(B) Broschüre "Kein Applaus fuer Scheisze – Streitschrift gegen den Tag der Deutschen Einheit" erschienen

TdDE-Broschuere

Kein Applaus für Scheisze!
„Grenzen überwinden. Wir feiern 25 Jahre Tag der deutschen Einheit.“ So lautet der öffentliche Aufruf zu den diesjährigen Feierlichkeiten rund um den 3. Oktober in Frankfurt am Main. Das Datum steht stellvertretend für die Wiedervereinigung Deutschlands und offenbar für die Rückbesinnung auf eine vermeintlich national-gesellschaftliche Identität und Zugehörigkeit.


Grenzen überwand zwar unter anderem die eingebildete „friedliche Revolution“, doch selbst um die geht es nur am Rande. Welche Grenzen überwinden wir wohl mit dem 3. Oktober? Der friedliche Charakter dieses „Neubeginns“ wurde zumindest zum gern verwerteten politischen Aushängeschild. So bemerkte Richard von Weizsäcker beim Staatsakt am 3. Oktober 1990: „Unsere Einheit wurde niemandem aufgezwungen, sondern friedlich vereinbart“. Angela Merkel bemerkte zum TdDE im Jahre 2014, dass die Ereignisse von 1989 und 1990 für „den Sieg der Freiheit über die Unterdrückung“ stünden und „wir in 24 Jahren Deutsche Einheit nicht alles falsch, sondern vieles richtig gemacht haben“. Richtig! Was, wenn nicht kapitalistische Verwertungslogik und die exportierte Armut bieten so einen willkommen Grund sich vor der ganzen Welt aufzuspielen und zu feiern?


Deutschland im schwarz-rot-goldenen Freudentaumel

Anlässlich des Jubiläums lädt das mit der Austragung betraute Land Hessen 2015 zu einem „bunten Bürgerfest“ mit dreitägigem Programm inklusive ökumenischem Gottesdienst und verkaufsoffenem Sonntag in die Main-Metropole ein.
Endlich mal wieder den eigenen Nationalstolz unverkrampft bei Bratwurst und Bier rauslassen können. Schließlich ist die letzte WM schon wieder ein paar Tage her. Und dann auch noch zwischen so hochrangigen Gästen wie Bundeskanzlerin Angela Merkel, Ex-Sowjetpräsident Michail Gorbatschow und unser aller Lieblings-Antikommunisten Joachim Gauck. Doch was wird hier eigentlich mit Konsum und Glaube gefeiert?
 
Der Ausverkauf einer bereits ruinierten DDR-Wirtschaft? Niedrige Sozialleistungen? Billige Arbeitskräfte? Das Erstarken von Nationalismus und Rassismus? Die hermetische Abriegelung der Festung Europa? Repression und Ausgrenzung? Oder einfach die wachsende hegemoniale Rolle Deutschlands innerhalb der EU?

Was soll an Kapitalismus, Nation und Volk zu feiern sein? In diesem Bezug gibt es nichts, auf das mensch auch nur ansatzweise stolz sein könnte.

„Wenn die nationale Borniertheit überall widerlich ist, so wird sie namentlich in Deutschland ekelhaft...“ – Karl Marx

Während Südeuropa zunehmend zerbricht, hetzt Deutschland weiter gegen Griech*innen und arbeitet am Ausbau seiner Hegemonialstellung innerhalb der EU. Von den eigenen unbezahlten Nazischulden spricht mensch indes lieber nicht. Die Großmachtfantasien Deutschlands hingegen, sprechen sich innerhalb Europas sehr wohl herum.
Die deutsche Austeritäts-Politik verursacht in ganz Europa soziales und wirtschaftliches Elend, intensiviert innergesellschaftliche Gegensätze, fördert die systematische Ausbeutung der Menschen durch kapitalorientierte Wertschöpfung und sorgt für rassistische Ausgrenzung. Darüber hinaus bestehen weiterhin rassistisch motivierte Bewegungen und Gruppen, die mit primitivsten populistischen Mitteln eine brutale Hetzjagd gegen Migrant*innen und Geflüchtete heraufbeschwören. Kaum ein Tag vergeht, an dem keine noch so schlechte Bedingungen bietende Geflüchtetenunterkunft angegriffen wird. Als vermeintliche Lösung wird die Geflüchtetenabwehr bereits im Mittelmeer auf brutalste Art und Weise intensiviert.
Nicht, dass das Motto „Grenzen überwinden“ nicht sowieso schon perfide genug wäre. Vor dem Hintergrund der eben erwähnten und für alle sichtbaren menschenunwürdigen Haltungen und Aktivitäten in Deutschland erscheint die Wahl des Mottos umso widerwärtiger.

Deutschland bleibt scheisze!

Deutschland bleibt eine politische Kulisse des Kapitalismus. Mit ihm ist die befreite Gesellschaft nicht zu machen. Noch immer gilt es „alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist“ (Karl Marx). Dies ist und bleibt die Aufgabe einer radikalen Linken und die Einheitsfeierlichkeiten bieten durchaus einen Anlass zu zeigen, dass die herrschende Politik nicht alternativlos ist.
Daher rufen wir dazu auf die diesjährigen Feierlichkeiten in Frankfurt zu stören und an den Aktionen vor Ort teilzunehmen!

Am 3. Oktober 2015 nach FFM!
Nationalismus und Kapitalismus sind kein Grund zu feiern!
Für den Kommunismus!

Theorie, Kritik & Aktion | Berlin [TKA]




Gute Gründe gegen die Einheitsfeierlichkeiten finden sich in der von uns herausgegebenen Broschüre "Kein Applaus fuer Scheisze - Streitschrift gegen den Tag der Deutschen Einheit".
Mit Beiträgen von *andere zustände ermöglichen [*aze], Autonome Neuköllner Antifa [ANA] und einem freien Journalisten.

Die Broschüre wird ab nächster Woche in den üblichen Berliner Läden ausliegen.

Zeige Kommentare: ausgeklappt | moderiert

Immer noch nicht, auch wenn die Nazisituation beschissen ist wie lange nicht.

scheiß antideutsche, habt mit kommunismus nix am hut ihr liberalen hunde!!

"sz" satt "ss" zu schreiben ist ja wohl der größte kindergarten der mir in politischen texten untergekommen ist. ich dachte sowas machen nur  jugendliche antideutsche auf facebook oder anpolitisierte die dahiner noch einen sinn vermuten.

die ANA ist doch nur ein Haufen von durchgefeierten HipsterJunkies die noch nie was mit radikaler linker politik zu tun hatte. Neukölln hat euch richtig verdient.

Alter ,wenne meinst hier deinen Hass auf ANA loslassen zu müssen dann zieh Neukölln da nicht mit rein,es sei denn du denkst ganz neukölln ist ANA.Weit gefehlt ,hier gibt es auch menschen die eine Antifaschistische Meinung haben,sich aber nicht vereinnahmen lassen,und aus gutem Grund deshalb auch gefeit sind gegen das ganze Gedisse.Aber traurig ist das schon,das es nicht geschafft wird selbst beim kleinsten Nenner,und der heisst Gegen Nazis,mal die Querelen aussen vor zu lassen

http://www.taz.de/Die-eine-Frage/!5229545/

 

Dann ist das mein Land - Peter Unfried, taz.de, 18.09.2015


Es ist an der Zeit, sich die Hände schmutzig zu machen: Wessen Land ist Deutschland? Linker Patriotismus muss her.

 

Noch nie war die CDU-Bundeskanzlerin Angela Merkel klassischen Linken so nahe, wie in jenem Moment, da sie in der Flüchtlingsdebatte ihren problematischsten Satz sprach: „... dann ist das nicht mein Land“.

 

Sie meinte: Wenn man nicht mal mehr Flüchtlingen helfen darf. So ähnlich haben Linksgrüne eine aus der deutschen Schuld entstandene „verquere Form negativer Identität“ (Harald Welzer) bis in das 21. Jahrhundert transportiert. Wenn das hier so ist, dann ohne mich. Wenn es hier noch Nazis gibt. Und Gartenzwerge. Wenn Heino singen und die Bild-Zeitung erscheinen darf. Wenn hier die CDU regiert. Und die CSU. Diese ganze Menschenverachtung. Also, nö. Oder vielmehr „pfui!“, wie die für Empörung zuständige Bundesgrüne in diesen Tagen twittert.

 

Wenn unsere (West-)Alten vom Krieg erzählen, von ihrem Krieg, dann kommt die Rede schnell auf den linksalternativen Tunix-Kongress 1978. Das Motto lautete: „Flüchten oder aushalten.“ Ab in die Toskana oder ab in die Nische. Weil: Deutschland ging ja gar nicht. Die meisten wurden dann Staatsbeamte. Den Widerspruch nahmen sie so tapfer hin wie die Pension. Selbstverständlich blieben sie in Opposition zu „diesem Staat“, wie man korrekt zu sagen hatte. Old Ströbele regte sich noch bei der WM 2006 über Deutschlandfahnen auf. Und Young Kipping warnte vor jeglicher Form des Patriotismus.

 

Und nun sind wir durch die Flüchtlingsdynamik an einem tatsächlich historischen Punkt angelangt. „Wir“ Links- und Ökobürgerliche können dieses Land bewusst zu unserem Land machen – und die EU gleich mit. Aber eben nicht gegen „die“ Rechts- und Wirtschaftsbürgerlichen. Sondern nur mit ihnen. Blöd. Doch es kommt noch härter. Die Neugestaltung muss unter den Bedingungen der Realität geschafft werden. Und da ist es leider so: Selbst wenn unser Land keine Grenzen mehr hätte, die Realität hat Grenzen.

 

Niederlage und Bestätigung

 

Robert Habeck, der Kandidat für die grüne Spitzenkandidatur 2017 – traut sich eigentlich sonst noch jemand? – hat ein wegweisendes Buch geschrieben, in dem er „linken Patriotismus“ als notwendige Grundlage für sozialökologische Veränderung definiert. Man muss seinem Gemeinwesen positiv verbunden sein, um für die Gesellschaft etwas hinzukriegen. Habeck schreibt auch: „Man kann nicht gleichzeitig anpacken und sich nicht die Hände schmutzig machen.“

 

Die Grünen können recht behalten, weil sie manches tatsächlich schon vorher gewusst haben. Oder sie können ihre moraltheoretisch richtigen Positionen der eingetretenen Realität anpassen, weil es in dieser Wirklichkeit niemandem hilft, wenn sie sogenannte rote Linien einfrieren. Moral kann sich nur im Handeln vollziehen. Also in den Ländern und Kommunen, in denen Grüne wie Habeck, Kretschmann, Al-Wazir regieren. In der Realität, die dort geschaffen werden kann. Und geschafft werden kann.

 

Das ist in jedem Fall weniger, als wünschbar wäre. Der klassische Negativ-Linke müsste daher jegliches Erreichte als Niederlage und Bestätigung dafür einsortieren, dass das hier nichts werden kann. Erst recht nicht, wenn Grüne regieren.

 

Der linke Patriot aber wird daran arbeiten, den offenbar selbst Merkel ergreifenden Wunsch vieler Bürger nach einer Neujustierung von Eigeninteressen und Solidarität in gesellschaftlichen Fortschritt umzumünzen. Unter den Bedingungen der Realität, also einer Merkel-Gesellschaft, die von Errungenschaftskonservatismus geprägt ist, und zwar links wie rechts.

 

Die Formel lautet: So vielen wie möglich helfen, so viel wie möglich verändern. Dafür muss man anpacken. Und sich die Hände schmutzig machen. Le t ’s do it. Es ist unser Land.

sorry, aber das lehrt mich meine Erfahrung nach 20 Jahren linksradikaler Praxis;-)

am besten bei jedem text wechseln, dann kann m nicht eingeordnet werden. der artikel ist doch gut, was regt ihr euch den alle auf...

das geht aber auch ohne "antideutsche"-Kackscheiße. "Deutschland halts Maul" haben wir schon lange vor den ad's gerufen und wir werden es auch weiterhin ohne euch tun. Ihr versucht nach wie vor linke Standardpositionen populistisch "neu" zu besetzen und es geht euch dabei weniger um die Sache, als vielmehr um die eigene Rolle und Vormachtstellung einer linken Avantgarde. Damit ist euer Verhalten falsch, elitär und reaktionär und jeder der euch kennt weiß: mit euch wird niemals ein alternatives System zu machen sein, denn jede alternative Praxis wird von euch mehr bekämpft als das System. Deswegen: immer noch lieber CDU als "antideutsch".