7. Belagerungstag in Worten

Für Menschen, die nicht vor Ort waren schreibe ich ein paar Eindrücke auf, die das Video des 7. Tages (https://www.youtube.com/watch?v=tZy-UkTw9eo&feature=youtu.be) ergänzen. Es gibt dazu einiges zu sagen. An dieser Stelle besten besten Dank an die Leute, die das machen!

 

Der Tag begann für viele nach einer schon fast normalen Nacht um 10 Uhr vor dem Roten Rathaus am Alexanderplatz. 2000 Schüler_innen und ein paar Student_innen waren angekündigt dem Unterricht ferngeblieben, um den Refugee-Schulstreik durchzuführen und haben sich versammelt um zu demonstrieren. Die Route verlief direkt nach Kreuzberg, zog dort durchs Wohngebiet und dann auf den Spreewaldplatz, welcher direkt auf die Ohlauer Straße stößt. Die Stimmung war laut und kämpferisch und die viele Durchsagen über den Lautsprecherwagen fanden Gehör und Zustimmung. Beim Anmarsch auf die Absperrung zur Ohlauer Straße, welche extra für die Demo noch erweitert wurde konfrontierten die Bullen die Demo und es kam über einen längeren Zeitraum zu Gerangeln. Der Unmut der Schüler_innen durchdrang in Form von durchaus persönlichen Beleidigungen die lächerliche Kleidung und Vermummung der vollgepanzerten Büttel. Im Gegenzug drohten diese mit Gewalt und Kampfhunden.

Kurz nach dem sich die Schülerdemo entschlossen hatte, den Ort der Konfrontation zu verlassen, machte eine grausame Meldung die Runde über die vier Blockaden, die Blocks und das Viertel: der Baustadtrat Panhoff hat den von den Bullen ersehnten Befehl zur Räumung unterschrieben. Dieser Alarm trieb tausende auf die Straße. Die Anwohner_innen kamen aus den Häusern und aus anderen Stadtteilen stömten Leute herbei. Es musste nicht ausgesprochen werden, dass es galt die Zufahrtswege für die Bullen zu blockieren, um eventuell anreisendes SEK und weitere Räumkommandos auszusperren. Kreuzberg hat zu diesem Zeitpunkt erlebt, wie eine Belagerungsarmee belagert wurde. Mehrere Hundert Menschen waren an jedem der vier Zufahrstwege zur Schule und setzten sich teils entschlossen hin oder standen bereit, um im Falle des Falles ihre Körper der Besatzungs-Truppe entgegenzuwerfen. Der erste und stärkste Angriff der Bullen erfolgte auf der Wiener Straße Ecke Lausitzer Straße. Dort wollte die Einsatzleitung definitiv einen Durchgang schaffen, durch den sie ungehindert ihre Einsatzmittel bringen könnten. Wie im Video zu sehen ist, schoben sie einen Sanitäterwagen vor, um einen Gewalteinsatz zu rechtfertigen. Das schafften sie nur gegenüber sich selbst. Niemand stand auf, schnell wuchs diese Blockade um mehrere Hundert Menschen an, die zwar nicht verhindern konnten, dass die erste Sitzblockade geräumt wurde, bauten dafür eine neue und noch stärkere dahinter auf. Die Menschen der ersten Sitzblockade wurden größtenteils leicht verletzt aus den Polizeigriffen entlassen. Einige blieben Blutend oder triefend vor Pfefferspray erstmal liegen. Definitiv mussten Menschen wegen Platzwunden und Gehirnerschütterungen ins Krankenhaus. Wie viele ist wahrscheinlich niemandem bekannt.

Was im Video nicht zu sehen ist und was allen Mut machte: die Bullen konnten unseren Belagerungsring an dieser Stelle nicht sprengen. Auch später in der Reichenberger Straße Ecke Lausitzer, als mindestens zwei Hundertschaften wieder prügelten und ausrasteten um dort eine Bresche zu schlagen, standen wahrscheinlich Tausend entschlossen und bewegten sich keinen Zentimeter. Es kam gleichzeitig zu dieser Situation zu Blockaden von fahrenden Bulleneinheiten an der Skalitzer Straße und in kleinerem Maßstab an etlichen Stellen. Wo zunächst Entsetzen und tiefste Verzweiflung angesichts der Todesgefahr herrschte, schlug die Stimmung bei vielen in Zuversicht um, zumindest heute eine Räumung zu verhindern.

Entspannt war es natürlich zu keinem Zeitpunkt und die Tränen und kämpferischen Parolen waren sicher ernst gemeint. Wie eine Rednerin am Infopunkt in der Reichenberger Straße in einer Botschaft an die Menschen auf dem Dach treffend meinte: in diesem Moment der äußersten Konfrontation stehen hinter euch tausende und die Welt schaut auf euch. Wir hatten alle Angst, das es mit zahreichen Menschenleben an diesem Tage zu Ende gehen würde. Diese Angst besteht immernoch und wir verachten die Verantwortlichen für ihre Feigheit und ihre Arroganz. Den einzelnen Bullen genauso wie all die Politiker und diejenigen, die das alles nicht interessiert.

Ich breche an dieser Stelle diesen Bericht ab. Es gäbe noch viel zu erzählen von mutigen Momenten, Momenten der Menschlichkeit und Würde. Wir haben jedenfalls diesen Tag gemeinsam überstanden, die Dachbesetzer sind immer noch am Leben und das Lachen ist uns noch nicht vollends vergangen.

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Ich finde Sätze wie diesen hier schwierig: Wir hatten alle Angst, das es mit zahreichen Menschenleben an diesem Tage zu Ende gehen würde. Der Satz bezihet sich auf die angekündigte Bereitschaft von ein paar Geflüchteten sich vom Dach zu schmeißen, wenn die Schule geräumt wird. Schlimm genug das sie auf so ein endgültiges Mittel zurückgreifen wollen. Mein Gedanke ist, dass Sätze wie oben kursiv hervorgehoben einen zusätzlichen Druck auf die Geflüchteten aufbaut, im Falle des Falles dann auch wirklich zu springen, weil sie sonst ihre Glaubwürdigkeit gegenüber der Szene verlieren würden. Ich finde, alleine diejenigen die soetwas ankündigen sollten darüber sprechen. Gibt ja auch tausend andere Gründe gegen die Räumung zu sein...

Geht so. Könnte sich genau so gut auf die mit Maschinenpistolen bewaffneten, skrupellosen und (wie auf den zahlreichen Videos zum Thema klar erkennbar) zu allem entschlossenen Bullen beziehen. Bei deren ultrabrutalen Vorgehensweise gleicht es nämlich wirklich an ein Wunder, dass es noch keine Toten gab!

Ich mach hier mal den Anfang um mal so ein paar Exemplare des #Ohlauer-Twitters zu sammeln, die sich rassistisch geäußert haben.

Hier mal Pierre Du Bois, der sich als Unternehmensberater in Berlin verdingt und unter anderem so Sachen heraus haut wie "Wer ein Exempel statuieren möchte, soll sein Exempel bekommen: Durch beschleunigte Verfahren - an deren Ende die Abschiebung steht.":

http://i.imgur.com/hWNzfVP.png

Hier seine Addresse laut seiner Webseite( http://www.du-bois.de/pierre-dubois/ )

Ladungsfähige Anschrift

Pierre Du Bois
Erich-Boltze-Straße 15
10407 Berlin

 

Telefon
+49 30 86 38 00 56

 

E-Mail
mail@du-bois.de

ist ja ganz nahe.

Kein Wunder bei dem Vater. Auch im Aussendienst einer Behörde tätig. Das färbt ab...

Hier nun der nächste, schon amüsant wenn die Leute es nicht auf die Reihe bekommen ihre Digital Footprints etwas zu verstecken.

Klaus-Dieter Knoll, der sich zu solchen Aussagen wie "Der #Ohlauer Kiez ist jetzt schon seit 8 Tagen im Ausnahmezustand, und zwar wegen des kompromisslosen Egoismus' von ca. 40 Leuten." hinreißen lässt und sich als Mediendesigner/-gestalter mit seiner Firma KadekMEDIEN( http://www.kadek-medien.de/#home )sein Geld verdient.

http://i.imgur.com/1e0phfm.png

 

Auch er war so freundlich uns seine Anschrift und Telefonnummer zu hinterlassen, vielleicht möchten Menschen das für eine "Diskussion" mit ihm nutzen:

V.i.S.d.P.: Klaus-Dieter Knoll
Wiener Str. 54
10999 Berlin
 
Telefon: 030 - 611 76 43
 
Mobil: 0176 - 2051 8807
 
E-Mail: mail[at]kadek-medien.de
 
USt-ID-Nummer: DE241178299

Nachdem am Dienstag bezüglich der besetzten Gerhart-Hauptmann-Schule alles drunter und drüber ging (erst war keine Räumung vorgesehen, dann erteilte Panhoff den Bullen die Räumungsaufforderung), gibt es nun heute (Mittwoch) ein neues Verhandlungsergebnis, welches um 18.00 Uhr unterschrieben werden soll. Demnach können die Flüchtlinge während geplanter Umbauarbeiten in dem Gebäude bleiben. Sollte dieses Angebot angenommen werden, wird auch das Räumungsgesuch des Bezirks an die Bullerei zurückgezogen und die Bullen werden nicht räumen. Mal abwarten, ob es demnächst nähere Details dazu gibt und wie sich das weiter entwickelt.

 

http://stressfaktor.squat.net/index.php?id=809