In diesem dritten Artikel unserer Artikelreihe möchten wir rechte Publizisten und Verlagshäuser aus Schleswig-Holstein thematisieren, sowie auf ihre Anschlusspunkte zum konservativen Spektrum hinweisen. Da hier studentische Verbindungen eine wesentliche Rolle spielen und sich auch die Akteure der rechten Publizistik häufig aus dem Verbindungswesen rekrutieren, soll zunächst ein knapper Überblick über Burschenschaften und Verbindungen in Schleswig-Holstein gegeben werden. Näher eingehen werden wir auf diejenigen, die aus einer antifaschistischen Perspektive interessant sind. Das soll keinesfalls heißen, dass Verbindungen, die hier nicht explizit erwähnt werden, eine weiße Weste hätten. Die elitären Männerbünde eint ein sexistisches und chauvinistisches Weltbild, voller Nationalismus und Deutschtümelei. Entsprechend niedrig ist die Hemmschwelle bei vielen Mitgliedern auch mit offen auftretenden Neonazis zu kooperieren, beziehungsweise diese zu tolerieren.
Studentische Verbindungen sind in Schleswig-Holstein ausschließlich
in den Universitätsstädten Lübeck und Kiel zu finden. Daneben existieren
in Kiel und auch in Kaltenkirchen gymnasiale Verbindungen, die vor
allem als Nachwuchspool dienen sollen.
In Lübeck sind von den vier Burschenschaften nur zwei aktiv. Die
„Berolina Mittweida zu Lübeck“ und die „Obotritia zu Lübeck“. In Kiel
dagegen gibt es gleich sieben aktive Verbindungen von denen, bis auf
eine, alle reine Männerbünde sind.
Mit Verbindungen in die rechtsradikale Szene sind vor allem drei Kieler
Burschenschaften aufgefallen. Diese sollen hier näher behandelt werden.
Klassisch nationalistisch gibt sich die „Teutonia“ in Kiel. Mit Stolz
wurde bis vor kurzem noch auf Erich Töpp verwiesen, der in rechten
Kreisen gerne als erfolgreicher U-Boot Kommandant der Wehrmacht gefeiert
wurde und bis zu seinem Ableben 2005 Mitglied der „Teutonia“ war. Da
Töpp das 194-jährige Bestehen seiner Burschenschaft 2011 nicht mehr
erleben konnte, ein wenig Geschichtsrevisionismus zu einem solchen Event
aber nicht fehlen durfte, griff man auf den Wehrmachtsveteran Klaus
Petersen zurück, der ebenfalls als U-Boot Kommandant am deutschen
Vernichtungskrieg beteiligt war. Zwar wurde diese Veranstaltung nach
antifaschistischem Protest abgesagt, distanziert haben sich die Burschen
jedoch nie.
Im Gegenteil wurde im Juni 2012 der rechte Esoteriker Rainer Langhans
eingeladen. Seit dem ist es ruhiger geworden um die „Teuten“, die sich
wesentlich zurückhaltender geben. Verweise auf Erich Töpp sind von der
Internetseite verschwunden und sogar ein Schild „Kein Ort für Neonazis“
ziert neuerdings die Fassade. Dass es sich hierbei um mehr als
Lippenbekenntnisse handelt um das lädierte Image nicht noch weiter zu
belasten, ist nicht anzunehmen.
Grund für diesen Strategiewechsel dürfte ein interner Konflikt gewesen
sein. Die Burschenschaft diente eine Zeit lang auch als
Rekrutierungspool für die rechtspopulistische Partei „Die Freiheit“.
Führungskräfte der Jugendorganisation „Generation Zukunft“ in
Schleswig-Holstein, wie Kristof Heitmann, Teja Teufel, Lennart Krakow
und dessen Bruder Thore Ragnar, waren alle Mitglieder der „Teutonia“.
Nach internen Konflikten wechselten sie bis auf Heitmann zur
„Gymnasialen Burschenschaft Germania zu Kiel“ und wurden mit einem
Hausverbot für das Verbindungshaus der „Teuten“ belegt. Die
Schülerburschenschaft „Germania“ stand im vergangenen Jahr in der
Kritik, da sie der Einladung zur „Hatz“ der neofaschistischen „Pennalen
Burschenschaft Chattia Friedberg zu Hamburg“ gefolgt war. Dabei beweisen
sich die Mitglieder der Burschenschaften gegenseitig ihre Männlichkeit,
indem sie mit stumpfen Säbeln aufeinander einschlagen. Auch ein
NPD-Kader soll anwesend gewesen sein.
Die einzige noch im Dachverband „Deutsche Burschenschaft“ (DB)
verbleibende Kieler Verbindung ist die „Alte Königsberger Burschenschaft
Alemannia“. Aufmerksamkeit zog die „Alemannia“ im Mai 2002 auf sich,
als sie einen Zeitzeugenvortrag mit einem Veteranen der Legion Condor
organisierte. Diese Eliteeinheit der Luftwaffe des
nationalsozialistischen Deutschlands unterstützte den Faschisten Franco
während des spanischen Bürgerkriegs. Auch Veranstaltungen im Geiste des,
schon im Namen der Burschenschaft offenbar werdenden,
Gebietsrevisionismus stehen immer wieder auf dem Programm. So referierte
der „Alte Herr“ Volker Matthée zusammen mit weiteren „Zeitzeugen“
unlängst über seine Erinnerungen an Ostpreußen. Beste Verbindungen
bestehen auch zur Burschenschaft „Redaria-Allemania Rostock“, die sich
noch weniger Mühe gibt, ihren völkischen Rassismus zu verbergen.
Eine bis 2012 in der DB organisierte Burschenschaft und im
Richtungsstreit, der sich über den „Ariernachweis“ entzündete,
ausgetreten ist, ist die Verbindung der „Krusenrotter“. Zwar geben sich
die „Krusenrotter“ im Alltag bemüht unpolitisch, eine klare
Distanzierung vom völkischen Gedankengut findet sich allerdings
nirgendwo. Im Gegenteil werden Kontakte zu eindeutig rechts stehenden
Burschenschaften unterhalten.
Rechte Publizistik
In Schleswig-Holstein tummeln sich verschiedenste Vertreter der rechten Publizistik. Darunter sind neben einzelnen Autoren auch ganze Verlagshäuser vertreten. Ihre Bedeutung variiert dabei abhängig von ihrer Ausrichtung und überregionaler Wahrnehmung mitunter stark. Wir möchten hier einen Überblick über Teile der rechten Verlagslandschaft, sowie ihre Publikationen und deren Autor_innen geben.
Lesen & Schenken
Als wichtigster Akteur auf dem Markt für rechte und neonazistische
Publizistik ist das Verlagshaus „Lesen & Schenken“ von Dietmar
Munier und Gerlind Mörig aus Martensrade zu nennen. Bereits mehrfach
wurde in den letzten Jahren von antifaschistischen Initiativen auf das
Unternehmen aufmerksam gemacht.
Der Verlag gibt verschiedene Zeitschriften heraus, deren
Themensetzungen sich großteilig überschneiden. Die auflagenstärkste
Publikation ist die Zeitschrift „Zuerst!“. Im Jahr 2009 übernahm das
Verlagshaus das Format „Nation & Europa“ in dem Bestreben, es in ein
monatlich erscheinendes Hochglanzmagazin zu überführen. Nach eigener
Aussage sollte damit Zeitschriften wie dem Spiegel Konkurrenz gemacht
werden. Ob „Zuerst!“ diesen Anspruch erfüllt, ist zwar mehr als
fraglich, tatsächlich handelt es sich aber um die am aufwändigsten
produzierte Zeitung des Verlags mit überregionaler Verbreitung.
Inhaltlich werden mit „Zuerst!“ zwei Ziele verfolgt. Zum einen werden
aktuelle rechtspopulistische Themen angesprochen, die sich auch eignen,
um in einem bürgerlich-konservativen Milieu Anklang zu finden. So werden
zurzeit die Konflikte in Syrien und der Ukraine ausführlich
thematisiert. Andererseits wird versucht, die Zeitschrift möglichst
spektrenübergreifend zu gestalten und so für verschiedene rechte
Strömungen lesbar zu machen. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang
das propagierte völkisch-nationalistische Geschichtsbild, das durchaus
als Minimalkonsens der rechten Szenen gelten kann (Der Rechte Rand 140).
Fokussiert wird dabei sehr stark die Zeit des Nationalsozialmus in
Deutschland. Diese Epoche wird durchweg positiv bewertet, was
zwangsläufig mit einer Verklärung des NS-Regimes und seiner Verbrechen,
sowie einer Leugnung der Kriegsschuld Deutschlands einhergeht. In
revanchistischer Manier finden sich hier auch immer wieder aktuelle
Bezüge, in denen beispielsweise die Deutschen Grenzen in Frage gestellt
werden.
Chefredakteur der „Zuerst!“ ist Manuel Ochsenreiter, der vor seiner
Tätigkeit in Martensrade bereits für die „Junge Freiheit“ tätig war.
Neben seiner leitenden Position versucht sich Ochsenreiter in letzter
Zeit insbesondere als Auslandskorrespondent in der Ukraine und als
Nahost-Experte. Dabei sucht er immer wieder den Kontakt zu Gruppen, die
sein antisemitisches Weltbild teilen. So ließ er sich beispielsweise
auf einem zerstörten israelischen Panzer ablichten und betreibt offene
Sympathiewerbung für die Hisbollah-Miliz. Auch einer Zusammenarbeit mit
dem islamischen Internetportal „Muslim-Markt“ steht unter dem einenden
Moment des Antizionismus nichts im Wege. Ochsenreiter, selbst Mitglied
der „Berliner Burschenschaft der Märker“, pflegt gute Kontakte in die
burschenschaftliche Szene und tritt immer wieder auch als Referent bei
entsprechenden Veranstaltungen auf.
Zwei weitere relativ aufwendig gestaltete Zeitschriften sind die
„Deutsche Militär Zeitschrift“ (DMZ) und die „DMZ Zeitgeschichte“.
Erstere widmet sich vor allem aktuellen militärischen und
militärpolitischen Themen. Darin finden sich auch Interviewpartner, die
nicht dem radikal-rechten Spektrum zuzuordnen sind. Der stramm rechte
Hintergrund beider Magazine offenbart sich vor allem in der Behandlung
des zweiten Weltkriegs, worauf auch der Schwerpunkt der „DMZ
Zeitgeschichte“ liegt. Analog zum Geschichtsbild, das auch in der
„Zuerst!“ propagiert wird, findet hier eine Verharmlosung des NS-Regimes
und insbesondere seiner Streitkräfte statt. Sowohl Wehrmacht, als auch
die SS werden in einem entpolitisierten Kontext und als völlig „normale“
Armeen dargestellt. Dass es sich vor allem an der Ostfront um einen
rassistisch motivierten Vernichtungsfeldzug handelte, bleibt außen vor.
Kriegsverbrechen werden höchstens auf Seiten der Alliierten erwähnt.
Beliebtes Mittel ist dabei eine äußerst subjektive Herangehensweise. So
werden Zeitzeugen interviewt oder einzelne Persönlichkeiten und
militärische Ereignisse behandelt, ohne diese in einen historischen und
politischen Kontext einzuordnen. Das ehemalige Mitteilungsblatt der
Ehemaligenverbände der Waffen-SS „Der Freiwillige“ ist in diesem Jahr in
der erst 2012 übernommenen „DMZ Zeitgeschichte“ aufgegangen, was einen
erweiterten Kundenstamm zur Folge hat.
Nicht ganz unbeteiligt ist „Lesen & Schenken“ auch an der
Parteizeitschrift des Landesverbandes der NPD in Schleswig-Holstein, die
„Schleswig-Holstein Stimme“. Vermutlich wird die Zeitschrift in
Martensrade verlegt und gedruckt. Die Autorenschaft beschränkt sich auf
Parteifunktionäre und Kreisverbände. Auf entsprechend niedrigem Niveau
dient die Zeitschrift ausschließlich als Propagandaorgan der Partei.
Seit 2010 gibt der Verlagskomplex auch die Zeitschrift des „Zentralrats
der Vertriebenen e.V.“ mit dem Titel „Der Schlesier“ heraus, der vor
allem die klassischen rechten Themen Gebiets- und
Geschichtsrevisionismus bedient.
Neben diesen Zeitschriften gehören zum „Lesen&Schenken“-Komplex
verschiedene Verlage. Einer von ihnen ist bereits seit 1983 der „Arndt
Verlag“. In erster Linie werden hier geschichts- und
gebietsrevisionistische, sowie den Nationalsozialismus verherrlichende
Publikationen vertrieben, die den Holocaust in Frage stellen oder die
Kriegsschuld Deutschlands am 2. Weltkrieg relativieren. Beispielhaft
seien hier die Werke des Holocaust-Leugners David Irving angeführt.
Neben Büchern werden auch allerlei Wehrmachts- und SS- Devotionalien
vertrieben. Der „Arndt Verlag“ gilt als einer der größten rechten
Verlage in Deutschland und prägt somit maßgeblich den rechtsradikalen
Diskurs.
Inhaber Dietmar Munier ist schon seit den 70er Jahren fester Bestandteil
der Neonazi-Szene in Schleswig-Holstein. Versuchte er sich zunächst
noch als Aktivist für die JN und besonders den „Bund Heimattreuer
Jugend“, verlegte er frühzeitig den Fokus auf seine publizistischen
Tätigkeiten. Schon Anfang der 70er Jahre eröffnete er seinen ersten
Buchhandel in Kiel, dessen Räumlichkeiten er sich zeitweise mit Thies
Christophersen teilte, einem der bekanntesten deutschen Leugner des
Holocausts und ehemaligen SS-Soldat in Auschwitz. Anfang der 90er
gründete er das Verlagshaus „Lesen & Schenken“ in Martensrade, das
seither stetig expandiert. Daneben versuchte Munier schon früh
revanchistische Vereine in ehemals deutschen Gebieten zu etablieren. So
gründete er den Verein „Aktion deutsches Königsberg“, aus dem später der
„Schulverein zur Förderung der Rußlanddeutschen in Ostpreußen e. V.“
hervorgegangen ist. Ziel des Vereins ist es, Deutsche in Ostpreußen
anzusiedeln, um deutsche Gebietsansprüche geltend zu machen. Dieser
Schulverein genießt eine beachtliche Unterstützung aus den Reihen der
Vertriebenenverbände und eines seiner Hauptprojekte ist die Etablierung
einer deutschen Schule, in der Kindern unter anderem
nationalsozialistisches Gedankengut vermittelt werden soll. Vorsitzender
des Schulvereins ist der Kieler Heilpraktiker Henning Pless.
Die Bedeutung des Schulvereins liegt nicht zuletzt auch in seiner
Funktion als Ideenschmiede und Vernetzungsorgan. Mittlerweile tritt
dieser nämlich auch als Veranstalter des jährlich stattfindenden
„Lesertreffens“ auf, das bis dahin von der „Zuerst!“ ausgerichtet wurde.
Hier versammeln sich regelmäßig gruppenübergreifend, von
Rechtspopulisten_innen bis zu militanten Neonazis, Vertreter_innen des
rechten Rands. In erster Linie dürfte wohl, neben der Werbung um eine
breitere Leserschaft, der Vernetzungsaspekt im Vordergrund stehen.
Anzutreffen sind hier einflussreiche Akteure. So waren 2013
beispielsweise die „Junge Freiheit“, der „KOPP-Verlag“ oder das
rechtstheoretische Magazin „Sezession“ zu Gast. Abseits von diesen
eigens organisierten Treffen pflegen Munier und sein Umfeld eine rege
Teilnahme an szeneweiten Veranstaltungen, wie u.a. der Besuch beim
„Zwischentag“ der „Sezession“. Diese Periodika, oftmals als wichtigstes
Publikationsorgan der Neuen Rechten bezeichnet, richtet sich
insbesondere an Nachwuchsakademiker und Burschenschaftler und pflegt
auch Verbindungen ins rechtspopulistische Spektrum mit entsprechender
Anti-Islam Rhetorik. Nichtsdestotrotz konnte auf dem „Zwischentag“ 2013
auch eine Führungsfigur der faschistischen „Casapound“ Bewegung aus
Italien begrüßt werden.
Auch die NPD-nahe „Gesellschaft für freie Publizistik“ (GfP)
veranstaltet eigene Vernetzungstreffen. Die GfP ist die größte
Kulturvereinigung im extrem rechten Spektrum Deutschlands. Ihre
Jahrestagungen gelten als wichtiger Ort für Strategiediskussionen
innerhalb der Rechten. Themenschwerpunkte der GfP sind revisionistische
Themen, wie das Infragestellen der deutschen Kriegsschuld und des
Holocausts. Natürlich darf auch hier ein Vertreter des Martensrader
Verlagskomplex, in Person von Manuel Ochsenreiter, nicht fehlen.
Die Bedeutung von „Lesen&Schenken“ für die Neonaziszene in
Schleswig Holstein liegt insbesondere in der logistischen und
(in)direkten finanziellen Unterstützung der NPD. So arbeitet der
stellvertretende Landesvorsitzende Jens Lütke im Verlagshaus in
Martensrade. Lütke ist, neben Jörn Lemke aus Lübeck, hauptverantwortlich
für die oben genannte „Schleswig-Holstein Stimme“. Nicht nur wird das
finanzielle Auskommen eines Führungskaders der NPD gesichert,
offensichtlich bleibt Lütke auch genügend Raum für seine Parteiarbeit.
Auch Fahrzeuge für militante Nazis und logistische
Wahlkampfunterstützung werden gerne bereit gestellt.
Für die überregionale Szene ist insbesondere die auflagenstarke
„Zuerst!“ von Bedeutung. Mit einer völkisch-nationalistischen und
revisionistischen Ausrichtung, sowie aktuellen, rechtspopulistischen
Themen ist sie anschlussfähig an die meisten rechten Strömungen bis
hinein ins konservative Milieu. Nicht ganz so reibungslos scheint
allenfalls der Kontakt zur Pro- und Anti-Islam Bewegung zu verlaufen,
sobald diese sich proisraelisch positionieren.
Entsprechend verhält es sich mit der Ausrichtung des
Vernetzungstreffens. Hier wollen Munier und Kameraden eine Plattform für
Ideologie- und Strategiediskussion bieten und dabei Vertreter_innen von
Rechtspopulismus über Burschenschaftler bis zu klassischen Neonazis
versammeln.
“Regin-Verlag”
Ein weiterer Akteur der rechten Publizistik in Schleswig-Holstein ist
der „Regin-Verlag“ aus Kiel. Sein Sortiment bedient dabei insbesondere
rechte Esoterik bis offen faschistische Literatur. Aufmerksamkeit zog
der Verlag jüngst auf sich, als er ankündigte, ein Buch des Autors Erik
Fröhlich zu veröffentlichen.
Fröhlich war als Führungskader der „Nationalen Sozialisten Chemnitz“
aktiv, gemeinsam mit den Brüdern Eminger, von denen mittlerweile André
Eminger als Unterstützer des NSU angeklagt ist. Auch soll er Kontakt zum
NSU-Waffenlieferanten Ralf Wohlleben gehabt haben.
Hauptverantwortlich für den Verlag ist Dietmar Sokoll, ehemaliger
Burschenschaftler der „Rhenania-Salingia zu Düsseldorf“. Sokoll pflegt
Kontakte zur „Artgemeinschaft“, einer von Jürgen Rieger gegründeten,
neuzeitlichen, völkischen Religionsschöpfung, deren erklärtes Ziel die
„Arterhaltung“ ist und die voller biologistischem Rassismus steckt, der
teilweise deckungsgleich zur NS-Ideologie ist. Auch Beate Zschäpe und
die Brüder Eminger sollen übrigens Verbindung zur „Artgemeinschaft“
gehabt haben. Auch sonst gibt sich Sokoll anschlussfreudig, zumindest
innerhalb der rechten Szene. So war er mit seinem Verlag beispielsweise
ebenfalls auf dem oben schon genannten „Zwischentag“ des Magazins
„Sezession“ vertreten.
Der „Regin-Verlag“ ist einer der größten Versandhandel für rechte
Literatur in Norddeutschland, scheint aber wesentlich weniger breit
aufgestellt zu sein als „Lesen und Schenken“. Er konzentriert sich
vielmehr auf sein Kernpublikum und bietet den ideologischen Hintergrund
zu neofaschistischen und neonazistischen Weltbildern. Durch den Vertrieb
von Literatur aktiver Neonazis unterstützt er ohne Bedenken militante
Neoazis bis ins Umfeld des NSU.
Uhlenhof
Im nördlichen Schleswig-Holstein hat der mittlerweile verstorbene Roland
Bohlinger die „Freie Republik Uhlenhof“ gegründet. Diesen, in
Reichsbürgermanier gegründeter Fantasiestaat, sah er als legitimen
Nachfolger des Deutschen Reichs von 1871. Hier betrieb er auch ein
Verlagshaus, woraus vor allem verschwörungstheoretische und
antisemitische Schriften, sowie Bücher führender NS- und
Rassentheoretiker in Umlauf gebracht wurden. Bohlinger war dem Umfeld
der „Ludendorffer“ zuzuordnen, pflegte aber auch Kontakte zu
organisierten Neonazis. Insbesondere Verbindungen zum Verein „Parzifal“
aus Nordrhein-Westfalen, der eine Art Vorfeldorganisation militanter
Neonazis zu sein scheint, fallen immer wieder auf. Zwar wurden in den
letzten Jahren großspurige Projekte vor allem im Bereich der
„Bildungsarbeit“ angekündigt, umsetzen konnte Bohlinger zu Lebzeiten
davon aber kaum etwas. Nicht zuletzt das Einschreiten der Behörden
schien im Staate Uhlenhof zu vermehrten finanziellen Engpässen geführt
zu haben. Seit dem Tod Roland Bohlingers im vergangenen Jahr scheint der
Versandhandel weitestgehend inaktiv zu sein. Als potentieller
Nachfolger ist sein Sohn Dietrich Bohlinger zur Stelle, der auch früher
schon involviert war. Dass es Bestrebungen gibt, Bohlingers Arbeit
fortzusetzen, davon zeugte jüngst eine öffentliche Investorensuche und
ein Spendenaufruf.
Heinz Mahncke
Als freier Publizist betätigt sich Heinz Mahncke aus Tellingstedt.
Mahncke war Mitglied der Waffen-SS und nach 1945 Mitbegründer der
„Sozialistischen Reichspartei“ (SRP). Seine Publikationen handeln
zumeist von seinen Erinnerungen an die Waffen-SS und seinem Leben unter
der „Besatzungsdiktatur“ der Alliierten. Als Herausgeber war er an der
Zeitschrift „Volk in Bewegung“, der JN-nahen Organisation „Bewegung
Deutsche Volksgemeinschaft“ beteiligt. Auch sonst bewegt sich Mahncke
vor allem im Umfeld der NPD Schleswig-Holstein und betätigt sich hier
als Referent und Autor.
Reinhard Uhle-Wettler
Der Kieler Brigadegeneral a.D. der Bundeswehr, mittlerweile in
Timmendorfer Strand wohnhaft, ist Autor verschiedener
geschichtsrevisionistischer Bücher, wie beispielsweise einer Festschrift
für den Holocaust-Leugner David Irving, passenderweise erschienen in
Muniers Arndt Verlag. Ebenso schrieb Uhle-Wettler in der Vergangenheit
für verschiedene Publikationen, wie der, in der „Zuerst!“ aufgegangenen,
„Nation & Europa“. Öffentlichkeitswirksam tritt er auch schon mal
mit der Forderung auf, die Strafbarkeit der Holocaust-Leugnung
aufzuheben.
Neben seiner publizistischen Tätigkeit war er von 1995 bis 2008
Vorsitzender der „Staats- und Wirtschaftspolitischen Gesellschaft“
(SWG). Die SWG leistet vor allem geschichtsrevisionistische
Bildungsarbeit und hat ihren Sitz in Hamburg. Neben eindeutig rechten
Akteuren wie Alfred Mechtesheimer und Manuel Ochsenreiter finden sich in
der Referentenliste der SWG auch vielfach Personen, die nicht dem
rechten Spektrum zuzuordnen sind. Die SWG stellt eine wichtige
Verbindung dar zwischen konservativem und rechtem Milieu, mit
überregionaler Bedeutung. Dabei bestehen auch bundesweite Kontakte zu
Burschenschaften und Verbindungen. Referenten und Funktionäre sind
vielfach Aktive oder „Alte Herren“, so ist beispielsweise der aktuelle
Vorsitzende der SWG, Menno Aden, Mitglied des „Corps Franconia Tübingen“
und die Burschenschaft „Germania Königsberg zu Hamburg“ hat der SWG in
der Vergangenheit mehrfach Räume bereit gestellt.
Sowohl thematisch, als auch personell werden die Überschneidungen zum
„Lesen&Schenken“-Komplex sichtbar. Nicht nur ist Manuel Ochsenreiter
Referent für die SWG, auch Uhle-Wettlers Bruder Franz Uhle-Wettler, der
selbst für die „Junge Freiheit“ schreibt, nahm 2013 am Lesetreffen des
„Schulverein zur Förderung der Rußlanddeutschen in Ostpreußen e. V.“
teil. Reinhard Uhle-Wettler tritt auch als Referent für die GfP auf. Den
Vorsitz der SWG übernahm er übrigens von Hugo Wellems – Pressereferent
unter Joseph Goebbels.
Walter T. Rix
Walter T. Rix ist ehemaliger Dozent der Literaturwissenschaften und
Geschichte an der Universität Kiel, sowie zeitweise an der
Immanuel-Kant-Universität in Kaliningrad. Rix ist in verschiedenen
Vertriebenenverbänden aktiv. Insbesondere im Umfeld der „Landsmannschaft
Ostpreußen“ hat er sich stark engagiert und war auch als Autor im
„Ostpreußenblatt“ bzw. der „Preußischen Allgemeinen Zeitung“, dem
offiziellen Presseorgan der Landsmannschaft, vertreten. 2009 bekam er
für seine „Verdienste“ für Ostpreußen das „Goldenen Ehrenzeichen“ der
Landsmannschaft verliehen.
Daneben war er auch in verschiedenen ähnlichen Publikationen vertreten,
wie der „Nation & Europa“ oder dem rechtskonservativen Magazin
„Criticón“.
Rix arbeitet außerdem in der „Agnes Miegel Gesellschaft“. Dass Agnes
Miegel eine glühende Verehrerin Hitlers war, stört ihn dabei nicht, denn
die Gesellschaft sei schließlich nur ein Verbund heimatvertriebener
Ostpreuß_innen. Dazu ist Rix Vorsitzender des „Kuratorium Arnau e.V.“,
das es sich zur Aufgabe gemacht hat, eine evangelische Kirche in Rodniki
bei Kaliningrad zu restaurieren. Neben diesem Engagement in der
Vertriebenen-Szene pflegt Rix u.a. rege Kontakte zum oben genannten
„Schulverein zur Förderung der Rußlanddeutschen in Ostpreußen e. V.“ und
trat bereits als Referent bei der SWG auf.
Rix Engagement für verschiedene Vertriebenenverbände, sowie insbesondere
seine akademische Vita, stellen einen Unterschied zu den oben genannten
Akteuren dar. Aus dieser Position heraus gelingt es Rix als Autor und
Referent, sowohl in Vertriebenenverbänden und konservativen
Publikationen Anschlüsse an ein bürgerlich-konservatives Milieu zu
pflegen, als auch mit Vertreter_innen der Neonaziszene zu kooperieren.
Dass es sich dabei auch um „Lesen&Schenken“ bzw. den „Schulverein“
handelt, ist angesichts dieser inhaltlichen und strategischen
Ausrichtung wenig überraschend.
Welche Rolle spielt eigentlich....
....der Husum Verlag? Gibt es dazu irgendwelche Informationen? Immerhin war der Besitzer Ingwert Paulsen 1992 Mitbegründer und Vorstand von diesem "Schulverein zur Förderung der Rußlanddeutschen in Ostpreußen e.V." (Preussische Allgemeine 08.05.1993)