Dieser Text richtet sich an die aktuell im deutschen Staat stattfindenden Montagsdemonstrationen. Verbreitet den Text weiter, lest ihn auf Montagsdemonstrationen vor oder verteilt ihn dort! Wir sind nicht bereit Faschist*innen und Verschwörungstheoretiker*innen das Feld des Antimilitarismus zu überlassen. Wenn in eurer Stadt der Einfluss von Rechts zu stark ist, organisiert eure eigenen unabhängigen Aktionen und Demonstrationen.
Wir sind alle Menschen – aber nicht unbedingt mit denselben Idealen und Zielen
Was würdet ihr sagen, wenn bei der nächsten Demo Angela Merkel (oder andere Parteimitglieder) auftauchen würden und sich solidarisch mit der Demo erklären würden. Wenn sie erzählen würden, dass sie ja wie wir alle für den Frieden seien und alles tun würden um diesen umzusetzen.
Würdet ihr sagen “Auch Merkel kann sich ändern! Auch Merkel ist ja für den Frieden“ ? Oder würdet ihr kritisch hinterfragen, ob das nur geheuchelt und gelogen ist? Denn ein reines Statement für den Frieden ist noch lange kein Zeichen, dass dies ernst gemeint ist oder einfach nur aus Opportunismus geschieht und Merkel am nächsten Tag einen weiteren Kriegseinsatz anordnet.
Was ist wenn Soldaten auf eurer Demo auftauchen und erzählen sie seien für Frieden und am nächsten Tag Menschen gezielt ermorden?
Und was ist wenn Neonazis auftauchen und plötzlich erzählen sie seien auch nur für Frieden, während sie ansonsten gegen Homosexuelle, Migrant*Innen und Antifaschist*Innen hetzen, sie bedrohen und verprügeln oder sogar ermorden?
Wie kann man davon ausgehen, dass alle Menschen, die sich hinstellen und sagen sie wollen Frieden, das genauso meinen? Man muss doch kritisch hinterfragen und die Menschen anhand ihrer Taten auch abseits dieser Demo beurteilen.
Wir müssen uns die Frage nach unseren Idealen und Zielen stellen und diese diskutieren! Sich Frieden zu wünschen und dafür auf die Straße zu gehen ist ein guter Anfang. Die Frage ist wie erreichen wir diesen für alle?
Links und rechts?
Stimmt, wir brauchen diese Kategorien von links und rechts nicht unbedingt, denn natürlich gibt es viel mehr Variationen von Ansichten. Man sollte diese dualistische Betrachtungsweise natürlich noch viel differenzierter betrachten. Trotzdem sollte uns das nicht daran hindern unsere Standpunkte zu reflektieren, sowie auch die Ansichten von anderen Menschen zu hinterfragen.
Wir sollten Menschen mit unterschiedlichen Ansichten nicht einfach in die Kategorie „Spalter“ einordnen, sondern uns inhaltlich damit auseinandersetzen.
Wenn wir anfangen die Kategorien “links“ und „rechts“ zu hinterfragen, sollten wir auch einen Schritt weitergehen und alle Kategorien & Normen hinterfragen.
Können wir Frieden mit den Konstrukten von Staaten und Nationen erreichen?
Indem wir uns z.B. auf die Nation berufen und diese als identitätsstiftend anerkennen, schließen wir all diejenigen Menschen aus, die vermeintlich „Ausländer“ sind oder die sich nicht „integrieren“. Wer möchte denn überhaupt in eine Gesellschaft, die von Konkurrenz, Ausbeutung und Vereinzelung bestimmt ist, integriert sein?
Wir können solange wir uns als „die Deutschen“ (oder irgendeine andere Nationalität) begreifen nur einen ausschließenden Frieden erreichen, der innerhalb unserer vermeintlich homogenen Gruppe besteht; denn was soll denn überhaupt „deutsch“ sein? Mehr als über das, was in unserem Pass steht sagt es nichts aus, geschweige denn etwas über unsere jeweilige Individualität.
Wir müssen die Kategorien von Volk und Nation hinter uns lassen, um einen Frieden, der alle Menschen umfasst, zu erreichen.
Wir müssen uns auch fragen, wie wir einen Frieden erreichen wollen, solange die Welt in Staaten organisiert ist, die letztlich immer ein Gewaltverhältnis darstellen.
In manchen Fällen sind diese Staaten demokratisch aufgebaut, wodurch deren Gewalt vielleicht weniger offensichtlich wird, aber nichts desto trotz nicht weniger präsent ist. Denn um Entscheidungen umzusetzen, die die Regierenden (demokratisch legitimiert) getroffen haben, benötigen sie als letztes Mittel immer die Staatsgewalt (sei es in Form von Polizei, Ordnungsamt, Gerichten oder Militär), die diese Entscheidungen auch im Notfall mit Gewalt durchsetzen.
Sei es um Menschen aus ihren Dörfern zu vertreiben um Braunkohle abzubauen, aus ihren Wohnungen zu schmeißen um Kapitalinteressen zu schützen und die Mieten kräftig zu erhöhen oder um die Menschen, die sich nicht ruhig stellen lassen auf ihren Demos zu behindern oder anzugreifen (siehe z.B. Stuttgart 21, Blockupy, Hamburg am 21.12.2013 abgesehen davon, dass man vllt. auch Dinge daran auszusetzen hat)
Selbst wenn diese Entscheidungen in Volksabstimmungen legitimiert wurden (Stuttgart21), bedeutet dies nicht weniger Gewalt, auch wenn die Mehrheit dies entschieden hat.
Entscheidungsfindung
Allein die Entscheidungsfindung im Staate ist schon völlig falsch, denn sie richtet sich, auch in Demokratien, nicht nach den Bedürfnissen der Menschen, sondern meist nach wirtschaftlichen Aspekten, die uns als alternativlos verkauft werden.
In einem Wirtschaftssytem in dem Konkurrenz und grenzenlose Ausbeutung unser aller Leben bestimmen, Wachstum und Profit die Maxime darstellen, in dem das Privateigentum von Firmen & Konzernen auf Kosten anderer Menschen geschützt werden, können solche Entscheidungen nur gegen die Bedürfnisse einer großen Mehrheit der Menschen gerichtet sein.
Wir müssen unsere Entscheidungen daher wieder selbst in die Hand nehmen und versuchen Entscheidungen in unseren Gruppen, unseren Betrieben, unserer Nachbarschaft oder allgemein in unserem sozialen Umfeld gemeinsam und im Konsens zu treffen.
Wir brauchen keine souveränen Staaten, sondern souveräne Menschen!
Schluss mit Normen & Zwängen
Wir sollten hinterfragen, wenn uns andere Menschen versuchen zu erklären, wie sich bestimmte Menschen oder wir selber zu verhalten und sein zu haben.
Auch dieser Text beansprucht nicht „ die Wahrheit“ zu vertreten, sondern soll nur einen Denkanstoß geben.
Wir sollten besonders kritisch sein, wenn solche Normen als natürlich oder auf andere Weise unumstößlich postuliert werden.
Sei es wie sich angeblich Frauen und Männer zu verhalten haben; dass wir nur etwas Wert seien, wenn wir für einen Lohn arbeiten würden; dass die bürgerliche Kleinfamilie die natürliche Form sei (obwohl sich das Familienbild im Laufe der Zeit schon immer geändert hat); wen und wie wir andere zu lieben haben; etc.
Jede*r sollte sich so verhalten dürfen und so leben dürfen, wie er*sie es für richtig hält, ungeachtet dessen, was andere behaupten. Gleichzeitig sollten wir andere Menschen in ihrer Freiheit so wenig wie möglich einschränken, denn die Freiheit aller Anderen ist die Bedingung für unsere eigene Freiheit.
Wir sollten uns auch selbst hinterfragen, mit welchen Normen & Rollen wir uns identifizieren. So sollten wir in unserer Entwicklung zur eigenen Individualität finden, statt uns an gesellschaftlichen, festgesetzten Konstrukten zu orientieren.
Frieden erreichen wir nur in dem wir Grenzen & Zwänge ablehnen und überwinden, um eine gerechtere und friedlichere Welt zu erschaffen!
anarchistischer Funke - http://afunke.blogsport.de/
Wow...
Wow. Ich glaube, dass das bisher der versöhnlichste Kommentar zu den Montagsdemonstrationen auf indymedia ist.
Das freut mich sehr. Den meisten Punkten kann ich auch bedenkelos zustimmen.
Allerdings nicht den Punkt über die Personen, die sich auf den Montagsdemos aufhalten.
Darauf, welche Personen sich in einer hunderte.. ja tausende Menschen starke Menschenmenge aufhalten, hat man als Individuum und auch als Veranstaltungsteilnehmer keinen Einfluß.
Ich beurteile eine Demo oder eine Bewegung nicht nach einzelnen Individuen, die da rumhüpfen, sondern anhand des Gesamtcharakters und den Personen, die dort wirklich Einfluß haben (sprich: die Redner am mikrofon).
Ich war bisher auf 3 Montagsdemos in Berlin. Bisher gab es aus meiner Sicht keinen einzigen prominenten Redner, der auch nur ansatzweise Aussagen getroffen hat, die man als "rechts", antisemitisch, ausländerfeindlich oder stark nationalistisch bezeichnen könnte.
Der Großteil der Menschen die dort hingehen sind absolute durchschnittliche Leute.
Ich habe mehrmals Personen gesehen, die erstmal durchaus so aussahen, als wären es Faschos. Zahl - immer so zwischen 3 und 6.
In einer Menge von 2000 Leuten. Ich werde deswegen noch lange nicht die Montagsdemos als rechts abstempeln, weil da einzelne NPDler oder faschos aufkreuzen (die wohlgemerkt nie das Mikro in die Hand bekommen haben. Sich also inhaltlich nie eingebracht haben).
Ich werde weiterhin zu den Montagsdemos gehen. Eben um weiterhin dafür zu sorgen, dass dort eine bunte Mischung an Menschen vor Ort ist.
Übrigens sieht man dort sehr oft auch Ausländer und Personen mit Migrationshintergrund. Scheinbar fühlen die sich da nicht diskriminiert...
mit solidarischen Grüßen - ein antifaschistischer, linker Montagsdemo-Gänger.
PS
PS:
Das Wort "Verschwörungstheoriker" als permanentes Kampfwort zu missbrauchen, finde ich sehr unangebracht.
Verschwörungstheorien sind nichts anders, als kritisches Hinterfragen.
Aus einem Anfangsverdacht wird eine Theorie - diese gilt es zu überprüfen und ggf. zu korrigieren.
Die Geschichte hat schon unzählige Male bewiesen, dass gewisse Verschwörungstheorien sich im Nachhinein als Wahrheit entpuppt haben.
Prominentes Beispiel: Benno Ohnesorg. Es handelte sich tatsächlich um eine politische Verschwörung und nicht um die Einzeltat eines übereifrigen Polizisten.
Verschwörungstheorien zu diskreditieren ist in einer demokratischen, kritischen Gesellschaft sehr dekonstruktiv und man muß sehr wohl zwischen glaubhaften und unglaubhaften Verschwörungstheorien differenzieren.
Lars Mährholz wird ja ebenfalls gerne vorgeworfen, er wäre "Verschwörungstheoretiker". Ja sicher ist er das. Weil er der Federal Reserve Bank (FED) vorwirft, an Verschwörungen beteiligt zu sein. Das ist ja auch absolut nachvollziehbar.
In den USA ist das Thema "FED" schon längst weit verbreitet. Ron Paul schrieb schon vor Jahren ein Buch namens "End the FED", welches auch hier in Deutschland sehr gute Rezensionen erhalten hat. Anzunehmen, dass die FED in KEINE Verschwörungen verstrickt ist, ist gelinde gesagt - naiv.
Zum Thema der Wahrheit
Das nicht alles, was unter dem Überbegriff der Verschwörungstheorie begann, falsch ist, bezweifelt niemand. Jedoch ist dies in keinster Weise ein Argument dafür, die auffällig Große Anzahl an Spinnern (man verzeihe mir diesen Ausdruck) die sich jeden Montag am Brandenburger-Tor versammelt, nicht müde zu belächeln. Das Problem ist, dass hier in keinster Weise eine bestimmte Position disskutiert oder Reflektiert wird, vielmehr versammeln sich hier Menschen, die in der restlichen Gesellschaft für ihre Theorien kein Publikum finden. Und so schenken sie sich halt gegenseitig ein Ohr. Wenn eine Gruppe davon ausgeht, die Welt werde von den Freimaurern regiert, während eine weitere Gruppe behauptet, es wäre eine Jüdische Weltverschwörung an der Macht, so muss nun doch einer von beiden falsch liegen. Selbiges gilt für die dort von manchen vertretenen Theorien zum Finanzwesen, 9/11, Medizin usw. Der einigende Faktor ist das Gefühl, belogen zu werden. Ich will hier nicht für ein naives Alles-Glauben plädieren, jedoch dezent darauf hinweisen, dass es genug offensichtliches Schlechtes auf unserem Planeten passiert, was angegangen und bekämpft werden sollte. Und genau das wird von den Verschwörungstheoretikern eben häufig völlig ausgeblendet.
Dass z.B. die NPD ein offensichtliches Übel unserer Welt ist, hat sich mittlerweile wohl herumgesprochen - und Ich werde einen Teufel tun und mich mit einer Veranstaltung solidarisch Zeigen, bei der Sie und Ihre Spießgesellen nicht mit Flaschenwürfen und Schreien vom Platz gejagt wird!
na geht doch
Ich habe da eine etwas liberale Einstellungen zu Verschwörungstheorien, kann aber deine Argumentation gut verstehen und auch unterstützen.
Und immerhin einig sind wir un ja anscheinend, dass VTs nicht grundsätzlich immer negativ behaftet sind, sondern von Fall zu Fall unterschiedlich.
Zum Thema NPD Leute auf der Montagsdemo:
Mich stören die NPD/Fascho Leute da auch. Definitiv. Und ich würde es sehr begrüßen, wenn da noch mehr Leute auftauchen, die das den Faschos auch deutlich zeigen. Viele der Leute auf der Montagsdemo wissen gar nicht, mit wem sie da rumstehen. Die Faschos bleiben oft unerkannt.
Wenn sich da endlich mal auch mehr Leute hinwagen würden, die sich klar links bekennen und die Faschos konfrontieren würden - ohne gleich die gesamte Montagsdemo-Bewegung in eine Fascho-Schublade zu stecken, könnte man die Faschos sicherlich dazu bewegen, den ort zu verlassen.... auf welche Art und Weise auch immer.
Aber dazu braucht es halt auch leute wie dich. Gemeinsam und so. (nix Querfront)
übrigens
zum thema "verschwörungstheorien" gibt es auf "anarchistischer funke" auch einen text: http://afunke.blogsport.de/theorie/gedanken-verschwoerungstheorien/
danke für den Link
danke für den Link. Ein zwar ziemlich kurzer - aber klarer Text.
Sicher ist es wichtiger, konkret etwas zu ändern und "den Kampf von unten" aufzunehmen, anstelle den ganzen Tag über Verschwörungstheorien oder korrupte Politiker zu schwadronieren. Sinsofern gehe ich mit der Kernaussage des Textes durchaus d`accord.
Allerdings finde ich nicht ,dass es egal ist, wer die Drahtzieher hinter gewissen Taten sind und wieso etwas wie gemacht wurde.
Die restlose Aufklärung von politischen/kriegerischen/gesellschaftlichen Großereignissen muß immer eine sehr hohe Priorität haben.
Denn wenn man die Fremdbestimmung ablegen will und gegen sie kämpfen will, ist es wichtig zu verstehen, wie die "Fremdbestimmer", also letztendlich die Herrschenden denken und handeln. Wie will man Fremdbestimmung abschütteln, wenn man nicht einmal weiß, von wem man fremdbestimmt wird.
Die Liste ist da natürlich extrem lang, aber es ist schon sehr wichtig, ein ungefähres Bilddavon zu bekommen, wie die politischen Abläufe in unserer hemisphäre ablaufen. Daher ist das Beschäftigen mit Verschwörungen durchaus gerechtfertigt.
Der Aktionismus und die aufklärerische Tätigkeit muß hand in hand gehen. Beides isoliert voneinander ist wenig zielführend.
Wissen ist Macht.
Und ohne Aktion wird das Wissen nicht genutzt.
wenn dann
wenn man davon ausgeht, dass dieser text menschen erreichen soll, die noch nicht linksradikal/(A) politisiert sind, dann denke ich, ist der verweis auf den hamburger demotag nicht so sinnvoll. die anderen beiden beispiele finde ich, in diesem speziellen zusammenhang (!) in ordung, aber wer außerhalb des "großlinken spektrums" hat denn bei 21.12. die auffassung, dass da großes unrecht getan wurde? ich glaube eher weniger, dafür funktioniert die meinungsmaschiene zu gut."die" werden wohl eher denken, dass da linke/autonome/chaoten/xy shit gemacht haben...
ein vielleicht etwas passenderes beispiel wäre die repression gegen atomkraftgegner_innen gewesen (meine ich). das war auch übel was von den bullen gegen die/uns ausging und gleichzeitig ist ja ein relativ großer teil der bevölkerung gegen atomkraft.
na war nur son gedanke
Ein Kommentar
Hallo!
Auf der Googlesuche nach Jawtex bin ich zufälligerweise hier gelandet und habe diesen Kommentar entdeckt. Gerne würde ich die Gelegenheit nutzen, etwas anzumerken.
Dies ist nicht die erste Aufforderung oder Mahnung, den unter dem Sammelbegriff "Montagsdemonstrationen" betitelten Veranstaltungen mit Skepsis, Vorsicht und Argwohn zu begegnen. Eine solche Rhetorik zieht sich meines Erachtens nach von der politischen Mitte bis links konsequent durch.
Ein paar Fragen, die sich mir stellen sind folgende:
- Was ist mit dem kritischen Geist geschehen?
- Wer verpasst hier gute Gelegenheiten, positiv in den Köpfen der Gesellschaft anzukommen und wohlmöglich alte Vorbehalte abzubauen?
Ich lese bereits in der Einleitung -
"Wir sind nicht bereit Faschist*innen und Verschwörungstheoretiker*innen das Feld des Antimilitarismus zu überlassen."
Dass dies die Intention vieler ist, pfeifen die Spatzen schon seit langem von den Dächern. Auf wen jedoch bezieht es sich? Das Faschisten unerwünscht sind, sowohl auf den Plattformen der Mahnwachen als auch in deren Zielsetzungen bedarf keiner Diskussion.
Sollte ich damit dennoch falsch liegen, so habe ich den grundlegenden Charakter der Mahnwachen nicht richtig verstanden, welcher von einer minimal kontrollierten Open - Mic Philosophie ausgeht.
Konfuser wird es für mich allerdings beim zweiten genannten Personenkreis. Faschistisches Gedankengut kann anderen Schaden zufügen, mindestens ebnet es jedenfalls den Weg. Was hat es jedoch mit dem scheinbar blinden Hass gegen vermeintliche Verschwörungstheoretiker auf sich?
Zum einen, wieso wird hier auf den Zug aufgesprungen, welcher vorgibt, dass unter "Verschwörungstheorien" pauschal etwas verwerfliches, schlechtes und gefährliches zu verstehen ist? Gibt es etwas systemkonformeres als derartiges Denken?
Wer hat überhaupt zu entscheiden, was Verschwörungstheorie ist oder nicht?
Inwiefern fügen Verschwörungstheorien, auch hier pauschal genannt, Schaden zu, so dass sie als bedenklich empfunden werden müssen?
Gegen wen richtet sich das?
Gegen die vereinzelten Seelen, denen zufolge beispielsweise "Chemtrails" die Lüfte unsicher machen und dieser Angst auf Klamotten und Schildern darauf aufmerksam machen? Gegen die vereinzelten Seelen, die Zweifel an der offiziellen Version von 9/11 hegen und dies wie viele andere Wissenschaftler und Experten weltweit irgendwie zum Ausdruck bringen wollen?
Wenn derartige Ängste, Meinungen und Sorgen doch niemandem Schaden, wieso werden sie Ziel einer pauschalen Kritik? Im Übrigen habe ich noch keinen Mitschnitt gefunden, welcher aufzeigt, dass es statt um Frieden und Sorge vor Krieg in den Beiträgen um Chemtrails oder dergleichen geht.
Eine weitere Frage, welche sich mir diesbezüglich stellt, ist, wieso, wenn man es doch eventuell besser weiß und die Möglichkeit gegeben ist viele Menschen zu erreichen, diese nicht auch nutzt, über jene möglicherweise falsch geglaubten Theorien besser aufzuklären? Wieso nicht den Dialog suchen und den Menschen die Ängste nehmen, statt sich ihnen zu verweigern?
Anstelle von "eigenen unabhängigen Aktionen und Demonstrationen" wäre doch vielmehr eine aktive Korrektivfunktion weitaus zielführender und nachhaltiger. Der Charakter der Veranstaltung erlaubt es, wieso also dies nicht nutzen statt unnütze Fronten aufzubauen, welche lediglich den ausgewählten Feindbildern geschuldet sind, nicht jedoch der Masse an gewöhnlichen teilnehmenden Bürgern von Nutzen oder Verständnis sind?
Klar, es gibt Menschen mit solch abstrakten Theorien und Wahrheiten, dass man tatsächlich Schwierigkeiten bekommt, jenen Gedankengängen nur irgendwie zu folgen. Aber wen juckts letztlich? Hat nicht jeder eben jenes Recht, sofern dadurch keine Gefahr von ihm ausgeht? Die freie Entfaltung des Geistes, im Zweifel die helfende Hand oder der aufklärende Dialog.
Dies bringt mich zum nächsten Punkt. Betrachte ich die Kritik, ganz gleich von welcher Stelle und politischen Ideologie - es wird pauschal der Verdacht aufgebaut, es handele sich bei den Teilnehmern durch die Bank um aufgeklärte Akademiker, welche mindestens die Allgemeinbildung eines Harald Schmidt haben und über jeden Redner bundesweit im Detail bescheid wissen.
Was glaubt ihr, wer da im Gros so teilnimmt und auf die Straße geht? Wie viele der Anwesenden haben jemals von einem Elsässer, Popp oder einer Antifa gehört? Ist es so abwegig, dass der bloße Gedanke oder zumindest das Bedürfnis nach Frieden für sich und seine Mitmenschen in großen Teilen die Menschen anspricht, die eben genau daran Interesse haben?
Mir scheint, als hätten längst nicht nur die Medien und Politik den Draht zu der eigenen Bevölkerung und dessen Realität verloren. In einer Gesellschaft, welche der Aufklärung und Bildung nur ein Schattendasein gewährt wird, sind derlei Annahmen nicht unbedingt nachvollziehbar.
Natürlich, Abgrenzung muss sein und Aufklärung sowieso. Aber auf dem Wege des Störens, statt die angebotene Plattform vernünftig und nachhaltig nutzt? Muss man sich wirklich dazu entscheiden, den Weg des Rentners zu gehen, der lauthals die Buben vom Rasen scheucht, weil er frisch gemäht ist oder die Musik beim Nachbarn mal wieder zu einen Tick zu laut war?
Aufklärung kann nur vernünftig und sachlich geschehen und vor allem nicht, wenn man dies allein durch das Abstrafen jener tut, deren Wunsch nicht mehr ist, als durch ihre Präsenz ein Zeichen für den Frieden zu setzen. Abgrenzung zu falschem oder zumindest fragwürdigem Gedankengut ist natürlich "richtig und wichtig", denn Kritik, beispielsweise an Aussagen Elsässers ist allemal berechtigt.
Unreflektierte Pauschalkritik an Massen, wie sie derzeit durch die Medien betrieben wird, kann nicht Ziel einer linkspolitischen Denkweise sein. Den zig-tausenden teilnehmenden Individuen und etlichen individuellen Redner wird dadurch lediglich Schaden zugefügt. Diese Menschen können nicht stellvertretend für so manche Personen des öffentlichen Lebens mit böswilliger Kritik überzogen werden.
Beteiligt euch aktiv als Korrektiv, nicht passiv als wahrgenommenes Störmoment. Schlechter kann es dadurch allemal nicht werden.
Im Übrigen, folgt man der "We are the 99%" Formel direkt, so erheben weit über 80 Millionen Menschen einen Anspruch auf "das Feld des Antimilitarismus". Es könnte dementsprechend auf Dauer schwierig werden einen einzig individuellen Anspruch aufrechtzuerhalten.
Lieben Gruß