[HH] Offener Brief des kollektiven Zentrums -koze-

21.05.-25.05.15 kollektive Aktionstage

Sehr geehrte Damen, sehr geehrte Herren,

wir sind sehr verwundert über die unterschiedlichen Signale, die wir derzeit von Seiten der Behörden erhalten. Einerseits findet am 09.06.15 nun endlich das von uns geforderte Gespräch im Fachamt für Stadt- und Landschaftsplanung über die Zukunft des koZe mit allen Beteiligten statt (Fachamt SL, HBK Hanseatische Bau Konzept, LIG Landesbetrieb für Immobilienmanagement und Grundvermögen, KuNaGe e. V., koZe, Bezirkspolitik).


Andererseits droht der LIG mit seinem Brief vom 26.05.15 offen mit Kündigung. Besagter Brief basiert größtenteils auf Mutmaßungen und Unterstellungen. Zu oft wurden wir vom LIG getäuscht und belogen, deshalb dieser offene Brief. Auch damit wir uns am 09.06.15 nicht in Detailfragen über den Mietvertrag und etwaige Verstöße verlieren, sondern das Wesentliche im Auge behalten.

 

Seit September 2014 sind wir nun in dem ehemals leerstehenden Gebäude in der Norderstraße 65. Mittlerweile nutzen regelmäßig Kinder den Spielplatz, gleiches gilt für den leerstehenden Hof. Viele politische und soziale Gruppen haben im kollektiven Zentrum ein Zuhause gefunden. Kurzum, seitdem ist viel passiert und sehr viel wurde von uns erreicht.

 

Werfen Sie einen Blick in die Auflistungen der regelmäßigen und unregelmäßigen Veranstaltungen im Anhang. Die Angebote des kollektiven Zentrums sind unkommerziell, kostenlos und so vielfältig wie seine Räume: Es gibt Siebdruck-, Näh- und Fahrradwerkstätten, ein Fotolabor, einen Sportraum für Yoga, Capoeira, Kickboxen u.v.m., einen Kinderraum, ein Büro und einen Versammlungsraum, ein Kino, eine Bibliothek zum
Lesen und Studieren, eine Küche, wo regelmäßig und im großen Stil gekocht wird. Viele Räume sind auch multifunktionell, so finden im „Barraum“ Infoveranstaltungen, Vorträge, der Punk-Frisö rsalon oder Kulturveranstaltungen statt.

 

Bereits Anfang des Jahres haben wir versucht das gesamte Haus anzumieten. Hier erlebten wir wieder ein dé ja-vu. Wiederum versuchte der LIG, wie bereits bei der Durchsetzung der ursprünglichen Zwischennutzung, den Prozess zu blockieren. Die Türen standen jedoch alle offen und wir sind nicht mehr bereit unser Handeln von der Willkür des LIG abhängig zu machen. Wenn ein Bedarf an Räumen besteht, dann werden wir uns diese nehmen. Das haben wir bereits im Ausschuss für Wohnen und Stadtteilentwicklung angekündigt. Dazu stehen wir, denn wir halten das für richtig. Und zwar nicht nur als kollektives Zentrum, sondern als Quartier Münzviertel und darüber hinaus.

 

Auf dem gesamten Gelände soll gebaut und voll funktionsfähige Gebä ude abgerissen werden, weil Investoren mit einem Neubau mehr Geld verdienen. Wiedereinmal stellt sich die Frage: Wer entscheidet über öffentliche Flächen und Gebäude und warum so und nicht anders? Sind unsere Ideen und Bedürfnisse nichts wert? Der Filz aus Privatinvestoren und Teilen der Stadt, deren kleingeistige Gedankenwelt sich ausschließlich am monetären Ertrag orientiert, wollen die Anwohner_innen und uns vor vollendete Tatsachen stellen.

 

Der LIG hat Sie und uns im vergangenen Jahr bereits mehrfach belogen, um eine Zwischennutzung zu verhindern: Kampfmittelsondierungen, Verkehrssicherheit, Strom und Wasser seinen abgestellt. Nun geht das Lügen weiter. In dem gesamten Gebäudekomplex sind nahezu alle Heizungen angestellt und aufgedreht. Das bezeugen z. B. die eidesstattlichen Erklärungen, die wir bereits im vergangenen Jahr vorgelegt haben.

 

Das kostet viel Geld und nun wird versucht, uns diese Kosten anzulasten. Dabei sind es doch gerade wir, die die Nebenkosten durch zeitweises Abstellen der Heizungen gesenkt haben. Ein Abstellen von Heizungen fand in den anderen Gebäudeteilen hingegen gar nicht statt.

 

Eine Kündigung des Mietverhältnisses wird die Situation nicht befrieden können und nur Verlierer_innen zurücklassen. Da wir aber als Teil einer progressiven antikapitalistischen Bewegung das Kämpfen und verlieren gewöhnt sind, haben wir uns längst vorbereitet, die vorzeitige Beendigung des Projekts kollektives Zentrum teuer, unbequem und unkontrollierbar zu machen.

 

Wir haben kein Interesse an einer Eskalation, doch wenn sich die Behörden dazu entschließen sollten, Nachbarschaftsinitiativen, Flüchtlingsgruppen, Volxküchen und vieles mehr wieder auf die Straße zu setzen, dann wird sich dort die Trauer und Wut über den Verlust des politischen Zuhauses Luft verschaffen.

 

Orte, wie das koZe werden benötigt, denn wo sollen sonst die hiesigen Veranstaltungen in dieser Stadt stattfinden? Unsere Ideen von kollektiver Selbstverwaltung sind besser und nachhaltiger als das geplante Neubauprojekt. Unsere Ideen sind in Bewegung, lassen sich nicht räumen und werden sich bei nächster Gelegenheit an anderer Stelle Raum nehmen.

 

Vielleicht sind die Unterstellungen der Innenbehörde, die uns laut taz vom 24.03.15 in einer Chronologie mit der Roten Flora und der Hafenstraße sieht, nicht ganz falsch. Das wir uns nicht einschüchtern lassen und uns zu helfen wissen, wenn uns z.B. ohne Vorankündigung die Heizung abgestellt wird (siehe taz 31.03.15), haben wir bereits gezeigt. Angst vor einer Kündigung und den daraus resultierenden politischen Auseinandersetzungen haben wir keine.

 

Kein Abriss! Kein Neubau! koZe verteidigen!

 

www.koze.in

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