[Wien] Scheiss auf die Wahlen - Einmalige anarchistische Zeitschrift gegen das Wahlspektakel 2015

Scheis auf die Wahlen

Vielleicht hat die ein oder andere sie schon in die Hand gedrückt bekommen oder im Postkastl gefunden. Anbei findet ihr "Scheiss auf die Wahlen - Einmalige anarchistische Zeitschrift gegen das Wahlspektakel 2015"- als Pdf zum Lesen bzw. Drucken und Verteilen.

 

INHALT:
# Scheiss auf die Wahlen
# Aber es geht uns doch eh vergleichsweise gut hier?!
# Die Demokratie, so sagt man ...
# Zurück zu den Anfängen, ...
# Die Wahllüge und die Praxis der AnarchistInnen

Für Fragen, Informationen, Kritik, Beschimpfungen, Lob und Gewaltandrohungen meldet euch unter:

scheissaufdiewahlen@riseup.net

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zugegeben, der historische text ist interessant, sollte der strache bürgermeister werden, dann seids ihr echt auch mitschuld!

 

für alle emanzipatorischen menschen heißts am 11.10. - auch mit zähneknirschen - spö, grüne oder auch wien anders wählen!

 

die fpö muss, mit allen(!) mitteln, verhindert werden, und ihr kommts daher und meints, dass mensch auf die wahl scheissen soll!

 

ihr seid sicher priveligierte, weiße mittelstandskiddies, für die es vielleicht nicht so tragisch ist, wenn der strache bürgermeister wird - aber was ist mit den geflüchteten? über die habt ihr wahrscheinlich noch nicht mal nachgedacht.

 

sollte strache wirklich bürgermeister werden, werdet ihr euer geschreibsel noch bereuen!

danke für den tollen kommentar, wer diese fragen weiterspinnen möchte und abseits von polemik und killerargumenten ernsthaft über das herrschaftsinstrument wahlen diskutieren möchte hat am dienstag die möglichkeit. in der pankahyttn. ab 19:30 ... hier zur einladung: https://linksunten.indymedia.org/de/node/154760

man kann schon ernsthaft darüber diskutieren ob es in manchen situationen eher sinn macht zu wählen als normalerweise.

 

ich schließe mich den texten an, sehe aber bei jeder aktivität - seien es bündnisse, hausprojekte oder eben wahlen - einen kontext, anhand dessen man in der konkreten situation entscheiden muss inwieweit man kompromisslos bei den eigenen theoretischen überzeugungen bleiben muss; beziehungsweise ob in diesem fall pragmatisch gesehen auch ein kompromiss den politischen zweck erfüllen kann.

 

ich finde wählen scheiße - aber unter bürgermeister strache muss ich aus wien wegziehen. deshalb muss ich mir überlegen ob es in diesem fall sinn machen könnte doch zu wählen, auch wenn ich das konzept verabscheue.

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man kann schon ernsthaft darüber diskutieren ob es in manchen situationen eher sinn macht zu wählen als normalerweise.

siehe nationalwahlen in der türkei:

 

a) auf wahlen scheissen -> erdoğan mit absoluter mehrheit und aenderung der konstitution

b) saurer apfel und waehlen gehen ->hdp mit 14% (!) ins parlament gewaehlt

 

schade nur, dass das parlament wieder aufgelöst wurde und im november erneut gewaehlt werden muss. die hdp wird momentan komplett zerlegt und erdoğan ist auf erfolgskurs. mal sehen, ob sich anarchistin_nen erneut zu urne mobilisieren lassen..

 

generell sind wahlen eher scheisse - eh klar. so wie nation, kapital & thomas gottschalk

und du bist sicher ein*e aktivist*in, die aufgrund ihrer christlichen moral nur noch die flüchtlinge/die "anderen", die "armen", die "prekären" im kopf hat und du stehst über dem ganzen, was? lieg ich da richtig?

 

bei deinem kommentar bin ich mir im moment noch unsicher, ob ich lachen oder weinen oder beides gleichzeitig soll. auf jeden fall erweckt das bei mir den eindruck, dass dir gehörig ins gehirn geschissen wurde...

bei jeder wahl der selbe mist mit irgendwelchen pseudo-revolutionären linksradikalen arschlöchern, die opportunistisch handeln und die "eigentlichen, prinzipiellen" überlegungen ("ich lehne wahlen ja eigentlich auch ab, aber diesesmal...) über den haufen werfen, nur weils jetzt um den strache geht. werd doch selber politiker*in!

 

und "nur" weil jetzt im moment die möglichkeit besteht, dass strache bürgermeister von wien wird, heißt das auch nicht, dass dann sofort der faschismus vor der tür steht. das war in den 2000ern mit schwarz-blau übrigens auch nicht so. außerdem gehts ja auch nicht um strache - nicht einmal wirklich um die fpö - sondern darum, dass es in diesem land und in europa einen enormen rechtsruck gegeben hat und immer noch gibt. und daran wird sich nix ändern, egal ob jetzt rot, schwarz, grün, blau oder was weiß ich alles im parlament sitzt.

 

und was passiert nach der wahl?!

 

angenommen, strache schaffts nicht, dann ists recht wahrscheinlich dass häupl bürgermeister bleibt. und was ist dann? dann ist er (und alle anderen arschlöcher auch) mit einer enormen wahlbeteiligung gewählt worden und dann sind halt andere am drücker. in freiheit leben kannst du deswegen auch nicht. und "die flüchtlinge" werden deshalb auch nicht mit offenen armen in österreich und europa empfangen (siehe brandanschläge auf unterkünfte & co...)

 

by the way: wenn du es als emanzipatorisch betrachtest, wie vieh zur schlachtbank, zur wahlurne zu pilgern, dann kann ich darauf nichts mehr sagen...außer, dass du sehr wahrscheinlich keinen stolz hast.

übrigens, mach dir mal gedanken, wer sonst noch so zum "gegen-strache-wählen" aufruft: die neos, die spö, teil der bürgerlichen mitte, usw. usf.

Die vermeintlich großen Unterschiede der Parteien und deren unterschiedliche Färbung von Herrschaft erscheinen bei etwas Distanz als das gleiche Grau.

Das Prinzip Staat bleibt das gleiche und die Diskussion das diese oder jene "Wahl" mehr Unterschied machen würde verleiht in genau dem Moment der Wahl als Herrschaftsinstrument erneut Legitimität und Macht.

Es stellt sich die Frage wie Herrschaft zu vermeiden ist und nicht wie sich diese bestens oder gar "zum Wohle aller" verteilen lässt. Denn genau dann könnten wir uns auch dem staatlichen Kommunismus zuwenden und wie weit der frei von Herrschaft ist erklärt sich von selbst.

Hatten wir diesen Diskurs nicht schon mal?! 

Ach ja, jetzt erinnere ich mich, als die schwarze Distel in einem aehnlichen Moment wie wir ihn heute vorfinden, das bisschen anarchistischen Diskurs und Praxis in Wien und Oesterreich in der selbst erzeugten Jauchegrube ertraenkt hat. Damals wurde ebenso unter Zaehneknirschen zum Waehlen aufgerufen, da man leider keine andere Moeglichkeit sehe. Ich sehe darin aber ein grosses Problem, und zwar das der mangelnden Intensitaet von anarchistischer Aktivitaet. Ich bin nicht heute Anarchist und morgen keiner mehr, weil die politische Situation im Lande sich veraendert hat (und ja, um meinen Prinzipien treu zu bleiben fluechte ich lieber oder gehe in den Wald). Wenn ich aber moren waehlen gehe, weil ich keinen Ausweg mehr sehe, was besagte politische Situation betrifft, was bin ich dann? Ich habe als Anarchist Prinzipien, die sich durch einen Wahlgang aber aufloesen. Mir kommen gewisse Praxen nicht in den Sinn als Anarchist. Waehlen gehen faellt darunter. Ich muss mir vielmehr die Frage stellen, was habe ich nicht getan in all den Jahren zuvor, dass es zu der heutigen Situation kommen konnte; sprich die erstarkte FPOE und der heutige politische Diskurs. Was haette ich tun koennen und sollen, um diesen subversiv zu beeinflussen? Wie sehen meine revolutionaeren Beziehungen aus? Wie kann ich diese intensivieren und den Diskurs in meiner Umgebung zu revolutionieren? Das sind die Fragen die ich mir stellen muss. Mir bereiten die Antworten hier wie ueblich Kopfschmerzen, weil mir jedes Mal klar wird, wenn ich Dinge hoere wie: 'sollte der strache bürgermeister werden, dann seids ihr echt auch mitschuld!', 'für alle emanzipatorischen menschen heißts am 11.10. - auch mit zähneknirschen - spö, grüne oder auch wien anders wählen!', 'man kann schon ernsthaft darüber diskutieren ob es in manchen situationen eher sinn macht zu wählen als normalerweise.' wie sehr den 'emazipatorischen Menschen', den Aktivisten und Aktivistinnen, den Linksradikalen das eigene Selbstverstaendnis abgeht, oder deren Selbstverstaendnis in einem aschfalen Grau anfaengt und in einem Dunkelgrau endet, nie aber die Grauschattierung verlaesst. Wer hat Angst vor definitiven Aussagen? Warum hat man Angst vor definitiven Aussagen? Weil die eigenen Ideen nicht stark genug sind. Weil das Individuum nicht ausgepraegt ist. Weil die eigenen Handlungen einen selbst nicht ueberzeugen, oder aber gar keine Handlungen vollzogen werden. Der anarchistische Diskurs geht jenseits dieser Probleme, und mit dem vertieften anarchistischen Diskurs kann es gar nicht zu solchen absurden Diskussionen kommen, wie ob man nicht einmal oder mehrmals waehlen gehen sollte. Was ist das fuer ein totaler Unsinn? Welche Basis haben solche Leute um eigene revolutionaere Beziehungen zu erschaffen? Ich setze mich gerne hin mit allen moeglichen Leuten um Anarchismus zu diskutieren, aber ob wir waehlen gehen sollten, egal welche Drohung uns der Staat zuschiebt, werde ich nicht heute, nicht morgen, nein niemals diskutieren. Gegen jegliche Form der Autoritaet. Phosphor in die Wahlurnen.