Zur weiteren Vertiefung und Information:
Interview | Quell-Texte | Fotoalbum I | Fotoalbum II | Fotoalbum III
Um weitere Hintergründe zu den deutsch-niederländischen Nazikontakten transparent zu machen, werden folgende Texte als Dokumentation dem Interview „Deutsch - holländische Nazikontakte“ hinten angestellt.
- PDF zu VS-Bericht Berlin 2000
- PDF zu Große Anfrage 1 der Fraktion BÜNDNIS 90/Die Grünen - 2001
- PDF zu „Kleine Anfrage zur schriftlichen Beantwortung - Aktivitäten der sogenannten "Autonomen Nationalisten" im nordwestlichen Niedersachsen“
Zitiert werden hier die:
- Artikel „Deutsch-holländische Freundschaft“ aus der Antifaschistischen NRW-Zeitung 14-15 (Sommer 1997)
- Artikel „Zerstritten in die Bedeutungslosigkeit?“ aus der Zeitschrift „Der rechte Rand“ (Nr. 87 - 2004)
- Artikel „Die Nationaal Socialistische Actie - Autonome Nationalisten in den Niederlanden“ aus LOTTA Nr.32 (2008)
- Artikel „Nazi-Häuserkampf - Autonome Nationalisten in den Niederlanden“ aus der Zeitschrift „Der rechte Rand“ (Nr. 115 - 2008)
- Artikel „Carsten Köppe wieder auf freiem Fuß“ aus LOTTA, Nr. 7
- Artikel „Michael Krick in den Niederlanden“ aus LOTTA, Nr. 8 (Frühjahr 2002)
- Artikel „Krick in Haft“ LOTTA, Nr. 24 (Herbst 2006)
- Artikel „Bochum: Jüdische Gemeinde auf Abschußliste“ aus Antifaschistische NRW Zeitung, Nr. 16 - (Winter 1997/98)
- Artikel „Michael Krick in „Systemhaft"“ aus Antifaschistische NRW Zeitung, Nr. 17 - sommer '98
- Artikel „Fluchthilfe-Netzwerk“ aus „Blick nach Rechts“ (21.2.2001)
- Artikel „Terror als Konzept“ aus „Blick nach Rechts“ (8.8.2001)
- Artikel „Fluchtwege des Christoph S.“ aus „Der rechte Rand“ (Nr. 69 - 2001)
- Artikel „Grenzen der Toleranz“ aus „Blick nach Rechts“ (13.2.2003)
↑Michael Krick
geb. 17.10.1976 in Arnsberg; wh. Moldauplantsoen 10, 5152 SV Drunen
Seit dem 15 Lebensjahr war Michael Krick aktiv in der rechtsradikalen Szene. Er gehörte zum Umfeld der Sauerländischen Aktionsfront (SAF), einer in den 90ziger Jahren sehr aktiven nazistischen Organisation in NRW.
Auch sein 5 Jahre älterer Bruder Bernd Krick war im Umfeld der SAF und der Nazi-Skinhead-Szene aktiv und gab das Skinmagazin „Moonstomp“ heraus.
Mitte der 90ziger Jahre unterhielt Krick seine ersten Kontakte nach Holland und musste sich im Januar 1996 vor dem Rotterdamer Kantongericht wegen Beteiligung an einer verbotenen Demonstration am 3.Juni 1995 vor dem Rotterdamer Rathaus verantworten.
Mit 19 Jahren gab Michael Krick den „Faelischen Beobachter“ heraus. Auf der einzig erschienenen Ausgabe zeigte das Titelbild Adolf Hitler. Für die Herausgabe dieser Zeitung wurde er 1997 wegen Volksverhetzung, Verwendung von Kennzeichen verbotener Organisationen und Verunglimpfung des Staates von einem Jugendschöffengericht in Meschede zu 8 Monaten auf Bewährung Jugendstrafe verurteilt.
In mehreren Verfahren gegen Mitglieder der SAF wurde auch Michael Krick 1996 angeklagt. Er soll zusammen mit anderen SAF-Mitgliedern 1992 ein Jugendheim in Aurich überfallen und ein Flüchtlingswohnheim in Hamm im Dezember 1993 angegriffen haben. (Quelle: Antifaschistische NRW Zeitung März 1996)
Am 27.11.1997 wurden zwei von drei Führern der SAF, Thomas Kubiak und Andree Zimmermann, auf dem Stadtfriedhof in Winterberg beigesetzt. Sie waren zusammen mit Harald Mehr bei einem Autounfall am 22. November 1997 ums Leben gekommen. Michael Krick und weitere Nazis wurden anlässlich der Beerdigung festgenommen, da sie „Sieg Heil“ gerufen haben sollen. Michael Krick brachte zudem eine Hakenkreuzfahne auf den Friedhof mit. Da Michael Krick auf Bewährung war, kam er wegen Fluchtgefahr in Sicherheitshaft.
In den Jahren darauf verbüßte Krick eine Gefängnisstrafe von eineinhalb Jahr und seine Kameraden gründeten eine „Nationale Initiative - Freiheit für Michael Krick“.
Michael Krick zog nach Dortmund-Kley in die Nähe der S-Bahn Station „Germania“ und wurde Mitglied der Kameradschaft Dortmund.
Am 14. Juni 2000 ermordete der Dortmunder Michael Berger drei Polizisten nach einer Routinekontrolle seines Pkws. Berger richtet sich später selbst und die Polizei fand eine Unmenge an Schußwaffen in seiner Wohnung. Es stellte sich heraus das Berger Mitglied der DVU und der REP war, NPD-Sympathisant, Freund des Kameradschaftsführers Siegfried Borchardt und Michael Krick war.
Siegfried Borchardt und seine Kameraden verteilten von der Polizei ungestört einen Aufkleber „Berger war ein Freund von uns! 3:1 für Deutschland“ in hoher Stückzahl auf einer Demonstration gegen die neue Hundeverordnung in NRW in Düsseldorf am 22.Juli 2000. Anlässlich einer Hausdurchsuchung bei Michael Krick wurden die gleichen Aufkleber und Flugblätter „Berger war ein Freund von uns! 3:1 für Deutschland“ beschlagnahmt. (Quelle: Anton Maegerle und Junge Welt 3.8.2000) Schon Jahre zuvor hatte Michael Krick in der Nazipostille „Hamburger Sturm“ positiv Bezug auf den nazistischen Gewalttäter und Polizistenmörder Kay Diesner genommen.
Mitte 2001 standen zwei Gerichtsverhandlung für Michael Krick an: Er hatte im September 2000 an der deutsch-holländische Grenze 15 CDs „Die Deutschen kommen II“ im Gepäck. Dafür sollte er sich in Dortmund vor der Justiz verantworten. Und die Justiz in Berlin-Tiergarten lud ihn wegen seinem „SS-Totenkopf“ Tattoo auf dem Hinterkopf vor. Michael Krick entzog sich den Verhandlungen durch Flucht in die Nederlande. Er zog mit Unterstützung seines Freundes Ed Polman nach Gauda um. Dort beteiligte er sich an nazistischen Überfällen. Zudem half er dem unter Mordverdacht stehenden sauerländischen Nazi Christoph Schulte bei seiner Flucht vor den deutschen Strafverfolgungsbehörden. Schulte und andere Nazis hatten im Januar 2001 vor der Münchner Gaststätte „Burg Trausnitz“ den Griechen Artemios T. angepöbelt und schwer zusammengeschlagen. Das Leben des Griechen wurde von einigen vorbeikommenden türkischen Jugendlichen gerettet, die beherzt eingriffen. Schulte, wegen versuchten Mordes gesucht, floh mit Hilfe Lüdenscheider und Wittener Kameraden nach Holland, wo er schließlich verhaftet wurde.. (Quelle: bnr 2001-03-07)
In der Zeit darauf zog Michael Krick zu seiner für die NVU aktiven Freundin Daisy Brouwer nach Den Bosch. In den folgenden Jahren war Daisy Brouwer beim Aufbau von „Blood & Honour Netherlands“ aktiv.
Um Michael Kricks politische Einstellung zu skizzieren, zitiert am besten seine eigenen Worte.
Auf einem Internet-Forum kommentierte er die Anschläge aus das World Trade Center in New York am 11. September 2001 so: "I congratulate the 'terrorists', that was good work, very conspirative! Direct action is what we need! Destroy Z.O.G.!" (...) "The WTC was (haha) a sign for jewish (sic) capitalism. Now it's gone. That is a good sign for us!" (...) "Direct but intelligent action is needed now!!! The next synagogue is near you, it opens every Saturday! Let your fantasy run free !! We've talked enough, now it's the time for action !!!" (...) "I would prefer to see a synagogue burn, on a Saturday, when all the itzigs are inside!!! (...) Napalm op de klachtenmuur!!!" (klachtenmuur steht für die Klagemauer in Jerusalem) (Searchlight März 2002). Bei einer Veranstaltung deutscher und holländischer Nazis der neonazistischen Nederlandse Volksunie (NVU) am 6. Mai 2001 in Niftrik bei Nijmwegen empfahl Krick als Vorbild die ETA zu nehmen und begleitete dies mit den Worten: „Greift das System und seine Knechte an, wo immer es geht. Auch die, die gegen unsere Rasse vorgehen und sie zu vernichten suchen – Staatsschmutz, Staatsanwälte und Richter – haben Namen, Adressen und Familien. Macht ihnen klar, dass wir das ganz einfach nicht mehr dulden. Eurer Fantasie sind hierbei keine Grenzen gesetzt.“ Und „Es geht um unsere Zukunft, um die unserer Nachkommen, ja unserer gesamten Art. Zeigt kein Erbarmen und keine Reue. Der Weiße Arische Widerstand lebt und wird unsere Feinde, den Weltfeind, das Fürchten lehren und das Biest seinem gerechten Ende zuführen. Bildet Zellen nach dem Vorbild des führerlosen Widerstandes, unterstützt die nationalrevolutionären Zellen. Sieg oder Walhalla! “Das Ganze wurde von einem ZDF Kamerateam der Sendung „Frontal 21“ gefilmt und am 15. Mai ausgestrahlt. - Aus seinen dokumentierten Aussagen ergab sich, laut Medienberichten, ein weiteres Ermittlungsverfahren seitens des BKA gegen ihn. (Quelle: bnr 12/01 und bnr 2001-08-08)
Am 18.1.2001 wurde Michael Krick in den Nederlanden festgenommen, als er versuchte mit der Fähre von Hoek van Holland nach England überzusetzen, wo er an einer Party in Oldham teilnehmen wollte. Aber schon einen Monat am später, am 21.2.2001, wurde er wieder freigelassen.
Im Raum Dortmund erschien in dieser Zeit eine Ausgabe von „Final Call – Die neue Ordnung. Michael Krick fungierte als Herausgeber des Skinhead-Magazin. Er schrieb darin: „Ich glaube an den Endsieg! Es wird einige Blutopfer kosten. Die derzeitige Hetze zeigt mal wieder, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Das System handelt wie eine in die Enge getriebene Ratte. Das letzte Aufbäumen.“ (Quelle: bnr 2001-10-17)
Unter dem Pseudonym „Dirlewanger“ schrieb Krick im Internet „Ich selbst bin ein NS-Skin mit vielen Tattoovierungen etc., weil ich Nazi und Skinhead bin.“ Und „Ich würde es vorziehen, eine Synagoge brennen zu sehen, wenn alle „Itzigs“ dort drin sind!“ (Quelle: bnr 2002-01-23)
Nachdem sein Pseudonym aufflog legte er sich ein weiteres zu. Unter dem Pseudonym „Initfada88“ schrieb er „Die USA (besser gesagt die Itzigs) werden JEDEN bekämpfen, der sich ihnen in den Weg stellt... In der Situation, in der wir uns nunmal befinden, bleibt uns wohl nur noch der Widerstand mit allen Mitteln. Legalität ist ein Wunschdenken, das vor 20 Jahren evtl. noch machbar war. Es bleibt einem nur das Zellenprinzip (3 Mann-Gruppen) oder das des „ione wolve“.“ Und „Ich denke, dass es derzeit nur über „Terror“ geht – d.h.das System überall angreifen.“ Dabei würden „einzelne zivile Opfer nicht ins Gewicht“ fallen. „Der systemkonforme, legale Weg hat nichts gebracht. Ganz im Gegenteil. Die Zerstörung unserer Grundlage (nicht nur des eigenen Volkes, sondern der gesamten Rasse) hat erschreckende Ausmaße angenommen...Daher sind...“moralische Bedenken“ fehl am Platze“ (Quelle: bnr 2003-02-13)
Der Hoge Raad in Den Haag entschied am 5.November 2002 Michael Krick in die BRD auszuweisen, da er im Herbst 2000 die CDs mit dem Titel „Die Deutschen kommen II“ in Holland verbreiten wollte und den auf seinen Hinterkopf tattovierten SS-Totenkopf in der holländischen Öffentlichkeit spazieren trug. (Quelle: bnr 2003-02-13)
Im Mai 2003 wurde Krick ein weiteres mal verurteilt. 10 Monaten ohne Bewährung wegen Volksverhetzung und Verbreitung von Propagandamitteln verfassungsfeindlicher Organisationen . Sein Anwalt vor dem Dortmunder Schöffengericht war der derzeitige Vorsitzende von „Pro Köln“ Markus Beisicht (Quelle: WR 27.5.2003)
Schon am 22.Oktober 2005 nahm Krick wieder in der Funktion eines Ordners bei einer Demo niederländischer und deutscher Nazis in Den Haag teil.
Im Jahr 2006 saß Krick wieder in holländischer Haft. Diesmal soll er am 20.5.2006 in Papendrecht mit anderen Nazis einen Schwarzen misshandelt haben. (Quelle: bnr 2006-08-04). Am 5.10.2006 wurde er in Dordrecht zu zwei Jahren und zwei Monaten Haft verurteilt. (Quelle: redok 5.10.2006)
Seit 2008 ist er wieder ständiger Besucher rechter Demos in den Nederlanden, wo er auch Funktionen in der Organisation des Ordnerdienstes einnimmt. ( z.B. 1.3.2008 in Bergen op Zoom, 23.8.2008 in Alphen a/d Rijn, 30.8.2008 in Zwolle, 25.10.2008 in Den Haag, 21.2.2009 in Ammersfort, 23.5.2009 in Den Bosch, 26.9.2009 in Venlo, 30.1.2010 in Arnhem, 12.6.2010 in Venlo).
Laut der antifaschistischen Recherche-Gruppe KAFKA ist Michael Krick führendes Mitglied bei den holländischen „Autonomen Nationalisten“ (ANS/NSA) und Mitglied des „Combat 18“-Ablegers „Racial Volunteer Force“.
Sein offensichtlich guter und freundschaftlicher Kontakt zu dem Dortmunder ANs und der „Skinheadfront Do-Dorstfeld“ belegen die intensiven politischen-personellen Bezüge zwischen den NRW-Nazis und ihren holländischen Kameraden.
Als Beleg für das Gewaltpotential dieser Szene sei noch eine andere Demonstration angeführt. Am 30.6.2007 demonstrierten nordrhein-westfälische Nazis im ostwestfälischen Herford. Motto: „Gesinnungsparagraphen abschaffen! - Freiheit für alle nationalen politischen Gefangenen!“
Grußbotschaften an die demonstrierenden Nazis kamen von Sven Kahlin, Christoph Drewer, Martin Wiese, Erich Priebke und Michael Krick.
Sven Kahlin saß als Mitglied der „Skinheadfront Do-Dorstfeld“ im Herforder Gefängnis wegen des Totschlags an dem Antifaschisten Thomas Schulz im März 2005 ein. Verurteilt zu sieben Jahre, wurde er Ende 2010 frühzeitig aus der Haft entlassen. ( http://unodinoi.blogsport.de/deutsch/thomas-schulz/deutsche-taeter-sind-...)
Christoph Drewer, „Autonomer Nationalist“ aus Hamm/Dortmund war zu zwei Jahren und sechs Monaten wegen sieben Körperverletzungen (darunter drei schweren Körperverletzungen) im November 2006 verurteilt worden.
Martin Wiese saß wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung und Planung eines Sprengstoffanschlags auf die Grundsteinlegung des Jüdischen Kulturzentrums in München im November 2003 ein. Er wurde im September 2010 aus der Haft entlassen.(http://www.sueddeutsche.de/thema/Martin_Wiese und http://de.wikipedia.org/wiki/Martin_Wiese)
Der ehemalige SS-Mann Erich Priebke sitzt wegen Kriegsverbrechen in Italien im römischen Hausarrest. Er organisierte im März 1944 die Geiselerschießung an 335 Italienern in Rom. (http://de.wikipedia.org/wiki/Erich_Priebke)
Und natürlich Michael Krick, der zu diesem Zeitpunkt wegen dem Überfall und den Misshandlungen des Mannes von den Antillen im Jahr 2006 in holländischer Haft saß.
Der Düsseldorfer Nazi Sven Skoda grüßte unter dem Motto „Drinnen und draußen – eine Front“ auch Kay Diesner, der im Jahr 1997 wegen der Ermordung eines Polizeibeamten und zweifachen Mordversuchs zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt wurde. (http://de.wikipedia.org/wiki/Kay_Diesner)
Gegenüber antifaschistischen Gegendemonstranten grölten die ca. 120 Teilnehmer Parolen wie: „Linkes Gezeter – 9 Millimeter“ . (Quelle bnr 2007-07-06)
(Azzoncao, ein Polit-Cafè)
↑ Christian Malcoci
(* 11. Juni 1963 in Klausenburg/Rumänien), Nationalsozialist, ist seit Jahrzehnten einer der führenden Köpfe der militanten Neonazi-Bewegung in Deutschland und in den Niederlanden. Der Nachname Malcoci ist auf ein altes von deutschen Auswanderern gegründetes Dorf Malcoci im Donaudelta zurückzuführen.
Von der NSDAP/AO zur Nationalen Offensive
Malcoci trat im Sommer 1980 der NSDAP-Aufbauorganisation bei und unterstützte über viele Jahre hinweg deren konspirative internationale Arbeit mit dem vorrangigen Ziel der Aufhebung des NSDAP-Verbotes.[1]
Im September 1983 wurde er Kameradschaftsführer der
Kameradschaft Neuss-Grevenbroich[2]
der Aktionsfront
Nationaler Sozialisten/Nationale Aktivisten
und wandte sich nach deren Verbot so wie die meisten seiner
Mitstreiter der FAP (Freiheitliche
Deutsche Arbeiterpartei)
zu.
Als Sektionsleiter West und Leiter des paramilitärischen
Ordnerdienstes im Bundesvorstand der FAP[3]
trug er erheblich zum Kaderaufbau innerhalb der Partei bei. Er
verfasste auch ein neues Programm, zunächst als „Deutscher
Sozialismus für die 90er Jahre“ für die FAP-NRW, später als
Parteiprogramm der FAP bundesweit übernommen.[4]
Im „Bewegungsstreit“ unterstützte er innerhalb der FAP
maßgeblich die Fraktion, die sich 1986 für eine Unvereinbarkeit
zwischen Nationalsozialismus und Homosexualität und gegen Michael
Kühnen aussprach.[5]
Die Gegenseite beschuldigte ihn damals, die Fäden zum ersten
erfolgreichen „Putsch“ innerhalb der nationalsozialistischen
Bewegung gezogen zu haben.
Am 20. April 1989 war er anlässlich des 100. Geburtstages von Adolf Hitler an der Besetzung des Büros der Nachrichtenagentur dpa in Essen beteiligt. Die fünfköpfige Gruppe stürmte das dpa-Büro, verschanzte sich in den Räumen und befestigte an der Fassade ein Transparent „Adolf Hitler – 100 Jahre; sein Kampf – unser Auftrag“.[6] Malcoci war im Vorfeld der Aktion Funktionär des „Komitees zur Vorbereitung der Feierlichkeiten zum 100. Geburtstag Adolf Hitlers“ (KAH), damalige zentrale Kaderorganisation der Neonazis.
Im Frühjahr 1990 verließen Malcoci und die anderen maßgeblichen KAH-Führungskader die FAP und gründeten die im Dezember 1992 verbotene Nationale Offensive (NO). Diese entwickelte sich bis zum Verbot mit Einsatz Malcocis und Michael Swierczeks zum Bindeglied zwischen den verschiedenen teilweise verfeindeten rechtsradikalen Organisationen und war bemüht Brücken zu bauen, gemeinsame Schnittstellen und Gemeinschaftsprojekte zu schaffen.[7]
Malcoci war von August 1991 bis Mitte 1993 auch stellvertretender Vorsitzender der Hilfsorganisation für nationale politische Gefangene und deren Angehörige e. V. (HNG).[8]
Der Stuttgarter Bewegungs-Prozess und andere
Strafverfahren
Im Stuttgarter Bewegungs-Prozess wurden ab 1991 Malcoci und andere führende Kader der militanten Neonazi-Bewegung wegen der Fortführung der verbotenen Aktionsfront Nationaler Sozialisten/Nationale Aktivisten angeklagt. In einer beispiellosen Art und Weise blockierten und verschleppten die Angeklagten und ihre Anwälte (unter ihnen auch Rechtsanwalt Jürgen Rieger) an über 150 Verhandlungstagen das Verfahren vor der Staatsschutzkammer des Landgerichtes und es gelang ihnen durch einen taktischen juristischen Schachzug am Ende des Prozesses, Bewährungsstrafen für alle Angeklagten zu erreichen. Malcoci wurde zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr und sechs Monaten verurteilt. In der Urteilsbegründung heißt es, dass seine Einstellung in allem streng nationalsozialistisch war und die Strafkammer im Gegensatz zu den Angaben des Angeklagten Malcoci nicht von einem Verbotsirrtum ausging.[9] Der Spiegel schrieb dazu: „Die Angeklagten amüsieren sich prächtig über die Mühen der Justiz. Swierczek sieht den Prozess als "hilfreiche wöchentliche Lehrstunde in Recht, und das auf Kosten des Steuerzahlers". Außerdem lasse sich in den vielen Kaffeepausen mit den Kameraden doch "einiges politisch managen" - ähnlich dreist haben bisher nur RAF-Anhänger den Rechtsstaat verspottet.“[10]
Malcoci gehörte Anfang der 1990er Jahre zu den Hauptverdächtigen, die an der Schriftreihe „Eine Bewegung in Waffen“ mitwirkten, wo der rechtsterroristische bewaffnete Kampf gegen das herrschende System beschrieben wurde. [11] Die Anklage der Bundesanwaltschaft gegen Malcoci in dieser Sache wurde aber vom Oberlandesgericht Hamburg nicht zur Verhandlung zugelassen.
Aktivitäten in den Niederlanden
Deutsche und niederländische Neonazis arbeiten seit Jahrzehnten eng zusammen. Bereits in den 1980er Jahren verfügte Malcoci über gute Verbindungen in die Niederlande. Seit dem Jahr 2000 hat er die Zusammenarbeit über viele Jahre hinweg auf verschiedenen Ebenen ausgebaut:
Am 26. August 2000 kam es in Echt (NL) im Zusammenhang mit Rudolf-Heß-Gedenkaktivitäten zu einem illegalen Aufmarsch niederländischer und deutscher Neonazis – einer der Organisatoren war Malcoci.[12]
In der Nr. 11 der neonazistischen Zeitschrift Zentralorgan von Februar 2001 wurde mit der Überschrift: „Die politische Achse deutscher und niederländischer Nationalsozialisten setzt neue Zeichen“ über Malcocis Kandidatur als Nr. 1 auf der Liste der Niederländischen Volksunion (NVU) bei den Kommunalwahlen in Kerkrade (NL) im Frühjahr 2002 berichtet. Der Parteitag der NVU wählte Malcoci am 6. Mai 2001 zum Parteisekretär.[13] Bei den Kommunalwahlen am 6. März 2002 erhielt er mit der NVU 0,84% Stimmenanteil und verfehlte damit sein Ziel, ins Gemeindeparlament einzuziehen.[14]
Malcoci organisierte in den folgenden Jahren gemeinsame deutsch-niederländische Veranstaltungen und Demonstrationen, zuletzt am 26. September 2009 in Venlo (NL) mit starker Beteiligung Autonomer Nationalisten.
Veranstalter
von Demonstrationen
Seit dem Jahr 2001 agiert Malcoci als Anmelder, Versammlungsleiter und Veranstalter legaler neonazistischer Demonstrationen im Spektrum der Freien Kameradschaften. Hier eine Auswahl:
24. März 2001 in Herzogenrath(D)/Kerkrade(NL): Die geplante Demonstration über die deutsch-niederländische Grenze hinweg konnte nach einem Verbot deutscher Behörden erst nach Klagen durch alle Instanzen getrennt in beiden Ländern stattfinden. Der von Malcoci erzielte Beschluss des Bundesverfassungsgerichtes zur Aufhebung des Verbotes[15] war wegbereitend für die weiteren Demonstrationen der Neonazi-Bewegung in den nächsten Jahren. Darin heißt es: „Wird die Grenze zur Strafbarkeit jedoch nicht erreicht, kann weder eine Meinungsäußerung noch eine Versammlung, in der derartige Meinungen geäußert werden, wegen Verstoßes gegen die öffentliche Ordnung verboten werden. ... Daher sind die Bürger auch frei, grundlegende Wertungen der Verfassung in Frage zu stellen, solange sie dadurch Rechtsgüter anderer nicht gefährden.“
14. Oktober 2006 in Nürnberg: zentrale Demonstration Freier Kameradschaften 60 Jahre nach Abschluss der Nürnberger Prozesse, Motto „Recht statt Rache – Revision der Nürnberger Prozesse“.
12. Juli 2008 in Bonn: überregionale Demonstration Freier Kameradschaften „Für Meinungsfreiheit – gegen staatliche Zensur!“. Ziel der Demonstration war die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien.
mehrere Demonstrationen in Marienfels, Nassau und Nastätten bei Koblenz als Protest gegen die Zerstörung und für den Wiederaufbau des Denkmals des I. SS-Panzerkorps.
Malcoci und die „Schwarze Fahne“
Malcoci schrieb im Januar 2010 namentlich gekennzeichnet für die elektronische Zeitschrift Schwarze Fahne den Artikel „22 Jahre freie Autonome Nationale Sozialisten – Die Strömung ist älter als gedacht“. Darin belegte er, dass die „Autonomen Nationalen Sozialisten“ schon im Jahre 1988 entstanden sind und er die Entwicklung damals selbst miterlebt habe. Die ersten Ausgaben der Zeitschrift Schwarze Fahne erschienen auch schon 1988, so dass insgesamt eine Kontinuität über viele Jahre hinweg feststellbar ist.[16]
Georg Christians: "Die Reihen fest geschlossen": Die FAP - Zu Anatomie und Umfeld einer militant-neofaschistischen Partei in den 80er Jahren. Verlag Arbeit & Gesellschaft, Marburg 1990, ISBN 3-89419-007-8
Antifaschistisches Autorenkollektiv: Drahtzieher im braunen Netz. Konkret Literatur Verlag, Hamburg 1996, ISBN 3-89458-140-9.
Andrea Röpke/Andreas Speit (Hg.): Braune Kameradschaften. Ch. Links Verlag, Berlin 2005, ISBN 3-86153-365-0
Martin Thein: Wettlauf mit dem Zeitgeist – Der Neonazismus im Wandel. Cuvillier Verlag, Göttingen 2009, ISBN 978-3-86727-686-3
↑ Andrea Röpke/Andreas Speit (Hg.): Braune Kameradschaften. Ch. Links Verlag, Berlin 2005, ISBN 3-86153-365-0, S. 174f
↑ Urteil des Landgerichtes Stuttgart vom 7. März 1995, Aktenzeichen 17 KLs 3/90, S. 11
↑ Georg Christians: "Die Reihen fest geschlossen": Die FAP - Zu Anatomie und Umfeld einer militant-neofaschistischen Partei in den 80er Jahren. Verlag Arbeit & Gesellschaft, Marburg 1990, ISBN 3-89419-007-8, S. 209
↑ Georg Christians: "Die Reihen fest geschlossen": Die FAP - Zu Anatomie und Umfeld einer militant-neofaschistischen Partei in den 80er Jahren. Verlag Arbeit & Gesellschaft, Marburg 1990, ISBN 3-89419-007-8, S. 237ff
↑ Martin Thein: Wettlauf mit dem Zeitgeist – Der Neonazismus im Wandel. Cuvillier Verlag, Göttingen 2009, ISBN 978-3-86727-686-3, S. 342
↑ Andrea Röpke/Andreas Speit (Hg.): Braune Kameradschaften. Ch. Links Verlag, Berlin 2005, ISBN 3-86153-365-0, S. 180
↑ Antifaschistisches Autorenkollektiv: Drahtzieher im braunen Netz. Konkret Literatur Verlag, Hamburg 1996, ISBN 3-89458-140-9, S. 160
↑ Vereinsregister beim Amtsgericht Frankfurt am Main
↑ Urteil des Landgerichtes Stuttgart vom 7. März 1995, Aktenzeichen 17 KLs 3/90
↑ Der Spiegel Nr. 16/1993 vom 19. April 1993, S. 77-79
↑ Antifaschistisches Autorenkollektiv: Drahtzieher im braunen Netz. Konkret Literatur Verlag, Hamburg 1996, ISBN 3-89458-140-9, S. 54f
↑ Verfassungsschutzbericht des Landes Nordrhein-Westfalen über das Jahr 2000, S. 93f
↑ Verfassungsschutzbericht des Landes Nordrhein-Westfalen über das Jahr 2001, S. 91,100
↑ Verfassungsschutzbericht des Landes Nordrhein-Westfalen über das Jahr 2002, S. 92f
↑ Pressemitteilung des Bundesverfassungsgerichtes, Aktenzeichen 1 BvQ 13/01
↑ http://www.schwarzefahne.info Zeitschrift Schwarze Fahne Nr. 4, S. 2f
(Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Christian_Malcoci)
↑ antifaschistische
nrw zeitung 14/15 - sommer 97
Hintergrund
Deutsch-holländische Freundschaft
Den folgenden Artikel stellte uns die antifaschistische Gruppe KAFKA aus Amsterdam zur Verfügung. Er skizziert die Entwicklung der militanten Faschisten in den Niederlanden und deren Kontakte und zunehmende Zusammenarbeit mit deutschen Neonazis.
Die deutsche Naziszene wurde von einigen rechtsextremistischen Gruppen in den Niederlanden
schon immer als großes Vorbild betrachtet. In Deutschland waren Sachen möglich, die in den Niederlanden nicht durchführbar waren: Von Demonstrationen mit einem rechtsextremistischen oder nazistischen Charakter bis hin zur Anfertigung rassistischen Druckwerks. Alles schien in Deutschland einfacher zu sein. Infolgedessen ließ z.B. die rechtsextreme CP'86 ihre Drucksachen in Deutschland produzieren, und niederländische Rechtsextremisten besuchten regelmäßig Kongresse und Demonstrationen in Deutschland.
Nach den staatlichen Verboten einiger bundesdeutscher Naziparteien vor ein paar Jahren, engte sich der Spielraum für diese in der Bundesrepublik ein und die in diesen Parteien organisierten Nazis suchten einen Ausweg, um sich (re-)organisieren zu können. Dafür nahmen sie die Hilfe ihrer niederländischen "Kameraden" in Anspruch.
Dabei konnten sie sich auf die Unterstützung einer Nazigruppe aus den Niederlanden verlassen, die unter unterschiedlichen Namen operiert, allerdings als niederländischer Zweig der 'Aktionsfront Nationaler Sozialisten' (ANS) betrachtet werden darf. Neben der ANS verfügen natürlich auch weitere niederländische Personen und Gruppierungen über gute Kontakte nach Deutschland. So treffen sich z.B. seit Jahren Aktivisten der CP'86 und der 'Jungen Nationaldemokraten' und beteiligen sich gemeinsam an einem alljährlichen Pfingstlager in Belgien. Wir wollen uns in diesem Artikel aber auf die Kontakte der niederländischen ANS mit deutschen Nazis beschränken, da sich in diesem Bereich in der jüngsten Zeit viele Entwicklungen abzeichnen.
Die holländische ANS und die achtziger Jahre
Nach dem Verbot der 'Aktionsfront Nationaler Sozialisten/Nationaler Aktivisten' (ANS/NA) 1983 in Deutschland wurden in den angrenzenden Ländern gleichnamige Organisationen gegründet. In den Niederlanden hoben Martijn Freling und Cees Ladestein 1984 die 'Aktiefront Nationaal-Socialisten' (ANS) aus der Taufe. Martijn Freling wurde zum Führer der Truppe ernannt. Freling und Ladestein kannten sich zu diesem Zeitpunkt schon eine geraume Zeit, so waren beide etwa in der Jugendorganisation der 'Nederlandse Volksunie' (NVU) stark aktiv gewesen, aus der sie nach Streitigkeiten mit der NVU-Führung austraten.
Zunächst war die niederländische ANS nicht sehr aktiv. Sie organisierte eine Straßenaktion und gab das Blatt 'Weerwolf heraus. Vorwiegend beschäftigte sich die ANS mit den von den Nazis anvisierten Feierlichkeiten zu Hitlers hundertstem Geburtstag. So gründete Freling zu diesem Zweck 1985 das 'Komitee ter Voorbereiding van de Festiviteiten ter Ere van de honderdste Verjaardag van Adolf Hitler' (Komitee zur Vorbereitung der Feierlichkeiten zur Ehre des hundertsten Geburtstags Adolf Hitlers) und hatte engen Kontakt zum gleichnamigen Komitee (KAH) in Deutschland. Dieses war im Mai 1984 von Michael Kühnen, Thomas Brehl, Jürgen Mosler und dem belgischen Altnazi Leon Degrelle in Spanien gegründet worden. 1986 kam es zur ersten Mal zu einer gemeinsamen niederländisch-deutschen Aktion: Niederländische ANS-Leute und deutsche FAP-Anhänger veranstalteten auf dem Soldatenfriedhof in Ijsselsteyn eine Totengedenkfeier. Dabei kamen die meisten Deutschen aus Nordrhein-Westfalen. So hielt der KAH-Leiter Jürgen Mosler aus Oberhausen eine Rede, und die Abschlußfeier fand in NRW statt.
Zum Jahreswechsel '86/'87 kam es innerhalb der nationalsozialistischen Szene in Deutschland und auch innerhalb der ANS in den Niederlanden anläßlich der "Schwulendiskussion" zu Spannungen. Die niederländische ANS entschied sich für die Kühnen- Seite und akzeptierte also Schwule innerhalb der Nazistrukturen. Martin Freling wandte sich gegen die Akzeptanz von Schwulen und verließ die ANS. Cees Ladestein und Eite Homan übernahmen die Führung der ANS.
Freling zog in die BRD, wo er sich in derFAP, der KAH und der 'Nationalen Offensive'
(NO) engagierte. Am 20.4.1989 drang er in Essen zusammen mit Volker Jaschke, Gisbert Reichel, Christian Sennlaub und Christian Malcoci in das dortige dpa-Büro ein, besetzte dessen Balkon und hißte ein Transparent mit der Aufschrift: „Adolf Hitler - 100 Jahre; sein Kampf - unser Auftrag".
Das KAH -Mitglied und spätere Bundesvorsitzende der NO, Michael Swierczek, beobachtete die Aktion von außerhalb des Gebäudes. Bei dem Grevenbroicher Christian Malcoci handelte es sich um den "Sektionsleiter West" der KAH. Christian Sennlaub war "Gausekretär" der Organisation, zu deren Aufgaben u.a. zählte, die verbotene ANS weiterzuführen.
Sennlaub und Malcoci gehörten außerdem zu den Gründungsmitgliedern des internen "Referats für Sicherheit" (R.f.S.), dem Vorläufer der heutigen "Anti-Antifa".
Anfang der 90iger hatten beide führende Positionen innerhalb der NO inne. Martijn Frelings spätere Position innerhalb der NO brachte er selber auf den Punkt, als er sich anläßlich des Prozesses gegen die Wittener NO - "Kameradschaft" um Christian Sennlaub, deren Mitglieder 1994 der "Bildung einer kriminellen Vereinigung" angeklagt waren, der Dortmunder Staatsschutzkammer gegenüber als "NO-Auslandssprecher" präsentierte.
Kurz nach Freling verließ auch Ladestein die ANS. Seitdem wurde die ANS von Eite Homann angeführt und war weiterhin aktiv. Homan verstand es vor allem im Norden der Niederlande eine relativ große Anhängerschar zu sammeln. Eite Homan wurde 1985 in der Naziszene Niederlands aktiv. Er stammte ursprünglich aus der marxistisch-leninistischen Ecke und war in den siebziger Jahren Mitglied der maoistischen Splittergruppe KEN-ML. 1985 trat er der ANS bei und wurde schnell ein bekannter Straßenaktivist, der andauernd wegen nazistischer Propagandaaktionen und Gewalttätigkeiten festgenommen wurde. Die bestehenden Kontakte zu Deutschland wurden unter seiner Führung intensiviert und das ANS-Blatt 'Neue Front' wurde von den Niederlanden aus vertrieben. Benutzt wurde dabei die Postfächer Homans in Assen und Delftzeil. 1988 beteiligte sich die niederländische ANS dann am "Hess-Gedenkmarsch" in Wunsiedel und 1990 besuchte Kühnen ein von der ANS ausgerichtetes Treffen in Amsterdam. Unter Homans Führung wurde die ANS immer aktivistischer und versuchte sich gegenüber linken Aktivisten mit Flugblattaktionen und Gewalttätigkeiten zu profilieren. Solche Aktionen fanden hauptsächlich in Groningen (Wohnort Homans) und Umgebung statt. Aber auch in anderen Orten, in denen ANS-Aktivisten wohnten (Purmerend, Breda, Alkmaar, Tilburg, Amsterdam), wurden Aktionen organisiert.
Ein ebenso bekannter Aktivist für die ANS war Et Wolsink. Et Wolsink war im Zweiten Weltkrieg Mitglied der Waffen-SS. Er kämpfte an der Ostfront und war nach der Befreiung vom Faschismus eine Zeit lang in Haft. Danach lebte er bis etwa 1970 ohne weiter groß aufzufallen. 1970 wurde er in der Naziszene wieder aktiv. Innerhalb der NVU wurde er schnell Führungskadermitglied und 1988 kam er in Kontakt mit der ANS. Im Namen der ANS beteiligte sich Wolsink regelmäßig an Nazitreffen in Deutschland. Welche Rolle er im internationalen Nazinetz jedoch genau spielte, ist
nicht ganz klar. Wolsink übertrieb seinen Beitrag (und seine Kriegsvergangenheit) stark. Er sah sich selbst als ein Held der Waffen-SS an der Ostfront und als Spinne im derzeitigen Nazinetz. Diese Angaben sind jedoch mit Vorsicht zu genießen, auch wenn er viele Kontakte in der Szene hatte und sich um die Kommunikation zwischen ANS-Leuten in Deutschland, den Niederlanden und Belgien kümmerte. 1990 wurde er zusammen mit anderen ANS-Leuten wegen Beteiligung an einer "kriminellen Vereinigung" verurteilt. Nach dieser Verurteilung ließ er sich kaum noch blicken, war jedoch auf jeden Fall bis 1994 weiterhin aktiv für die ANS. Ende 1995 starb Wolsink.
Die Neunziger
Die frühen '90iger Jahre bedeuten für die niederländische nationalsozialistische Bewegung einen Wendepunkt. Durch eine Reihe Entwicklungen, die nachstehend behandelt werden, wurde die Partei CP'86 in kurzer Zeit von einer großen Gruppe ANSKader und anderen jungen Neonazis infiltriert.
1990 wurde die 'Jongerenfront Nederland' (JFN), deren Führer Steward Mordaunt war, von der Justiz als kriminelle Vereinigung verurteilt. Nach dieser Verurteilung löste Mordaunt die JFN auf und wechselte zur CP'86. Er rief die anderen JFN-Mitglieder auf, seinem Schritt zu folgen. Durch diesen Wechsel kam mit einem Mal eine große Gruppe junger Neonazis in die Partei.
Ebenfalls 1990 wurde auch die gesamte ANS-Führungsriege verhaftet, vor Gericht zitiert und als kriminelle Vereinigung verurteilt.
Dies hatte eine verringerte Aktivität der ANS zur Folge. Homan und seine Anhänger hielten die ANS aber weiter am Leben. Das Hauptbetätigungsfeld lag weiterhin im Norden, wo vor allem Gerrit Gerritsma für eine Welle gewalttätiger Aktionen in Leeuwarden verantwortlich war.
1993 siedelte sich Martijn Freling wieder in den Niederlanden an und wurde in der CP'86 aktiv. Durch den Wechsel der JFN erfreute sich Freling der Unterstützung einer Reihe ehemaliger Kollegen. Darüber hinaus gelang es ihm, aufgrund seiner Vergangenheit, die CP'86 und die niederländische ANS näher zusammenzubringen. Er war in der Lage, innerhalb eines kurzen Zeitraums in Rotterdam einen ziemlich großen Nazi-Kreis aufzubauen. Dieser Kreis besteht hauptsächlich aus Skinheads, die neben ihrer Mitgliedschaft in der CP'86 auch in der ANS aktiv sind. Freling wurde 1994 für die CP'86 in den Gemeinderat gewählt und in den Rotterdamer Bezirksräten erhielten mehrere seiner Anhänger Sitze.
Obwohl Freling und der Parteivorstand der CP'86 abstreiten, daß er weiterhin in der niederländischen ANS aktiv ist, ist er es dennoch. Sofort nach seiner Wahl in den Gemeinderat wurde dies in dem NSDAP/AO-Blatt 'NS Kampfruf gefeiert. Die Nummer 108 eröffnete mit der Schlagzeile "Wahlsieg in Rotterdam!" und in einem Artikel wird Freling als "AO-Kämpfer" bezeichnet.
Die NSDAP-AO in den Niederlanden wird aber von der ANS vertreten. So war Freling auch weiterhin an ANS-Demonstrationen beteiligt und kümmerte sich um Kontakte nach Deutschland. Freling arbeitete nun mit alten Gegnern wie NVU-Führer Joop Glimmerveen, ANS- Führer Eite Homan und dem ehemaligen Anführer der JFN Steward Mordaunt zusammen. Und das, obwohl Mordaunt homosexuell ist. So erhielt die Infiltrierung der CP'86 mit Nationalsozialisten schnell Form: Bei der CP'86- Hauptversammlung im Mai 1992 wurden Aufkleber und Flugblätter der ANS verteilt und im Oktober 1992 versuchten Mitglieder der ANS und der CP'86 ein multikulturelles Festival in Arnheim zu stören. Es wurden dort ehemalige JFN-Leute wie Steward Mordaunt und Tim Mudde zusammen mit CP'86-Mitgliedern wie Constant Kusters und ANS-Mitglieder wie Eite Homan festgenommen. Im gleichen Monat unternahmen ANS und CP'86 ebenfalls den Versuch, eine Antirassismusdemonstration in Den Haag zu stören. Dort wurden Homan, Freling und Mordaunt festgenommen.
Deutsch- Niederländische Kontakte
Nach der Verurteilung und der darauf folgenden Reorganisierung in den Niederlanden ist ab 1993 von einer neuen niederländisch-deutschen Aktivität zu sprechen. Im August nahmen niederländische ANS-Leute beim "Hess-Gedenkmarsch" in Fulda teil, und im Dezember versuchte die ANS, gemeinsam mit CP'86 und der deutschen HNG, eine Demonstration anläßlich des zehnjährigen Verbots der deutschen ANS abzuhalten. Als diese Aktion sowohl in den Niederlanden als auch in Deutschland verboten wurde, demonstrierten schließlich 44 deutsche und niederländische Nazis in Kerkrade (Limburg, NL), während Freling in Rotterdam für ein Ablenkungsmanöver sorgte. Mit von der Partie in der Grenzstadt Kerkrade war der damals frisch gewählte Landesvorsitzende der 'Deutschen Nationalisten' (DN) aus NRW, Roland Langnickel. Auch er war 1994 im § 129 a – Verfahren gegen die Wittener NO- "Kameradschaft" angeklagt gewesen.
Einige Monate später fanden im Frühjahr 1994 in den Niederlanden mehrere Wahlen statt, und es waren starke rechtsextremistische Aktivitäten festzustellen, auch in Bezug auf die BRD/NL-Kontakte. Eine wichtige Rolle spielen hierbei die Aktivitäten von Constant Kusters.
Constant Kusters wurde 1990 innerhalb der extremen Rechten aktiv. Er baute für die CP'86 im Osten des Landes (Arnheim, Niemwegen, Veendaal) mit großem Erfolg Anhängerkreise auf. 1994 versuchte er im Namen jener Partei, in den Arnheimer Gemeinderat zu kommen. Als er damit scheiterte, wechselte er zur (gemäßigteren) CD, um auch dort wieder innerhalb kürzester Zeit auszutreten. Wegen seines "verräterischen Wechsels" zur CD wünschte die Arnheimer CP'86 ihn nicht mehr in ihren Reihen, und er entschied sich für einen radikaleren nationalsozialistischen Kurs bei der ANS und gründete die ANS-Frontorganisation 'Jongerenfront Nederland '94' (JFN'94).
Im Juli 1994 veranstalteten die ANS und FAP anläßlich des angekündigten Vorhabens der deutschen Regierung, die FAP und Nationale Liste zu verbieten, eine Demonstration in Venlo (Limburg, NL). Die Demonstration wurde von der Polizei fast sofort aufgelöst und die anwesenden Deutschen abgeschoben. Aus den Niederlanden waren Freling, Mordaunt, Homan und Kusters zugegen, und aus Deutschland waren Friedhelm Busse, Siegfried Borchard, Norbert
Weidner und Dieter Riefling angereist. Durch das drohende Verbot in Deutschland ließ sich eine zunehmende Zusammenarbeit zwischen niederländischen und deutschen Nazis erkennen. Bei dieser Zusammenarbeit fiel auf, daß niederländische ANS-Kader immer mehr Aufgaben bezüglich Organisation von Aktionen und Aufbau von Strukturen übernahmen.
So spielte die niederländische ANS im August während des Hess-Gedenkmarsches eine wichtige Rolle. Die Telefonnummer Eite Homans wurde als Mobilisierungspunkt verwendet und es beteiligten sich eine Reihe ANS-Leute an der Demonstration in Luxemburg. Die Luxemburgische Polizei ging gegen diesen Marsch hart vor. Im Oktober demonstrierten die ANS und die 'Sauerländer Aktionsfront' (SAF) in Maastricht (Limburg, NL) zusammen gegen das Polizeivorgehen. Eine auffällige Entwicklung bei jener Demonstration war, daß Constant Kusters dort zum ersten Mal als Veranstalter in den Vordergrund trat. Zugleich war eine deutliche Zunahme deutschsprachiger ANS-Propaganda in Arnheim, Kusters Wohnort, zu vermerken. Im November 1994 wurde wieder der Versuch
einer deutsch-niederländischen Demonstration unternommen. In Zevenaar demonstrierten 50 ANS-Aktivisten für die
Freilassung von Bela Althans. Dreizehn Aktivisten wurden festgenommen. Eine deutsche Delegation wurde schon an der Grenze abgewiesen.
Nach dieser kurzen Periode vermehrter deutsch-niederländischer Aktionen konzentrierte sich die ANS vermehrt auf die Niederlande und unterstützte diverse Demonstrationen der CP'86. Man beteiligte sich an den verbotenen Demonstrationen in Rijswijk (Januar 1995), Rotterdam (Februar 1995) und Amersfoort (März 1995). Während der Demonstration in Rotterdam hatte Martijn Freling eine Reihe von FAP-Mitgliedern zu Besuch. Allerdings trauten sich weder Freling, noch seine Gäste auf die Straße, da sie befürchteten, festgenommen zu werden.
Neben diesen niederländisch orientierten Demonstrationen fanden aber auch diverse gemeinsame Demonstrationen mit deutschen Kameraden statt. Im April veranstaltete man eine Solidaritätsdemonstration für Gary Lauck. Kusters meldete diese Demonstration an und erhielt (zu seiner eigenen Überraschung) auch eine Genehmigung. Es waren allerdings nur 27 Demonstranten angereist, von denen ein erheblicher Teil aus Deutschland stammte. Zudem wurden an der deutschen Grenze noch acht Autos gestoppt. Aus Deutschland waren u.a. Michael Petri, Bernd Stehmann und Melanie Dittmer vertreten. Thorsten Heise und Christian Malcoci wurden an der Grenze abgewiesen. Kurz nach der Demonstration gründeten u.a. Constant Kusters und Eite Homan in den Niederlanden die 'Fundamentalistische Arbeiterspartij' (FAP). Sie wollten damit ihren deutschen Kameraden, die seit dem Verbot der deutschen FAP politisch obdachlos geworden waren, Unterschlupf bieten. Bei der Gründungsversammlung waren auch Mordaunt und Freling präsent.
Inzwischen gab es innerhalb der CP'86 Streitigkeiten. Der Hauptvorstand wurde von der Justiz als "kriminelle Vereinigung" verfolgt und man fürchtete ein Verbot oder hohe Strafen. Um sich selbst ein legaleres Image zu verschaffen, wollte die Parteispitze, daß die ANS-Leute innerhalb der Partei eine weniger nationalsozialistische
Haltung annahmen. Es wurde u.a. verboten, nationalsozialistische Uniformen und Abzeichen zu tragen. Die ANS-Leute waren darüber sehr erbost und boykottierten im Mai 1995 den Mitgliederkongreß der CP'86. Dieser Konflikt zwischen dem nationalsozialistischen und dem "bürgerlichen" Flügel der CP'86 spielte auch weiterhin eine Rolle und führte letztendlich im November 1996 zu einem Bruch. Doch dazu später mehr.
Der Grad der Intensität der Zusammenarbeit zwischen niederländischen und deutschen Nazis wurde ersichtlich, als am 16. Mai 1995 auf Ersuchen des BKA eine Hausdurchsuchung der niederländischen Polizei bei Martijn Freling stattfand. Anlaß war ein Ermittlungsverfahren seitens der Bundesanwaltschaft wegen des Verdachts der „Unterstützung der versuchten Gründung einer terroristischen Vereinigung". Freling soll Teil eines Internationalen Netzwerks
sein, das die Terrorschrift „Eine Bewegung in Waffen" publiziert hatte. Diese theoretische und praktische Anweisung wurde auszugsweise im „NS-Kampfruf" der NSDAP/AO veröffentlicht und fordert zum bewaffneten Untergrundkampf auf.Am selben Tag fanden auch im Bundesgebiet aus dem gleichen Anlaß mehrere Hausdurchsuchungen statt, u.a. bei den beiden Ex-NO'lern, dem Grevenbroicher Christian Malcoci und dem Hamburger Christian Scholz. Bei Scholz und seinem NO- "Kameraden" Henry Fiebig hatte es schon einmal in der gleichen Angelegenheit eine Hausdurchsuchung gegeben, wobei die Polizei Feuerwaffen und Sprengstoffgefunden hatte.
Gegen diese Polizeiermittlungen wollten zwei Wochen später die ANS und SAF in Rotterdam demonstrieren. Der Bürgermeister verbot den Aufmarsch. Dennoch demonstrierten Freling, Kusters, Homan und andere ANS-Leute gemeinsam mit den deutschen Aktivisten Andree Zimmermann, Michael Petri, Thomas Kubiak, Michael Krick und Melanie Dittmer. Sie wurden auf den Stufen des Rathauses festgenommen, als sie eine Fahne mit einem Keltenkreuz ausrollten.
In jenem Zeitraum tauchte auch ein weiteres deutsches Gesicht in den Niederlanden auf: Stefan Wiesel. Wiesel kennt Martijn Freling aus der Zeit, da sich beide in München für die Nationale Offensive engagierten. Wiesel hält sich seit 1995 in den Niederlanden auf, da er in Deutschland verdächtigt wird, Briefbomben in Deutschland und Österreich versendet zu haben. Seit seinem Erscheinen in den Niederlanden sind er und Freling unzertrennlich.
Wiesel erhält sein Geld von Ernst Zündel aus Kanada, den er in Europa als Nachfolger von Bela Althans vertritt.
Im August beteiligten sich niederländische ANS-Leute abermals an der Rudolf-Hess-Gedenkfeier und demonstrierten in Schneverdingen. Wieder wurde die holländische Infrastruktur zur Organisierung des Marsches genutzt. Frelings Postfach und das Telefon Homanns dienten als Kontaktstellen.
Obwohl sich Freling mittlerweile nach außen als braves CP'86-Mitglied profiliert und die öffentlichen Naziaktivitäten Kusters und Homan überläßt, hat er im Hintergrund noch viel mitzureden. Dies erwies sich auch bei der Ijzerbedevaart in Diksmuide (B). Als die Rijkswacht (belgische Polizei) den belgischen Nazi Bert Eriksson festnahm, übernahmen Freling und Siegfried Borchard die Initiative zum Sturm der Rijkswacht-Kaserne. An dem Angriff beteiligten sich niederländische ANS-Mitglieder und deutsche SAF-Leute. Soweit geht Freling in den Niederlanden nicht. Als die ANS zusammen mit deutschen Kameraden aus Solidarität mit dem inhaftierten Garry Lauck in Sittard demonstrierten, war er abwesend, und die Demonstration wurde von Eite Homan und dem Limburger ANS-Aktivisten John Janszen organisiert.
Sobald die CP'86 Aktionen veranstaltet, sorgt Freling jedoch immer dafür, daß eine ANS-Delegation teilnimmt. Als Antifaschistinnen im September 1995 ankündigten, vor dem Haus des friesischen Nazis Douwe van der Bos demonstrieren zu wollen, kamen neben Freling und anderen CP'86-Mitglieder auch eine Reihe ANSLeute,
um dessen Haus zu beschützen. Kusters sorgte für die Anwesenheit von Thomas Kubiak (SAF) und Andree Zimmermann (SAF). Der auf Anti-Antifa spezialisierte HNG-Schriftleiter und SAF-Aktivist Andree Zimmermann fotografierte die anwesenden Antifaschistinnen. Zwei Monate später störten Aktivisten der CP'86 und der ANS ebenfalls gemeinsam einen Kongreß der linken Partei Groen Links. Die Aktivisten wurden festgenommen, nachdem Kusters einen Kameramann geschlagen hatte.
Neuere Entwicklungen
Im Frühling 1996 zeichnete sich eine neue Entwicklung innerhalb der extremen Rechten in den Niederlanden ab: Die CD und die CP'86 (einschließlich ANS-Flügel) unternahmen einen Fusionsversuch. Damit wollten sie sich eine breitere politische Grundlage verschaffen, und außerdem interessierte sich die CD für die große Zahl an Straßenaktivisten der ANS innerhalb der CP'86. Beide Parteien erhielten zu jener Zeit zum ersten Mal eine offizielle Genehmigung
zu demonstrieren. Bei den beiden von ihnen veranstalteten Demonstrationen (24. Februar in Zwolle und 30. März in
Leerdam) kümmerte sich Freling um den Ordnungsdienst, der nahezu komplett von der ANS-Fraktion innerhalb der CP'86 gestellt wurde. Bei der Demonstration in Leerdam liefen Freling und Wiesel gemeinsam mit der CP'86- Demonstration mit. Zugleich hielt die ANS in Echt eine Demonstration ab, an der sich auch eine große Gruppe Deutscher beteiligte. Ein Teil von ihnen wurde festgenommen, der Rest reiste nach der Demonstration weiter nach Leerdam, wo sie sich nach Vermittlung seitens Freling mit einreihen durften. Constant Kusters, Eite Homan, Bernd Stehmann, Andree Zimmermann, Thomas Kubiak und Michael Krick (SAF) marschierten mit, während in der Umgebung der Demonstration die "Anti-Antifa" der ANS aktiv wurde. Auch hier fotografierte Andree Zimmermann wieder. Am Abend nach der Demonstration wurden Constant Kusters und der deutsche Mirco Droszella (SAF) in Arnheim festgenommen. Droszella hatte den Hitlergruß gezeigt und Kusters leistete Widerstand gegen dessen Festnahme. Kurz nach der Demonstration weigerte sich die CP'86 zu fusionieren und so gingen beide Parteien wieder ihre eigenen Wege. In jener Zeit wurde die Nederlandse Volksunie (NVU), eine Nazi-Partei aus den 70er Jahren, wieder abgestaubt, um der ANS als parteipolitischer Flügel zu dienen. Nachdem der ehemalige NVU-Vorsitzende Joop Glimmerveen sich an einer Reihe ANSAktionen beteiligt hatte, baten ihn Eite Homan und Constant Kusters wieder innerhalb der NVU tätig zu werden. Joop Glimmerveen und Constant Kusters setzten sich an die Spitze jener Partei. Glimmerveen wurde Vorsitzender und Kusters Sekretär, auch gibt er das Parteiblatt 'Wij Nederland' (Wir Niederlande) heraus.
Die Kontakte zwischen Kusters und der SAF wurden immer intensiver. Im August kündigte Kusters in Arnheim eine "Hess-Gedenkfeier" an. Dieses Ablenkungsmanöver gelang nicht: Als Kusters mit einer Gruppe Niederländer versuchte, über die französisch-deutsche Grenze zu kommen, wurden sie alle festgenommen und zurückgeschickt. Mittlerweile konnte die SAF allerdings wohl einen gelungenen "Hess-Gedenkmarsch" in Worms abhalten. Auch bei der Ijzerbedevaart ist wiederum von einer gemeinsamen deutsch-niederländischen Aktivität die Rede. Obwohl ein Teil der rechtsradikalen Kader von der anwesenden Rijkswacht gleich wieder über die Grenze zurückgeschickt wurde, schafften es ANS-Leute zusammen mit deutschen Nazis, im Cafe 'De Tapperij' einen Abend zu feiern. Unter dem Genuß enormer Biermengen wurden Reden Martijn Frelings und Friedhelm Busses mit lautem Gejubel und "Sieg-Heil"-Rufen begrüßt. Busse forderte die Einführung von Arbeitslagern für Erwerbslose, die dort nach dem Motto "Arbeit macht frei" schuften sollen.
Danach versuchte der deutsche Staat wiederum, gegen die deutsch-niederländischen Nazikontakte Maßnahmen zu ergreifen. Im September 1996 besuchten Mitglieder deutscher und niederländischer Geheimdienste zugleich die ANS und ehemalige Mitglieder der FAP in den Niederlanden und in Deutschland. Es zeigte sich schnell, daß diese Warnung nichts bewirkte.
CP 86 und NVU =ANS – Vorfeldorganisationen
Im Oktober kündigte die CP'86 Martijn Freling wegen seiner andauernden Nazisympathien und seiner wachsenden Macht innerhalb der Partei die Mitgliedschaft auf. Dieser Rauswurf führte nach kurzer Zeit zu einem Bruch innerhalb der Partei, in dessen Zuge der ANS-Flügel den Namen CP'86 behielt und der Rest als 'Volksnationalisten Nederland' weitermachte. Dieser Bruch hatte zur Folge, daß die CP'86 in der Praxis zu einer der vielen Erscheinungsformen der ANS wurde. Des weiteren ist der Unterschied zwischen CP'86 und der NVU ab diesem Augenblick nur noch im Namen zu finden, auch wenn innerhalb der NVU extremere Töne angeschlagen werden dürfen als in der CP'86. Bei Parteikongressen sind jedoch die selben Personen zugegen. Am 2. November fand der Parteikongreß der CP'86, bei dem die Nichtnationalsozialisten aus der Partei geworfen wurden, statt. Bei dem Kongreß war Joop Glimmerveen, als Vorsitzender der NVU, als Gastredner zugegen. Außerdem zählte die Mehrheit der Anwesenden zur ANS, beziehungsweise gleichgesinnter deutscher Organisationen.
Eine Woche später hatte die NVU einen Parteikongreß in Schiedam. Dort sorgte Martijn Freling für den Saalschutz, und traten Joop Glimmerveen, Eite Homan und Thomas Wulff (Steiner) aus der BRD als Redner auf. Die Versammlung wurde veranstaltet, um der Machtübergabe an Hitler und der "Reichskristallnacht" zu gedenken. Ferner waren wiederum viele niederländische und deutsche Nazis vertreten, darunter Stefan Wiesel, Constant Kusters und Andree Zimmermann.
Resumee
Vorläufig sieht es so aus, daß eine erlesene Gruppe niederländischer Nazis mit einer zunehmenden Gruppe deutscher Nazis Kontakte pflegt. Die Deutschen haben dadurch die Möglichkeit, sich auf niederländischem Hoheitsgebiet zu organisieren und wichtige Funktionen an holländische Kameraden zu delegieren. Die niederländischen Kameraden erhalten Unterstützung und Aufbauhilfe für ihr eigenes Erstarken. Wohin diese Entwicklung geht, muß dringend weiterverfolgt werden.
↑ Zerstritten in die
Bedeutungslosigkeit?
DER RECHTE RAND Nr.87 März/April 04
Streitereien spalten militante Nazi-Szene in den Niederlanden Auf internationalen neonazistischen Aufmärschen wie beispielsweise dem Rudolf-Hess-Gedenkmarsch, zeigen niederländische Neonazis seit Jahren Präsenz und Stärke. Stets dabei sind auch Vertreter der „Nederlandse Volks Unie“ (NVU), der ältesten extrem rechten Partei aus den Niederlanden. Doch ein seit drei Jahren andauernder Streit lässt sie mehr und mehr in der Bedeutungslosigkeit verschwinden.
Von John Postma
Gegründet wurde die „Nederlandse Volks Unie“ (NVU) am 27. März 1971 auf Basis einer Kooperation zwischen „Actiegroep Vlaanderen“ und „Nieuw Rechts Front“. Programmatisches Ziel ihrer völkisch-nationalistischen Politik ist der revanchistische Kampf für die Wiedervereinigung der Niederlande und Flandern sowie die Ausweisung von MigrantInnen. Zum Parteiführer wurde 1974 Joop Glimmerveen gewählt. In der Öffentlichkeit fiel die Partei immer wieder durch ihre deutlich rassistischen Äußerungen und Gewalttaten auf. Ein 1978 von einem Amsterdamer Gericht ausgesprochenes Verbot der NVU wurde aufgrund von Verfahrensfehlern nicht rechtskräftig.
In den folgenden Jahren radikalisierte sich die Partei und trat öffentlich für die Rehabilitierung Hitlers und des Nationalsozialismus ein. In Folge von Verurteilungen führender Mitglieder wegen Aufstachelung zum „Rassenhass“ sowie fortwährender Streitereien innerhalb der NVU kam es zu einer Reihe von Spaltungen, bis die Partei 1987 schließlich von der Bildfläche verschwand.
Neubeginn
1996 belebte Glimmerveen gemeinsam mit Constant Kusters, einem ehemaligen Mitglied der extrem rechten „Centrum Partij ‘86“, die NVU neu. Wie zuvor trat er als deren Parteivorsitzender auf, während Kusters das Amt des Parteisekretärs und Kassenwarts übernahm. Auch Eite Homan, Führer der „Aktionsfront Nationale Sozialisten - Gau Niederlande“ (ANS), war am Neubeginn beteiligt. Er und Kusters hatten ein Jahr zuvor die „FAP-Arbeiderspartij“ gegründet, die niederländische Variante der 1995 in Deutschland verbotenen FAP. Die NVU ging mit neuem Elan an die Arbeit. Sie organisierte einige Treffen, zu denen zumeist knapp 40 Neonazis, darunter auch einige Deutsche, anreisten.
2001 wurde Kusters zum Vorsitzenden der Partei gewählt, was eine Radikalisierung der Partei befürchten ließ. Im Mai des Jahres plädierte beispielsweise der in den Niederlanden lebende deutsche Neonazi Michael Krick auf einem Treffen für den bewaffneten Kampf im Stile der baskischen Organisation ETA. Doch Kusters, der zwischenzeitlich eine Gefängnisstrafe abgesessen hatte, änderte ab Anfang 2002 die offizielle Parteilinie: Von jetzt ab sollte sich die NVU ganz auf legalem Boden bewegen. Inoffiziell hatte er bereits vor seiner Verhaftung mit dieser Politik begonnen. Der erste Schritt war eine offiziell angemeldete und durchgeführte Demonstration im Vorfeld der Kommunalwahl in der ostniederländischen Kleinstadt Kerkrade am 24.03.2001. Als örtlicher Spitzenkandidat der NVU kandidierte dort der deutsche Neonazi und ehemalige FAP-Aktivist aus Korschenbroich, Christian Malcoci. Am 26.01.2002 marschierte die NVU in Rotterdam auf. Auch hier meldete Kusters die Demonstration an. Während in Kerkrade noch annährend 100 Neonazis mit deutscher Unterstützung durch die Stadt zogen, waren in Rotterdam nur noch 80 und bei einer dritten Demonstration nur wenig später in Harderwijk gerade einmal 70 Aktivisten auf der Straße. Ihnen gegenüber standen stets große antifaschistische Gegendemonstrationen. Ein ähnlicher Ablauf kündigte sich auch für eine am 8.03.2003 in Apeldoorn angemeldete Demonstration der NVU an. Noch während sich die Neonazis auf einem Parkplatz versammelten verbot die Stadtverwaltung die Demonstration. Antifaschistische Gruppen hatten die gesamte Stadt blockiert. Daraufhin besetzten die angereisten Neonazis die nahegelegene Autobahn. Kusters hielt sich von dieser Aktion fern, um so dem Ärger mit der Polizei aus dem Weg gehen zu können.
Aufbrechende Konflikte
Dieses Verhalten von Kusters wurde jedoch von den militanten Aktivisten, die unter dem Einfluss von Homan und Krick stehen, offen kritisiert. Bereits in Apeldorn zeigte sich diese Konfrontationslinie. Auf der Demonstration trugen sie unter anderem ein Transparent mit der Aufschrift: „Stoppt die zionistischen Attacken gegen den Irak und Palästina. Stopp Zionismus. Antizionistische Aktion“. Ein Slogan, der klar gegen die Linie von Kusters verstieß. Auch Glimmerveen schaltete sich in den Konflikt ein und demontierte Kusters in der Parteizeitung „Wij Nederland“ („Wir, die Niederlande“) unter der Überschrift: „Das Auftreten des NVU-Clown Kusters. Das letzte Kapitel“. Das 40 Seiten lange Elaborat gipfelte in dem Vorwurf, dass Kusters die Partei nur für seine eigenen Interesse gebrauche und als Kassenwart Geld in seine eigene Tasche
abzweige. Kusters geriet in die Defensive und ernannte als Reaktion auf die Vorwürfe seinen langjährigen Freund Michel Boerboom zum neuen Hüter der Finanzen. Auch von Seiten anderer neonazistischer Gruppen wurde zunehmend Kritik an Kusters laut, vor allem von „Stormfront Nederland“ (SN) sowie der niederländischen Division von „Blood & Honour“.
„Stormfront Nederland“
Gegründet wurde die SN im Oktober 2000. Die beiden maßgeblichen Anführer, Olivier Oomen und Remy Hoven waren vorher sowohl bei der „Centrum Party ‘86“ als auch bei der NVU aktiv. Nachdem sie gemeinsam mit Dave Blom, dem ehemaligen Sänger der RechtsRock-Bands „Landstorm“ und „Brigade M“ als auch Mitglied der C’86 und der NVU, im November 1999 einen jüdischen Friedhof in Den Haag verwüstet hatten, wurden sie aus der NVU ausgeschlossen. Die SN präsentierte sich mehr als eine Aktionsgruppe und hegte nicht den Anspruch als Partei aufzutreten. Anklang fand sie vor allem bei extrem rechten Fans von Gabber-Musik, einem sehr harten und schnellen Tekkno-Stil, der ursprünglich aus Rotterdam kam. Gezielt verteilten SN-Aktivisten in Fußballstadien oder bei Tekkno-Parties Flyer ihrer Organisation. In der Öffentlichkeit fiel die Gruppe vor allem mit der Verwüstung jüdischer Friedhöfe sowie durch einen gezielten Überfall auf eine Danceparade in der City von Rotterdam auf. Ihre Akzeptanz in der neonazistischen Szene verspielte sie, als SN-Aktivisten am Rande eines Oi-Konzert am 8.09.2001 in Gehlen mit Anhängern der NVU in Streit gerieten und anschließend die Konzerthalle „entglasten“. Diese Aktion traf bei den militanten Kräften auf wenig Verständnis, die die Aktivisten der SN nun mehr in Internet-Gästebüchern als „Kiffer“ und „Gabber-Abschaum“ bezeichneten. Die SN tritt seitdem nur noch durch verbale Attacken auf ihrer Internetseite in Erscheinung.
„Blood & Honour Netherlands“
Die ersten Lebenszeichen der niederländischen „Blood & Honour“ (B&H) Division (BHNL) waren 2001 nach dem geschilderten Zwischenfall in Gehlen auf der Homepage des deutschen Pärchens Harald Paulsen and Bianca König, die in Heerlen leben, auszumachen. Doch erst 2002 begannen die früheren NVU-Aktivisten Niels Ritmeester und René van Zon die „offizielle“ B&H Division aufzubauen. BHNL wurde zu einem Sammelbecken unzufriedener NVU-Aktivisten, darunter auch Stefan Wijkamp und die Freundin von Michael Krick, Daisy Brouwer. Die Gruppe organisiert vor allem „spontane“ Demonstrationen oder Partys und ist auch in das internationale B&H-Konzertnetzwerk integriert. Bei einem von „B&H Midgard“ organisierten internationalen RechtsRock-Konzert am 29.03.2003 in Mourcourt in Belgien übernahmen BHNL die Security.
„Weerwolf Nederland“
Aus den Niederlanden tauchten in den letzten zehn Jahren immer wieder Anti-Antifa-Postillen in Deutschland auf, in denen Antifaschisten und Politiker bürgerlicher Parteien mit Namen und Adressen publiziert wurden. Eine neue Dimension dieser Aktivitäten wurde mit der Gründung von „Weerwolf Nederland“ (WN) erreicht, die auf ihrer Homepage seit 2002 Informationen über die Feinde des Nationalsozialismus (MigrantInnen, JüdInnen, AntifaschistInnen und RepräsentantInnen
des Staates) veröffentlichen. Initiiert wurde diese Internetseite von der niederländischen ANS. Allerdings haben sie bis heute kaum investigative Informationen herausgegeben, sondern lediglich veraltete, öffentlich zugängliche Informationen über Minister und Parteiführer.
Die Macher der Seite weisen im übrigen eine deutliche Nähe zur NVU auf. Dave Blom beispielsweise veröffentlichte auf der Seite Bilder von DemonstrantInnen gegen die Nazi-Aufmärsche in Rotterdam und Apeldoorn. Ebenso gehören auch Bas de Man und Patrick de Bruin zum Umfeld der Partei. De Man stammt aus Den Haag und war vormals Aktivist der SN, während die Karriere von de Bruin bei der „Nieuwe Nationale Partij” begann. Beide fotografieren gezielt
AntifaschistInnen als auch Polizisten und Zuschauer auf den jeweiligen Gegendemonstrationen und veröffentlichen die Bilden dann auf der Homepage der WN.
Offene Kritik an der NVU
Nachdem Kusters im Herbst 2003 der Fernsehmoderatorin Catharine Keyl ein Interview gegeben hatte, kochte der Ärger gegen ihn bei den Kameraden hoch. Für die militanten Neonazis ist Keyl eine Jüdin, mit der man nicht spricht. Dementsprechend veröffentlichte BHNL auf ihrer Homepage ein Pamphlet mit dem Titel „Das wahre Gesicht des Parteivorsitzenden der Niederländischen Volksunion“, in dem sie Kusters vorwerfen, dass „der ‚echte’ Nationalsozialist“ mit einer Jüdin redet, „als ob alles in Ordnung wäre“. Ihre Agitation gegen Kusters gipfelt in dem Vorwurf, dass er seine niederländischen und deutschen Kameraden betrüge.
Auch die anderen Gruppen stimmten in die Vorwürfe ein. Kusters reagierte, indem er sich jeder Kritik von außen an der NVU verwahrte und nun wieder auf markige Worte setzt: „Am 28. Oktober 2003 hat sich die NVU entschieden, einen anti-zionistischen Standpunkt zu beziehen. Dies ist eine Reaktion auf die pro-zionistischen Ambitionen von politischen Gruppen wie der ‚Nieuwe Nationale Partij’ und ‚Nieuw Rechts’. Wir brauchen keine Kopie des Vlaams Blok in den Niederlanden, der mit Rabbinern spricht, um mehr Wählerstimmen zu erhalten.“ Die Frage aber ist, inwiefern der erneute Richtungswechsel der Partei ihr politisches Überleben in diesen Kreisen sichern kann. Die Kritik an Kusters besteht weiterhin und nimmt in letzter Zeit sogar noch zu. Doch während unsicher
ist, wie sich die NVU weiterentwickeln wird, ist eines gewiss: sie hat in den Niederlanden kein Potential für wirklichen Erfolg.
John Postma ist Mitarbeiter des niederländischen Antifa-Magazins „Alert!“.
↑ Lotta
32 - Herbst
Von Jeroen Bosch
Die Nationaal Socialistische Actie
Autonome Nationalisten in den Niederlanden
Der Ursprung der niederländischen “Autonomen Nationalsozialisten” liegt in Deutschland. Die Gründung der “Aktiefront Nationaal Socialisten” (“Aktionsfront Nationaler Sozialisten”, ANS) im Jahre 1984 in den Niederlanden geht auf eine Initiative der deutschen “Gesinnungsgemeinschaft der Neuen Front” zurück. Die ANS, unter der Führung von Eite Homan, versteht sich selbst als “revolutionär” und propagiert einen “National-Sozialismus im Stile der SA”. Sie bezieht sich zwar stark auf ihr deutsches Pendant, dennoch versucht sie, sich in Parteien wie die CP’86 und – seit ihrer Neugründung mit Hilfe von Homan im Jahre 1996 – in die “Nederlandse Volksunie” (“Niederländische Volksunion”, NVU) zu integrieren.
NSA und NVU
Die ersten Jahre zählte die ANS nur eine Handvoll Aktivisten. Dies änderte sich vor zwei Jahren drastisch. Unter dem Namen Nationaal Socialistische Actie (“National-Sozialistische Aktion”, NSA) ist sie seit 2006 bei NVU-Demonstrationen mit einem “Schwarzen Block”, ihren eigenen Parolen und Themen vertreten. Mit dem “Schwarzen Block” und einem selbstbewussten Auftreten gegenüber Polizei und politischen Gegnern schaffen sie eine temporäre autonome Zone, durch die sie sich stark und unabhängig fühlen. Verstärkt durch das Skandieren eigener Parolen und Abwandlungen von Hooliganslogans, schaffen sie eine kämpferische Atmosphäre innerhalb des Blocks.
Die NSA wird unabhängig
2007 hat sich die NSA zu einer unabhängigen und eigenständigen Organisation entwickelt. Mittlerweile organisiert sie, unabhängig von der NVU, Demonstrationen, aber auch Treffen, Schulungen und spontane Aktionen. Die Rechts-”Autonomen” nutzen rege das Internet, beteiligen sich intensiv an Diskussionen in Internetforen und veröffentlichen Videos von ihren Demonstrationen und Aktionen auf dem Internetportal YouTube.
Die deutsche Beteiligung an Demonstrationen der Nederlandse Volksunie hat mit dem Anwachsen des “Schwarzen Blocks” der NSA abgenommen. Zwar sei es laut NVU-Vorsitzendem Constant Kusters weiterhin möglich, viele Teilnehmer aus Deutschland zu mobilisieren. Doch selbst der deutsche Parteisekretär der Volksunie, Christian Malcoci, ist seit 2006 nicht mehr auf ihren Demonstrationen aufgetaucht. Trommeln, Redner und die Lautsprecheranlage werden aber weiterhin von deutschen Neonazis gestellt – von Christian Worch bis hin zur AG Tierrecht aus NRW. Der niederländische “Schwarze Bock” seinerseits nimmt regelmäßig an deutschen Neonazidemos teil und stellt mancherorts auch Redner.
Hauptthemen und Ideologie der NSA
Besonders interessant ist das Verhältnis der niederländischen NSA zum Islam. So fanden zwei Demonstrationen mit positivem Bezug auf den Iran und dessen Präsident Mahmud Ahmadinedschad statt, bei denen Neonazis mit der iranischen und palästinensischen Fahne sowie mit Bannern der Jerusalemer Felsenmoschee auftraten. Eite Homan trug ein T-Shirt mit dem Bild Osama Bin Ladens. Auf einer anderen Demonstration trugen die Anhänger der NSA T-Shirts mit dem Porträt Ahmadinedschads und dem deutschen Text “Mein Freund ist Ausländer”.
Der deutsche Neonazi Michael Krick, in den Niederlanden wohnhaft und in der Racial Volunteer Force of Blood & Honour (RVF) aktiv, verfasste sogar einen Artikel über die Notwendigkeit für die NSA/ANS/RVF, den Iran zu unterstützen. Da der Islam uneingeschränkt resistent gegen die Einflüsse des liberalen Kapitalismus sei, müsse er gegen den Imperialismus von USA und Israel verteidigt werden.
Parolen des schwarzen NSA-Blocks auf Demonstrationen der NVU waren beispielsweise “Nahost Judenfrei” (auf Deutsch), “Juden raus... aus Palästina”, “Nationaler Sozialismus Jetzt!”, “Hamas, Jihad, Hisbollah” sowie die englische Parole “Fuck ZOG”.
Als der Rechtspopulist Geert Wilders von der Partij voor de Vrijheid (“Partei für die Freiheit”, PVV) seinen anti-islamischen Film “Fitna” im Internet veröffentlichte, kam es neben Protesten in islamischen Ländern auch zu spontanen Aktionen der “Autonomen Nationalisten” gegen den Film des “Zionisten” Wilders. Der Film setzt Stellen des Korans mit Bildern des Terrors in Verbindung und beschreibt eine stark antisemitische Ausrichtung des Islam, die von Wilders kritisiert wird. Das ist wohl auch der Grund, warum die ANS sich an “Fitna” störte und einige Tage später einen Film über die Thora drehte und auf YouTube veröffentlichte.
Auch dieser Film benutzt Zitate, die mit Bildern untermalt werden. Herausgekommen ist ein antisemitischer Film, der mit dem Lied “ZOG II” der deutschen Band „Stahlgewitter“ unterlegt ist. Außerdem reagierte die NSA mit einer Demonstration im Parlamentsviertel von Den Haag.
Gleichwohl vergessen die NSA-Aktivisten im “Schwarzen Block” niemals ihre NS-Ideologie: Sie führen deutschsprachige Transparente “14/88 Hier marschiert der Nationale Widerstand” mit sich, skandieren “Deutschland erwache”, “Ruhm und Ehre für die Deutsche Wehrmacht”, “Schutzstaffelsoldaten, Heldentaten” und singen das Horst-Wessel-Lied.
Selbst für eine Demonstration gegen eine Party des US-amerikanischen Musiksenders MTV in Den Haag waren sich die AN nicht zu schade und kritisierten diese als perverse westlich-kapitalistische Veranstaltung, die Frauen erniedrige und “schwarze Gewalt” fördere.
Bis heute gibt es jedoch nur wenige theoretische Beiträge von den niederländischen “Autonomen Nationalisten” selbst. Sie bedienen sich vor allem aus Artikeln der RVF oder übersetzen deutsche Theorietexte. In der “Anleitung zum Aufbau der Bewegung” kann gelesen werden, dass “Provokation um jeden Preis”, auch “wenn dies zu Verhaftungen und Prozessen führt” zu ihren Hauptgrundsätzen zählt. Und sie begrenzen den Gebrauch des “bewaffneten Kampfes”: “Nicht aus Angst, nicht weil der bewaffnete Kampf gegen das System nicht gerechtfertigt wäre, sondern weil die Kosten in dieser Phase des Kampfes noch zu hoch sind und der Nutzen zu gering ist.”
Für Diskussionen sorgten Aufkleber der NSA, die die Freiheit für den RAF-Aktivisten Christian Klar forderten. Michael Krick und der NSA-Führer Alwin Walther verteidigten die RAF, deren Mitglieder “gegen die Zionisten und ihre Verbündeten zu den Waffen griffen”. Kusters hingegen sieht in der RAF nur einen Haufen von Linksradikalen.
Ein Bruch zwischen beiden Gruppen blieb nur aus, weil sich die Beteiligten im Klaren sind, dass sie alleine zu unbedeutend sind, um getrennt zu bestehen.
Für Diskussion sorgte auch eine von der NSA organisierte Demonstration in ihrer “Heimatstadt” Zoetermeer am 5. Juli, einer Großstadt nahe Den Haag. Das Fronttransparent lautete “Anti- Fascist Action” und zeigte das Antifaschistische- Aktion-Logo. Der Anführer der NSA, Alwin Walther, erläuterte, warum sie sich als “Antifaschisten” bezeichnen: “Benito Mussolini war ein Freund der Bourgeoisie und stach ein Messer in den Rücken der Arbeiter. Faschismus braucht einen starken Staat, der sein Volk unterdrückt und die Bürger als Sklaven des Staates ansieht. Nationaler Sozialismus hingegen sieht die Macht beim Volk.” Teilnehmer des “schwarzen Blocks” kritisierten ihn dafür im Stormfront- Forum: “Warum sollen wir den Schwerpunkt auf den Faschismus als Feind setzen, wenn wir doch schon viele Feinde haben?”
Gewalt der NSA
Das Ausmaß der Gewalt, die von den “Autonomen Nationalisten” ausgeht, ist beunruhigend. Sie greifen Linke, Migranten und sogar andere extrem rechte Gruppen an. Anfang 2007 versuchte etwa eine Reihe von NSA- Anhängern, eine Demonstration der faschistischen National Alliance (“Nationale Allianz”, NA) anzugreifen. Dabei wurden die “Autonomen Nationalisten” selbst von antirassistischen Feyenoord -Aktivisten angegriffen – ihre Aktion endete in Haft und im Krankenhaus.
Einschätzung
Heute dominiert die NSA mit ihren aggressiven Kampagnen und spontanen Aktionen das neonazistische Spektrum in den Niederlanden. Es ist zu erwarten, dass sie auch in Zukunft in der Lage sein werden, Jugendliche an sich binden. Dennoch bleibt abzuwarten, wie die “Autonomen Nationalisten” ihre nur subkulturelle Ausrichtung überwinden werden. Dies ist auch davon abhängig, welche Strategien ihre Gegner ihnen entgegensetzen werden.
Zum Autor
Jeroen Bosch ist Redakteur bei der antifaschistischen Zeitschrift “Alert!”, www.alertafa.nl.
↑ Nazi-Häuserkampf
Autonome Nationalisten in den Niederlanden
In den Niederlanden haben Hausbesetzungen eine lange Tradition – auch bei Neonazis. Mit einer aktuellen Hausbesetzung durch niederländische »Autonome Nationalisten« sowie deren Entstehungsgeschichte und inhaltlichen Ausrichtung befasst sich der folgende Artikel.
Von Jeroen Bosch [»Alert!«]
Eine ehemals luxuriöse Villa, seit Jahren leer stehend, in der kleinen Stadt Monster in der Nähe von Den Haag. Das Haus gehört nach einer Beschlagnahmung der Staatsanwaltschaft. Jugendliche der Umgebung nutzten bislang Haus und Grundstück, um dort ihre Freizeit zu verbringen.
In der Nacht vom siebten auf den achten September dieses Jahres wird das Haus besetzt. Die Besetzer hissen eine Totenkopffahne. Ein Transparent mit der Aufschrift »Spukhaus«, was sich auf Gerüchte in der Nachbarschaft, in der Villa spuke es, bezieht, wird aufgespannt.
Auf Beschwerden der Nachbarn hin wird es wieder entfernt. Bis dahin wird zunächst nicht deutlich,
wer die Hausbesetzer sind, merkwürdig mutet nur an, dass sie sich von der Hausbesetzerbewegung distanzieren.
Zwei Wochen später sammelt sich eine Gruppe Jugendlicher, die sich bislang in und um die Villa aufgehalten hatte, wütend über den Verlust des Hauses, Steine werden geworfen. Die Besetzer stürmen mit Baseballschlägern und Ketten aus dem Haus und brechen einem der Jugendlichen die Nase.
Als die antifaschistische Recherchegruppe »Kafka« die Besetzer als führende Mitglieder der Neonazigruppe »Nationaal Socialistische Actie« (»National- Sozialistische Aktion«, NSA) identifi ziert, entwickeln sich die Dinge schnell: Die Zeitungen berichten jeden Tag darüber, die Jugendlichen versuchen, Rache für die gebrochene Nase zu üben und die Anwohner fühlen sich zunehmend unwohl beim Anblick von Besetzern in T-Shirts mit SS-Runen.
Auch der Besuch des deutschen Neonazis Michael Krick, Mitglied der niederländischen Gruppe »Racial Volunteer Force of Blood & Honour«, mit zehn schwarz gekleideten »Autonomen
Nationalisten« im Schlepptau kommt nicht gut an.
Obdachlose Neonazis
Im Neonaziforum »Stormfront« bezieht nun der NSA-Kader, Alwin Walther, Position und erklärt, das Haus werde für »Kameraden« genutzt, die Schwierigkeiten zu Hause hätten oder obdachlos
seien. Bereits zuvor war bekannt, dass einige NSA-Mitglieder Probleme hatten, eine Unterkunft zu fi nden und daher bei Freunden wohnten.
Und schon früher hatte Walther im Internetforum »Stormfront« heftig gegen einen Gesetzesvorschlag der niederländischen Regierung, Hausbesetzungen zu verbieten und Besetzer
zu illegalisieren, gewettert. Am 30. August 2008 hatte dann der »schwarze Block« der NSA bei einem Aufmarsch der »Niederlandse Volksunie«(»Niederländische Volksunion«, NVU) in Zwolle
ein Fronttransparent getragen, das sich für Hausbesetzungen aussprach. Einen Tag später hatten die NSA-ler entsprechende Poster in Den Haag plakatiert.
In Monster wird die Polizei erneut gerufen, als sich Jugendliche Freitag Nacht, am zehnten Oktober, vor dem Squat versammeln und die Neonazis abermals herausstürmen, Feuerwerkskörper und Steine werfen. Am frühen Morgen des 11. Oktobers stürmt daraufhin eine Sondereinheit das
Haus und verhaftet sieben Neonazis. Im Haus werden Zwillen, Körbe voller Steine und Molotow-Cocktails gefunden. Die Polizei versiegelt das Haus für weitere Untersuchungen und sucht nach den Jugendlichen, die das Haus belagert haben.
Am 14. Oktober entscheidet der Haftrichter, dass die sieben Neonazis, im Alter zwischen 18 und 23, wegen des Verdachts auf Waffenbesitz und Körperverletzung zwei weitere Wochen in Untersuchungshaft bleiben müssen.
Frühere Hausbesetzungen durch Neonazis
Dies war nicht das erste Mal, dass niederländische Neonazis ein Haus besetzen und für ihre Zwecke nutzen: Von Dezember 2000 bis November 2003 hielten junge Aktivisten der Neonaziorganisation »Voorpost«, die dann zur »De Nationale Beweging« («Nationale Bewegung«, NB) wechselten, ein
altes Kasernengelände in der Nähe von Eindhoven besetzt.
Die Gebäude dienten dabei einerseits als Unterkunft, andererseits aber auch als Veranstaltungsort für Konzerte, Vorträge und Treffen. Neben Konzerten mit der deutschen Band »Oidoxie « (August 2002 ) oder dem Neonazibarden Frank Rennicke (November 2002) fand am 8. November 2003 ein »Rock against ZOG« statt. Danach kam es zu Streitigkeiten innerhalb der Szene und die Besetzung wurde beendet.
Treffpunkt 2005 bis 2007
Von 2005 bis 2007 diente dann das Haus des ehemaligen NSA-Mitglieds Misha van Dijck und das des derzeitigen Führungskaders, Ivo Henze, in Den Haag als Treffpunkt und Zufluchtsort für Neonazis. Hakenkreuzfahnen an der Wand, Hitler-Portraits, laute Marschmusik, Sieg-Heil-Rufe, rassistisches Anpöbeln von MigrantInnen – die Auswirkung auf die Nachbarschaft war deutlich spürbar. Nach einem Aufmarsch der NVU in Zoetermeer im November 2006 wurde in dem Haus so lange gefeiert, bis der Alkohol ausging und die Neonazis eine Party von Jugendlichen um die Ecke aufsuchten und die Feiernden dort bedrohten. Die alarmierte Bereitschaftspolizei stürmte das Haus, der Mob Neonazis leistete Widerstand. Mehrere Führungspersonen wie Alwin Walther, Misha van Dijck, Ivo Henze und Dave Blom wurden verhaftet und verurteilt. 2007 wurde das Haus dann endlich geräumt, kurz bevor einige Nachbarn das selbst in die Hand nehmen konnten.
Geschichte der NSA
Die NSA ist 2006 aus der »Aktiefront Nationaal Socialisten« (»Aktionsfront Nationaler Sozialisten«, ANS) unter der Führung des Neonazi-Veterans Eite Homan hervorgegangen. Homan und die ANS verstanden sich als »revolutionär«, d. h. Als »national-sozialistisch« im Sinne der SA, bestanden aber nur aus ein paar wenigen Aktivisten. Das änderte sich 2006, als Homan eine Gruppe radikalisierter Gabbers, also Anhänger einer bestimmten Form des Hardcore-Techno, und neonazistische Skinheads rekrutierte und diese einheitlich in Schwarz gekleidet als »schwarzer Block« unter dem Namen NSA auf Aufmärschen der NVU auftraten. Sie ersetzten schnell das Kontingent deutscher Neonazis um Christian Maloci, das sonst auf diesen Veranstaltungen anwesend war. Unterstützung durch deutsche Neonazis wird seitdem nur noch in Form von Lautsprecheranlage und zum Teil auch Rednern geleistet. Der »schwarze Block« der NSA ist besonders attraktiv für Jugendliche. Mit seinem kämpferischen Auftreten bietet er Identifikationsmöglichkeit und Erlebniswelt in Einem. Seit 2007 ist die NSA eine von der NVU unabhängige Organisation, die eigene Demonstrationen und Schulungen organisiert.
Verhältnis der NSA zum Islam
Die NSA fällt durch einen sehr positiven Bezug auf den Islam auf: Der Islam zeichne sich dadurch aus, dass er gegen Einflüsse des Kapitalismus und Liberalismus immun sei und gegen den Imperialismus der USA und Israels verteidigt werden müsse. In Folge dessen fanden zwei Aufmärsche zugunsten desIran und seines Präsidenten Ahmadinedschad statt, bei denen die Neonazis iranische und palästinensische Fahnen sowie das Banner der Jerusalemer Felsenmoschee zeigten. Eite Homan hingegen stach durch ein T-Shirt mit dem Konterfei Osama Bin Ladens hervor, bei einem zweiten Aufmarsch trugen mehrere NSA-Kader T-Shirts mit dem Bild des iranischen Präsidenten und der Bildunterschrift »Mein Freund ist Ausländer«. Sprechchöre der Neonazis riefen Parolen wie »Nahost Judenfrei« (auf Deutsch), »Hamas, Dschihad, Hisbollah «, »Juden raus aus Palästina« und »Fuck ZOG« (auf Englisch).
Anlässlich der Veröffentlichung des antiislamischen Films »Fitna« des Rechtspopulisten Geert Wilders von der »Partij voor de Vrijheid« (»Partei für die Freiheit«, PVV) im Internet reagierte die NSA mit einem spontanen Aufmarsch im Regierungsbezirk in Den Haag. Und als Israel den sechzigsten Jahrestag seiner Staatsgründung feierte, organisierte die NSA eine Streikpostenkette auf dem Platz vor dem Parlamentsgebäude.
Aber auch seine NS-Ideologie vergisst der »schwarze Block« der NSA nicht, wie seine Transparente mit Aufschriften wie »14/88 Hier marschiert der Nationale Widerstand« oder »Ruhm und Ehre für die Deutsche Wehmacht« und das Singen des Horst-Wessel-Liedes deutlich machen.
Kontroversen innerhalb der Szene
Zu Streitigkeiten zwischen dem NSAFührer Alwin Walther und Constant Klusters, dem Vorsitzendem der NVU, kam es, als NSA-Aktivisten Aufkleber verteilten, die Freiheit für das ehemalige RAF-Mitglied Christian Klar fordern. Klusters vertrat die Meinung, die RAF sei nur ein Haufen Linksradikaler gewesen, Walther hingegen betonte, die RAF habe »ihre Waffen gegen die Zionisten und ihre Komplizen« gerichtet. Zwischen den beiden Gruppen kam es nur deswegen zu keinem Bruch, weil sie beide zu klein sind, um getrennt bestehen zu können.
Auch ein Fronttransparent mit dem Symbol der Antifaschistischen Aktion bei einem Aufmarsch am fünften Juli in Zoetermeer in der Nähe von Den Haag sorgte für Auseinandersetzungen in der NSA: Alwin Walther erklärte, man sei antifaschistisch, da Benito Mussolini ein Freund der Bourgeoisie gewesen und den Arbeitern in den Rücken gefallen sei. Walther behauptete darüber hinaus, der Faschismus benötige einen starken Staat, um das Volk zu unter drücken. Wahrer Nationaler Sozialismus hingegen sehe die Macht beim Volk. Aktivisten des »schwarzen Blocks« bekundeten ihren Unmut über diese Sichtweise im »Stormfront«-Forum:
»Warum müssen wir uns ausgerechnet den Faschismus als Feind aussuchen, wir haben ohnehin schon genug Feinde.«
Meinungsverschiedenheiten zwischen einzelnen neonazistischen Gruppierungen nehmen oft handfeste Formen an: So griff ein Trupp NSA-Aktivisten einen Aufmarsch der »National Alliance«(»Nationale Allianz«) an.
Fazit
Das Ausmaß an Gewalt, die von Mitgliedern der NSA ausgeht, ist enorm. Dabei richtet sich die Gewalt sowohl gegen Linke und MigrantInnen als auch gegen die eigenen Leute: Sticheleien innerhalb der NSA gegen den Freund oder die Freundin eines Mitglieds oder gar Gespräche mit der Presse münden in Hasskampagnen und massiven Drohungen.
Die Forderung nach einem »Freiraum für Nationalisten« stellte die NSA zuletzt am 23. August dieses Jahres bei einem Aufmarsch in Alphen a/d Rijn, einer kleinen Stadt im Süden Hollands.
Dabei legte sie eine Schweigeminute für den Hitler-Stellvertreter Rudolf Hess ein und sang, »Das Hakenkreuz wird nicht verboten«. Was solch ein Freiraum und »nationales Jugendzentrum« in der Realität bedeuten würde, ist nicht schwer vorzustellen.
DERRECHTERAND | Nummer 115 | Nov. | Dez. 2008
↑ Lotta Nr.7
ENNEPE-RUHR-KREIS
Carsten Köppe wieder auf freiem Fuß
Nach dem Lüdenscheider Marc Miekeley ist nun auch der zweite inhafterte Fluchthelfer des Plettenberger Neonazis Christoph Schulte wieder auf freiem Fuß. Schulte hatte am 13. Januar diesen Jahres am Rande einer Geburtstagsparty des in München studierenden Lüdenscheider Neonazis Reiner Mehr gemeinsam mit seiner Freundin „Mary“ von Papen und diversen anderen Neonazis einen Griechen beinahe tot geprügelt, floh anschließend und wurde erst Anfang Februar in der Nähe von Rotterdam gefasst (vgl. LOTTA Nr. 5).
Nachdem er die erste Nacht im Haus der Münchener „Burschenschaft Danubia“ (siehe auch Artikel in dieser Ausgabe) versteckt worden war, fuhr ihn Miekeley am nächsten Nachmittag zurück ins Sauerland. Da an Schultes Wohnung bereits eine Benachrichtigung der Polizei klebte, ließ er sich zu seinen fünf Kilometer entfernt wohnenden Großeltern fahren. Anschließend fuhr er zum Kameradschaftsführer der „Ruhrpottkameradschaft Dortmund/Witten“, Carsten Köppe, der ihn für eine Nacht beherbergte. Schulte setzte sich am nächsten Tag ins niederländische Arnheim ab und wurde dort von dem Dortmunder Neonazi Michael Krick übernommen. Köppe und Schulte hielten die ganze Zeit telefonisch Kontakt zueinander.
Der Wittener reiste gar einmal in die Niederlande, um sich dort mit Schulte „zum Boccia-Spielen“ zu treffen. Per niederländischem Boten, bei dem es sich um einen der NVUler Chris Smit oder Ed Polman gehandelt haben dürfte, bekam Köppe zudem auf der Demonstration am 26.1. in Lüdenscheid eine neue Kontakt- Handy-Nummer sowie einen Brief an Schultes Großeltern zugesteckt, in dem diese aufgefordert wurden, „alles, was die Bullen nichts angeht“ aus der Wohnung verschwinden zu lassen. Köppe überbrachte diesen Brief und wurde hierbei offensichtlich von Polizeifahndern beobachtet.
Kurz nach der Festnahme Schultes wurde am 3. Februar auch Köppe festgenommen. Trotz laufender Bewährung wegen Körperverletzung und Volksverhetzung gab ihm das Gericht nach sechsmonatiger U-Haft eine „zweite letzte Chance“ und verurteilte ihn lediglich zu einer einjährigen Bewährungsstrafe.
Gänzlich freigesprochen wurde zwischenzeitlich gar Reiner Mehr im Münchener Prozeß, in dem er wegen schwerer Körperverletzung angeklagt war. Der Hauptprozeß gegen Schulte, von Papen, den Bayern Dominik Brodmerkel sowie den ehemaligen Velberter Norman Bordin hat erst am 27. September in München begonnen. Mit einem Urteil ist nicht vor Ende Oktober oder gar November zu rechnen.
Pierre Briegert
↑ Lotta Nr.8 Frühjahr 2002
Von niederländischen AntifaschistInnen
Michael Krick in den Niederlanden
Michael Krick verbindet mit den Niederlanden eine langjährige Geschichte. 1995 beteiligte er sich dort als 18jähriger bereits an einer neonazistischen Demonstration. Damals war er bei der „Sauerländer Aktionsfront“ aktiv, die über ausgesprochen gute Kontakte in die Niederlande verfügte.
Nach dieser ersten Aktion schien sich Krick nicht mehr von den Niederlanden trennen zu können und tauchte regelmäßig bei Aktionen auf. Diese Ausflüge endeten, als er Ende 1997 in Deutschland verhaftet wurde und eine 1 1/2jährige Haftstrafe verbüßen mußte. Kurz nach seiner Entlassung tauchte er 1999 wieder auf einer Versammlung der „Nederlandse Volkunie“ (NVU) und bei einer
Gedenkdemonstration für Rudolf Hess in Valkenburg auf. Auch im Jahr 2000 überquerte Krick regelmäßig anläßlich von Aktionen die Grenze.
Fluchtburg Niederlande
Doch schon bald interessierte sich wieder die deutsche Justiz für ihn. Zwei Gerichtstermine standen an, aus denen dann in seiner Abwesenheit offene Haftbefehle wurden.
Deshalb suchte der damals in Dortmund lebende Krick Ende 2000 / Anfang 2001 einen Wohnort außerhalb Deutschlands. Und so zog Krick mit Unterstützung seines Freundes Ed Polman in die Nähe von Gouda um. Er gab sich jedoch nicht viel Mühe, nicht aufzufallen, sondern beteiligte sich sogar mehrmals an Schlägereien und scheute nicht einmal davor zurück, seinen Opfern seinen Namen zu nennen. Er hatte jedoch Glück, denn er wurde kein einziges Mal verhaftet. Auch auf der politischen Ebene ging er nicht auf Tauchstation: Im Februar leistete er Fluchthilfe für den wegen Mordversuchs gesuchten Neonazi
Christoph Schulte (siehe LOTTA NR. 5). Einen Monat später zählte Krick bei einer Demonstration der NVU in Kerkrade zum Ordnerdienst.
Er wurde landesweit bekannt, als er auf einer Saalversammlung der NVU zum bewaffneten Kampf aufrief. Er hielt eine Rede, in der er dazu aufrief, „das System und seine Knechte“ anzugreifen und sich dabei von den Methoden der baskischen ETA inspirieren zu lassen. Anläßlich dieser Äußerungen leitete die niederländische Staatsanwaltschaft Ermittlungen gegen Krick ein, sah jedoch keinen Grund, ihn festzunehmen. Der Staatsanwalt war acht Monate lang nicht in der Lage, zu entscheiden, ob Krick wegen seiner Äußerungen belangt werden müßte. Krick blieb also wiederum auf freiem Fuss.
Unterdessen zog Krick zu seiner für die NVU aktiven Freundin nach Den Bosch. Er richtete sich nun immer mehr auf einen langfristigen Aufenthalt in den Niederlanden ein und gab sich keinerlei Mühe mehr, seine Anwesenheit zu verbergen. Die niederländischen Behörden ließen ihn auch tatsächlich weiterhin ungestört herum spazieren, während in Deutschland Polizei und Verfassungsschutz bekundeten, keine Anhaltspunkte für Kricks Aufenthaltsort zu haben.
Von Den Bosch aus mischte sich Krick aktiv in die NVU ein. Er stieg zum Parteikader auf und versuchte, die Partei in ein noch extremeres und gewalttätiges Fahrwasser zu manövrieren. Er wurde hierbei von Aktivisten wie Eite Homan und Sven ter Maten unterstützt.
„Napalm auf die Klagemauer!!!“
Krick zeigt bis heute in neonazistischen Internet-Foren Präsenz. Auch hier entpuppt er sich als übler Antisemit. Nach dem 11. September befürwortete er die Anschläge unverblümt: „gratulate the terrorists, that was good work, very conspirative! Direct action is what we need! Destroy Z.O.G.!“. Krick lässt auch keinen Zweifel daran, was seine niederländischen „Kameraden“ machen sollen:
„The next synagogue is in your near, opens every saturday! Let your phantasy free run!! We talked enough, now it’s the time for action !!!“ und „I would prefer it to see a synagogue burn, on saturday, when all the itzigs are inside!!! Napalm auf die Klagemauer!!!“.
Es ist unbekannt, weshalb die niederländische Justiz den Fall Michael Krick so lasch angegangen ist. Über ein Jahr gab es Gelegenheit und Anlaß genug, ihn zu verhaften. Krick überspannte nun aber den Bogen. Er versuchte am 18. Januar, mit der Fähre nach England überzusetzen, wo er eine neonazistische Party in Oldham besuchen wollte. Er wurde vom Zoll in Hoek van Holland verhaftet, weil gegen ihn auf Bestreben der deutschen Justiz ein internationaler Haftbefehl vorlag. Nun hätte also U-Haft, Anklage, Verurteilung und/oder Auslieferung eigentlich nichts mehr im Weg gestanden. Weit gefehlt: Am 21.2. durfte er das Gefängnis wieder verlassen und wartet jetzt auf freiem Fuß auf eine gerichtliche Entscheidung,
↑ Lotta 24 Herbst 2006
Krick in Haft
“Aufgabe ist Verrat! Feuer und Flamme für ZOG!”: Der in den Niederlanden lebende deutsche Neonazi Michael Krick zeigte sich Anfang August in einer Botschaft an seine Kameraden in Deutschland gewohnt großmäulig. Und das, obwohl (oder weil) er wieder einmal in Haft saß. Die holländische Polizei nahm den 29- Jährigen in Haft, weil er im Mai mit anderen Neonazis in Papendrecht bei Rotterdam einen Schwarzen misshandelt haben soll. Die Polizei hatte zunächst fünf Neonazis, darunter offfensichtlich auch Mitglieder der Aktiefront Zuid Holland Zuid, festgenommen.
Zwei von ihnen, darunter Krick, sitzen noch ein. “Offizieller Grund” für seine Festnahme sei der
“,Verdacht auf versuchten Totschlag’ bzw. ,Mittäterschaft’ bzw. ,gefährliche Körperverletzung’”, schreibt Krick. Er vermutet, dass die holländischen Behörden versuchen werden, “mich aus den Niederlanden zu ,verbannen’”. Krick ist in der BRD unter anderem wegen gefährlicher Körperverletzung, Bedrohung eines Polizisten, Volksverhetzung sowie wegen Verwendens von Kennzeichen verbotener Organisationen vorbestraft.
↑ Bochum:
Jüdische Gemeinde auf Abschußliste
Noch im Oktober 1996 waren führende Nazis wie Christian Malcoci, Thomas Wulff, Kai Dalek, Andree Zimmermann und deren holländische Kameraden von den Sicherheitsbehörden aufgesucht und ermahnt worden, die Veröffentlichung eines 'Einblick II' mit Adressen von Staatsbediensteten zu unterlassen.
Daraufhin verhielten diese sich im Sinne des Staates brav und artig. Statt dessen wurde eine 'Hitliste 1997' in der 'Neuen Front' veröffentlicht. Diese zeichnet sich dadurch aus, daß sie neben Telefonnummern und Adressen zweier Staatsanwälte, 15 Adressen diverser Jüdischer Gemeinden, Synagogen, Krankenhäuser, Altersheime und Einzelpersonen enthält. Die Jüdische Gemeinde Bochum-Herne steht auch auf der Liste. Unter der Überschrift 'Sieg und Heil Kameraden und Kameradinnen' heißt es zu der Liste: "Aus unserer Sicht hätte die Veröffentlichung erst dann
Erfolg, wenn auch Systemblätter diese drucken. Unser Rubrikvorschlag >Todesanzeigen<."
Weiterhin heißt es von dem 'Redaktionskollektiv des National Autonomen Schriftstellerverbands': "Ferner widmen wir diese Schrift den Kameraden Thomas Lemke und Kai Diesner, die aus Überzeugung handelten und in Democraten Kerkern schmachten!!"
Über strafrechtliche Konsequenzen für die Nazis ist bisher nichts bekannt geworden, obwohl die Zuordnung zu Eite Homann, dessen Postfach in Delfzyl als Bestelladresse der NF angegeben wird, mehr als einfach ist. Dies wirft wieder mal ein Schlaglicht auf den 'staatlichen Antifaschismus', der nur dann auf den Plan tritt, wenn es gilt, den Ruf des 'Wirtschaftsstandorts Deutschland' zu wahren. Daß Antisemitismus und rassistische Mordaufrufe nicht verfolgt werden, beweist nur, welch Geistes Kind diese Demokratie ist.
antifaschistische nrw zeitung 16 - winter "97/98
↑ antifaschistische nrw zeitung 17 - sommer '98
Hoch-Sauerland-Kreis
Michael Krick in „Systemhaft"
Michael Krick, Möchtegernführer der im vorigen November durch den Unfalltod von Andree Zimmermann und Thomas Kubiak „führerlos" gewordenen 'Sauerländer Aktionsfront' (SAF), ist weiterhin in Haft. Das Landgericht in Arnsberg verurteilte ihn am 28. Mai wegen Nötigung und des Besitzes von Propagandamaterial zu einer Jugendstrafe von 18 Monaten ohne Bewährung. Einbezogen in das Urteil wurde ein früheres Gerichtsurteil wegen des von Krick herausgegebenen Fälischen Beobachters': Von einem Gericht in Meschede war der inzwischen 21-jährige wegen Volksverhetzung, Staatsverunglimpfung und wegen des Verwendens verbotener Kennzeichen zu acht Monaten Jugendstrafe verurteilt worden.
Aktuell ging es um einen Zwischenfall am 1. Mai 1997. Die Polizei war damals zu einer Freizeitanlage bei Winterberg- Züschen gerufen worden, weil dort eine größere Gruppe Neonazis die Reichskriegsflagge geschwenkt haben soll. Mit den Worten „Wenn Ihr unsere Autos anpackt, kriegt ihr was auf's Maul" hatte Krick, der im vorigen Jahr nach Winterberg, wo auch Zimmermann und Kubiak lebten, umgezogen war, eine Durchsuchung der Pkws verhindert. Die zahlenmäßig unterlegene Polizei hatte damals nur die Personalien der Neonazis auf der Freizeitanlage aufgenommen. Zudem wurde Krick verurteilt, weil bei Hausdurchsuchungen umfangreiches Propagandamaterial der niederländischen FAP gefunden wurde und er einen Brief mit Aufklebern der NSDAP/AO verschickt hatte. Verteidigt wurde Krick in der Arnsberger Verhandlung von dem Hürther Rechtsanwalt Uwe Lücke, der bereits in der Dortmunder Verhandlung gegen die 'Anti-Antifa'- Gruppe 'Volkswille' und beim ANS/NA-Prozess in Stuttgart auftauchte.
Krick, der nach der Beerdigung von Kubiak und Zimmermann in Winterberg inhaftiert wurde und bis vor kurzem in Hamm saß, wurde laut 'HNG-Nachrichten' zunächst in die Jugendstrafanstalt in Iserlohn und dann in die JVA Schwerte verlegt.
Mit Sitz in Gelsenkirchen hat sich inzwischen eine „Nationale Initiative 'Freiheit für Michael Krick'" gebildet, die seine Freilassung fordert. Angegliedert ist diese „Initiative" an einen „Förderkreis der HNG" in Gelsenkirchen, der sich zur „örtlichen Unterstützung der karitativen HNG-Arbeit gegründet" hat. Unter dem gleichen Gelsenkirchener Postfach wie „Förderkreis" und „Initiative" tritt seit einiger Zeit auch ein von „Freien Nationalisten" gegründetes „Unabhängiges
Pressearchiv" (UPA) in Erscheinung. Das UPA will „als zentrale Sammelstelle fungieren und sowohl den Zugriff auf Veröffentlichungen aus der brd-Lizenzpresse, als auch auf Veröffentlichungen aus den verschiedenen Bereichen der 'Nationalen Opposition' ermöglichen."
Anzunehmen ist, daß sich das UPA aus NPD/JN-Kreisen herausgebildet hat. Vom 1997 gegründeten JN-„Stützpunkt" Gelsenkirchen ist seit einiger Zeit nichts mehr zu hören.
In der Neonaziszene in Ungnade gefallen ist im übrigen Michael Kricks älterer Bruder Bernd aus Bestwig bei Meschede. Bernd Krick, Herausgeber des in der Faschoskinszene sehr beliebten Fanzine 'Moonstomp' und SAF-Aktivist, wird vorgeworfen, Spendengelder in Höhe von mehreren Tausend DM, die für die Hinterbliebenen einer verstorbenen „Kameradin" bestimmt waren, veruntreut zu haben. Dies behauptet zumindest die Redaktion des publizistischen Flaggschiffs des „Freien Nationalen Widerstands", das 'Zentralorgan'. Die Zusammenarbeit mit Bernd Krick wurde aufgekündigt. Das zuletzt als Teil des 'Zentralorgan' erschienene 'Moonstomp' wurde durch ein
„neues" Zine mit dem Titel 'Blitzkrieg' ersetzt.
↑ bnr
2001-02-21
Fluchthilfe-Netzwerk
von: Pierre Briegert
Bundesdeutsche und niederländische Neonazis sind eng miteinander verwoben.
Der geflohene Schulte konnte so auf zahlreiche Unterstützer zurückgreifen.
Nach dreiwöchiger Flucht wurde der Neonazi Christoph Schulte am Abend des 2. Februar in Spijkenisse bei Rotterdam festgenommen. Er soll am 13. Januar in München einen Griechen beinahe totgeprügelt haben.
Obwohl erst 19 Jahre alt, gehört Schulte bereits zum erweiterten Kreis des Kaderstamms der "Freien Kameradschaften" in Nordrhein-Westfalen. Auch für die NPD ist er aktiv, was durch seine Kommunalwahlkandidatur 1999 im Märkischen Kreis belegt ist. Er gehört dem von Lüdenscheid aus agierenden Kreis um die ehemaligen Betreiber des stillgelegten Donner-Versands an, der heute den von Stephan Haase und Axel Schoppmann geführten NPD-Ortsverband Lüdenscheid bildet. Eng verzahnt
ist dieser Kreis mit dem Nationalen Widerstand Hagen/Lüdenscheid um den Hagener Ronald Guziewski. Gute Kontakte pflegt Schulte zudem zur Sauerländer Aktionsfront (SAF), zur Ruhrpottkameradschaft Dortmund/Witten, zur Kameradschaft Dortmund um Siegfried Borchardt und Michael Krick sowie zur niederländischen Nederlandse Volks- Unie (NVU). Der als brutaler Schläger bekannte Schulte tritt seit dem letzten Jahr als Ordner auf Demonstrationen der "Freien" auf. Bei den Aufmärschen am 21. Oktober in Dortmund und am 9. Dezember 2000 in Köln war er in dem Organisatorenteam um den Anmelder Christian Worch aus Hamburg dabei.
Eine der Kontaktpersonen zwischen den nordrhein-westfälischen und bayrischen Neonazis ist der aus Geldern stammende Norman Bordin, heute "Kameradschaftsführer" des bayrischen "Aktionsbüro Nationaler Widerstand Freilassing". Bordin baute 1997 in Velbert das "Nationale Forum Niederberg" (NFN) auf, aus dessen Reihen drei der Täter stammen, die am 23. September 2000 einen Brandanschlag auf ein Wuppertaler Flüchtlingswohnheim verübten und sich deswegen zur Zeit wegen 36-fachen Mordversuchs vor dem Wuppertaler Landgericht zu verantworten haben. Nach Streitigkeiten um die Kameradschaftsführung brach Bordin Anfang 1999 seine Zelte in Velbert ab, zog zurück in seine Heimatstadt Geldern und anschließend nach Freilassing, wo kurze Zeit danach das "Aktionsbüro Nationaler Widerstand Freilassing" in Erscheinung trat.
"Die rechte Szene ist europaweit verwoben, das ist das Interessante an dem Fall", teilte die Münchner Kripo nach Schultes Festnahme mit. Man sei auf ein "internationales Netzwerk von Fluchthelfern" gestoßen. Von München aus ins sauerländische Plettenberg habe ihn der Lüdenscheider Marc M. gefahren. Dort habe
er sich einige Tage versteckt gehalten. Anschließend habe ihn Carsten K. Nach Arnheim gebracht. Bei K. handelt es sich um Carsten Köppe, "Kameradschaftsführer" der Ruhrpottkameradschaft Dortmund/Witten, der im vergangenen Jahr wegen Körperverletzung an einem Aussiedler und Verbreitung indizierter CDs zu einer 18- monatigen Bewährungsstrafe verurteilt worden war. Eine Hausdurchsuchung in Dreumel bei Arnheim verlief jedoch erfolglos, Schulte war bereits in die Nähe von Rotterdam weitergeleitet worden. Als er dann doch festgenommen werden konnte, war er gerade auf dem Weg ins belgische Antwerpen. Noch am selben Abend wurden neun deutsche Fluchthelfer festgenommen, gegen Köppe und Marc M. Erging Haftbefehl.
Endstation Rotterdam
Schultes Fluchtroute und internationale Kontakte verwundern keineswegs. Seit Jahren sind auf nahezu jeder Neonazi-Demonstration in der Bundesrepublik niederländische und auch belgische Neonazis anzutreffen. Besonders gute Kontakte pflegen die nordrhein-westfälischen "Freien Kameraden" zur Nederlandse Volks-Unie (NVU) um Constant Kusters, in die in den letzten Jahren auch die von Eite Homan geführte Aktiefront Nationale Socialisten (ANS), dem 1984 vom Martijn Freling und Cees Ladestein gegründeten niederländischen Ableger der 1983 in Deutschland verbotenen Aktionsfront Nationaler Sozialisten/Nationaler Aktivisten (ANS/NA), aufgegangen ist.
Homan, der über sehr gute internationale Kontakte verfügt, ist heute neben Kusters die zweite wichtige Figur in der Partei. Spätestens seit dem Verbot der FAP Anfang 1995 geben sich deutsche Neonazis in den Niederlanden die Klinke in die Hand.
Federführend bei der Kooperation mit der NVU betätigten sich ab 1995 die SAF-Kader Andree Zimmermann und Thomas Kubiak, die allerdings Ende 1997 bei einem schweren Autounfall ums Leben kamen. Ihre Rolle übernahm ab 1999 Michael Krick. Regelmäßig finden gemeinsame Aktionen und Veranstaltungen in den Niederlanden statt, so zum Beispiel in den letzten drei Jahren "Rudolf-Hess-Gedenkmärsche". Auch dass Schultes erste Station in den Niederlanden Arnheim hieß, dürfte kein Zufall sein, da in Arnheim Constant Kusters lebt und die Stadt häufiger Anlaufpunkt deutscher Neonazis ist. Aus dem Arnheimer Vorort Westervoort stammt zudem der NVU-Aktivist Chris Smit, der ebenso wie Schulte auf Demonstrationen der "Freien Kameradschaften" im Ordnerdienst tätig ist und seit Jahren gute Kontakte in den Märkischen Kreis und in den Raum Dortmund/Witten pflegt.
Keine 24 Stunden nach Schultes Festnahme reisten deutsche Neonazis erneut in die Niederlande. 26 Niederländer und Deutsche wurden im grenznahen Kerkrade festgenommen. Geplant war eine Spontandemonstration anläßlich der im Jahr 2002 anstehenden Kommunalwahlen, zu denen die NVU auch in Kerkrade antreten wird. Unter den Festgenommenen befanden sich neben Kusters und Homan Siegfried
Borchardt und Christian Malcoci aus Jüchen. Letzterer zählt zu den bundesweit wichtigsten Kadern der "Freien Kameradschaften". Der gebürtige Rumäne war einer der federführenden Figuren in der ANS/NA und in der "Gesinnungsgemeinschaft der Neuen Front" (GdNF). Er organisierte schon Ende der Achtziger gemeinsam mit Freling Aktionen in den Niederlanden. Von der NVU wurde Malcoci im letzten Jahr als
Spitzenkandidat für die anstehenden Kommunalwahlen in Kerkrade nominiert, eine Propagandastrategie, die auf einen Aufschrei in den niederländischen Medien setzt und den Bekanntheitsgrad der NVU erhöhen soll. Bereits bei den letzten Kommunalwahlen 1998 initiierte Freling die Kandidatur von zwei Deutschen für die
Partei CP’86 in Kerkrade. Aufgestellt wurden Maria Luise Malcoci, Ex-Ehefrau von Christian Malcoci, sowie Andree Zimmermann, der allerdings dann vorher tödlich verunglückte.
Nach der gescheiterten Aktion am 3. Februar wurden die deutschen Neonazis Eigenangaben zufolge mit einem einjährigen Einreiseverbot in die Niederlande und einer Geldstrafe in Höhe von 500 Gulden belegt. Der Zusammenarbeit zwischen niederländischen und deutschen Neonazis scheint diese Maßnahme jedoch keinen Abbruch tun. Einen Tag später hielt sich Michael Krick bereits wieder in Rotterdam auf.
↑ bnr 2001-08-08
Terror als Konzept
von: Thomas Sager
Der Dortmunder Neonazi Michael Krick empfiehlt seinen Kameraden die baskische Terrorgruppe ETA als Vorbild.
Bei den Dortmunder Neonaziaufmärschen im vorigen Jahr sollte er noch als Ordner dafür sorgen, dass keiner der Kameraden über die Stränge schlug. Jetzt, ohne Ordnerbinde, spricht der Dortmunder Neonazi Michael Krick braunen Klartext.
"Greift das System und seine Knechte an, wo immer es geht", fordert der einschlägig Vorbestrafte von seinen Kameraden. "Auch die, die gegen unsere Rasse vorgehen und sie zu vernichten suchen - Staatsschutz, Staatsanwälte und Richter - haben Namen, Adressen und Familien", droht er ganz unverhohlen. "Macht ihnen klar, dass wir das ganz einfach nicht mehr dulden. Eurer Fantasie sind hierbei keine Grenzen gesetzt. Jeder mag seinen Ermessensspielraum selbst abstecken." Kricks Leitbild dabei: "Als Vorbild mag uns ganz eindeutig die baskische ETA dienen."
Das ZDF filmte Krick bei seinem letzten Auftritt, nach Informationen des "blick nach rechts" bei einem Treffen niederländischer und deutscher Neonazis, am 6. Mai in einem kleinen Ort in der Nähe von Nijmwegen. Eingeladen hatte die Niederlandse Volks Unie, die vom rechtsextremistischen Nationalen Infotelefon Rheinland als "radikalste Partei der Niederlande" bezeichnet wird. Enge Verbindungen vor allem mit nordrhein-westfälischen Neonazis kennzeichnen ihre Arbeit. Den Vorstand bilden laut NIT Rheinland der Holländer Constant Kusters als Parteivorsitzender und der Deutsche Christian Malcoci aus dem niederrheinischen Korschenbroich als Parteisekretär. Malcoci tritt in Kerkrade als Kandidat der NVU zu den holländischen Kommunalwahlen an. Zu der Veranstaltung der Volks Unie Anfang Mai hatte im Internet auch der "Siegener Bärensturm", der Siegerländer Zweig der neonazistischen Sauerländer Aktionsfront aufgerufen.
Dass Krick nicht daheim, sondern im Ausland als Redner auftrat, verwundert nicht. In Deutschland wird er per Haftbefehl gesucht, weil er zu zwei Gerichtsverhandlungen in Berlin und Dortmund nicht erschien. Gut möglich, dass die Richter den Überzeugungstäter Krick wieder hinter Gitter geschickt hätten, hätte er auf der Anklagebank Platz genommen. Vorbestraft ist der gebürtige Mescheder, der früher zu den wichtigeren Figuren der Sauerländer Aktionsfront (SAF) zählte, bereits wegen gefährlicher Körperverletzung, Bedrohung eines Polizisten, Volksverhetzung, Verunglimpfung des Staates und wegen des Verwendens von Kennzeichen verbotener Organisationen. Zuletzt saß er bis Mitte 1999 eine 18-monatige Strafe ab.
Inzwischen hat sich Krick nach BNR-Informationen in das Nachbarland im Westen abgesetzt. Dorthin hat er schon vor Jahren enge Bande geknüpft. Er galt als einer der nordrheinwestfälischen Neonazis, die für die besonders engen Verbindungen zu den holländischen Rechtsextremisten sorgten. Dies tat er auch, als er noch in Dortmund wohnte (nomen est omen: ganz in der Nähe der S-Bahn-Station "Germania" im Übrigen). Und schon damals gehörte er zu denen, die Gewalt befürworteten. "Berger war ein Freund von uns! - 3:1 für Deutschland" hieß es auf Aufklebern, mit denen im vorigen Jahr der dreifache Polizistenmörder Michael Berger, der sich auf der Flucht selbst tötete, von Neonazis gefeiert wurde. Drei getötete Polizisten: Für Krick ein Sieg für Deutschland. Gefunden wurde eine Menge von Aufklebern und Plakaten mit dem entsprechenden Aufdruck damals in Kricks Wohnung.
Auch als der Plettenberger Neonazi Christoph Schulte, wegen Mordversuchs von der Münchner Polizei gesucht, sich noch vor der Polizei verbarg und in den Niederlanden Unterschlupf gefunden hatte, vermuteten Polizei und Staatsanwaltschaft in Michael Krick einen der Fluchthelfer. An einem Samstag Anfang Februar wurde seine Wohnung gefilzt. Kurz darauf tauchte Krick ab. Und jetzt -via ZDF und aus Holland - wieder auf. Er setzt inzwischen auch ganz offen auf das Konzept Terror.
In niederländischen Hinterzimmern droht er, wie er das in der bundesdeutschen Öffentlichkeit wohl kaum tun könnte, mit Gewalt: "Es geht um unsere Zukunft, um die unserer Nachkommen, ja unserer gesamten Art. Zeigt kein Erbarmen und keine Reue. Der Weiße Arische Widerstand lebt und wird unsere Feinde, den Weltfeind, das Fürchten lehren und das Biest seinem gerechten Ende zuführen. Bildet Zellen nach dem Vorbild des führerlosen Widerstandes, unterstützt die nationalrevolutionären Zellen. Sieg oder Walhalla!" Sieg oder Tod.
↑ Pierre
Briegert
Fluchtwege des Christoph S.
Nach dreiwöchiger Flucht wurde der Neonazi Christoph Schulte am Abend des 2.2. in Spijkenisse bei Rotterdam festgenommen. Er soll am 13.1. diesen Jahres in München einen Griechen beinahe totgeprügelt haben.
Tatort München, 13.1.: Vor der Münchner Gaststätte „Burg Trausnitz", wird ein Grieche von der 17jährigen Arnsbergerin Maria Anna von Papen angepöbelt und angegriffen. Als er sich wehrt, schlagen und treten fünf neonazistische Skinheads auf ihn ein. Zwei zufällig des Weges kommende Türken schreiten ohne zu zögern ein und organisieren anschließend aus einem türkischen Lokal Verstärkung. Gemeinsam gelingt es, daß von Artemios T. abgelassen und dieser nicht lebensgefährlich verletzt oder gar getötet wird, sondern mit einem Nasenbeinbruch, einer Augenverletzung, schweren Prellungen und einem Schock davon kommt. Die zwischenzeitlich eingetroffene Polizei nimmt 18 Neonazis fest. Anderen gelingt mit Hilfe des kroatischen Wirts die Flucht durch den Hinterausgang der Gaststätte, in der an diesem Abend der neonazistische „Freizeitverein Isar 96 e.V." (FZV) mit 60 Gästen den 25. Geburtstag eines „Kameraden" und den Abschied eines Münchner FZV-Aktivisten feierte. Dabei soll es sich bei einem der beiden um den Münchener Reiner Mehr, Betreiber der Homepage des „Nationalen Widerstands Bayern", bei dem anderen um Dominik B., einen Studenten aus München handeln. Der neonazistische „Freizeitverein Isar 96 e.V." führt in der Gaststätte regelmäßig Stammtische durch. Er wurde 1996 von ehemaligen Angehörigen des drei Jahre zuvor verbotenen „Nationalen Blocks" gegründet. Leiter des „Freizeitvereins" ist Josef Ranftl. Nach Angabe des bayerischen Verfassungsschutzes gehören rund 15 bis 20 Mitglieder dem Verein an.
Gegen 14 Täter erging Haftbefehl, gegen von Papen, ihren geflüchteten Freund Christoph Schulte aus Plettenberg (Märkischer Kreis, NRW) und einen 18jährigen aus Olching (Bayern) wegen versuchten Mordes, gegen die anderen wegen gefährlicher Körperverletzung. Das LKA Bayern setzte für Hinweise, die zur Ergreifung von Schulte führen, eine Belohnung in Höhe von 5.000 DM aus, die später auf 30.000 DM erhöht wurde. Der erhoffte Tip aus der Szene aber blieb trotz dieser ungewöhnlich hohen Belohnung aus; die Szene solidarisierte sich mit Schulte. Während sich der „Nationale Widerstand Hagen/Lüdenscheid" noch damit zufrieden gab, darüber zu jammern, daß „unser Kamerad Christoph" einer „Hasskampagne" zum Opfer gefallen sei, gingen andere Neonazis im Internet in die Offensive und veröffentlichten Fotos von fünf derjenigen Personen, die Artemios T. vermutlich das Leben gerettet haben. Schulte sei einem „deutschen Mädel", das von einem „Ausländer belästigt" worden sei, zu Hilfe geeilt und darauf hin von den abgebildeten und weiteren „Ausländern" bewußtlos geprügelt worden.
Hoffnungsträger und Reisekader
Obwohl erst 19 Jahre alt, gehört Schulte bereits zum erweiterten Kreis des Kaderstamms der „Freien Kameradschaften" in NRW. Auch für die NPD ist er aktiv, was durch seine Kommunalwahlkandidatur 1999 im Märkischen Kreis belegt ist. Er gehört dem von
Lüdenscheid aus agierenden Kreis um die ehemaligen Betreiber des stillgelegten „Donner-Versands"
an, der heute den von Stephan Haase und Axel Schoppmann geführten NPD-Ortsverband Lüdenscheid bildet. Eng verzahnt ist dieser Kreis mit dem „Nationalen Widerstand Hagen/Lüdenscheid" um den Hagener Ronald Guziewski. Gute Kontakte pflegt Schulte zudem zur „Sauerländer Aktionsfront" (SAF), zur „Ruhrpottkameradschaft Dortmund/Witten", zur „Kameradschaft Dortmund" um Siegfried Borchardt und Michael Krick sowie zur niederländischen „Nederlandse Volks-Unie" (NVU). Der als brutaler Schläger bekannte Schulte tritt seit dem letzten Jahr als Ordner auf Demonstrationen der „Freien Kameradschaften" auf. Bei den Aufmärschen am 21.10. in Dortmund und 9.12. vorigen Jahres in Köln gehörte er dem Organisatorenteam um den Anmelder Christian Worch an.
Eine der Kontaktpersonen zwischen den nordrhein- westfälischen und bayrischen Neonazis ist der aus Geldern (NRW) stammende Norman Bordin, heute „Kameradschaftsführer" des bayrischen „Aktionsbüro Nationaler Widerstand Freilassing". Bordin baute 1997 in Velbert (Kreis Mettmann, NRW) das „Nationale Forum Niederberg" (NFN) auf, aus dessen Reihen drei der Täter stammen, die am 23.9. vorigen Jahres einen Brandanschlag auf ein Wuppertaler Flüchtlingswohnheim verübten und sich deswegen zur Zeit wegen 36-fachen Mordversuchs vor dem Wuppertaler Landgericht zu verantworten haben. Nach Streitigkeiten um die „Kameradschaftsführung" brach Bordin Anfang 1999 seine Zelte in Velbert ab, zog zurück in seine Heimatstadt Geldern und anschließend nach Freilassing, wo kurze Zeit danach das „Aktionsbüro Nationaler Widerstand Freilassing" in Erscheinung trat.
„Deutsch-Niederländische Achse"
„Die rechte Szene ist europaweit verwoben, das ist das Interessante an dem Fall", teilte die Münchner Kripo nach Schuhes Festnahme mit. Man sei auf ein „internationales Netzwerk von
Fluchthelfern" gestoßen. Von München aus ins sauerländische Plettenberg habe ihn der Lüdenscheider Marc M. gefahren. Dort habe er sich einige Tage versteckt gehalten. Anschließend habe ihn Carsten K. nach Arnheim gebracht.
Bei K. handelt es sich um Carsten Köppe, „Kameradschaftsführer" der „Ruhrpottkameradschaft
Dortmund/Witten", der im letzten Jahr wegen Körperverletzung an einen Aussiedler und Verbreitung indizierter CDs zu einer 18- monatigen Bewährungsstrafe verurteilt worden war. Eine Hausdurchsuchung in Dreumel bei Arnheim verlief jedoch erfolglos, Schulte war bereits in die Nähe von Rotterdam weitergeleitet worden. Als er dann doch festgenommen werden konnte, war er gerade auf dem Weg ins belgische Antwerpen. Noch am selben Abend wurden neun deutsche Fluchthelfer festgenommen, gegen Köppe und Marc M. erging Haftbefehl.
Schultes Fluchtroute und internationalen Kontakte verwundern keineswegs. Seit Jahren sind auf nahezu jeder Neonazidemonstration in der BRD niederländische und auch belgische Neonazis anzutreffen. Besonders gute Kontakte pflegen die nordrhein-westfälischen „Freien Kameraden" zur „Nederlandse Volks-Unie" (NVU) um Constant Kusters, in die sich in den letzten Jahren auch die von Eite Homan geführte „Aktiefront Nationale Socialisten" (ANS), dem 1984 vom Martijn Freling und Cees Ladestein gegründeten niederländischen Ableger der 1983 in Deutschland verbotenen „Aktionsfront Nationaler Sozialisten/Nationaler Aktivisten" (ANS/NA), aufgelöst hat. Homan, der über sehr gute internationale Kontakte verfügt, ist heute neben Kusters die zweite wichtige Figur in der Partei. Spätestens seit dem Verbot der deutschen FAP Anfang 1995 geben sich deutsche Neonazis in den Niederlanden die Klinke in die Hand. Federführend bei der Kooperation mit der NVU betätigten sich ab 1995 die SAF-Kader Andree Zimmermann und Thomas Kubiak, die allerdings Ende 1997 bei einem schweren Autounfall ums Leben kamen. Ihre Rolle übernahm ab
1999 der ehemalige SAFler Michael Krick. Es finden regelmäßig gemeinsame Aktionen und
Veranstaltungen in den Niederlanden statt, so zum Beispiel in den Jahren 1998, 1999 und 2000
„Rudolf-Hess-Gedenkmärsche", die in der BRD nach 1996 nicht mehr durchsetzbar waren. Auch
daß Schultes erste Station in den Niederlanden Arnheim hieß, dürfte kein Zufall sein, da in Arnheim
Constant Kusters lebt und die Stadt häufiger Anlaufpunkt deutscher Neonazis ist. Aus dem Arnheimer Vorort Westervoort stammt zudem der NVU-Aktivist Chris Smit, der ebenso wie Schulte auf Demonstrationen der „Freien Kameradschaften" im Ordnerdienst tätig ist und seit Jahren gute Kontakte in den Märkischen Kreis und in den Raum Dortmund/Witten pflegt.
Keine 24 Stunden nach Schultes Festnahme reisten deutsche Neonazis erneut in die Niederlande.
26 Niederländer und Deutsche wurden im grenznahen Kerkrade festgenommen. Geplant war eine Spontandemonstration anläßlich der 2002 anstehenden Kommunalwahlen, zu denen die NVU auch in Kerkrade antreten wird.
Unter den Festgenommenen befanden sich neben Kusters und Homan auch Siegfried Borchardt
und Christian Malcoci aus Jüchen. Letzterer zählt zu den bundesweit wichtigsten Kadern der „Freien Kameradschaften". Der gebürtige Rumäne war einer der federführenden Figuren in der ANS/NA und in der „Gesinnungsgemeinschaft der Neuen Front" (GdNF). Er organisierte schon Ende der Achtziger gemeinsam mit Freling Aktionen in den Niederlanden. Im Stuttgarter „Bewegungsprozeß" wegen Fortführung der verbotenen ANS/NA angeklagt, wurde er am 7.3.95 zu einer geringen Bewährungsstrafe von 18 Monaten verurteilt.
Von der NVU wurde Malcoci im letzten Jahr als Spitzenkandidat für die anstehenden Kommunalwahlen in Kerkrade nominiert, eine Propagandastrategie, die auf einen Aufschrei in den
niederländischen Medien setzt und den Bekanntheitsgrad der NVU erhöhen soll. Bereits bei den letzten Kommunalwahlen 1998 initiierte Freling die Kandidatur von zwei Deutschen für die Partei CP'86 in Kerkrade. Aufgestellt wurden Maria Luise Malcoci, ex-Ehefrau von Christian Malcoci, sowie Andree Zimmermann, der allerdings aufgrund seines Ablebens nicht antreten konnte.
Nach der gescheiterten Aktion am 3.2. diesen Jahres wurden die deutschen Neonazis Eigenangaben
zufolge mit einem einjährigen Einreiseverbot in die Niederlande und einer Geldstrafe in Höhe von 500 Gulden belegt. Der Zusammenarbeit zwischen niederländischen und deutschen Neonazis wird diese Maßnahme jedoch keinen Abbruch tun. Einen Tag später hielt sich Michael Krick bereits wieder in Rotterdam auf.
DER RECHTE RAND Nr. 69 März/April 01
↑ bnr
2003-02-13
Grenzen der Toleranz
von: Tomas Sager
Das Gericht in Den Haag hat entschieden, den militanten Neonazi Michael Krick nach Deutschland auszuliefern.
Der in den Niederlanden lebende deutsche Neonazi fühlte sich vergleichsweise sicher: Ein Verbot von Kennzeichen gebe es in seiner neuen Heimat nicht, freute er sich unter dem Pseudonym "Intifada88" in einem Internetforum der Szene. Zwar kenne auch das holländische Strafrecht so etwas wie den bundesdeutschen Volksverhetzungsparagraphen. Doch Strafen würden nach dieser Bestimmung nur sehr selten verhängt. "Man ist in den NL halt ultratolerant", zog er ein (fast) sorgenfreies Fazit: "Aus juristischer und steuerrechtlicher Sicht (als normaler Arbeiter) sind die NL wirklich besser als die ,BRd’."
Viel spricht dafür, dass der Autor, der sich hinter dem Pseudonym "Intifada88" verbarg, kein anderer war, als der bundesdeutsche Neonazi Michael Krick. Der allerdings scheint sich gründlich getäuscht zu haben mit der Vermutung, im westlichen Nachbarland der deutschen Justiz entgehen zu können: Der Hoge Raad, das höchste Gericht der Niederlande, entschied am 5. November in Den Haag, dass Krick in die Bundesrepublik ausgeliefert werden kann.
In seiner alten Heimat suchte die Polizei Krick mit zwei Haftbefehlen, weil er sich Anfang 2000 Gerichtsverhandlungen gegen ihn in Dortmund und Berlin-Tiergarten entzogen hatte. Der inzwischen 26-Jährige, früher eine der führenden Figuren der Sauerländer Aktionsfront (SAF) und wegen gefährlicher Körperverletzung, Bedrohung eines Polizisten, Volksverhetzung, Verunglimpfung des Staates sowie des Verwendens von Kennzeichen verbotener Organisationen bereits vorbestraft, musste ein neuerliches Urteil fürchten, nachdem er zuletzt bis Mitte 1999 eine 18-monatige Strafe abgesessen hatte. Seine Probleme in der Bundesrepublik verschärften sich noch, als die deutsche Polizei die Hintermänner suchte, die dem seinerzeit wegen Mordversuchs gesuchten Neonazi Christoph Schulte bei dessen Flucht
in die Niederlande geholfen hatten. Kurz nachdem seine Dortmunder Wohnung deswegen gefilzt worden war, verschwand Krick erst einmal von der Bildfläche. Bei Demonstrationen oder anderen öffentlichen Veranstaltungen wurde er fortan nicht mehr gesehen. Statt dessen tauchte er als Redner einer nichtöffentlichen Veranstaltung der neonazistischen Nederlandse Volksunie (NVU) im Mai 2001 wieder auf. Ganz unverblümt empfahl Krick seinen Kameraden dabei – gefilmt von einem ZDF-Team - die baskische Terrorgruppe ETA als Vorbild. Ein weiteres Ermittlungsverfahren in Deutschland war die Folge. Und auch im Internet begann er sich zu tummeln, nach Informationen des "blick nach rechts" zunächst unter dem Pseudonym "Dirlewanger". Dabei war die Wahl des Namens alles andere als zufällig: Oskar Dirlewanger war ein SS-Oberführer, dessen Sturmbrigade für ihre Exzesse, ihre Grausamkeiten, Plünderungen und Ausschreitungen berüchtigt war. Internet-"Dirlewanger" fiel durch seinen wüsten Antisemitismus, seine Elogen auf Rechtsterroristen und seinen Jubel über den Anschlag auf das World Trade Center auf.
"Dirlewanger" verschwand später von der Internet-Bildfläche, dafür tauchte "Intifada88" auf.
Der Jargon des Antisemitismus und das Plädoyer für terroristische Konzepte waren dieselben: "Die USA (besser gesagt die Itzigs) werden JEDEN bekämpfen, der sich ihnen in den Weg stellt... In der Situation, in der wir uns nunmal befinden, bleibt uns wohl nur noch der Widerstand mit allen Mitteln. Legalität ist ein Wunschdenken, das vor 20 Jahren evtl. noch machbar war. Es bleibt einem nur das Zellenprinzip (3 Mann-Gruppen) oder das des ,lone wolve’." Oder: "Ich denke, dass es derzeit nur über ,Terror’ geht – d.h. das System überall angreifen." Dabei würden "einzelne zivile Opfer nicht ins Gewicht" fallen. "Der systemkonforme, legale Weg hat nichts gebracht. Ganz im Gegenteil, die Zerstörung unserer Grundlage (nicht nur des eigenen Volkes, sondern der gesamten Rasse) hat erschreckende
Ausmaße angenommen... Daher sind ... ‘moralische Bedenken’ fehl am Platze." Doch nicht solche, mutmaßlich von Krick formulierten Tiraden waren es, die für die Richter in Den Haag ausschlaggebend waren. Die Vergangenheit – und sein Aussehen – holten den deutschen Neonazi wieder ein. Dass er im Herbst 2000 offenbar CDs mit dem Titel "Die
Deutschen kommen II" verbreiten wollte und dass er auf seinem Hinterkopf als Tattoo einen SS-Totenkopf spazieren trug: Den niederländischen Richtern reichte das, um dem Auslieferungswunsch der deutschen Behörden zu entsprechen. Auch niederländische Toleranz hat ihre Grenzen.