Vor fast 4 Wochen wurde ein junger Antifaschist in der U-Bahn von einem Fürther Neonazi fast zu tode geprügelt. Ein Überblick über die Ermittlungen, über die Hintergründe und über den antifaschistischen Widerstand.
Ende April kam es in Nürnberg/Fürth zu einem Höhepunkt neonazistischer Gewalt: es ist etwa 14 Uhr als der Fürther Neonazi Peter Rausch in der U-Bahn Richtung Plärrer, einem der Verkehrsknotenpunkte in Nürnberg auf einen 17jährigen Antifaschisten mit Migrationshintergrund trifft und diesen beinahe zu Tode prügelt. Der Jugendliche stieg wenige Minuten zuvor am U-Bahnhof Opernhaus in die Linie ein, es kommt zu einem Wortwechsel mit einer Frau die eine „Thor Steinar“-Tasche bei sich hat. Peter Rausch, der Freund der Frau mischt sich ein, als die U-Bahn am Plärrer hält, tritt der Nazi auf den Kopf des nun am Boden liegenden Jugendlichen ein.
Der Antifaschist musste am Plärrer mehrmals reanimiert werden und wurde später von Ärzten aus medizinischen Gründen ins Koma versetzt. Aktuell befindet er sich außer Lebensgefahr, musste jedoch mehrmals operiert werden. Weitere Operationen stehen wahrscheinlich noch an. Bis heute – fast 4 Wochen nach dem Übergriff – befindet sich der Geschädigte noch auf der Intensivstation, ist nicht vernehmungsfähig, trotz Versuche von Polizei und Staatsanwaltschaft -ohne ärztliche Genehmigung und die Einverständniserklärung der Eltern - eine Aussage von dem Jungen zu bekommen.
Der Täter – ein Bekannter Fürther Neonazi
Einen Tag nach der brutalen Tat stellte sich 24 Jahre alte Peter Rausch, ein bekannter Fürther Neonazi der dem „Freien Netz Süd“ zuzurechnen ist der Polizei. Er gibt an, der 17jährige habe eine Bemerkung über ein Kleidungsstück (Thor Steinar-Bauchtasche) seiner Freundin gemacht. Noch am selben Tag, wurde die gemeinsame Wohnung von ihm und seiner Freundin in Fürth durchsucht. Im Flur fanden sie ein Hitlerbild, im Wohnzimmer eine Kerze mit Hakenkreuz.
Skandalöses Verhalten der Polizei und Staatsanwaltschaft
Mehrere Tage verschweigte die Polizei das der Täter ein Neonazi ist. Rausch der seit Jahren zur aktiven Neonaziszene gehört wird selbst bei den Staatsschützern als „überzeugter Neonazi“ geführt, der höchst aktiv sei und „sehr gewaltbereit“. Die Polizei versuchte durch mangelnde Informationspolitik den politischen Hintergrund der Tat zu verschweigen. So passt es auch gut, das der Migrationshintergrund des Opfers Anfangs keine Rolle spielte. Erst aufgrund von öffentlichen Druck wurde nach drei Tagen der neonazistische Hintergrund des Täters bekannt, gleichzeitig veröffentliche die Polizei das sich der Jugendliche in der „linksextremistischen Szene“ aufhält. Die Polizei versuchte nun die Tat auf eine Auseinandersetzung zwischen „Extremisten“ runterzuspielen. Oder um es mit den Worten des Fürther Polizeichefs Roman Fertinger zu sagen: „Man kennt sich, es schaukelt sich hoch und eskaliert.“
Fast 4 Wochen nach dem Übergriff auf den Plärrer behaupten die Ermittlungsbehörden der Jugendliche habe die Freundin von Peter Rausch beleidigt, woraufhin er zugeschlagen hätte. Bereits seit Anfang Mai liegt der Polizei und der Staatsanwaltschaft eine Zeugenaussage vor, wonach es zu keiner Beleidigung kam. Der Zeuge hörte lediglich einen Kommentar zur „Thor Steinar“-Tasche der Freundin des Täters.
Während Rauschs Freundin behauptet der Jugendliche hätte sie „Nazi-Schlampe“ genannt, hat eine Zeuge der sich in unmittelbarer Nähe befand, genau das nicht gehört. Auch als Rauschs Freundin den Zeugen bat, die Beleidigung bei der Polizei zu bekräftigen, änderte dieser seine Aussage nicht.
Rausch sagte auch aus, der Jugendliche habe die Hand gegen die Freundin erhoben – auch das kann der Zeuge, der direkt daneben stand, nicht bestätigen. Kampfsportler Rausch behauptet er hätte in Notwehr zugeschlagen.
Der Neonazi Peter Rausch und sein SPD-Anwalt
2 Wochen nach der Tat wechselt Rausch seinen Anwalt. Nicht der Erlanger Nazianwalt und Holocaustleugner Stefan Böhmer sollte ihn weiter vertreten, sondern eine Erlanger Staranwalt, der gerne spektakuläre Medienfälle übernimmt. Axel Graemer, Erlanger SPD-Stadtrat sieht den Fall als „Herausforderung“ , einen politischen Hintergrund kann er bisher nicht feststellen. Mit dem neuen Anwalt soll der Fall entpolitisiert werden.
Freies Netz Süd – Situation in Fürth
Peter Josef Rausch ist nur einer von vielen Neonazis in Bayern, die sich im „Freien Netz Süd“(FNS) organisieren. Das FNS ist ein Zusammenschluss von bayerischen Neonazikameradschaften, der sich Ende 2008 gründete.
Seit Monaten treffen sich die Fürther Nazis des FNS in der Kneipe „Treffpunkt“ am Rathaus. Ebenfalls seit Monaten häufen sich die Übergriffe von Faschisten auf AntifaschistInnen und MigrantInnen in Fürth.
Fürther AntifaschistInnen machten in der Vergangenheit immer wieder auf das Naziproblem aufmerksam. Trotz der Nazikneipe, trotz der Übergriffe, und trotz der brutalen Tat des Fürther Neonazis leugnen Stadtspitze und Polizei weiterhin das Naziproblem in Fürth.
Stattdessen werden junge Antifaschisten am Wochenende Platzverweise für die Innenstadt erteilt, damit Nazis ungestört ihre Kneipe besuchen können.
Solidarität und antifaschistischer Widerstand
Aufgrund des Naziübergriffs am Plärrer hat sich ein Zusammenschluss von verschiedenen antifaschistischen, linken, migrantischen und gewerkschaftlichen Gruppen und Organisationen gegründet. Am 8. Mai, organisierte das „Soli-Komitee gegen Rechts“ in aller Kürze eine Demonstration gegen rechte Gewalt an der sich etwa 1500 Menschen beteiligten.
Durch Öffentlichkeitsarbeit wurde immer wieder versucht Druck auf die Ermittlungsbehörden auszuüben. Auch wurde durch massenhaft Verteilungen versucht die Bevölkerung über den Vorfall und die dahinterstehenden Nazistrukturen aufzuklären.
Am 29. Mai ruft das „Soli-Komitee gegen Rechts“ nun zu einer Doppeldemonstration in Nürnberg und Fürth gegen rechte Gewalt auf.
Das antifaschistische Aktionsbündnis Nürnberg ruft zu einem kämpferischen Block unter dem Motto „Fight back! Nazistrukturen bekämpfen - „Freies Netz Süd“ zerschlagen. „ auf.
29.Mai
12 Uhr | Fürth Hauptbahhnhof
14 Uhr | Nürnberg U-Bahnstation Plärrer
Mehr Infos: www.alf.blogsport.de
Zugtreffpunkt München
Zugtreffpunkt: 8:30 München Hbf, Gleis 26
zugfahrt aus stuttgart
Der Treffpunkt für die gemeinsame Zugfahrt aus Stuttgart ist um 8.30 Uhr an Gleis 16 am Hauptbahnhof!
Getroffen hat es Einen, gemeint sind wir alle.
Also kommt alle und lasst uns dem Genossen unsere Solidarität zeigen!
Nazisturukturen zerschlagen, Faschisten bekämpfen!
...auf allen Ebenen, mit allen Mitteln!