Aktionserklärung Lausitz

Ende Gelände

Aktionserklärung – Baggerbesetzung in der Lausitz: Hier wird das Klima verhandelt!

Das Jahr 2015 war das wärmste Jahr seit den Wetteraufzeichnungen. Von Dürren über Hitzewellen bis hin zu Überschwemmungen zeigt sich: Der menschengemachte Klimawandel ist Realität und verursacht schon heute massive soziale Verwerfungen und ökologische Zerstörungen – Tendenz steigend. Viele Millionen Menschen sind aufgrund der direkten und indirekten Folgen des Klimawandels auf der Flucht.

 

Vom 30. November bis 11. Dezember finden in Paris die internationalen Klimaverhandlungen COP 21 statt. Wie bereits die vorherigen Gipfel wird dieser keine ausreichenden Ergebnisse oder einen rechtsverbindlichen Rahmen mit Sanktionsmöglichkeiten schaffen, um die Klimakrise zu überwinden. Stattdessen wird die Unvereinbarkeit von Klimagerechtigkeit und Kapitalismus und dessen inhärentem Wachstumszwang deutlich. Politisch zeigt sich dieser Widerspruch in den aktuellen Repressionen wie Demonstrationsverboten und Hausarresten in Paris sowie den Verhaftungen von Aktivist*innen des Hambacher Forst. Da die UN-Klimaverhandlungen die Ursache des Klimawandels – ein Wirtschaftssystem, das auf dem steigenden Verbrauch fossiler Brennstoffe fußt – nicht angeht, sind sie von Beginn an zum Scheitern verurteilt.

 

Deshalb gehen wir dahin, wo der Klimawandel herkommt. Die Braunkohleverstromung ist für einen großen Teil der CO2- Emissionen in Deutschland verantwortlich. Wer Klimagerechtigkeit ernst meint, muss die Kohle im Boden lassen.

 

Deshalb nehmen wir den Klimaschutz selbst in die Hand und stoppen die Kohlebagger. Der Braunkohleabbau von Vattenfall ist legal, unser ziviler Ungehorsam jedoch legitim und notwendig, um unsere gemeinsamen Lebensgrundlagen zu schützen.

 

Deshalb besetzen wir die Tagebaue in der Lausitz. Der schwedische Energiekonzern Vattenfall hat jahrelang die Profite des Kohleabbaus eingefahren und will das Revier jetzt verkaufen und so die Kosten der Abwicklung abtreten. Das muss verhindert werden. Der Kohleausstieg muss in eine umfassende sozial-ökologische Transformation eingebettet sein. Dieser gesellschaftliche Wandel betrifft insbesondere die Bevölkerung vor Ort, die umgesiedelten Dörfer und die bei Vattenfall Angestellten, für die sich der Konzern angesichts des Verkaufs nicht interessiert. Profitinteressen dürfen niemals vor Menschen und Umwelt stehen!

 

Deshalb kämpfen wir für eine postfossile Gesellschaft ohne Ausbeutung - hier und überall!


Ende Gelände für Kohle und Kapitalismus!

Einige Aktivist*innen von Ende Gelände

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Wenn der Kohleabbau gestoppt wird und Atomenergie nach gängiger linker Ansicht auch keine Option ist - womit gewinnen wir dann die Energie, die für eine (post)industrielle Gesellschaft notwendig ist?

 

Ernsthaft - mit Wind- und Solarenergie kann man die notwendige Grundlastversorgung nicht herstellen. Wie soll das also gehen?

 

Wer sich mit den ökonomischen Grundlagen des Kommunismus auseinandergesetzt hat, dem sollte klar sein, dass sich die befreite Gesellschaft gerade nicht aus der Abschaffung der industriellen Produktion ergibt, sondern aus ihrer Befreiung von Ausbeutung.

 

Leider setzen sich (radikale) Linke mit solchen Fragen viel zu wenig auseinander.

Grundlast ist nicht notwendig, sondern im Gegenteil extrem unnötig wenn die Energieversorgung auf Erneuerbare Umgestellt werden soll. Erneuerbare haben eine Schwankende Stromproduktion. Das hat Vorteile, weil z.B. immer Mittags wo der größte Stromverbrauch ist auch am meisten Photovoltaik-Strom produziert wird. Das hat z.B. zu den dramatisch sinkenden Börsenstrompreisen beigetragen und ist ein Problem für die Energiekonzerne, die sich mit dem Grundlast-Modell bislang mit sog. Spitzenlast-Strom (also zu Peak-Zeiten eingespeistem Strom) eine goldene Nase verdient hatten. Aber das bringt natürlich auch Probleme, wenn Erneuerbare ausfallen dann wenn wir eigentlich Strom brauchen. Dafür bräuchte es zweierlei:

1. Stromverbrauch auf das Angebot anpassen. Viel Strom, v.a. in Industriellen Prozessen muss nicht zu jeder beliebigen Zeit eingesetzt werden. Kühlprozesse z.B. sind quasi Speicher, wo der Kühl-Energie-Vorgang eigentlich zu beliebiger Zeit stattfinden könnte. Die Industrie muss dazu verpflichtet werden Strom dann zu verbrauchen, wenn er auch Produziert wird.

2. Zu Überbrückung von Stromlücken braucht es möglichst flexible und dezentrale Kraftwerke, die sehr schnell hoch und runter fahren können. Besonders geeignet sind dafür z.B. Gaskraftwerke mit Kraft-Wärme-Kopplung. Sie können in wenigen sekunden hoch- und runterfahren und Schwankende Strombedarfe ausgleichen . Kohlekraftwerke sind dazu technisch in der Lage. Ihre Grundlasttechnologie, die Stunden und Tage zum Hoch und Runterfahren braucht ist mit schwankenden Erneuerbaren prinzipiell nicht vereinbar und muss weg.

 

Aber ganz Grundsätzlich gilt: Befreiung von Ausbeutung gibt es nur auf Grundlage der bewahrung der natürlichen Produktionsgrundlagen. Und die sind, dass ist wissenschaftlich doch erwiesen Endlich. Alle Kohle muss deshalb im Boden bleiben. Das ist die Grundlage damit eine befreite Gesellschaft überhaupt noch möglich ist und nicht große Teile der Erde nicht mehr in der Lage sind die dort Lebende bevölkerung mit dem Grund-Nötigsten zu versorgen.

Was heißt "unnötig"? Die Grundlast bezeichnet den Stromverbrauch, der immer anfällt. Das ist nicht nötig oder unnötig, sondern schlicht ein Zustand, der immer besteht. Denn es gibt immer einen gewissen Stromverbrauch. Egal, ob das jetzt die lebenserhaltenen Maßnahmen im Krankenhaus sind oder der Stahlkocher, der nicht runterfahren darf, weil sonst die Produktionsmarge im Eimer ist.

 

Du kannst versuchen, das zu steuern, aber das ist eben nur bedingt möglich. Es sei denn, wir schalten die Stromversorgung bei Bedarf einfach ab. Dann fährt halt der Aufzug nicht mehr, der Kühlschrank geht nicht mehr, Internet gibt's auch nicht. Und die Heizung funktioniert nach heutigen technischen Standard auch nicht, da in 95% der modernen Heizungsanlagen wesentliche Komponenten stromabhängig sind.

 

Kann man machen, aber das ist sicherlich nicht das technische und zivilisatorische Niveau, das wünschenswert ist. Und wer das möchte, soll's halt offen sagen. Würde man das so offen ansprechen, würde man vermutlich auch in linken Kreisen auf viel Skepsis treffen. Deswegen wird's halt meistens lieber ignoriert.

 

Und was die Gaskraftwerke angeht: Die sind sicherlich wünschenswert, da deutlich sauberer als Kohle - aber was ist mit der Endlichkeit von Ressourcen?

 

Man kann auf lange Sicht den Energiebedarf von 7 (perspektivisch deutlich mehr) Milliarden Menschen mit Erdgas nicht decken. Selbst wenn man noch eine sehr große Kelle erneuerbare Energien draufpackt. Es werden zwar immer noch neue Vorkommen in der Welt entdeckt, aber bei weitem nicht soviele, dass es den Bedarf des sich rapide industrialisierenden Trikont decken könnte.