(B) Mahnwache in Gedenken an Silvio Meier

Gedenktafel im U-Bhf. Samariterstraße

Am heutigen Freitag nahmen ca. 70 Antifaschist_innen an einer Mahnwache in Gedenken an den, am 21. November 1992, ermordeten Silvio Meier teil. Es wurden mehrere Redebeiträge verlesen sowie Blumen, Kerzen und ein Kranz niedergelegt. Am morgigen Samstag findet schließlich die jährliche Silvio-Meier-Demo statt. Aufgrund eines geplanten Naziaufmarsches hat das Vorbereitungsbündnis den Auftakt auf 18 Uhr verschoben.

 

Silvio Meier wurde am 21. November 1992 auf der Zwischenebene des U-Bhf. Samariter Straße von einer Gruppe junger Neonazis niedergestochen, er starb kurze Zeit später. Silvio Meier engagierte sich in den späten 1980er und den frühen 90er Jahren in der alternativen Szene Berlins. Er war in der linken  DDR-Opposition aktiv, hat die Umweltbibliothek mitgegründet, das Element-of-Crime-Konzert 1987 in der Zionskirche mitorganisiert und war Teil der Hausbesetzer_innen-Bewegung in Ostberlin. Sein Engagement kostete ihn am 21. November 1992 sein Leben. Bereits am Tag nach seiner Ermordung richteten seine Freund_innen und  Mitaktivist_innen eine Mahnwache am U-Bhf Samariterstraße ein. Seitdem gedenken jährlich Tausende dem Ermordeten.

Kurze Zeit später kam es in Mölln zu einem schweren Brandanschlag durch Neonazis. Drei Menschen verloren damals in den Flammen ihr Leben. Der  Name Silvio Meier steht somit in einer langen Liste an Opfern  faschistischer Gewalt in Deutschland. Die persönlichen Schicksale hinter den Taten sind somit auch in einen gesellschaftlichen Kontext  eingebettet, welcher es scheinbar nicht verhindern kann, dass Menschen  von Neonazis umgebracht werden. "In diesem Sinne mahnen uns die Opfer  faschistischer Gewalt zur Wachsamkeit, zu Mut und zum Engagement(...)" erklärte eine Teilnehmerin während der Gedenkmahnwache in einem Redebeitrag. Die Veranstalter_innen bedanken sich bei allen Dagewesenen.

Während der Mahnwache wurden außerdem ein Redebeitrag des Vorbereitungsbündnis der Demo und eine Grußbotschaft von Freund_innen des 2003 in Italien von Faschist_innen ermordeten Dax verlesen.Der Redebeitrag vom Silvio Meier Bündnis thematisierte die Dimension rassistischer Gewalt und Ausgrenzung in Deutschland. Auch aus diesem Grund zieht die Silvio-Meier-Demo in diesem Jahr von Friedrichshain nach Kreuzberg.

Auch wurde auf die Proteste gegen den morgen geplanten Naziaufmarsch in Marzahn-Hellersdorf hingewiesen. Seit Monaten schüren organisierte Neonazis aus dem Umfeld des NW-Berlin Ängste gegen mehrere sich in Bau befindende Geflüchteten-Unterkünfte in Berlin und Umland.

Für die Proteste gegen den Naziaufmarsch gibt es um 12 einen Vortreffpunkt am S-Ostkreuz (Sonntagsstraße) und einen an der Frankfurter Allee (Sparkasse) zur gemeinsamen Anreise. Aus diesem Grund findet die diesjährige Silvio Meier Demonstration unter dem Motto "Antifa heißt Kampf ums Ganze!" erst um 18 Uhr statt.

Mehr Informationen unter www.antifa-berlin.info/silvio-meier14

 

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Liebe Antifaschist_innen, Freund_innen, Passant_innen,

wir  gedenken heute Silvio Meier. Vor 22 Jahren wurde Silvio Meier hier am U-Bhf. Samariter Straße in Friedrichshain von Neonazis erstochen. Noch heute erfüllt uns der Mord mit Trauer, Betroffenheit und Wut. Freund_innen, Bekannte und Angehörige verloren damals einen engen Freund, Mitstreiter und Vater. 

Silvio Meier hat sich in linken, selbstorganisierten Bewegungen in den späten 80er und frühen 90er Jahren engagiert. Er war in der linken DDR-Opposition aktiv, hat die Umweltbibliothek mitgegründet, das Element-of-Crime-Konzert 1987 in der Zionskirche mitorganisiert und war Teil der Hausbesetzer_innen-Bewegung in Ostberlin.
 
Bereits beim Element-of-Crime-Konzert war er mit einem Angriff von Neonazis konfrontiert. Angesichts des erstarkenden Rassismus und Neofaschismus im wiedervereinten Deutschland stellte er sich Neonazis aktiv entgegen. Sein Engagement kostete ihn am 21. November 1992 sein Leben.

Am Abend des 21.11.1992 war Silvio Meier mit drei Freund_innen auf dem Weg zu einer Party. Auf dem U-Bahnhof Samariterstraße trafen sie auf eine Gruppe junger Neonazis, von denen einige rechte Aufnäher trugen. Silvio Meier und seine Freund_innen stellten sie zur Rede und nahmen ihnen die Aufnäher ab. Durch den Streit hatten sie die letzte U-Bahn verpasst und wollten den Bahnhof wieder verlassen. Auf der Mittelebene warteten die Neonazis und stachen auf Silvio Meier und seine Freund_innen ein. Er starb kurze Zeit später. Bereits am Tag nach seiner Ermordung richteten seine Freund_innen und Mitaktivist_innen eine Mahnwache am U-Bhf Samariterstraße ein. 

Noch  am selben Tag zogen Tausende in einem spontanen Schweigemarsch durch Friedrichshain. Ein Büro der neofaschistischen FAP wurde angegriffen, ein von Neonazis genutzter Jugendclub in Lichtenberg ebenfalls. Zwei Wochen nach dem Mord demonstrierten erneut Tausende von Friedrichshain nach Lichtenberg. Seitdem ist ein kämpferisches Gedenken an Silvio und alle anderen von Neonazis Ermordeten ein zentraler Bestandteil der antifaschischten Bewegung in Berlin geworden.
 
Wenige Tage nach der Tat, am 23. November 1992, kam es in der Kleinstadt Mölln zu einem schweren Brandanschlag auf zwei von türkischen Familien bewohnte Wohnhäuser. Drei Menschen verloren bei den Anschlägen ihr Leben, zahlreiche weitere wurden dabei verletzt. Zwei Neonazis wurden  für die Anschläge verurteilt. 

Der  Name Silvio Meier steht somit in einer langen Liste an Opfern faschistischer Gewalt in Deutschland. Die persönlichen Schicksale hinter den Taten sind somit auch in einen gesellschaftlichen Kontext eingebettet, welcher es scheinbar nicht verhindern kann, dass Menschen  von Neonazis umgebracht werden. In diesem Sinne mahnen uns die Opfer faschistischer Gewalt zur Wachsamkeit, zu Mut und Engagement.

Vielen Dank, dass ihr alle gekommen seid.