Papa schau, ich bin ein Pflasterstein. Alles Gute zum Vatertag!

Papa schau, ich bin ein Pflasterstein. Alles Gute zum Vatertag! 1

Am Samstag, den 09.5.2015, wurde wieder einmal von christlichen Fundamentalist_innen zum Gebetszug „1000 Kreuze für das Leben" aufgerufen. Wie jedes Jahr um die gleiche Zeit mobilisierte der Verein EuroProLife, ansässig im Münchner Westend, mit Unterstützung der Arbeitsgemeinschaft Lebensrecht München (ALM) zum Sendlinger-Tor-Platz, um gemeinsam im Trauermarsch Richtung Isar und Universität für die vermeintlich tausenden Ungeborenen zu beten und um ihre Hetze gegen das Recht auf Abtreibung nach außen zu tragen. Auch Cops, ja sogar die „verirrten Linksextremist_innen", die zahlreich zu den Gegenprotesten erschienen, wurden in das Gebet mit eingeschlossen. Unter dem Motto: „Der Himmel wird uns ganz sicher beistehen!“ hofften die Fundis auf viele mitlaufende Kreuzträger_innen oder in der Ferne betende Gläubige.


Bereits zu Beginn der Veranstaltung zeigten sich bayernweit bekannte Gesichter aus der Neonazi-Szene des sogenannten III-Weg´s (Nachfolgeorganisation des im letzten Jahr verbotenen Freien Netz Süd), um neben und mit den Fundis ihre menschenverachtende Propaganda unter die Leute zu bringen. Weder von Seiten des Vereins EuroProLife, noch von den örtlich zuständigen Beamt_innen fühlte sich jemand zuständig die Nazis der Veranstaltung zu verweisen - für beide Akteur_innen war es kein Problem, dass Neonazis neben ihnen Flyer verteilten und Scheiße propagierten. Die Jahre zuvor wurden Neonazis seitens der Fundis explizit der Veranstaltung verwiesen, doch in Zeiten von Pegida, Bagida und Co. ist scheinbar ein gemeinsamer Nenner gefunden, der langsam, aber mit immer mehr Sicherheit die scheinbaren Differenzen der letzten Jahre übersehen lässt.


In den Tagen darauf, genauer gesagt an Christi Himmelfahrt (Vatertag) gingen im Westend die Schaufensterscheiben zu Bruch. Mehrere Pflastersteine landeten direkt im Lebenszentrum des Vereins - aus guten Gründen. Mit Sätzen wie: „Papa schau, ich bin ein Junge.“ schmücken die Fundis neben Plastikembryonen und Bildern aus dem Mutterleib ihre Auslage. Ganz gezielt möchten sie mit ihrer Aufmachung und den dazugehörigen monatlichen Gedenkveranstaltungen durchs Westend Menschen ansprechen, die sich in einer Schwangerschaft befinden, um den vermeintlichen Gang zur Abtreibungsklinik zwei Straßen weiter zu erschweren. Sie üben gezielt psychische Gewalt aus, terrorisieren unzählige Schwangere und Menschen vor ihrer Haustür, um weiterhin ihre Ideologie einer heteronormativen Familienbeziehung zu verbreiten. Mit Plastikembryonen in der Hand halten sie auf offener Straße Menschen auf, die offensichtlich Unterstützung in ihrer persönlichen Situation suchen und sprechen ihnen ihr Recht auf Selbstbestimmung über ihren eigenen Körper ab. Dabei nehmen die Fundis Traumata und schwerwiegende Folgen für die Betroffenen billigend in Kauf, wenn sie nicht sogar mit ihrer Praxis ganz bewusst darauf abzielen.


Ob als Reaktion auf die alljährlichen "1000-Kreuze-Märschen“, die monatlich stattfindenden „Spaziergänge“ durchs Westend oder die simple Existenz solch widerwärtiger Vereine, Institutionen und Läden:
Mit dieser Aktion wurde ganz bewusst ein notwendiger und längst überfälliger Schritt gemacht. Dies ist mit Sicherheit nicht der letzte Anlauf um für Lebensweisen jenseits eines binären Geschlechtersystems einzutreten.


Ihr werdet weiter für uns beten?! - Wir werden weiter gegen euch auf die Straße gehen! -
Solange ihr uns daran hindern wollt selbstbestimmt über unsere Körper und unser Leben
zu entscheiden, bleiben eure Schaufenster nicht ganz!

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Wie kommt ihr jetzt von der Abtreibungsproblematik  zu der Anlastung eines "binären Geschlechtersystems", wie ihr es nennt?