Denken an Ulrike Meinhof

Ulrike Meinhof.jpg

"Politisierung heißt Aufklärung über Machtverhältnisse, über Besitzverhältnisse, über Gewaltverhältnisse." (Ulrike Meinhof) Erich Fried bezeichnete Ulrike Meinhof  als „größte deutsche Frau seit Rosa Luxemburg“.

Im Mai 2010 jährt sich ihr Todestag.

 

Ulrikes Meinhofs politische Geschichte begann in den 50er Jahren. Sie war in der illegalisierten KPD tätig, kämpfte gegen die Wiederbewaffnung der BRD und engagierte sich in der außerparlamentarischen Opposition gegen die Notstandsgesetze und den Krieg in Vietnam. Sie arbeitete als Journalistin bei der Zeitschrift Konkret, dem damaligen Sprachrohr der APO; ihr Film "Bambule" durfte erst Jahrzehnte später im deutschen Fernsehen gezeigt werden.
Am 14. Mai 1970 beteiligte sie sich an der Befreiung von Andreas Baader und gründete mit ihren GenossInnen die Rote Armee Fraktion (RAF). Die RAF hatte sich zum Ziel gesetzt, die revolutionären Vorstellungen, welche in der StudentInnenbewegung entwickelt worden waren, konsequent in die Tat umzusetzen. Das hieß, den bewaffneten Kampf gegen Völkermord, Ausbeutung und Erniedrigung in den Metropolen der BRD zu beginnen.

Nachdem die Gruppe eine militärische Ausbildung bei palästinensischen GenossInnen gemacht hatte, war sie in der Lage,

vor allem im Mai 1972 mehrere große militärische Angriffe durchzuführen. Der bekannteste Anschlag richtete sich gegen das amerikanische Headquarter in Heidelberg. Dort griff die RAF während des Völkermords der USA in Vietnam die Heidelberger Schaltzentrale der US-Armee an:
"Für die Ausrottungsstrategen von Vietnam sollen Westdeutschland und Westberlin kein sicheres Hinterland mehr sein. Sie müssen wissen, dass ihre Verbrechen am vietnamesischen Volk ihnen neue erbitterte Feinde geschaffen haben, dass es für sie keinen Platz mehr geben wird in der Welt, an dem sie vor Angriffen revolutionärer Guerilla-Einheiten sicher sein können" (aus einer Erklärung der RAF). Durch die Zerstörung des Heidelberger Zentralcomputers konnten für zwei Tage die Bombenabwürfe auf das vietnamesische Volk unterbrochen werden.
Noch im nächsten Monat wurden mehrere KämpferInnen der RAF verhaftet und sofort extra dafür geschaffenen Sonderhaftbedingungen unterworfen. Auch Ulrike wurde nach einer Denunziation (übrigens ein ehemaliger Genosse und Lehrer!) am 15. Juni 1972 verhaftet. Sie wurde in Köln-Ossendorf fast 9 Monate durch totale Isolation gefoltert: Ihre Zelle war vollständig weiß gestrichen, d.h. jede Einrichtung und die Wände bis auf die Zellentür. Es war ihr verboten, Bilder, Kalender oder Ähnliches an die Wände zu hängen. In ihrer Zelle brannte auch in der Nacht das Licht, spezielle Gitter wurden vor den Zellenfenstern angebracht, die ihr die Sicht nach Außen unmöglich machten. Des Weiteren wurde zeitweilig jeglicher Besuch und Briefverkehr, ausgenommen von Verwandten, verboten und Bücher und Zeitungen zensiert.
Damit sollte nicht nur ihre körperliche Gesundheit, sondern auch ihre Identität als kämpfende politische Frau zerstört werden, was ihren Feinden aber nicht gelang.

Vor ihrem Tod waren Ulrike und die anderen Gefangenen dabei, den Stammheimer Prozeß gegen sie zu benutzen, um ihn politisch zum Angriff auf die BRD umzudrehen. Ihre Prozesserklärungen konnte Ulrike nicht mehr fertigstellen und veröffentlichen. Als am 9. 5. 76 bekanntgegeben wurde, dass Ulrike Meinhof Selbstmord begangen habe, wurden sofort Zweifel an dieser - von den Behörden und der Presse verbreiteten - Version laut.
Vor allem die Anwälte von Ulrike Meinhof erkIärten, dass sie es aufgrund ihrer Kenntnis der Person und der politischen Identität von Ulrike Meinhof für ausgeschlossen hielten, dass sie Selbstmord verübt habe ...
Rechtsanwalt Oberwinder erklärte auf der Pressekonferenz der Anwälte: "Ich selber habe am vergangenen Mittwoch ... mit Frau Meinhof ... diskutiert über die Anträge. Es gab nicht das geringste Anzeichen von Desinteresse; es hat eine scharfe Diskussion gegeben."
Ulrike hat ihrer Schwester bei einem Besuch im Köln-Ossendorfer Knast einmal gesagt:
"Nur solange einer lebt, kann er aufstehen und kämpfen. Wenn du hörst, ich hätte mich umgebracht, dann kannst du sicher sein, es war Mord!"

„Die Revolution sagt:
ich war
ich bin
ich werde sein“

Ergänzung
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Wer sich informieren will, wird sich vorläufig mit den Originaldokumenten begnügen müssen, von denen es inzwischen eine authentische Sammlung auf der Webseite der International Association of Labour History Institutions gibt (labourhistory.net/raf/).

 

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Wo finde ich die Texte von Ulrike die sie in der konkret publiziert hatte? Auf dieser labourseite gibts keine Dokumente zum lesen.

kannst in größeren wissenschaftlichen Bibliotheken in deiner Nähe schauen.

 

hier eine  bibliographie über Ulrike von j ditfurth

 

http://www.jutta-ditfurth.de/ulrike-meinhof/Material/Ditfurth-Meinhof-BI...

 

Folgende Bibliotheken haben die alten Konkret Ausgaben (ab 1958)

 

http://dispatch.opac.ddb.de/DB=1.1/SET=2/TTL=11/SHW?FRST=19&PRS=HOL

 

einfach auf die Bibliothek deiner Wahl klicken

 

und hier ein Buch mit einzelnen Kolumnen

 

http://tws.gbv.de/DB=2.63/CHARSET=ISO-8859-1/IMPLAND=Y/LNG=DU/SRT=YOP/TT...

 

Auf Nadir gibt es ein ebook zur RAF kostenlos

 

http://www.nadir.org/nadir/archiv/PolitischeStroemungen/Stadtguerilla+RA...

 

zu empfehlen auch das Buch "Bericht der internationalen Untersuchungskommission zum Tod von Ulrike Meinhof" ebenfalls auf Nadir als ebook.

 

Einzelne Aufsätze kann man auch als Kopie per Fernleihe bekommen

 

Be in form - be informed

 

Mit solidarischen Grüßen,

 

Xatar

Hi,

 

das suchergebnis ist nicht gespeichert. Hier die Liste der Bibliotheken mit Konkret ausgaben. Zeitschriftensuch allgemein:

 

http://dispatch.opac.d-nb.de/DB=1.1/SET=1/TTL=13/ADVANCED_SEARCHFILTER

 

Gruß Xatar

 

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noch das buch. die suche ist auch nicht mehr gespeichert. sry

 

Dokumente einer Rebellion : 10 Jahre konkret-Kolumnen ; Personen- und Sachreg. / Ulrike Meinhof. Mit e. Beitr."Wahres über Ulrike" / von Renate Riemeck
Verfasser: Ulrike Marie Meinhof
Beteiligt: Renate Riemeck
Ausgabe: 1. - 15. Tsd.
Erschienen: Hamburg : konkret-Buchverl., 1972
Umfang: 111 S.
Schriftenreihe: Reihe "konkret Faksimile"
ISBN: 3-920586-10-7
Schlagwörter: *Meinhof, Ulrike Marie ; Zeitkritik

http://labourhistory.net/raf/browse-1.php

 

z.B. Ulrike Meinhof, Offener Brief an Farah Diba, 2 June 1967, 2 Seiten, Flugblatt (Deutsch)

 

Ulrike Meinhof, Warenhausbrandstiftung, April 1968, 2 Seiten, transcript Konkret No 14-1968 (Deutsch)   pdf

 

+ Buch: Ulrike Meinhof, Die Würde des Menschen ist antastbar; Aufsätze und Polemiken, Verlag Klaus Wagenbach, Berlin 1980

 

 

Das Buch "Die Würde des Menschen ist unantastbar" kann ich nur empfehlen.

Vielen Dank für die vielen Informationen !

 

Rotfront!