Von Christoph Ruf
Im November 2014 erschien in dieser Zeitung ein Interview mit zwei langjährigen Antifaschisten, die die militanten Strategien der 80er und 90er Jahre hinterfragen. Es ist ein nachdenkliches, vor allem aber sehr langes Interview geworden, durch das sich ein Mann geackert hat, dessen Beißreflexe seit jeher aktiviert werden, wenn es um Linke geht: Alexander von Stahl.
Einer der beiden Interviewten, Bernd Langer, soll nach dem Willen des Mannes, dessen Klarname auch Pseudonym sein könnte, nun vor Gericht kommen, weil er einen Brandanschlag auf die Druckerei der rechten Zeitung »Junge Freiheit« im Jahr 1994 gelobt hat.
Wer aber ist dieser Mann, der zum Kadi läuft, weil mal wieder einer vergessen hat, dass ein Interview kein Kneipengeplapper ist und die Produktion von Bauschutt noch keinen Rechten bekehrt hat? Richtig, es muss sich ebenfalls um einen politischen Aktivisten handeln. Einen, der 1993 keinen politischen Hintergrund erkennen wollte, als Mitglieder der rechten Szene ein von Türken bewohntes Haus in Solingen anzündeten und fünf Menschen ermordeten. Einen, der laut dem FDP-Chronisten Jörg Leuschner den FPÖ-Boss Jörg Haider einen »Ehrenmann« nannte und damit das selbe Wort benutzte wie sein Kärntner Heros, als er Mitglieder der Waffen-SS mit dieser Vokabel bedachte.
Seit den 60er Jahren ist der Jurist von Stahl nun schon in der FDP, und man ahnt, dass das niemandem unangenehmer sein dürfte als den wenigen verbliebenen Liberalen in dieser Partei, deren Berliner Landesverband von Stahl 1996 einmal vom rechten Rand her kapern wollte. Aus dieser Zeit sind auch Äußerungen überliefert, die auf ernste Wahrnehmungsstörungen hindeuten: »Unter unserer Verantwortung ist die Bundesrepublik fast ein sozialistischer Staat geworden«, findet der Mann, der als Generalbundesanwalt von der Bundesregierung in den einstweiligen Ruhestand versetzt wurde, nachdem am 27. Juni 1993 die versuchte Festnahme der beiden RAFler Birgit Hogefeld und Wolfgang Grams mit dem Tod von Grams und eines Polizisten endete.
Alexander von Stahl und seine Connections zu den Naziburschen
Am 01.12.2012 hielt Alexander von Stahl einen Vortrag auf dem Haus der Naziburschenschaft Germania in Halle. Von Stahl ist selbst "Alter Herr" der A.V. Zollern (Cartellverband, katholisch).
Weiterer Artikel zum Thema mit Hintergründen zum Strafprozess
»Spitzenaktion« vor Gericht
Darf man heute einen Brandanschlag von vor 20 Jahren gut finden? Nein, sagt die Berliner Staatsanwaltschaft und schickt einem Interviewpartner des »nd« einen Strafbefehl. Doch der will das nicht hinnehmen.
Es klingt nach einer alten Rechnung: »Superaktion« hat ein linker Buchautor und Antifa-Aktivist einen Jahre zurückliegenden Anschlag auf die »Junge Freiheit« genannt. Dafür soll er nun bezahlen.
Mehr: https://linksunten.indymedia.org/de/node/149584