Mit Besorgnis ist zu beobachten, dass sich (nicht nur aber auch) in der Berliner „Szene“ eine gewisse „Kultur des Internets“ breitgemacht hat. Hiermit ist gemeint, dass sehr viel über das Internet (explizit die Kommentarspalte von linksunten, aber auch z.B. dem reflect-Verteiler) kommuniziert wird und Veranstaltungen oft nur noch im Internet beworben werden. Diese Kommunikationskultur birgt mehrere Gefahren und trägt auch zu diversen Dynamiken bei, die meines Erachtens nach zu einer Zerstörung von Bewegung beitragen.
Der vorliegende Text ist eigentlich kein wirklich neuer Gedanke, doch in unserer schnelllebigen Zeit ist es durchaus angemessen auch schon mal Gesagtes immer wieder neu zur Diskussion zu stellen. Zugleich soll dieser Text ein Anstoß zur Diskussion sein, er hat nicht den Anspruch eine vollständige (oder auch „wahrhafte“) Analyse abzuliefern. Weiterhin geht es in diesem Text nicht um ein weiteres „Berlin-Bashing“ andere Städte können sich gerne genauso angesprochen fühlen, der Verfassende verortet sich jedoch größtenteils im Berliner Kontext und schreibt deswegen aus dieser Perspektive.
Konkreter Anstoss dieses Text zu schreiben war ein Ereignis im Sommer 2016:
Anfang Mai tobte ein Sturm durch das Wasserglas der emanziopatorischen Szene Berlins. Vorher über Mundpropaganda und die Weiterleitung auf einem Mailverteiler schon semi-publik gemacht, wurde am 04.05. eine Pressemitteilung eines Kiezladens auf linksunten.indymedia publiziert. Es geht hier überhaupt nicht darum, in die Diskussion um deren Inhalt einzusteigen.1
Vielmehr um die Beobachtung, was dann passierte. Vier Stunden nach der Pressemitteilung gab es auf linksunten schon 12 Kommentare zu dieser, wobei kein einziger wirklich inhaltlicher oder ergänzender Natur war, sondern alle – mehr oder weniger – unter die Kategorie „Ich kotz jetzt auch mal ab“ zusammengefasst werden können. Zwei Tage später zählte der Artikel bereits 54 Kommentare. (Wobei natürlich zu bedenken ist, dass es hierbei auch merhfache Posts einer Person geben kann.)
Als Reaktion auf den schon am Wochenende der Walpurgisnacht grassierenden Unmut über die Pressemitteilung hatte das Kiezladen-Kollektiv mehrere Schritte beschlossen: Zum Einen eine nicht übers Internet publizierte Einladung zur einer Diskussionsveranstaltung, um sich der Kritik zu stellen. Zum Zweiten ein zu diesem Zwecke angefertigtes ellenlanges Statement, als Input in diese.
Beides – sowohl Termin, wie auch Statement – wurden, ausdrücklich gegen den Willen und das Wissen der Organisierenden, vorab auf linksunten veröffentlicht. Zu der Veranstaltung kamen am Ende, abzüglich der Einladenden, sehr viel weniger Menschen als sich Kommentare zur Pressemitteilung zählen ließen.
Problemfeld 1 „Das Internet als Diskussionsort“
Zu verschiedenen Anlässen lässt sich mit erschreckender Regelmäßigkeit beobachten, wie Menschen die Kommentarspalte von linksunten nutzen um Diskussionen zu führen und zwar oft in einer Form, dass sich am politischen Verstand der Verfassenden ernsthaft zweifeln lassen muss.
1) Das Veröffentlichen von Internas
oder: „Anna und Arthur schreiben jetzt Kommentare“
Zu Allererst: Linksunten ist eine öffentliche Plattform, die auch noch ein großer Teil der Menschen in Deutschland mitlerweile kennt! Diese wird eben nicht nur von der eigenen Szene gelesen, sondern auch von diversen Menschen die ihr kritisch bis feindlich eingestellt sind. Seien es tatsächlich neugierige „Bürger*innen“, Journalist*innen, Rechtsoffene bis Neo-Nazis, oder die Angestellten diverser Agenturen des Staates. Wer hier öffentlich Debatten führt, muss sich immer darüber bewusst sein, dass diese auch von diesen Leuten mitgelesen werden – und zwar mit sehr viel höherer Frequenz als zum Beispiel diverse kursierende Printmedien, wie das „autonome Blättchen“ oder die „Interim“. Wer hier also meint regelmäßig persönliche Statements rauszuhauen, führe sich bitte Folgendes Bild vor Augen: Genauso gut könnte sich die Person auf den Alexanderplatz stellen und per Megaphon anfangen mit Anderen über die gemeinten Fragen zu diskutieren – und das während einer AFD-Veranstaltung mit Polizeischutz.
Vom teilweise aufkommenden Fremdscham-Faktor einmal abgesehen, hat dies auch harte politische Auswirkungen. Um auf das Kiezladen-Beispiel zurückzugreifen: Obwohl das vorher erwähnte Statement, dass voller Interna war, nur für ca. vier Stunden online war, muss zwingend davon ausgegangen werden, dass der Staatsschutz und auch die der Kiezladen gegenüber feindlich eingestellte Hausverwaltung, dieses nun in vollem Umfang zur Verfügung hat und daraus heraus den Kampf aus Kiezladen-Seite heraus analysieren kann.
Ebenso ist es mittlerweile Gang und Gäbe, dass die bürgerliche Presse linksunten mitliest und jeden auch noch so offensichtlichen Unsinn direkt übernimmt, auch gab es schon genug bekannte Vorfälle in denen bekannt wurde, dass die Bullen Analysen2 und Gefahrenprognosen aus der Kommentarspalte von linksunten nutzten. Natürlich ist dies ein Element, mit dem sich spielen lässt, doch dann eben genau das: mit dem Wissen darum und mit strategischem Denken und nicht als Offenlegung eigener (emotionaler) Standpunkte.
Es ist schon ein Unding, dass Menschen meinen, wirklich jeden Szenekleinkrieg auf linksunten breitzutreten, bzw. sämtliche taktischen Einschätzungen zu Ereignissen den Bullen frei Haus zu liefern. Aber explizit die Veröffentlichung der Veranstaltung ist noch einmal eine neue Dimension: Ich kann Gründe haben es Scheiße zu finden, aber: wenn Menschen eine Veranstaltung außerhalb des Internets bewerben wollen, dann ist das die Entscheidung der Organisator*innen. Sich eben nicht mehr mit diesen auseinanderzusetzen, auf sie zuzugehen und mit der Kritik an einer internen Bewerbung im Vorfeld zu konfrontieren, sondern stattdessen ihre Veranstaltung anonym auf linksunten zu posten ist ein Gipfel an Frechheit.
2) Auswirkungen auf die Diskussionskultur
Zum Anderen führt eine solche Perspektive auf das Internet auch zu einer Verschlechterung der allgemeinen Diskussionskultur. Denn wenn ich meine, das Internet als Forum des Austauschs zu haben, dann erspar ich mir damit die persönliche Auseinandersetzung mit Menschen. Dies führt zu einer weiteren Entfremdung und Zerstörung ernsthafter und stabiler sozialer Beziehungen untereinander. Natürlich ist das „über Andere reden statt mit Ihnen“ ein Problem, das älter ist als das Internet und es soll hier auch nicht dazu aufgefordert werden an „jeder Mülltonne zu schnuppern“, also sich mit allen immer in jeden Konflikt zu begeben. Aber: Es macht eben einen gewaltigen Unterschied in einen direkten und persönlichen Austausch miteinander zu treten, statt sich (anonym) über das Internet zu bashen. Denn mit dem Ersteren als Anspruch geht eine Menge eigentlich wichtiger Dinge einher.
→ Das Suchen nach Orten und Möglichkeiten der Kommunikation, das heißt eine ernsthafte Suche (ob individuell oder als Gruppe) nach Möglichkeiten miteinander überhaupt ins Gespräch zu kommen.
Die angesprochene Kultur der Internetdiskussion dürfte mit ein nicht unbedeutender Baustein sein, warum ernsthafte Vernetzungsversuche in den letzten Jahren immer wieder scheitern und offene Abende so schlecht besucht sind: Wer sich darauf verlässt über die Kommentarspalte oder den eigenen Blog Inputs über „den eigenen Kreis“ hinausgeben und erhalten zu können, ist (zumindest für den Austausch) auf Orte des persönlichen Aufeinandertreffens eben auch nicht mehr angewiesen. Und so ist es auch leider nicht verwunderlich, dass im obengenannten Beispiel die Personenzahl in der Diskussionsrunde hinter der Zahl der anonymen Kommentare zurückblieb.
Als weiteres Beispiel seien hier die Mobilisierungen in die Berliner Randbezirke im Winter 2014/2015 genannt. Teilweise über Monate waren viele Antifaschist_innen frustriert über die meist schlecht laufenden Ereignisse um die „Anti-Heim-Proteste“ in den Randbezirken. Dieser Frust spiegelte sich auch auf linksunten ab: Artikel erschienen und wurden jedesmal mit Dutzenden von Kommentaren „ergänzt“. Doch zeitgleich scheiterten diverse Ansätze von Vernetzung. Besonders negativ stach hier eine Veranstaltung in Neukölln hervor. In einer Zeit, in der es im Internet schien, als ob alle irgendwie eine Meinung zu dem Thema hätten, kamen zu einer (dringed nötigen) Diskussionsveranstaltung zum Thema mit einem extra angereisten Referenten aus ebenjenen Randgebieten nicht dutzende sondern ein kleines Häufchen von vielleicht zehn Leuten (inklusive Veranstalter*innen) zusammen um sich direkt auszutauschen. Eine ernsthafte Auseinandersetzung, ein sich inhaltliches Kennenlernen und Austauschen, ein Aufbau von Beziehung zueinander, all das interessierte die Internetszene anscheinend einen feuchten Furz.
→ Die Ernsthaftigkeit hinter Diskussionsbeiträgen.
Kennst du das Gefühl, nach einem Naziaufmarsch oder einer größeren Aktion, erschöpft und mit vollem Kopf nach Haus zu kommen? Und den Kopf noch so voll von Eindrücken zu haben, dass du erstmal ne Nacht zum Schlafen und ein Gespräch am Küchentisch bräuchtest um ansatzweise eine inhaltliche/taktische Meinung zum Geschehen zu haben? Und dann dieser Unglaube, als du siehst, dasss es auf linksunten bereits einen „Auswertungsartikel“ inklusive der obligatorischen Kommentare gibt? Wobei nichts (sowohl Arikel, als auch Kommentare) die 5-Zeilen-Marke überschreitet?
Mich hinzusetzen, mir Gedanken zu machen, diese zu formulieren, nocheinmal gespiegelt zu kriegen, niederzuschreiben, erneut zu lesen, teilweise zu verwerfen und dann nochmal zu diskutieren ist einfach ein anderer Prozess, als mal gerade irgendwas in die Tasten zu hacken. Ganz klar, dieser Text hat nicht die Absicht sich über auch öffentlich geführte Debatten auszulassen, oder deren Wichtigkeit in Frage zu stellen. Aber eben genau darum geht es: Ernsthafte Debatten, auf der Grundlage von Austausch und Reflektion, mit einem eigenen Anspruch daran, sich einen Standpunkt zu bilden und diesen und Fragen zu formulieren und eben keine kurzfristige Endlagerung des spontanten Gedankens auf den Spiegelservern des LKA.
„Ich lauf mir doch nicht die Hacken wund, es gibt doch den Stressfaktor“
Hinzu kommt, dass viele Gruppen das Internet mittlerweile als Hauptbewerbungsmittel für ihre Veranstaltungen sehen. So ist es denn auch nicht verwunderlich, dass die Strassen- und Nachbarschaftsmobilisierung immer mehr abnimmt, gleichzeitig aber auch nicht, dass eben kaum Nachbar*innen oder neue Leute zu Veranstaltungen kommen.
Wenn ich meine Veranstaltungen schon als beworben empfinde, wenn sie einmal über den reflect-Verteiler ging und im Stressfaktor steht, dann muss ich mich eben auch nicht wundern, wenn die „Szene“ kaum neue Gesichter sieht. Abgesehen davon, dass es natürlich auch eine ander Form der Planung und Sorgfalt erfordert, Material zu drucken und rechtzeitig zu verteilen, hat dies auch konkrete Auswirkungen auf mein Verhältnis zu dem Kiez in dem ich mich organisiere oder lebe.
Denn fernab von verklärender autonomer Romantisierung der Kiezästethik macht es einen Unterschied ob wir uns auch viel in den Strassen bewegen und in jenen plakatieren, Infostände abhalten und Materialien in den Läden unserer Kieze auslegen, sprich uns sichtbar und ansprechbar machen, oder auf Szeneseiten „unter uns“ bleiben. Es ist schon teilweise absurd wie innerhalb der Subkultur immer wieder diskutiert wird, eben eine solche nicht sein zu wollen und dann selbst auf die kleinsten und einfachsten Schritte hinaus aus der Selbstbezogenheit verzichtet wird.
Dies ist kein Text, der dafür plädoyiert sich nur noch außerhalb des Internets zu organisieren. Sondern ein Text für einen anderen Umgang mit dem Internet. Ich würde mir wünschen, dass wieder breitere Teile der „Szene“ oder Bewegung dazu übergehen, die gemeinsame Debatte zu suchen und das Internet selbst mal nicht so ernst nehmen. Ersteres ist sehr viel zeitaufwendiger, zweiteres dafür auch befreiend.
ps.: Zur Auseinandersetzung mit Facebook ist wirklich genug gesagt worden. Z.B. hier:
https://linksunten.indymedia.org/en/node/162073.
1Der Autor ist übrigens auch nicht Teil dieses Ladens.
2Als Beispiel seien hier die diversen Kabelbrände in Berlin genannt. Die Bullen attestierten diesen, das sie auf „starke Antipathien“ in der Szene stoßen würden, was sie wohl unter Anderem hauptsächlich aus den Kommentaren zu den Artikeln gezogen haben dürften.
Stimmt nicht ganz
"Wer hier (auf Indy Linksunten) öffentlich Debatten führt, muss sich immer darüber bewusst sein, dass diese auch von diesen Leuten mitgelesen werden – und zwar mit sehr viel höherer Frequenz als zum Beispiel diverse kursierende Printmedien, wie das „autonome Blättchen“ oder die „Interim“."
Das halte ich für eine Fehleinschätzung. Sowohl Interim als auch Autonomes Blättchen werden mit hoher Sicherheit zumindest von Bullen und VS nicht nur intensiv gelesen, sondern auch analysiert.
da hast du recht
Klar lesen die Staatsagenturen diese Blätter.
Sorry war missverständlich formuliert, ging mir eher darum, dass ich glaube, dass Presse, Interessierte und Rechtsoffene diese Blätter seltener lesen, da die Schwelle höher ist, als hier einen Link anzuklicken. Insofern ist dies schon eine andere Form von Öffentlichkeit.
Aber danke nochmal für die Klarstellung.
Guter Text
Was noch fehlt ist allerdings der Umstand das Indymedia Artikel von den Medien als Presseportal der Autonomen betrachtet wird. So werden Mord- und Gewaltphantasien von Internet-Usern im Mediendiskurs hochgespielt und gegen soziale Bewegungen gerichtet. Die Herkunft solcher Beiträge die sich z.B. Heckenschützen auf Dächer wünschen, bleibt meist unbestimmt.
Ob sie von überdrehten Einzelaktivist*innen, rechtsoffener Seite oder gar Bullen oder VS kommen bleibt ebenso unklar.
Auch nicht schön.
Abschalten?
In einer Zeit in der professionelle Internettrolle, rechte Netzwerke z.B. gezielt Posts in die Welt setzen zur Falschinformation, stellt sich mir die Frage ob eine Plattform wie Indymedia überhaupt noch zeitgemäß ist. Unter dem Gesichtspunkt das die Moderation teilweise über 4-8 Stunden keine Moderation vornimmt (auch klar, denn alles ist freiwillig) ist es grob Fahrlässig das hier einfach alles weiter laufen zu lassen mit einer Attitüde vom Anfang des Jahrhunderts, wo das noch so möglich war. Die Inhaltlichen Ergänzungen von Gruppen oder Projekten halten sich in Grenzen, meisst wird Indymedia (linksunten) nur noch zur Kommentarschleuder.
Personenbezogne Daten, Gerüchte, Internas werden auf die Plattform geschmissen, etwa zeitgleich lecken sich dutzende Trolle, Afd'ler und Verschwöhrungstheoretiker die Finger, basteln Screenshoots und machen Online-Hetzjagt auf alles was aus der Plattform rauszukitzeln ist.
Die Kommentarfunktion sollte sollte generell nur noch Gruppenaccounts zugestanden werden und ein OpenPosting nur noch bei Ereignissen stattfinden, die auch Live Moderiert werden. Alles andere kann dann auch getrost sein gelassen werden. Deshalb, die Debatte sollte in die Richtung gehen: Indy OpenPosting abschalten?
Zum "reflect" Verteiler: Da ist es das selbe. Wenn soetwas unkontrollierbar wird für eine Bewegung, weil es unterwandert ist (und das ist dieser Verteiler, die halbe Hipster Szene ist dort mit drauf) dann einfach mal abschalten und schauen was neues entsteht.
Nur noch Gruppenaccounts
finde ich nicht so sinnvoll. Aus mehreren Gründen:
IMHO wäre es sinnvoller, und für die Mods arbeitssparender, wenn nur noch Nazischrott und Werbung direkt gelöscht wird, und der Rest wird stehengelassen. Ich finde, dass jede Aktion(sform) durchaus auch kritisch diskutiert werden darf (und muss).
Die Zeiten der großen Plena vor Ort sind aus verschiedenen Gründen vorbei, linksunten/indymedia generell hätte eigentlich das Potenzial, zumindest einen Online-Ersatz zu stellen.
Nachtrag
Was vielleicht auch ganz schön wäre, und mit Drupal/Pressflow machbar...
aber auch andererseits
Das up/down voten kann aber genauso von der Gegenseite benutzt werden.
Kommentare sollten vielleicht erst freigeschaltet werden nach mods diese gesehen haben. Das wird dann halt langsamer abercwas solls.
Guter Einwand
Gerade militante Gruppen werden einen Teufel tun und Außenstehenden bestätigen, wer sie sind
Tja dann brauchen wir eben Briefkasten-Gruppen, die sie in Schutz nehmen ;)
Persönliches Aufeinandertreffen
Ganz ehrlich, wenn ich mir mein lokales "linkes Zentrum" anschau, da hab ich auch nicht wirklich Bock drauf. Haufenweise AntiD's und (Möchtegern-)Anarchos hier, die keine anderen Standpunkte dulden, was bis zum Rauswerfen von Menschen geht, die in Parteien aktiv sind & sich dann wundern, dass kein Mensch mehr auf Demos kommt.
Sry, ich lauf nicht bei Leuten mit, die einen Furz auf Vielfalt geben.
Den Punkt zwei finde ich etwas sehr schwarz/weiß.
Sicherlich kann eine Diskussion im Netz nicht die im Infoladen um die Ecke ersetzen.
Aber:
Es gibt Menschen, die reden lieber als sie schreiben.
Es gibt Menschen, die schreiben lieber als sie reden.
Und dann gibt es die Menschen, die beides mögen.
Somit wird die Diskussion im Infoladen nie alle mit einschließen, da die "Ruhigen" sowieso noch nie dabei waren, die sich aber im Netz - im Gegensatz zu ganz früher - auf einem anderen Weg artikulieren können und nicht unwesentliche Beiträge liefern können.
Auch die mangelnde 3D-Vernetzung hat nicht direkt was mit der Netzkultur zu tun. Es ist schlicht und ergreifend die Entscheidung eines jeden einzelnen Menschen, ob er mit dem Diskussionspartner*in mal ein Kaltgetränk zusammen schlürft oder nicht.
Schreibt mensch ernsthafte Beiträge, wird mensch auch an einer Vernetzung interessiert sein.
Rülpst mensch die Kommentarspalten voll, wird mensch sich nie vernetzen.
Was die Ernsthaftigkeit anbelangt.
Ein emotionaler Beitrag kann durchaus hilfreich sein, weil er genau das wiederspiegelt, was mensch nach der Aktion denkt/fühlt, zumindest wenn der Beitrag über "Alles Scheiße, alles Mist!" hinausgeht.
Denn genau diese Emotionen entscheiden mit, ob mensch bei der nächsten (ähnlichen) Aktion nochmal teilnimmt, oder ob mensch doch eher im Park liegen wird.
Bei einer Demo mit
- Lauti kaputt
- Route durch tote Gegend
- Abschlusskundgebung fällt aus weil...
...
braucht es keine fünf Din A4 Seiten Text.
Wir treten für Vielfalt ein.
Also werden wir auch mit vielfältigen Diskussionswegen und Diskussionsarten umgehen müssen.
Wir müssen nur ein bisschen Aschenputtel spielen - die Guten ind Töpfchen, die Schlechten ind Kröpfchen.
Lauti kaputt
ist imho eh keine Ausrede fürn Disstext auf die Orga. Krepierende Technik, oder wie am Samstag in Berlin die Bullerei mit dem zweiten Lauti, kann immer passieren.
Wenn sowas is, dann hat man immer noch seine Stimme und n paar Leuts mit Megafonen wenns is. Und dann wird klassisch Stimmung gemacht! Lauter als jede Scheiß Nazidemo!
Herrschaftsideologie
Die Trennung in "emotionale" und "rationale" (oder alle anderen) menschliche Äußerungen ist bürgerlich-sexistische Herrschaftsideologie. Sie dient der Abwertung Andersdenkender oder -handelnder und der Diffamierung und Ausschaltung von Kritik.
Das Bürgertum hat diese ideologische Trennung im Zuge der Durchsetzung kapitalistischer Verhältnisse im 18. und 19. Jahrhundert erfunden, um den "rationalen", rücksichtslos konkurrierenden, marktgerecht und fern von menschlichen Erwägungen funktionierenden Mann aufzuwerten. Denn der kann zum einen gut ausbeuten, zum anderen lässt er sich auch gut ausbeuten, denn er wird ja ständig von seinen Ausbeutern mit seiner Höherwertigkeit gegenüber der "emotionalen" Frau gebauchpinselt. Diese wiederum kann aufgrund der Abwertung als "emotional" noch besser ausgebeutet werden.
Geschlechterideologie ist Herrschaftsideologie. Eine Bewegung, die sich dieser Herrschaftsideologie bedient, ist keine, die die Herrschaft überwinden wird.
omg
wo ist der zusammenhang zum text oder wird hier nur gesucht um seine eigene meinung zu stärken? das es unterschiede zw emotionalen und rationellen aussagen gibt läßt sich wohl nicht leugnen. warum du direkt unterstellst das dies nur aus sexistisch gründen passiert ist mehr als lächerlich, als ob männer keine "emotinalen" und "gefühlsgeleiteten" aussagen machen. hauptsache einen grund finden sich selbst als opfer hinzustellen und zur eigenen legimation die wörter im mund verdrehen. deine "herrschaftsfreie" gesellschaft hat bestimmt 1000 regeln mehr als diese beschissene gesellschaft.
Der Titel
des Textes ist sozialchauvinistisch und rassistisch
lol
wo denn das?
das ist eine anlehnung an den song: "isch hab polizei"...
rofl
Phantasie
Das Lied heißt "Ich hab Polizei"
http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/video/2450026/POL1Z1STENS0HN---Ic...
Perrin Aybara
Bzw. "Isch hab Internet"
schlechte Parodie auf das Lied vom dummen Bullensohn Bömmermann...
whatever
bullenshit oder wie auch immer... schittegol!
jedenfalls ist die aussprache "isch" auf die das rekurieren könnte nicht "rassistisch" oder was auch immer. das ist jugendsprache. in berlin zb von steglitz-zehlendorf quer durch bis charlottenburg-wilmersdorf bekannt.
so.
weitermachen.
viel spaß noch
bürgerliche Jugend
von Zehlendorf bis Charlottenburg, das ist nicht quer durch Berlin, sondern nur quer durch die ehemals Westberliner bürgerlichen Reichenviertel. Da gehört Sozialchauvinismus und Rassismus viel eher zur Jugendsprache als z.B. in Kreuzberg oder Wedding. Früh übt sich, wer nach unten treten will.
Zustimmung
Kritische und linke Medienkompetenz sind nach wie vor ein deutlicher Mangel, insbesondere leider (auch) im "Szene"sumpf.
Zunehmend, mit Smartphones und Apps sowie weiteren automatisierten Programmen, statt selbst Programmieren (vorher Einstellen) usw. wird es noch Diffuser und die Bildung, wie das exakte Wissen über die Technik dahinter (Technologie) und ihre Funktionen, weiter abnehmen.
Wie kann dem entgegengewirkt werden?
Mit kritischen Seminaren, kritischer Bildung für alle.
Nicht nur für CCC-Nerds et. al..
Darum danke sehr für Deinen Textbeitrag.
Solidarische Grütze
neue technologien nutzen
das internet ist eine militärische technologie (arpanet) und schwer unfähig zu machen. klar kann man alle*s und jede*n kritisieren, doch in diesem fall bringt das herzlich wenig. think positive: hier kommen kollegen zu wort, die beim plenum nicht den mund aufmachen, sei es aus sicherheitsgründen (offenes plenum) oder einfach weil sie zu schüchtern sind (v.a. junge leute). es gefällt wohl der elitären linken nicht, dass im internet jede*r kommentieren darf, was bisher nur vom "plenum" beschlossen wurde. also ich finde die internet services schön anarchistisch und wir sollten daraus lernen, wie man damit umgeht, weil das auch in der realen anarchie vorkommt, nicht nur in der virtuellen.
anarchie heißt nicht = dumme beliebigkeit (aporie / anomie)
es mag sein daß menschen mehr selbstvertrauen brauchen.
jedoch wäre auch dann die methodik in frage zu stellen und das wie, wann, warum, wo, usw...
das gilt für alle medien. egal ob direkt, zwischenmenschlich, von den schallwellen der sprache, über die analogen printmedien bis zu elektronisch verstärkten und digitalen.
medienkritik und medienkompetenz stärken!
aufklärung statt rückverdummung.
und freier wissenstransfer
freier wissenstransfer und anarchie basiert nicht auf der weitergabe von bullshit, gespamme, getrolle, bürgerlicher beliebigkeit in scheinsicherheit usw. usf.. think, act, go!