunistischer Künstler des Spätkapitalismus versteht er es, die Gefühle des Proletariats im deutschsprachigen Raum zu erregen. Für viele Aktivistinnen und Aktivisten entwickelt sich Schubert daher zu einer linken Kultfigur und zum Hoffnungsträger der revolutionären Sache. Mit seinem Frühwerk "Der Utopist" aus dem Jahre 2001 wendet sich die Ikone marxistischer Schreibkunst an die "Querulanten" im revolutionären Kampf um eine befreite Gesellschaft. Listig analysiert er die Schwächen der libertären Strömungen und glänzt mit der fehlerfreien Kombination aus Inhalt, Rythmus und Reim. Weitere Werke Schuberts werden vorerst nicht dem Internet zugefügt aus Angst vor der Pop-Industrie des imperialistischen Klassenfeindes.  Und nun "Der Utopist" in seiner gültigen Endfassung:

 

 

Der Utopist

Ob Bombe hin und Hunger her,
das Leben ist für ihn nicht schwer.
Er träumt von Frieden und von Brot
und schon verschwindet alle Not.

Er denkt durch Wünschen und durch Wollen,
und nur mit Dürfen, ohne Sollen,
wird schon die Welt zum Paradies
und aus dem Lumpen Baumwollvlies.

Und sagt ihm dann ein kluger Mann,
dass man das so nicht sehen kann,
dann schreit er laut und macht Radau,
"Warum sagt mir das keine Frau?!"

Und was ist eigentlich mit Tieren,
er will nicht nur nicht konsumieren
ihr Fleisch, die Milch und auch ein Ei,
nein, er will sie gleich und frei.

So wie die Menschen will er sie,
dazu die Welt so schön wie nie
ganz ohne "Ismen" aller Art,
dazu ein voller Rauschebart.

Dieser Mensch bleibt was er ist,
ein Gutmensch oder Utopist.
Und wenn er dann im Grabe liegt
ist alle Utopie versiegt.

Das Vorbild

Und nehmen wir sie, wie sie ist,
so geht das Leben seinen Gang.
Und wird es einst mal grau und trist,
dann ging es meist schon ziemlich lang.
Die Welt ist niemals änderbar,
nicht heut’, nicht morgen, ist doch klar.

So streben wir nach Lohn und Brot,
und fressen es zu später Stund.
Dann hören wir von großer Not,
verschlucken uns mit off’nem Mund.
Das kann doch alles nicht so sein,
gespült wird schnell mit bill’gem Wein.

Wir können doch der Kinder wegen,
nicht kämpfen für ein gutes Ziel.
Die Zeit, sie rennt, sie läuft entgegen,
denn morgen wird die Arbeit viel.
Ins Bett gelegt und schlecht geträumt,
mal wieder einen Tag versäumt.

Die Kleinen werden bald schon älter,
verfallen in den gleichen Trott.
Das ganze Sein wird immer kälter,
doch der Pfarrer spricht von Gott.
Gesegnet soll das Uns’re bleiben,
und der Psychiater darf verschreiben.

Nun ist der Zeitpunkt angekommen,
beim Kassenbett im Krankenhaus.
Das letzte, was wir dann vernommen,
war Streit ums Erbe, dann war’s aus.
Die Welt blieb grausam, wie sie war,
und weiter auch nicht änderbar.

Am 28.12.2010 wurde auf Indymedia Linksunten ein Beitrag des großen proletarischen Dichters Ernst Schubert veröffentlicht. Erst in einem Kommentar unter einem Artikel und kurze Zeit später als eigener Artikel, also in einer würdigeren Form. Wiederum einige Zeit später wurde der Artikel gelöscht und wieder zu einem Kommentar degradiert. Verwundert von dieser Tat suchten wir Rat im Chatroom, wo auch einige vereehrte Moderatoren anwesend waren. Einer von ihnen tat sich besonders hervor und nannte den Vorgang "Hygiene" und das Gedicht "Spam", nachdem der Vorwurf der "Zensur" in den Chat-Raum geworfen wurde. Bisher war es gängige Praxis auf Indymedia Deutschland, missliebige Beiträge zu löschen oder quasi unsichtbar zu machen. Wir findet es sehr bedrückend, dass gerade in Zeiten von "Wikileaks" diese Herangehensweise nun auch hier angekommen ist. Hiermit dokumentieren wir den beanstandeten Artikel und wollen damit auch eine Diskussion über Utopie, Zensur und groben Sprachgebrauch anregen:

 

Mal was ganz Neues auf Indymedia Linksunten. Eine kulturelle Blüte des proletarischen Dichters Ernst Schubert. Schubert, ein Sohn  seiner Klasse, begann schon früh mit dem Schreiben einfühlsamer Lyrik und Prosa.  Wohnhaft im roten Süden unserer Republik als zeitgenössischer kommunistischer Künstler des Spätkapitalismus versteht er es, die Gefühle des Proletariats im deutschsprachigen Raum zu erregen. Für viele Aktivistinnen und Aktivisten entwickelt sich Schubert daher zu einer linken Kultfigur und zum Hoffnungsträger der revolutionären Sache. Mit seinem Frühwerk "Der Utopist" aus dem Jahre 2001 wendet sich die Ikone marxistischer Schreibkunst an die "Querulanten" im revolutionären Kampf um eine befreite Gesellschaft. Listig analysiert er die Schwächen der libertären Strömungen und glänzt mit der fehlerfreien Kombination aus Inhalt, Rythmus und Reim. Weitere Werke Schuberts werden vorerst nicht dem Internet zugefügt aus Angst vor der Pop-Industrie des imperialistischen Klassenfeindes.  Und nun "Der Utopist" in seiner gültigen Endfassung:

 

Der Utopist

Ob Bombe hin und Hunger her,
das Leben ist für ihn nicht schwer.
Er träumt von Frieden und von Brot
und schon verschwindet alle Not.

Er denkt durch Wünschen und durch Wollen,
und nur mit Dürfen, ohne Sollen,
wird schon die Welt zum Paradies
und aus dem Lumpen Baumwollvlies.

Und sagt ihm dann ein kluger Mann,
dass man das so nicht sehen kann,
dann schreit er laut und macht Radau,
"Warum sagt mir das keine Frau?!"

Und was ist eigentlich mit Tieren,
er will nicht nur nicht konsumieren
ihr Fleisch, die Milch und auch ein Ei,
nein, er will sie gleich und frei.

So wie die Menschen will er sie,
dazu die Welt so schön wie nie
ganz ohne "Ismen" aller Art,
dazu ein voller Rauschebart.

Dieser Mensch bleibt was er ist,
ein Gutmensch oder Utopist.
Und wenn er dann im Grabe liegt
ist alle Utopie versiegt.

Erst wurde das Gedicht als Kommentar gepostet, dann noch einmal als Artikel. Der Artikel hatte noch eine Einleitung, deswegen wurde der ursprüngliche Kommentar versteckt und der Artikel an die Stelle des Kommentars geschoben. Das Gedicht erneut mit einem Zensurvorwurf zu posten grenzt an Spam. Offenbar soll hier Stimmung gemacht werden gegen Indy linksunten.

Gibts es eig. irgendwo ein Bekennerschreiben?? Überall hört man die Informelle Anarchistische Föderation (wer auch immer das sein soll) bekenne sich zu den Taten, doch nirgendwo konnte ich bisher ein Bekennerschreiben dieser Gruppe dazu finden.

Es soll doch neben dem einen verletzten gelegen haben und "später" gefunden worden sein ...

Es ist ein genialer schachzug den eigenen genossen in den rücken zu schiessen nur dammit man sich einen moralischen heiligenschein aufsetzen kann.
ja vieleicht habt ihr ja recht und sie sind moralisch zuweit gegangen...
doch seid ihr das nicht auch?
mit eurem pauschalen schuldzuschieben?
ist rufmord moralisch vertretbar?
und was ist moral?

moral?

moral entfremdet die menschen voneinander und treibt sich zwischen sie wie ein keil. er bietet eine art zu beurteilen, zu trennen in gut und schlecht.
 und hier beginnt der von euch so belächelte antiziv. auch bereits.
die entfremdung die uns trennt wie das gesetz die "guten" von den "bösen"
und ihr bestimmt das urteil.
ein urteil gegen alle die noch kämpfen auch gegen jene die es aus purer verzweiflung tun.

nun nochmals zum antiziv:
ihr wollt also jeglicher umweltthematik im anarchismus die berechtigung absprechen?
ist es besser dogmatisch am kampf gegen den klassenfeind weiterzubasteln?
ist es so verwerflich die entfremdung, die arbeitsteilung und so weiter anzugreifen?
ist es falsch das problem radikal an der wurzel(=radix -für jehne die es gerne vergessen) zu greifen?
der kapitalist wird die menschheit nicht ausrotten, doch der genforscher hat unser todesurteil bereits beschlossen.

Solidarität mit allen kämpfenden drinnen und draussen.

1) Du Formulierst einen Widerspruch: Du willst gegen etwas sein, in etwa gegen den genforscher, der "unser todesurteil bereits beschlossen hat", und willst dann noch aller ernstes behaubten das sei keine Moral? Das ist ja ein Witz.

 

2) Hat niemand sich Gegen folgende Punkte ausgesprochen die du unter antiziv auflistest. Das hier ist keine Frage dieser Grundsätze sondern eine der Methode.

 

3) Hier geht es nicht darum "den eigenen Genossen in den Rücken zu schiessen" sondern um eine Kritik an einer Aktion die eben dieser Vorwurf voll und ganz erfüllt hat (Arbeiter weg zu bomben, so was idiotisches! 1A).

 

Und wenn dir das nicht gefällt, haben die Stalinisten sicher noch ein Platz für  Leute wie dich.