Blockupy: Aktionen des zivilen Ungehorsams in Stuttgart

[S] Farbbeutel fliegen gegen Bankfassade

Im Anschluss an die Demonstration "Macht Europa Anders, für ein Europa von unten" fanden in der Stuttgarter Innenstadt trotz großem Polizeiaufgebot mehrere Aktionen des zivilen Ungehorsams statt. Die Aktionen machten auf Missstände im Bereich der Pflege- und Sorgearbeit aufmerksam und kritisierten die Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie sowie in prekären Zeitarbeitsverhältnissen.

60 Pflegekräfte und UnterstützerInnen legten sich für 10 Minuten auf den Boden, um zu zeigen, dass sich die Beschäftigten mit der akuten Personalnot und der Überlastung in Krankenhäusern und Altenheimen nicht abfinden werden. MitarbeiterInnen aus verschiedenen Krankenhäusern schilderten ihre dramatische Situation vor Ort. Eine qualitativ hohe Patientenversorgung lässt sich nur mit ausreichend Personal erreichen und einer entsprechenden Bezahlung.

Etwa 50 Personen blockierten den Eingang des Bekleidungsgeschäfts H&M, um auf die miserablen Arbeitsbedingungen in den Produktionsländern aufmerksam zu machen. Vor dem Eingang wurde ein Transparent angebracht, auf dem "Made in Billiglohnländer. 100% Ausbeutung" zu lesen war. Am 24. April jährte sich der verheerende Unfall in Bangladesh, bei dem mehr als 1100 Menschen starben. Die Protestierenden forderten von den europäischen Bekleidungsunternehmen, die den Tod der ArbeiterInnen mit zu verantworten haben, eine sofortige Entschädigung der Familienangehörigen der Opfer.

Auf der belebten Königstraße versammelten sich ca. 30-40 Personen zu einem Flashmob gegen die Zeitarbeitsfirmen "Randstadt" und "Diss". Mit Parolen, Flyern und einer kurzen Rede wurden die Passanten über die besonders krasse Ausbeutung in Zeitarbeitsfirmen aufgeklärt. "Um die Firmen etwas dauerhafter als Krisenprofiteur zu markieren, wurde der Eingangsbereich mit bunten Flyern gegen Kapitalismus und prekäre Beschäftigung verschönert", erklärte eine Aktivistin. "Ausbeutung beginnt hier!"

Eine weitere Aktion wies auf die Situation in der Pflege- und Sorgearbeit (Care-Arbeit) hin. Diese Tätigkeiten, wie die Pflege von Kindern, Kranken und Älteren, werden äußerst schlecht entlohnt oder finden im Privaten statt, wo sie unbezahlt und meist von Frauen gleistet werden. Mit Tischdecken, Wäscheleinen und Windeln, sollte das Unsichtbare sichtbar gemacht  werden. "Wir müssen die Care-Arbeit als kollektive Tätigkeit begreifen. Care-Arbeit ist keine Frauensache! ", so
Jens Laumeier vom Blockupy-Bündnis.


Die Aktionen waren von großem Polizeiaufgebot begleitet. Im Umfeld der Demonstration und Aktionen kam es immer wieder zu grundlosen Platzverweisen,  Identitätsfeststellungen und Gewahrsamnahmen. Doch die Protestierenden ließen sich davon nicht aufhalten. "Viele Passanten zeigten Interesse an den Aktionen, es gab viel Zuspruch, dass dieser Protest notwendig ist", sagte Michael Karrer, Pressesprecher des Blockupy-Bündnisses.

ERGÄNZUNG: Eine Aktion vor einem "Maredo Steakhouse", die die verschärfte Ausbeutung von Tieren in der kapitalistischen Krise thematisieren sollte, wurde durch ein massives Polizeiaufgebot verhindert.

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Die ganze Demo ging nach unserem Empfinden komplett unter. Es waren auch im Leben nicht die 3000 Teilnehmer.

Witzigerweise lag hier die Teilnehmerzahl der Polizei mal über der der Veranstalter (ich denke hier muss das Polizeiaufgebot gerechtfertigt werden)

 

Die Zwischenkundgebung  vor dem neuen Schloss zum Beispiel hatte keinerlei Aussenwirkung. Mal abgesehen von dem Boule Turnier dass unterbrochen werden musste. Auf dem Rasen vor dem Schloss waren weit mehr Menschen am entspannen als die Demo Teilnehmer hatte.

 

Insgesamt ein sehr frustrierendes Erlebnis und die Zusammensetzung der Demo sah auch mehr nach dem letzten Aufgebot der üblichen Verdächtigen aus - ergänzt um ein paar Antispe (da auch zufällig eine Tierrechtsdemo war an dem Tag) und Ken FM Aluhutspinnern an deren Anwesenheit sich auch niemand zu stören schien.

 

Leider waren wir in ganz Europa mit sehr wenigen Leuten auf der Strasse. Es ist immer schwer, ohne konkreten Bezugspunkt zu mobilisieren - auch die Europawahl ist da kein Zugpferd. Frustrierend fanden es aber die wenigsten. Die Demo war bunt und laut, das Bündnis breit aufgestellt. KenFM-AnhängerInnen haben keine Rolle gespielt.

Also, was willst DU in Zukunft anders und besser machen? Hast du unterstützt, mit vorbereitet, mit mobilisiert? Was hast du dafür getan, dass mehr als die angeblichen "üblichen Verdächtigen" dabei waren?

Tatsächliche (gezählte) Teilnehmendenzahl: 2.500. Die 3.000 sind Bullenpropaganda.

Kleine Richtigstellung am Rande:
Die 30-40 Tierbefreier_innen/ Tierrechtler_innen waren NICHT bei der Blockupy-Demo, weil zufällig an demselben Tag eine "Tierrechtsdemo" war. Das Bündnis Tierbefreiung-goes-Blockupy hat schon seit langem intern (und später auch öffentlich) mobilisiert, damit in Stuttgart ein eigenständiger Tierbefreiungsblock an der Demo teilnehmen kann, um zu­sam­men mit an­de­ren Grup­pen und Be­we­gun­gen gegen die ka­pi­ta­lis­ti­sche Aus­beu­tungs­po­li­tik auf die Straße zu gehen.

Die vermeintliche "TierRECHTsdemo", von der du gesprochen hast, die zufällig am selben Tag stattfand, war in Wirklichkeit eine TierSCHUTZdemo, an der sich das Tierbefreiung-goes-Blockupy-Bündnis selbstverständlich nicht beteiligt hat  (da Tierbefreiung nichts mit Tierschutz zu tun hat).