[B] Mietenkampf in Mitte

1993-Häuserdemo

Die Brunnenstraße 6/7 wehrt sich gegen ein Ende ihrer Geschichte

Nachdem die Mieterhöhungsschreiben für die Brunnenstraße 6/7 bekannt wurden und wir, die Hausbewohner_innen, uns mit einer „Kampfansage“ öffentlich zu Wort gemeldet haben, scheint nun Bewegung in die Sache zu kommen. Die Grundstücksverwaltung Gawehn, vertreten durch Uwe Heiland, hat sich zu einem ersten Gespräch bereit erklärt. Dort muss zunächst geklärt werden, ob die Mietsteigerung grundsätzlich verhandelbar sind. Denn für uns sind die Erhöhungen nicht nachvollziehbar.

 

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Uns geht es dabei nicht nur um steigende Kosten. Wir befürchten, dass die Erhöhungen den Charakter des Projekts grundsätzlich gefährden würden. Wir begrüßen die Reaktion der Grundstücksverwaltung, es wird sich aber erst zeigen müssen, ob wir uns einigen können. Der Eigentümer Gawehn hat den Komplex damals als bestehendes Hausprojekt gekauft und hat sich einem Erhalt des Charakters explizit verpflichtet. Die angestrebten Mieterhöhungen widersprechen dieser Haltung.

 

Die Erhöhung würde tatsächlich eine strukturelle Veränderung bedeuten. Zwar geht es im aktuellen Konflikt nicht um eine akute Räumungsgefährdung. Der Komplex, mit seinen assoziierten Projekten wie der Volxküche und der Tafel, dem Hofkino, den Vereinsräumen des Subversivs und Solizimmern für Kinder und Menschen, die sich die Mietpreise im Kiez niemals leisten könnten, lebt aber davon, dass die einst erstrittenen Mietverträge genau dies ermöglichen und schützen. Das betrifft auch den selbst formulierten Anspruch einen Schutzraum zu bieten, für Leute, die marginalisiert, von rassistischer Politik bedroht sind oder sich einem sexistischen Umfeld entziehen wollen. Eine stille Umwandlung in normale Mietverhältnisse mit regelmäßigen Anpassungen an den sogenannten Mietspiegel wäre eine de facto Beendigung der damals am runden Tisch getroffenen Übereinkunft. Zentraler Inhalt der damaligen Verhandlungen, in die auch Vertreter_innen der Stadt involviert waren, war die Sicherung des Erhalts des Charakters des Projekts. Als Gegenleistung dafür erhielt der Hausbesitzer Gawehn großzügige Sanierungszuschüsse. Dies soll nun – 10 Jahre später – vergessen sein.

 

In Hinblick auf das anstehende Gespräch geben wir uns dennoch gelassen. Wir sehen uns heute wie damals als gleichberechtigte Gesprächspartner_innen. Dies sind weit mehr unsere Häuser, als die des rechtlichen Besitzers. Wir haben sie belebt, hier sind unsere Kinder aufgewachsen und zuhause, und gemeinsam mit anderen Projekten im Kiez ist der Komplex einer der verbliebenen Orte eines offenen und vielfältigen Miteinanders im Kiez. Das scheint auch die Nachbarschaft am Rosenthaler Platz so zu sehen, von der breite Unterstützung signalisiert wird. Unterstützung kommt auch von anderen Projekten und aus Szene.

 

Die Gespräche, die nun kommen mögen, sollen daher offen geführt werden. Wir wollen, dass unsere Unterstützer_innen ebenso wie andere Betroffene unseren Kampf begleiten und sich informieren können. Erfolgreich kämpfen geht nur, indem wir voneinander lernen. Das zeigt nicht zuletzt der Widerstand gegen Zwangsräumungen in ganz Europa. Deshalb wird es für uns keine Hinterzimmergespräche geben:

 

Unser Kampf ist kein privater, sondern Symbol für eine Politik, die uns allen aufgezwungen wird

und gegen die wir uns gemeinsam wehren wollen!

 

Die Bewohner_innen der Brunnenstraße 6/7

 

www.brunnen7.org

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... jetzt ist es an uns allen, dem auch Taten folgen zu lassen.