Brandanschlag auf koptische Kirche in Berlin-Lichtenberg - Flüchtling nur knapp dem Tod entkommen

In der Nacht vom 3. zum 4. Oktober 2014 wurde ein Brandanschlag auf die koptische Glaubenskirche am Roedeliusplatz durch Unbekannte verübt. Zeugen berichten, dass die mutmaßlichen Täter gegen 5.50 Uhr eine Mülltonne angezündet und diese dann direkt vor die Kirche geschoben haben. Die Flammen konnten so auf das Gebäude übergreifen.
In der Kirche übernachtete ein 27-jähriger Flüchtling aus Ägypten, der in der Kirche einen Schlafplatz besitzt und der Gemeinde als Messdiener hilft. Der Mann wurde erst durch die Polizei geweckt, wodurch er unverletzt blieb. Die Feuerwehr konnte verhindern, dass der Brand auf das weitere Gebäude übergreifen konnte.

 

Neben dem Schlafplatz des betroffenen Flüchtlings stellt die Gemeinde zwei weitere Schlafplätze für Geflüchtete zur Verfügung. Aus diesem Grund wird bei der Polizei ein rassistischer Hintergrund vermutet. Nach mehreren Anschlägen auf Flüchtlingswohnheime in Marzahn-Hellersdorf und Treptow-Köpenick in diesem und dem letzten Jahr erscheint dies nicht unwahrscheinlich.


Sollte sich eine rassistische Motivation bestätigen, reiht sich der Angriff in eine größere Anzahl von Taten gegen Geflüchtete ein. Allein im ersten Halbjahr 2014 fanden 155 gegen Flüchtlinge gerichtete Kundgebungen und Demonstrationen - oft unter Beteiligung von Neonazis – statt, die sich nicht selten als „Bürgerinitiativen“ tarnen. Im selben Zeitraum wurden 34 Anschläge auf Flüchtlingsunterkünfte verübt. In mindestens 18 Fällen wurden Schutzsuchende tätlich angegriffen.


Wir solidarisieren uns mit den Betroffenen des Brandanschlages auf die koptische Kirche sowie rassistischer Gewalt und rufen zu einer Solidaritätskundgebung am 5. Oktober um 18 Uhr am Roedeliusplatz (Ecke Schottstraße) auf.


Wir wollen zeigen, dass Brandanschläge und andere Angriffe gegen Geflüchtete nicht tolerierbar sind und die Täter mit dem vollsten Widerstand zu rechnen haben. Ebenso muss sich rassistischer Hetze entschieden entgegenstellt werden. Wenn flüchtlingsfeindliche Ressentiments nicht klar zurückgewiesen werden, bestärkt das rassistische Gewalttäter in ihrem Tun.


Kundgebung: 5. Oktober 2014 – 18 Uhr - Roedeliusplatz Ecke Schottstraße

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Und was macht Ihr, wenn sich herausstellt, dass der Anschlag religiös motiviert war?
Das wäre doch nicht weniger schlimm, oder? 
Die Koptische Kirche ist in Ägypten auch immer wieder Angriffen von religiösen Fanatikern ausgesetzt. 

Die Kopten wurden schon immer diskriminiert, gehören in Ägypten zu den ärmsten Schichten. Vor ca. sieben Jahren nahm man ihnen, unter dem Vorwand "Schwinepest", ihre Hausschweine weg. Wenn man weiß, dass diese Tiere für viele Kopten (die u.a. als Müllsammler tätig sind) die Lebensgrundlage bildeten....

Es waren und sind eben nicht nur "religiöse Fanatiker".

 

Bedauerlich, dass man sich mit den Palästinensern, aber nicht mit den Kopten auskennt.

Dessen bin ich mir bewußt, aber im Moment ist der Konflikt eben zusätzlich religiös aufgeladen.
Als Berlinerin (türkischer Herkunft, ich bin säkularisiert aufgewachsen Vater Christ, Mutter Muslima) kriege ich im Alltag nunmal mit, daß Diskussionen über die Kopten eben mit religiös aufgeladenen Argumenten vermischt werden.
Es war nicht meine Absicht, Debatten über diese auf dem Rücken von Glaubensgemeinschaften auszutragen, zumal ich ja auch beide Seiten kenne.
Ich wollte nur die Möglichkeit mit einbeziehen.