9. November: Aktion gegen deutschen Imperialismus und Militarismus in Berlin

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Im Kontrast zur offiziellen nationalistischen Gefühlsduselei rund um den "Tag des Mauerfalls" (der in Wirklichkeit bloß Tag der Grenzöffnung von Ost nach West war) fand in Berlin eine antimilitaristische Aktion statt. Das Motto: "Diese Grenze wurde aufgehoben, damit wir gemeinsam in den Krieg ziehen".

 

Kriegsgegner/innen entrollten auf dem Alexanderplatz ein meterlanges Transparent mit diesem Text. In Ansprachen wurde darauf aufmerksam gemacht, dass das vom Westen tatkräftig unterstützte Ende der DDR Reisefreiheit vor allem für die Bundeswehr gebracht hat, und zwar in Länder, welche grundgesetz- und völkerrechtswidrig mit Kriegen unter deutscher Beteiligung überzogen wurden. Die nach der sogenannten "Wende" - die von einem Redner auch als Konterrevolution charakterisiert wurde - sozial Deklassierten hingegen mussten und müssen ihre Reisefreiheit beim Jobcenter abgeben ("Ortsanwesenheitspflicht"); Ähnliches gilt auch für viele aus der "Generation Praktikum", die sich z.T. mit wechselnden 450-Euro-Ganztagsjobs durchs Leben schlagen müssen. In Schautafeln wurde auch auf eine Reihe von (inzwischen fast vergessenen) "Meilensteinen" der militärischen deutschen Expansionspolitik aufmerksam gemacht (siehe Fotos).

 

Hier noch der Aufruftext zu dieser Aktion:

 

DIESE GRENZE WURDE AUFGEHOBEN, DAMIT WIR GEMEINSAM WIEDER IN DEN KRIEG ZIEHEN

 

Die Annexion der DDR 1990 verschaffte dem deutschen Imperialismus die Basis, sein Weltmachtstreben auf dem Rücken aller auszuagieren.

 

Nach innen mit der Abschaffung des Asylrechts 1993, mit staatlicher Duldung faschistischer Mordbrennereien, mit Demontage der Löhne und Renten in Ost und West und Entrechtung der Arbeitslosen, mit nazi-verharmlosenden Schlussstrichen und Entschädigungsabwehr für die deutschen Verbrechen in den Weltkriegen.

 

Nach außen mit Bomben auf Belgrad 1999, die nur der Startschuss für weltweite Einsätze der Angriffsarmee Bundeswehr waren, mit staatlicher Förderung 5. Kolonnen, mit völkischem und antisemitischem Ideologieexport, mit politischer Überstimmung und ökonomischer Überschwemmung der EU-Länder.

 

»Wir werden uns wieder mit den ganz uninteressanten Fragen auseinanderzusetzen haben«, beklagte der jüngste DDR-Bürger Ronald Schernikau diesen epochalen Rückschritt vom realen Sozialismus in den Sumpf der Barbarei: »Am 9. November 1989 hat in Deutschland die Konterrevolution gesiegt. Ich glaube nicht, dass man ohne diese Erkenntnis in der Zukunft wird Bücher schreiben können.«

 

1999 wurde gefragt: Ob die Grenze aufgehoben wurde, damit wir zusammen in den Krieg ziehen?

 

Der deutsche Imperialismus führt wieder Krieg, hat so massiv und ungehindert aufgerüstet, dass wir feststellen müssen: DIESE GRENZE WURDE AUFGEHOBEN, DAMIT WIR GEMEINSAM WIEDER IN DEN KRIEG ZIEHEN.

 

Mit dieser Aktion soll den Menschen in Ost und West die objektive Situation in diesem Land und der Weg der Kriegsvorbereitung, den es seit 1989 beharrlich erstürmt, nüchtern vor Augen geführt werden.

 

Vor den deutschen Kriegstreibern ist niemand mehr sicher. Es wird Zeit, ihnen die Hände zu zerschlagen, bevor sie die Vorkriegszeit wieder beenden, die am 9. November 1989 anhob.

 

»Aktionsgruppe 9. November 2014«

 

https://november2014aktion.wordpress.com/

 

 

Zum "Tag des Mauerfalls" noch das folgende Interview:

http://german.ruvr.ru/2014_11_07/Egon-Krenz-Mein-Ziel-war-eine-Wende-in-...

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Da gibt es die absolut notwenige Kritik am deutschen Militarismus und den deutschen imperialistischen Bestreben. Es wird versucht, diese in die Öffentlichkeit zu tragen. Und dann kommen Genoss*innen und prägen Sprüche wie "Am 9. November 1989 hat in Deutschland die Konterrevolution gesiegt.". Ja, danke auch, dafür verdient mensch sich zurecht Ansprachen wie zuletzt von Wolf Biermann, und scheidet aus jeglicher Debatte aus. Schade drum.

Was soll das generalisieren? ...Wer demontiert sich hier selbst? Und wer verdient die Biermann-Ansprache?

Der Spruch ist tatsächlich großer Müll und ihn hier unkritisch "abzudrucken" auch!

Der/die VorposterIn meint vermutlich diese SED-Parade, die in reinster ML-Lesart nach 25 Jahren immer noch einem real-sozialistischen Staatsgebildete nachtrauert. Aus moderner linker emanzipatorischer Sicht ist so eine Bande völlig unerträglich, und jeglichem Fortschritt für die Gesellschaft im Weg. Solchen Leuten dürfen wichtige Themen wie Militarismus und Antiimperialismus nicht überlassen werden.

"Solchen Leuten dürfen wichtige Themen wie Militarismus und Antiimperialismus nicht überlassen werden." Nur zu – wir bitten inständig darum und träumen schon lange davon.

 

Mit freundlichen Grüßen,

Aktionsgruppe 9. November 2014

november2014aktion@gmail.com

Das heißt diese Gruppe von der das hier kommt bezieht sich generell positiv auf die DDR?

Wir begrüßen Versuche, die absolut notwendige Kritik am deutschen Militarismus und den deutschen imperialistischen Bestreben in "die Öffentlichkeit" zu tragen – haben uns gestern leider ziemlich vergeblich nach anderen Versuchen als unserem umgeschaut. Versuche, Wolf Biermann auf uns zu hetzen, begrüßen wir indes weniger und halten sie auch für kaum antimilitaristisch. Und wir würden uns niemals anmaßen, den "Spruch" "Am 9. November 1989 hat in Deutschland die Konterrevolution gesiegt" geprägt zu haben – dieser "Spruch" ist ein Zitat. Im Übrigen – welche "Debatte"?

 

Mit solidarischen Grüßen,

Aktionsgruppe 9.November 2014

november2014aktion@gmail.com

?

Stellt sich mir die Frage ob ihr hinter diesem Zitat steht?

Mag sein, dass der Spruch von der Konterrevolution als Zitat gedacht und verwendet wurde. Kein Zitat ist in eurem Aufruftext das hier:

"dieser epochale Rückschritt vom realen Sozialismus in den Sumpf der Barbarei".

Wer bezeichnet ernsthaft das System der DDR als Sozialismus, zumindestens aus emanzipatorischer Perspektive ist diese Bezeichnung Humbug.

Dass das heutige System nicht viel besser ist, will ich gar nicht abstreiten, aber ich finde auch kaum Punkte, an denen die DDR der BRD vorzuziehen wäre.

Dass die Herrschaft und Unterdrückung klarer zu sehen war, vielleicht, aber sonst? Mögt ihr Beispiele geben?

Wenn die Barbaren in Zivil sich gelegentlich des 9.November hunderttausendfach zum DDR-annexionistischen Betroffenheitsmob zwecks nationaler Ausschweige über brennende Synagogen formieren, müsste selbst aus einer emanzipatorischen Froschperspektive dämmern, was für degoutante und suspekte Freunde das Kopieren der Staatsleier von "DDR-Unrechtsstaat" und "DDR-Diktatur" einem verschafft.

 

Niemand hat die Absicht, irgendwen in DDR-Fahnen einzuwickeln. Aber eine Agenda, hier noch die DDR-Ansteckerchen von den letzten linken Hemden zu reißen und dafür vielleicht noch Freund Biermann zu Hilfe zu rufen, führt zuverlässig an die Seite oder gleich auf den gemütlichen Posten in der "Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur".

 

Unterdrückung gabs in der DDR vor allem für alte und neue Nazis und Auslandsinterventionisten – klar zu sehen. Wenn man natürlich Augen und Verstand davor vernagelt, findet sich in der Tat kein irgend erfahrungsgesättigter Grund mehr, "die DDR der BRD vorzuziehen" – welches Vorgeziehe auch in der Tat eine konfuse Fragestellung ist, weil in diesem Staat BRD nicht honorig dahergefragt wird, ob jemand vielleicht die DDR vorziehen würde, tüdeldü-wie-beliebts-am-liebsten, sondern noch der letzte Fetzen nichtiger Ostalgie exorziert werden soll, bis das Gleichheitszeichen zwischen DDR und Nazireich endgültig in den Staatsbürgerkopf gemeißelt ist. Über die FUNKTION dieser Saujagd wären gelegentlich einige emanzipatorische Gedanken fällig – allemal dringender als das Distinktionsgebaren von Leuten, die sich nicht dabei erwischen lassen wollen, ausgerechnet hierzulande nicht stets deutlich genug Distanz zur DDR bekannt zu haben.

 

Auf denn zum Appell diesmal der Anderen! Bitten um das schriftliche Bekenntnis, dass die DDR ein "Unrechtsstaat" war, als Passierschein und Ausweis für demokratische Reife oder emanzipatorische Radikalität – ganz wie beliebt. Aber aufgepasst und vielleicht vorher sicherheitshalber noch mal Rechtsphilosophie ausstudiert, damit sich besser erahnen lässt, was es da zu unterschreiben gälte.

 

Mit solidarischen Grüßen,

Aktionsgruppe 9.November 2014

november2014aktion@gmail.com

Diese plumpe Propaganda von einstigen Diktatursfunktionären und ihrer Kinder hat hier nichts verloren. Hinter der scheinbar linken "Aktiongruppe 9. Nov." steht in erster Linie die FDJ.

Hinter der "Aktionsgruppe 9.November 2014" stecken keineswegs Kinder von Funktionären irgendeiner Art, noch auch die FDJ. Aber hinter der Grabung nach "Dahintersteckenden" steckt ein interessanter, um nicht zu sagen problematischer Sozialcharakter.

 

Mit freundlichen Grüßen,

Aktionsgruppe 9. November 2014

november2014aktion@gmail.com