Beim Lesen des Artikels „Streitkultur auf dem Ract-Festival: Mit hartem Körpereinsatz gegen Boris Palmer“ des Schwäbischen Tagblattes vom 07.06.15 bekommen wir ein Bild des hilflosen Oberbürgermeisters gezeichnet, der friedlich seinen Lángos essen möchte und beim Flanieren ohne jeglichen Grund von irgendwelchen Jugendlichen körperlich angegangen werde.
Leider handelt es sich bei diesen Jugendlichen jedoch nicht um aufgebrachte Hormonbomben, und leider verzerrt der Artikel nicht nur Tatsachen, sondern verhüllt den eigentlichen Grund für die Unannehmlichkeiten, die Palmers Besuch auf dem Festival verursacht hat: Seine Politik. Seine Solidarität mit diskriminierenden Männerbünden. Seine kruden Standpunkte in Sachen Flüchtlingspolitik.
Das Problem ist die Paarung seiner neokonservativer Einstellung mit
Ignoranz, die am Wochenende sogar so weit ging, dass er die Polizei auf
einen Menschen hetzte, der Palmer gar nicht angerempelt hatte, sondern
lediglich einen anderen Besucher gegen Palmers Handgreiflichkeiten zu
beschützen suchte.
Wir halten es für ein Unding, dass eben jener Mensch, der mit dem eigentlichen Konflikt nichts zu tun hatte, nun öffentlich diffamiert wird. Die „Umstehenden“ nämlich, die dem jungen Menschen laut des Artikels „bewundernde Blicke“ zugeworfen haben sollen, sind keine zugedröhnten Jungs mit Hang zur Gewalt. Sie sind politische Subjekte, weiblich wie männlich, die sich unwohl fühlen, wenn sich ein offen unsolidarischer Politiker auf einem Festival zeigt, das Künstler_innen mit linksradikalem Hintergrund einlädt.
Deshalb sind wir auch von eben diesem Festival enttäuscht, da es repressiv mit dem Oberbürgermeister zusammen arbeitet. Es beschäftigt sich nicht mit dem politischen Anspruch der Besucher_innen und bittet diese sogar, ihre Shirts mit antikapitalistischem Aufdruck zu wenden, um „Neutralität“ zu wahren.
Neutralität wäre unseres Erachtens da einzufordern, wo Palmer krampfhaft versucht, einen Schuldigen auszumachen und in diesem Zuge nicht einmal davor zurückschreckt, wahllos einen Unbeteiligten auf der öffentlichen Plattform Facebook an den Pranger zu stellen. Neutralität auch da, wo sich Palmer Besucher_innen gegenüber als polizeirechtlich Bemächtigter präsentiert.
Hat Boris Palmer tatsächlich exekutive Rechte?
Palmers Umgang mit den Geschehnissen zeigt ihn tatsächlich wie im Artikel beschrieben „verloren“: Jedoch nicht als armes Opfer grundloser Gewalt, sondern vielmehr als Opfer seiner eigenen Unfähigkeit zu erkennen, dass die Menschen sich nicht unreflektiert gegen ihn wenden, sondern aufgrund belegbarer politischer Differenzen.
Wir wünschen uns einen offeneren Umgang mit den Geschehnissen, wir wollen ernst genommen werden, wir wünschen uns eine Stellungnahme vom Ract-Festival, und wir wünschen uns vor allem eines: Weniger bedingungslose Solidarität für Boris Palmer, der zwar Oberbürgermeister ist, aber gerade deshalb nicht hilflos. Er profiliert sich auf seiner Facebookseite als gewaltfrei und aufgeschlossen, stellt sich im Konfliktfall jedoch hierarchisch klar über Andere und schlägt auch gerne mal zu, wenn er nicht gerade einen Lángos in den Händen hält.
Wo kämen wir hin, Palmer aufgrund etwaiger hormoneller Verwirrung die Verantwortung für seine politischen Absurditäten abzusprechen?
Reality Check
Mensch mag von Palmer halten was mensch will, aber er ist als OB nicht Diener eines bestimmten politischen Spektrums, so gerne mensch das hätte, sondern muss für möglichst alle Menschen in Tübingen da sein, für Refugees wie für Alteingesessene, für "diskriminierenden Männerbünde" ebenso wie fürs Epple Haus. Er unterstützt das Ract! aktiv in Existenz und Standort, und sendet ein Grußwort, sehr "unsolidarisch" das, dafür darf mensch ihn ruhig mal für "neokonservativ" halten und "Arschloch" schimpfen.
Also, Leute, wenn ihr so "Politik" macht - Scheisse benehmen trifft es besser - warum wundert ihr euch dann eigentlich, dass euch immer weniger Solidarität zukommt, von Lokalpolitik, Presse, Uni und Co.? Oder schon mal nachgedacht, von wegen
Ohne den Support des OBs bzw. der Stadtverwaltung gibt es solche Festivals kaum bis gar nicht. Wenn Euch an Palmer was nicht passt, dann nutzt die Möglichkeiten zur Debatte, wählt wen anderes, aber Beschimpfungen und Anrempeln beim Essen, das ist einfach nur panne.
Reality Check 2.0
Warum ist er dann in Bündnis 90/Grüne? Lässt sich von den neureichen grünen Mittelstand Chauvinist*innen aus dem französischen Viertel wählen usw...
Da spricht des OBs Verhalten aber wohl ganz andere Bände. Schön bei dem alljährlichem Frühschoppen der Männerbündler hofieren, zum Thema refugees zwar die diplomatische Seite zeigen, man wolle keine Abschiebungen mehr haben, dann aber wiederum behaupten "Man müsse schauen wie qualifizierte Arbeitskräfte länger hier (in Deutschland) bleiben, aber unqualifizierte schneller los werde."
Das Grußwort beginnt so:
...zeigt wohl zu Genüge, wessen geistiges Kind er ist.
Wer um alles in der Welt hat denn behauptet, man würde so "Politik" machen? Und wer hat bitteschön zu bestimmen, was richtige "Politik" und was falsche ist?
Hier wundert sich wirklich niemand...
Ach so! Dann war das alles ein schlechter Traum, dass das Festival zu Anfangszeiten selbstorganisiert war?
Ernsthaft? Um so eine gequirtlte Scheiße zu bekommen wie damals bei der "Debatte" mit Henryk M. Broder?
Kann man machen, sollte man auch. Im Großen und Ganzen ändern Wahlen aber nicht das Weltgeschehen.
Das muss man eben aushalten, auch als OB der Weltstadt Tübingen. Oder: mimimi
Reality Check 2.1
Selbst wenn er parteilos wäre muß er möglichst für alle da sein, nicht nur für "neureichen grünen Mittelstand Chauvinist*innen aus dem französischen Viertel" - he, das ist mal ein richtig geiles Klischee...
Und endet so: "Ich möchte dem Kreis der Aktiven meinen herzlichen Dank für diese tolle Leistung aussprechen und hoffe, dass das Ract! im kommenden Jahr wieder von einem schönen Sommerabend profitieren kann, dem auch kein Fussballereignis den Termin streitig machen kann. Macht weiter so!" - voll die unsolidarische Socke! Was soll mensch denn erwarten von einem OB in Hinblick auf ein linkes Festival?
Der Artikel behauptet das, von wegen "...sind keine zugedröhnten Jungs mit Hang zur Gewalt. Sie sind politische Subjekte..." - und mensch kann eine "Politik", die aus Anrempeln und Beschimpfen besteht, für mistig halten.
Gewiß nicht, aber mit Support durch die Stadt geht so was immer viel besser, oder überhaupt, sie könnte es auch einfach mal nicht zulassen im Stadtpark. Deshalb ist nur verständlich, daß die Orga es uncool findet, wenn erstens gegen die ausdrückliche Leitlinie des Festivals Gewalt angewendet wird, und das zweitens auch noch gegen den wohlgewogenen OB passiert.
Jaja, "If voting changed anything, they'd make it illegal." (Emma Goldman)
Wer jammert hier? Palmer hat nicht gejammert, sondern sich gewehrt, und die Bullen zu Hilfe gerufen. Jammern tun die, die so gar nicht verstehen können, daß solche Anmache Konsequenzen nach sich ziehen - immerhin hat er auf eine Anzeige verzichtet.
reality chek 5000
palmer musz weg
ract musz weg (ist jetzt schon der 384 zwischenfall, veto gegen alle ract soli-, aftershowparty im epple)
restliche kartofeln in keller
mimimis sollen bücher lesen
reality check mal echt
Palmer kommentier hier doch fleißig mit !
Ract at the beginning
Das Ract! war anfangs nicht so selbstorganisiert, dass es auf die Unterstützung der Stadt nicht verzichten konnte. Im Gegenteil: Die Stadt gibt Zuschüsse und der Ordnungsamtsleiter verhält sich ausgesprochen kooperativ. Man kann ja mal in Reutlingen nachfragen, wie deren Ordnungsamtsleiter so tickt. Die Zellis geben da sicher gerne Auskunft.
So beschissen ich Palmer als Mensch und seine Positionen finde, so verständlich finde ich, dass er sich eben nicht einfach anrempeln lässt und sich irgendwie wehrt. Dass er den Macker makiert, der über Polizei und Ordnungsamt herrschen kann, ist natürlich politisch grenzwertig, weil Menschen in anderen Positionen das nicht einfach so können. Aber auch ein OB hat das Recht auf ein Leben frei von Gewalt.
Haben die Angreifenden eigentlich über politische Ziele nachgedacht bzw. reflektieren die mittelfristige politische Wirkung?
Und was kann eigentlich in einer Debatte besser sein als jemanden nachzuweisen, dass er "gequirlte Scheiße" von sich gibt? Gelingt der Nachweis, so erreicht man mehr Menschen als mit so einer Aktion. Da zählen aber Argumente und nicht ein mackerhaftes Gehabe.
Deutungshoheit
"Wer um alles in der Welt hat denn behauptet, man würde so "Politik" machen? Und wer hat bitteschön zu bestimmen, was richtige "Politik" und was falsche ist?"
So ist es! Wer bestimmt das? Diejenigen, die den OB des Platzes verweisen wollen, weil er die angeblich "falsche" macht? Die haben also die Deutungshoheit? Tztztz ....