Antifa Bergisch Gladbach

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Erstveröffentlicht: 
23.02.2010
Die "Jungen-Zeiten" trafen sich mit drei Mitgliedern der Antifa Bergisch Gladbach. Ein Gespräch über alte und neue Nazis und Gewaltbereite am rechten und linken Rand des politischen Spektrums.

 

Rhein-Berg - An einem kalten Wintermorgen treffe ich mich mit drei Mitgliedern der Antifa Bergisch Gladbach. Sie erscheinen pünktlich und wollen auch optisch nicht dem Bild entsprechen, das die breite Öffentlichkeit von autonomen Linksradikalen hat. „Wenn Zeitungen und andere Medien über uns berichten, dann heißt es meist nur: »Radikale Schläger, Steineschmeisser und Chaoten«“, sagt einer der jungen Männer. Dem wollen sie mit ihrem gepflegten Erscheinungsbild entgegentreten.

 

Seit Ende 2008 gibt es wieder eine eigene Antifa in Bergisch Gladbach. Die rechte Szene im Bergischen Land sei derzeitig sehr aktiv, erklären sie mir. Es habe lange an Widerstand gefehlt. In diese Lücke sind die Gründer nach dem „Gemeinsam-gegen-Rechts-Bündnis“ (GGR), im November 2008 gerutscht. Damals schlossen sich Nachwuchsorganisationen der Parteien, Schülervertreter und viele mehr im Ufo in Bensberg zusammen.

 

An dem Tag beschlossen einige Jugendliche, eine eigene Antifa-Gruppe zu gründen, die Antifa Bergisch Gladbach. Schnell hätten sich zu den Gründungsmitgliedern weitere Mitglieder gefunden, die den Kern der Organisation bildeten. Der Anti-Islamisierungskongress habe ihnen weiteren Zulauf beschert.

 

Wie viele Mitglieder sie haben, wollen sie nicht sagen. Auch ihre Namen wollen sie nicht veröffentlicht haben. Und das „aus gutem Grund“: wegen der „Autonomen Nationalisten“. Dieser neue Typ der Rechten gründete sich in Folge eines Verbotes diverser nationalistischer Parteien. Nach und nach verzichteten sie auf Glatze, Springerstiefel, Polohemd und Bluejeans und begannen, ihr Aussehen zunehmend dem der Antifaschisten anzugleichen.

 

Lange Zeit vom Kern der NPD abgelehnt, besteht nach Meinung der Antifa heute vielfach eine stabile Solidarität zwischen den autonomen Nationalisten und der NPD. Gegen die neuen Rechten mit gemäßigterem Auftreten geht die Antifa Bergisch Gladbach vor.

 

In den Reihen der Linken gebe es Gewaltbereite, sie seien aber nicht die Regel, räumen die Jugendlichene ein. Die Leute, mit denen sie auf Demos konfrontiert würden, seien nicht minder gewaltbereit. „Vor allem Polizistinnen sind da krass“, behaupten sie weiter.

 

Doch wie wird man Mitglied der Gruppe? „Man nimmt Kontakt auf, und dann gucken wir uns die Leute an, damit wir keinen Spitzel in die Reihen geschleust bekommen.“ Ein anderer fügt hinzu: „Wir checken da schon ab, mit wem wir uns treffen, und achten darauf, wer zu uns reinkommt.“

 

Streitigkeiten in der Gruppe wolle man vermeiden, man suche nach intelligenten Leuten. Mitgliedern, die etwas bewegen wollen und mit denen man die Gruppe weiterbringen könne - und das nicht eingleisig.

 

Beispielsweise hat die Antifa Bergisch Gladbach den vorjährigen Bildungsstreik mit vielen anderen gemeinsam organisiert. Immerhin 1000 Schüler aus Bergisch Gladbach waren damals dabei.

 

Mit den etablierten Parteien können sich die Mitglieder der Gruppe nicht recht anfreunden. Der CDU haben sie ihre Vergangenheit nach dem Zweiten Weltkrieg nicht verziehen. Ehemalige Größen aus dem Dritten Reich fanden damals in der Partei eine neue politische Heimat.

 

Die Grünen zogen 1986 mit Musik von Bands wie „Ton, Steine, Scherben“ und Slogans wie „Nie wieder Krieg“ und „Keine Macht für niemand“ in den Bundestag. Später hätten sie gemeinsam mit der SPD Soldaten in das Kosovo geschickt.

 

In Zukunft möchte die Antifa-Gruppe mehr öffentliche Aufmerksamkeit finden. Sie will sich in Bergisch Gladbach etablieren, mit Flyern bemerkbar machen und versuchen, organisierte Nazis zu outen. Wer CDs mit neonazistischen Inhalt an Schulen verteilt und junge „Kameraden“ anwirbt, soll öffentlich bekannt gemacht werden.

 

Rhein-Berg - KÖLNER STADT-ANZEIGER: Einer eurer Kritikpunkte an der Gesellschaft ist die mangelnde Integration von Migranten. Wie kommt so eine Problematik zustande?


JAN: Das ist ein gesellschaftliches Problem, das von oben herab praktiziert wird. In Köln hängen dann beispielsweise Wahlplakate, auf denen steht: „Für mehr Integration“. Im Vordergrund der Politiker, im Hintergrund ein Riesen-Ghetto mit Hochhauskomplexen. Davor stehen Menschen mit Migrationshintergrund, aber eben vollkommen klischeehaft: mit einem Cappy auf dem Kopf, weißen Turnschuhen und da 'ne Jogginghose rein gesteckt nach dem Motto „Geht zurück in euer Hochhaus“. Ich finde, Integrationsdefizite sind ein Problem, das einfach ganz früh entschieden wurde: Die sollen für sich leben und unter sich bleiben. Für diese Leute ist Integration einfach superschwierig. Da kann man jetzt nicht sagen, dass das deren Schuld ist, dass sie teilweise auch „asozial“ geworden sind.

 

Wie steht ihr denn zu einem generellen NPD-Verbot?

 

THORSTEN: Da haben wir verschiedene Ansichten. Ich sage: Ja, NPD verbieten. Die kassieren viel zu viel Kohle über die Wahlkampfkostenrückerstattung. Und das fließt dann weiter in den Untergrund, und auch zu den autonomen Nationalisten, die dann wieder ihre Aufkleber und Flyer damit finanzieren.

Einen Nachweis, wo das Geld schlussendlich gelandet ist, müssen die wohl kaum erbringen...

 

JAN: Genau das ist das erste Problem. Aber würde man die NPD verbieten, gingen die komplett in den Untergrund. Dort sind sie noch schlechter zu kontrollieren. Ich halte eine Untergrundorganisation für viel gefährlicher als eine öffentliche Partei. Man muss irgendwie einen Mittelweg gehen, zu dem viele von uns eine geteilte Meinung haben.

 

THORSTEN: Wenn die NPD verboten wird, gibt es danach schnell eine neue Partei, die genau da weiter macht.

 

Was denkt ihr über die geschlossenen Grenzen Europas, erschwerte Einwanderung und den Hunger auf der Welt?

 

JAN: Man muss das global sehen. Um Europa werden die Grenzen faktisch zu gemacht und Afrikaner beziehungsweise Ausländer haben echt ein Problem, hier reinzukommen, sobald die woanders geboren wurden. Vor den Grenzen verhungern die einfach. Das ist schon irgendwie Rassismus, finde ich. Und wenn man sich die „schönen“ Zahlen vom World Food Report 2009 ansieht: Demnach produziert die westliche Welt genug Essen für zwölf Milliarden Menschen. Wir sind aber nur sechs Milliarden auf der Erde. Trotzdem stirbt alle drei Sekunden ein Mensch an Hunger. Wenn man ganz radikal ist, kann man sagen: Jeder Mensch der an Hunger stirbt, wird ermordet.

 

Alle Namen sind von der Redaktion geändert.

 

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im Gronauer Wirtshaus treffen sich am Donnerstag, am 24.09 und 22.10. gemütlich die neugewählten Rassisten und Homophoben der AfD und niemand macht was dagegen. Hinter den Dr. Titeln verbergen sich übelste homophobe und rassistische Gestalten. Der neue Schatzmeister war Mitglied der Partei "Die Freiheit"; in Rösrath musste ein schwules Stadtratsmitglied die Partei verlassen, weil Prof Koch ihn regelmäßig übelst beschimpft hat. Die Linke ist mal wieder nur mit sich selber beschäftigt statt an vorderster Front gegen die Rassisten zu stehen. Sehr sehr schade. Köln macht vor wie es geht.

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