[DU] 1000 Flyer gegen rassistische Stimmung verteilt

Flyer in Neumühl verteilt (1/3)

Im Duisburger Stadtteil Neumühl kommt es seit Jahren immer wieder zu rassistischen Ausfällen, Demonstrationen und Bedrohungen. Jüngst erreichte dieser Zustand, nach einigen Monaten vermeintlicher Ruhe, eine neue Eskalationsstufe. Aktivist*innen riefen die Anwohner*innen auf sich der Stimmung entgegen zu stellen.

 

Im Duisburger Stadtteil Neumühl kommt es seit Jahren immer wieder zu rassistischen Ausfällen, Demonstrationen und Bedrohungen. Jüngst erreichte dieser Zustand, nach einigen Monaten vermeintlicher Ruhe, eine neue Eskalationsstufe.


Ein Mob von ca. 100 Rassist*innen, angeführt von der örtlichen NPD-Ratsgruppe, zog zur Geflüchtetenunterkunft und schüchterte die anwesenden Bewohner*innen mit „Abschieben“-Rufen und der Drohung wieder zu kommen ein. Vorgeblicher Grund hierfür: Die Vergewaltigung eines Mädchens. Dass der vermutliche Täter allerdings bekanntermaßen schon lange nicht mehr in der Unterkunft weilte, sondern in Untersuchungshaft, offenbarte, worum es den rassistischen Demonstrant*innen, unter ihnen auch zahlreiche Neumühler*innen, wirklich ging: dem Ausleben ihres rassistischen Ressentiments. Die Stimmung im Stadtteil war am Tag der Demonstration so bedrohlich, dass Pressevertreter*innen ihre Arbeit im Stadtteil frühzeitig beenden mussten.


Immer wieder lässt sich beobachten, wieviel Zustimmung rechte Parteien aus dem Stadtteil erhalten: Bei den letzten Ratswahlen stimmten 10 Prozent der Neumühler*innen für die Partei ProNRW. Sie sorgten so dafür, dass Egon Rohmann in den Rat der Stadt Duisburg einzog. Dieser hat mittlerweile die Partei ProNRW verlassen und bildet gemeinsam mit der Duisburger NPD eine Ratsgruppe. Ganz gleich, ob nun ProNRW oder NPD: findet eine Kundgebung rechter Parteien auf dem Hohenzollernplatz im Zentrum des Stadtteils statt, so ist zu beobachten, wie diese mit Klatschen und Johlen der Neumühler*innen begrüßt wird.


Gegenprotest aus dem Stadtteil gab es, bis auf das Glockenläuten der Kirchengemeinde, allerdings nicht. Die „Neumühler Erklärung“ beispielsweise, die 2013 noch erklärte, dass sie „für ein friedliches und tolerantes“ Neumühl stehe und dafür sogar einen Preis für Toleranz und Zivilcourage erhielt, aber auch die Neumühler SPD, ließen den rechten Aufmarsch in ihrem Viertel unkommentiert.


Als aktive Antifaschist*innen stellt sich uns deshalb die Frage, ob die Mehrheit der Neumühler*innen der rassistischen Hetze in ihrem Stadtteil zustimmt, wenn sie zu ihr schweigt oder warum sonst sie sich nicht gegen sie stellt. Wir haben die Anwohner*innen deshalb vor die Wahl gestellt: Engagiert euch im Stadtteil, oder wir tun es auf unsere Art.


Deshalb verteilten wir am Sonntagmittag ca. 1000 Flyer, in denen wir die Anwohner*innen nochmals über das Treiben in ihrem Stadtteil aufklären und zum Handeln aufrufen, in direkter Umgebung der Neumühler Geflüchtetenunterkünfte.


Wir wollen mit dieser Aktion auch andere Antifaschist*innen motivieren die Randbezirken ihrer Städte, mögen sie auch noch so unattraktiv erscheinen, nicht aus den Augen zu verlieren. Auch der coolste Kiez macht sich lächerlich, wenn sich am Rand der Stadt Geflüchtete und vermeintliche Antifaschist*innen nicht mehr auf die Straße trauen können.


Wir lassen Rassist*innen keine Ruhe!

 


 

Beispiele für rassistische Mobilisierung finden sich in Naumühl viele. Die folgende Liste ist unvollständig:
2013:
hxxp://www.ruhrbarone.de/pro-nrw-in-neumuehl/70166#
2014:
hxxp://gduz.blogsport.de/2014/09/19/neumuehl-der-rassistische-mob-macht-mobil/
2015:
hxxps://www.derwesten.de/staedte/duisburg/pro-nrw-hetzte-in-duisburg-gegen-asylunterkuenfte-id10651778.html
2016:
hxxp://akduell.de/2016/08/neumuehl-marschiert-mit-nazis/

 


 

Flyertext (Pdf im Anhang)

 

  In ihrem Stadtteil kommt es immer wieder zu rassistischen Ausfällen, Demonstrationen und Bedrohungen von Menschen, die vermeintlich nicht in das Bild der Neumühler Dorfgemeinschaft passen.


So auch vor einigen Wochen, als ein Mob von rund 100 Rassist*innen, darunter auch einige Ihrer Nachbar*innen zur Geflüchtetenunterkunft im ehemaligen St. Barbara Hospital zogen. Zuvor hatten Rechtsextremist*innen der „NPD-Bürger für Duisburg“-Ratsgruppe, unter Klatschen und Johlen der anwesenden Neumühler*innen, eine Kundgebung direkt im Zentrum Ihres Stadtteils abgehalten. Vermeintlicher Grund der Kundgebung war die Vergewaltigung eines Mädchens. Doch spätestens, als sich der oben erwähnte Demonstrationszug in Bewegung setzte und in Richtung der Geflüchtetenunterkunft zog, in der sich der vermeintliche Täter bekanntermaßen schon seit Tagen nicht mehr befand, müsste allen Anwesenden klar gewesen sein, dass es sich dabei nur um einen Vorwand handelte. Mit lauten "Abschieben"-Rufen und der Drohung wieder zu kommen, machte Ihr Stadtteil klar, dass es sich dabei um reines rassistisches Ressentiment handelte, dass gleichermaßen gegen alle Bewohner*innen der Unterkunft gerichtet war.


Das Verhalten Ihrer Nachbarn dürfte Sie dennoch nicht überrascht haben, denn schon in der Vergangenheit waren Kundgebungen rechter Parteien auf dem Hohenzollernplatz stets gut besucht. Die Partei ProNRW erreichte hier fast 10% der Stimmen bei den letzten Kommunalwahlen. Trotzdem sahen Sie, Ihre Partei, Ihr Sportverein, Ihr Freundeskreis keinen Grund sich der rassistischen Hetze entgegen zu stellen. Sie ließen es zu, dass sich eine solch bedrohliche Situation in ihrem Stadtteil entwickelte, dass sogar Pressevertreter*innen ihre Arbeit abbrechen mussten und den Stadtteil schnellstmöglich verließen.


Wenn Sie ein Problem mit der andauernden rassistischen Hetze in Ihrem Stadtteil haben, stellen Sie sich ihr endlich entgegen. Überlassen Sie Neumühl nicht den Rechten und organisieren Sie sich gemeinsam mit ihren Nachbarn. Solidarisieren Sie sich mit den Menschen in ihrem Stadtteil, die täglich Ausgrenzung erfahren. Fangen Sie hier, vor Ihrer Haustüre, an den deutschlandweiten Rechtsruck zu bekämpfen.  


Sollten Sie kein Problem mit der rassistischen Stimmung haben, gar Teil von ihr sein, können Sie sich hingegen sicher sein, dass wir Sie und ihren Stadtteil auch weiterhin im Auge behalten. Wir lassen Rassist*innen keine Ruhe. Versprochen!

Zeige Kommentare: ausgeklappt | moderiert

Sind das nicht die Dorfdeppen, die sich vor den Augen der Bullen auf 'ner Demo so krass besoffen haben, dass sie geräumt werden mussten? XD

gut gemeinte und nötige aktion aber bin mir nicht sicher ob man mit dem text leute für sich gewinnt.

+1