Dresden-Lockwitz: Es gibt kein ruhiges Hinterland!

werbeschild zeisig

 Lockwitz - ein kleines Dorf am Stadtrand von Dresden, fernab vom Großstadtleben. Hier gibt es eigentlich nicht wirklich viel zu sehen: lauter Einfamilienhäuser, eine kleine Bäckerei, den plätschernden Lockwitzbach, die freiwillige Stadtteilfeuerwehr, ein paar kleine Läden und das war’s auch schon. Doch - war es das wirklich?

 

NPD-Landeszentrale in Lockwitz

Nein. Lockwitz ist der Ort, in dem 2005 noch die sächsische NPD-Landeszentrale im Lockwitzgrund 62 ansässig war. Von hier aus verbreiteten Parteikader wie Holger Apfel ihre rassistische und verfassungsfeindliche Propaganda. Örtliche Antifa-Gruppen veranstalteten damals Demonstrationen durch den Lockwitzgrund direkt zur Landeszentrale und verteilten im Ort entsprechende Flugblätter - mit gewünschem Erfolg. Die NPD-Führung zog sich andernorts zurück. (http://goo.gl/DIvuks)


Nazi-Bildungswerk findet nach Lockwitz

Nachdem die Landeszentrale von dort weggezogen war, blieb das Gebäude nach wie vor in den Griffen der Nazis. Dort nistete sich der unscheinbar klingende Verein “Bildungswerk für Heimat und nationale Identität e.V.” (VR 4748, Amtsgericht Dresden) ein. Eine NPD-nahe Stiftung, geführt von Parteifunktionären wie Thorsten Thomsen, die Seminare für “vornehmlich Schüler, Studenten und junge Akademiker” organisiert, um ihre neo-faschistischen Wertevorstellungen an diese weiterzugeben. (Offizielle Homepage des “Bildungswerkes”: http://goo.gl/c38koW) Es ist nicht bekannt, inwiefern dieser Verein noch aktiv ist. Der Eintrag im Vereinsregister ist zumindest noch vorhanden.

Das Gebäude im Lockwitzgrund beherbergt heute allerdings keine Neonazis mehr, sondern eine regionale Dentaltechnik-Firma.

Nazistrukturen lassen Lockwitz keine Ruh

Die Landeszentrale ist also weg, das Bildungswerk ist ihr gefolgt. Man könnte meinen, dass Lockwitz “entnazifiziert” worden ist. Doch auch nur, bis man einmal genauer hinsieht. Denn rassistische Strukturen fühlen sich in diesem Dorf heute immer noch genauso zu Hause, wie die ansässige Stadtteilfeuerwehr.

Ein glänzendes Beispiel ist ein weiterer hier beheimateter Verein: die “Bürgerinitiative Lockwitz e.V.”. Diese stellte 2014 eine Petition, gerichtet an den Dresdner Sozialbürgermeister, beim Onlinedienst openPetition ein. Darin wurde offen gegen Asylbewerber_innen als potentielle Gefahrenquelle gehetzt, die im Juli 2015 in die als Asylbewerberheim umfunktionierte Lockwitztalstraße 60/60a einziehen sollen. Ungefähr 1400 Menschen unterschrieben die Petition - das entspricht ca. einem Viertel aller Einwohner von Lockwitz mit den angrenzenden Orten Nickern, Kauscha und Luga. Gegenaktionen, um sich mit den geflüchteten Menschen zu solidarisieren, gab es bisher nicht.


Auch PEGIDA mischt mit

Man möchte schon fast nicht mehr an Zufall glauben: Das nächste Problem lauert wieder im Lockwitzgrund. Und zwar im Lockwitzgrund 64 - direkt neben dem Gebäude, das vor 10 Jahren noch hochrangige NPD-Funktionäre beherbergt hatte. Von außen sieht es aus wie ein ganz normales, vielleicht etwas spießbürgerliches, Einfamilienhaus. Auffallend ist die Wirmer-Flagge, die am Fahnenmast über den hoch gehaltenen Zaun hinausragt - wirkt verdächtig.

Sieht man sich nur mal die Facebook-Profile der Bewohner_innen an, bestätigt sich der Verdacht. Unter den “Gefällt mir”-Angaben von Kathrin Zeisig finden sich Seiten wie “Sachsen Antifafrei”, die NPD, die neurechten Identitären und natürlich PEGIDA. (https://goo.gl/ndnGAK)

Letzterem fühlt sich die Familie Zeisig anscheinend besonders verbunden. So wurde zur Oberbürgermeisterwahl in Dresden, zu der auch PEGIDA-Kanidatin Tatjana Festerling angetreten ist, kurzerhand ein übertrieben großes, gut sichtbares Werbeschild am Gartenzaun angebracht. Natürlich engagiert man sich auch mit dem normalem Aufhängen von Wahlplakaten für die Rassisten der Dresdner Montagsdemonstrationen.

Familie Zeisig um Kathrin und Thomas Zeisig hat offenbar kein Problem damit, öffentlich Rassisten zu supporten.


Es bleibt der Eindruck, dass offene Hetze, Intoleranz und Rassismus im Dresdner Lockwitz Tradition zu scheinen haben.
Örtliche Antifaschist_innen sind aufgefordert, sich hiermit viel mehr auseinanderzusetzen, Informationen über Naziaktivitäten- und strukturen zu sammeln und darüber zu informieren.

Langfristiges Ziel muss es sein, den Nazis, ob von PEGIDA oder NPD, zu zeigen, dass sie weder in diesem Ort noch sonst wo willkommen sind.

Alerta, Alerta, Antifascista!

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im Großen und Ganzen ein ziemlicher Blindflug.

 

1. ist die NPD-Landeszentrale nicht umgezogen, weil Ihr oder eure Vorgänger da eine Flugblattaktion gemacht haben, sondern weil sie nach der Landtagswahl mehr Kohle hatten. Seid Ihr wirklich so weltfremd und glaubt, dass der Durchschnitts-Nazi so leicht zu beeindrucken ist? Oder wollt Ihr euch nur selbst den Bauch pinseln?

 

2. "den Nazis zeigen, dass sie an diesem Ort nicht willkommen sind"

 

NOCH weltfremder.

 

Oben recherchiert Ihr, dass ca. ein VIERTEL der Lockwitzer öffentlich (!) eine fremdenfeindliche Petition unterschrieben haben. Die offenen Rassisten (Pegida + AfD) haben bei der OB-Wahl in Lockwitz locker über 20% der Stimmen bekommen. Und das ist nur die Spitze des rassistischen Eisberges, wer eine Ahnung hat, wie der "Normalbürger" in der sächsischen Provinz tickt, weiß wovon ich rede.

 

Und in diesem Rassisten-Sumpf wollt Ihr also den Rassisten zeigen, dass sie in der Dorf-/Volksgemeinschaft, die sie hervorgebracht hat, unterstützt, wählt und schützt nicht "willkommen" sind.

 

Viel Spaß beim Versuch!

 

Der Versuch sich beim rassistischen Mainstream anzubiedern, ist schon vor 20 Jahren gescheitert und er wird wieder scheitern.

 

Absolut schlecht und weltfremd. Da hätte ich einer ostdeutschen Antifa-Gruppe mehr Realitätssinn zugetraut. Aber das sind zugebenermaßen meine eigenen Vorurteile.

...macht einen Artikel noch nicht schlecht. Aber das müssen wir so einem Journalismusexperten wie dir ja nicht erklären. ;-)


Zu 1.: Wir werden wahrscheinlich niemals erfahren, warum die NPD-Zentrale damals umgezogen ist. Unserer Einschätzung nach könnte der öffentliche Druck aber durchaus eine Rolle gespielt haben. Letztendlich ist es aber egal, denn sie sind jetzt weg.

 

Zu 2.: Dieser Abschnitt ist einfach nur eine Missbilligung jeder lokalen antifaschistischen und antirassistischen Arbeit. Damit können wir natürlich auf keinen Fall konform gehen, denn Wegschauen heißt Mitschuld! 

 

Übrigens empfinden wir es es als absolut weltfremd und arrogant, einen Artikel nur wegen zwei Meinungsverschiedenheiten als "schlecht" einzustufen.