An die Montagsdemonstrationen

Gegen Krieg und Herrschaft

Die­ser Text rich­tet sich an die ak­tu­ell im deut­schen Staat statt­fin­den­den Mon­tags­de­mons­tra­tio­nen. Ver­brei­tet den Text wei­ter, lest ihn auf Mon­tags­de­mons­tra­tio­nen vor oder ver­teilt ihn dort! Wir sind nicht be­reit Fa­schist*innen und Ver­schwö­rungs­theo­re­ti­ker*innen das Feld des An­ti­mi­li­ta­ris­mus zu über­las­sen. Wenn in eurer Stadt der Ein­fluss von Rechts zu stark ist, or­ga­ni­siert eure ei­ge­nen un­ab­hän­gi­gen Ak­tio­nen und De­mons­tra­tio­nen. 

 

Wir sind alle Men­schen – aber nicht un­be­dingt mit den­sel­ben Idea­len und Zie­len
Was wür­det ihr sagen, wenn bei der nächs­ten Demo An­ge­la Mer­kel (oder an­de­re Par­tei­mit­glie­der) auf­tau­chen wür­den und sich so­li­da­risch mit der Demo er­klä­ren wür­den. Wenn sie er­zäh­len wür­den, dass sie ja wie wir alle für den Frie­den seien und alles tun wür­den um die­sen um­zu­set­zen.
Wür­det ihr sagen “Auch Mer­kel kann sich än­dern! Auch Mer­kel ist ja für den Frie­den“ ? Oder wür­det ihr kri­tisch hin­ter­fra­gen, ob das nur ge­heu­chelt und ge­lo­gen ist? Denn ein rei­nes State­ment für den Frie­den ist noch lange kein Zei­chen, dass dies ernst ge­meint ist oder ein­fach nur aus Op­por­tu­nis­mus ge­schieht und Mer­kel am nächs­ten Tag einen wei­te­ren Kriegs­ein­satz an­ord­net.
Was ist wenn Sol­da­ten auf eurer Demo auf­tau­chen und er­zäh­len sie seien für Frie­den und am nächs­ten Tag Men­schen ge­zielt er­mor­den?
Und was ist wenn Neo­na­zis auf­tau­chen und plötz­lich er­zäh­len sie seien auch nur für Frie­den, wäh­rend sie an­sons­ten gegen Ho­mo­se­xu­el­le, Mi­grant*Innen und An­ti­fa­schist*Innen het­zen, sie be­dro­hen und ver­prü­geln oder sogar er­mor­den?
Wie kann man davon aus­ge­hen, dass alle Men­schen, die sich hin­stel­len und sagen sie wol­len Frie­den, das ge­nau­so mei­nen? Man muss doch kri­tisch hin­ter­fra­gen und die Men­schen an­hand ihrer Taten auch ab­seits die­ser Demo be­ur­tei­len.
Wir müs­sen uns die Frage nach un­se­ren Idea­len und Zie­len stel­len und diese dis­ku­tie­ren! Sich Frie­den zu wün­schen und dafür auf die Stra­ße zu gehen ist ein guter An­fang. Die Frage ist wie er­rei­chen wir die­sen für alle?

 

Links und rechts?
Stimmt, wir brau­chen diese Ka­te­go­ri­en von links und rechts nicht un­be­dingt, denn na­tür­lich gibt es viel mehr Va­ria­tio­nen von An­sich­ten. Man soll­te diese dua­lis­ti­sche Be­trach­tungs­wei­se na­tür­lich noch viel dif­fe­ren­zier­ter be­trach­ten. Trotz­dem soll­te uns das nicht daran hin­dern un­se­re Stand­punk­te zu re­flek­tie­ren, sowie auch die An­sich­ten von an­de­ren Men­schen zu hin­ter­fra­gen.
Wir soll­ten Men­schen mit un­ter­schied­li­chen An­sich­ten nicht ein­fach in die Ka­te­go­rie „Spal­ter“ ein­ord­nen, son­dern uns in­halt­lich damit aus­ein­an­der­set­zen.
Wenn wir an­fan­gen die Ka­te­go­ri­en “links“ und „rechts“ zu hin­ter­fra­gen, soll­ten wir auch einen Schritt wei­ter­ge­hen und alle Ka­te­go­ri­en & Nor­men hin­ter­fra­gen.
Kön­nen wir Frie­den mit den Kon­struk­ten von Staa­ten und Na­tio­nen er­rei­chen?
Indem wir uns z.B. auf die Na­ti­on be­ru­fen und diese als iden­ti­täts­stif­tend an­er­ken­nen, schlie­ßen wir all die­je­ni­gen Men­schen aus, die ver­meint­lich „Aus­län­der“ sind oder die sich nicht „in­te­grie­ren“. Wer möch­te denn über­haupt in eine Ge­sell­schaft, die von Kon­kur­renz, Aus­beu­tung und Ver­ein­zelung be­stimmt ist, in­te­griert sein?
Wir kön­nen so­lan­ge wir uns als „die Deut­schen“ (oder ir­gend­ei­ne an­de­re Na­tio­na­li­tät) be­grei­fen nur einen aus­schlie­ßen­den Frie­den er­rei­chen, der in­ner­halb un­se­rer ver­meint­lich ho­mo­ge­nen Grup­pe be­steht; denn was soll denn über­haupt „deutsch“ sein? Mehr als über das, was in un­se­rem Pass steht sagt es nichts aus, ge­schwei­ge denn etwas über un­se­re je­wei­li­ge In­di­vi­dua­li­tät.
Wir müs­sen die Ka­te­go­ri­en von Volk und Na­ti­on hin­ter uns las­sen, um einen Frie­den, der alle Men­schen um­fasst, zu er­rei­chen.
Wir müs­sen uns auch fra­gen, wie wir einen Frie­den er­rei­chen wol­len, so­lan­ge die Welt in Staa­ten or­ga­ni­siert ist, die letzt­lich immer ein Ge­walt­ver­hält­nis dar­stel­len.
In man­chen Fäl­len sind diese Staa­ten de­mo­kra­tisch auf­ge­baut, wo­durch deren Ge­walt viel­leicht we­ni­ger of­fen­sicht­lich wird, aber nichts desto trotz nicht we­ni­ger prä­sent ist. Denn um Ent­schei­dun­gen um­zu­set­zen, die die Re­gie­ren­den (de­mo­kra­tisch le­gi­ti­miert) ge­trof­fen haben, be­nö­ti­gen sie als letz­tes Mit­tel immer die Staats­ge­walt (sei es in Form von Po­li­zei, Ord­nungs­amt, Ge­rich­ten oder Mi­li­tär), die diese Ent­schei­dun­gen auch im Not­fall mit Ge­walt durch­set­zen.
Sei es um Men­schen aus ihren Dör­fern zu ver­trei­ben um Braun­koh­le ab­zu­bau­en, aus ihren Woh­nun­gen zu schmei­ßen um Ka­pi­tal­in­ter­es­sen zu schüt­zen und die Mie­ten kräf­tig zu er­hö­hen oder um die Men­schen, die sich nicht ruhig stel­len las­sen auf ihren Demos zu be­hin­dern oder an­zu­grei­fen (siehe z.B. Stutt­gart 21, Block­u­py, Ham­burg am 21.​12.​2013 ab­ge­se­hen davon, dass man vllt. auch Dinge daran aus­zu­set­zen hat)
Selbst wenn diese Ent­schei­dun­gen in Volks­ab­stim­mun­gen le­gi­ti­miert wur­den (Stutt­gar­t21), be­deu­tet dies nicht we­ni­ger Ge­walt, auch wenn die Mehr­heit dies ent­schie­den hat.

Ent­schei­dungs­fin­dung

Al­lein die Ent­schei­dungs­fin­dung im Staa­te ist schon völ­lig falsch, denn sie rich­tet sich, auch in De­mo­kra­ti­en, nicht nach den Be­dürf­nis­sen der Men­schen, son­dern meist nach wirt­schaft­li­chen As­pek­ten, die uns als al­ter­na­tiv­los ver­kauft wer­den.
In einem Wirt­schafts­sy­tem in dem Kon­kur­renz und gren­zen­lo­se Aus­beu­tung unser aller Leben be­stim­men, Wachs­tum und Pro­fit die Ma­xi­me dar­stel­len, in dem das Pri­vat­ei­gen­tum von Fir­men & Kon­zer­nen auf Kos­ten an­de­rer Men­schen ge­schützt wer­den, kön­nen sol­che Ent­schei­dun­gen nur gegen die Be­dürf­nis­se einer gro­ßen Mehr­heit der Men­schen ge­rich­tet sein.
Wir müs­sen un­se­re Ent­schei­dun­gen daher wie­der selbst in die Hand neh­men und ver­su­chen Ent­schei­dun­gen in un­se­ren Grup­pen, un­se­ren Be­trie­ben, un­se­rer Nach­bar­schaft oder all­ge­mein in un­se­rem so­zia­len Um­feld ge­mein­sam und im Kon­sens zu tref­fen.
Wir brau­chen keine sou­ve­rä­nen Staa­ten, son­dern sou­ve­rä­ne Men­schen!

 

Schluss mit Nor­men & Zwän­gen
Wir soll­ten hin­ter­fra­gen, wenn uns an­de­re Men­schen ver­su­chen zu er­klä­ren, wie sich be­stimm­te Men­schen oder wir sel­ber zu ver­hal­ten und sein zu haben.
Auch die­ser Text be­an­sprucht nicht „ die Wahr­heit“ zu ver­tre­ten, son­dern soll nur einen Den­k­an­stoß geben.
Wir soll­ten be­son­ders kri­tisch sein, wenn sol­che Nor­men als na­tür­lich oder auf an­de­re Weise un­um­stöß­lich pos­tu­liert wer­den.
Sei es wie sich an­geb­lich Frau­en und Män­ner zu ver­hal­ten haben; dass wir nur etwas Wert seien, wenn wir für einen Lohn ar­bei­ten wür­den; dass die bür­ger­li­che Klein­fa­mi­lie die na­tür­li­che Form sei (ob­wohl sich das Fa­mi­li­en­bild im Laufe der Zeit schon immer ge­än­dert hat); wen und wie wir an­de­re zu lie­ben haben; etc.
Jede*r soll­te sich so ver­hal­ten dür­fen und so leben dür­fen, wie er*sie es für rich­tig hält, un­ge­ach­tet des­sen, was an­de­re be­haup­ten. Gleich­zei­tig soll­ten wir an­de­re Men­schen in ihrer Frei­heit so wenig wie mög­lich ein­schrän­ken, denn die Frei­heit aller An­de­ren ist die Be­din­gung für un­se­re ei­ge­ne Frei­heit.
Wir soll­ten uns auch selbst hin­ter­fra­gen, mit wel­chen Nor­men & Rol­len wir uns iden­ti­fi­zie­ren. So soll­ten wir in un­se­rer Ent­wick­lung zur ei­ge­nen In­di­vi­dua­li­tät fin­den, statt uns an ge­sell­schaft­li­chen, fest­ge­setz­ten Kon­struk­ten zu ori­en­tie­ren.
Frie­den er­rei­chen wir nur in dem wir Gren­zen & Zwän­ge ab­leh­nen und über­win­den, um eine ge­rech­te­re und fried­li­che­re Welt zu er­schaf­fen!

 

an­ar­chis­ti­scher Funke - http://afunke.blogsport.de/

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Wow. Ich glaube, dass das bisher der versöhnlichste Kommentar zu den Montagsdemonstrationen auf indymedia ist.
Das freut mich sehr. Den meisten Punkten kann ich auch bedenkelos zustimmen.
Allerdings nicht den Punkt über die Personen, die sich auf den Montagsdemos aufhalten.
Darauf, welche Personen sich in einer hunderte.. ja tausende Menschen starke Menschenmenge aufhalten, hat man als Individuum und auch als Veranstaltungsteilnehmer keinen Einfluß.
Ich beurteile eine Demo oder eine Bewegung nicht nach einzelnen Individuen, die da rumhüpfen, sondern anhand des Gesamtcharakters und den Personen, die dort wirklich Einfluß haben (sprich: die Redner am mikrofon).
Ich war bisher auf 3 Montagsdemos in Berlin. Bisher gab es aus meiner Sicht keinen einzigen prominenten Redner, der auch nur ansatzweise Aussagen getroffen hat, die man als "rechts", antisemitisch, ausländerfeindlich oder stark nationalistisch bezeichnen könnte.
Der Großteil der Menschen die dort hingehen sind absolute durchschnittliche Leute.
Ich habe mehrmals Personen gesehen, die erstmal durchaus so aussahen, als wären es Faschos. Zahl - immer so zwischen 3 und 6.
In einer Menge von 2000 Leuten. Ich werde deswegen noch lange nicht die Montagsdemos als rechts abstempeln, weil da einzelne NPDler oder faschos aufkreuzen (die wohlgemerkt nie das Mikro in die Hand bekommen haben. Sich also inhaltlich nie eingebracht haben).
Ich werde weiterhin zu den Montagsdemos gehen. Eben um weiterhin dafür zu sorgen, dass dort eine bunte Mischung an Menschen vor Ort ist.
Übrigens sieht man dort sehr oft auch Ausländer und Personen mit Migrationshintergrund. Scheinbar fühlen die sich da nicht diskriminiert...
mit solidarischen Grüßen - ein antifaschistischer, linker Montagsdemo-Gänger.

PS:
Das Wort "Verschwörungstheoriker" als permanentes Kampfwort zu missbrauchen, finde ich sehr unangebracht.
Verschwörungstheorien sind nichts anders, als kritisches Hinterfragen.
Aus einem Anfangsverdacht wird eine Theorie - diese gilt es zu überprüfen und ggf. zu korrigieren.
Die Geschichte hat schon unzählige Male bewiesen, dass gewisse Verschwörungstheorien sich im Nachhinein als Wahrheit entpuppt haben.
Prominentes Beispiel: Benno Ohnesorg. Es handelte sich tatsächlich um eine politische Verschwörung und nicht um die Einzeltat eines übereifrigen Polizisten.
Verschwörungstheorien zu diskreditieren ist in einer demokratischen, kritischen Gesellschaft sehr dekonstruktiv und man muß sehr wohl zwischen glaubhaften und unglaubhaften Verschwörungstheorien differenzieren.
Lars Mährholz wird ja ebenfalls gerne vorgeworfen, er wäre "Verschwörungstheoretiker". Ja sicher ist er das. Weil er der Federal Reserve Bank (FED) vorwirft, an Verschwörungen beteiligt zu sein. Das ist ja auch absolut nachvollziehbar.
In den USA ist das Thema "FED" schon längst weit verbreitet. Ron Paul schrieb schon vor Jahren ein Buch namens "End the FED", welches auch hier in Deutschland sehr gute Rezensionen erhalten hat. Anzunehmen, dass die FED in KEINE Verschwörungen verstrickt ist, ist gelinde gesagt - naiv.

Das nicht alles, was unter dem Überbegriff der Verschwörungstheorie begann, falsch ist, bezweifelt niemand. Jedoch ist dies in keinster Weise ein Argument dafür, die auffällig Große Anzahl an Spinnern (man verzeihe mir diesen Ausdruck) die sich jeden Montag am Brandenburger-Tor versammelt, nicht müde zu belächeln. Das Problem ist, dass hier in keinster Weise eine bestimmte Position disskutiert oder Reflektiert wird, vielmehr versammeln sich hier Menschen, die in der restlichen Gesellschaft für ihre Theorien kein Publikum finden. Und so schenken sie sich halt gegenseitig ein Ohr. Wenn eine Gruppe davon ausgeht, die Welt werde von den Freimaurern regiert, während eine weitere Gruppe behauptet, es wäre eine Jüdische Weltverschwörung an der Macht, so muss nun doch einer von beiden falsch liegen. Selbiges gilt für die dort von manchen vertretenen Theorien zum Finanzwesen, 9/11, Medizin usw. Der einigende Faktor ist das Gefühl, belogen zu werden. Ich will hier nicht für ein naives Alles-Glauben plädieren, jedoch dezent darauf hinweisen, dass es genug offensichtliches Schlechtes auf unserem Planeten passiert, was angegangen und bekämpft werden sollte. Und genau das wird von den Verschwörungstheoretikern eben häufig völlig ausgeblendet. 

Dass z.B. die NPD ein offensichtliches Übel unserer Welt ist, hat sich mittlerweile wohl herumgesprochen - und Ich werde einen Teufel tun und mich mit einer Veranstaltung solidarisch Zeigen, bei der Sie und Ihre Spießgesellen nicht mit Flaschenwürfen und Schreien vom Platz gejagt wird!

Ich habe da eine etwas liberale Einstellungen zu Verschwörungstheorien, kann aber deine Argumentation gut verstehen und auch unterstützen.
Und immerhin einig sind wir un ja anscheinend, dass VTs nicht grundsätzlich immer negativ behaftet sind, sondern von Fall zu Fall unterschiedlich.
Zum Thema NPD Leute auf der Montagsdemo:
Mich stören die NPD/Fascho Leute da auch. Definitiv. Und ich würde es sehr begrüßen, wenn da noch mehr Leute auftauchen, die das den Faschos auch deutlich zeigen. Viele der Leute auf der Montagsdemo wissen gar nicht, mit wem sie da rumstehen. Die Faschos bleiben oft unerkannt.
Wenn sich da endlich mal auch mehr Leute hinwagen würden, die sich klar links bekennen und die Faschos konfrontieren würden - ohne gleich die gesamte Montagsdemo-Bewegung in eine Fascho-Schublade zu stecken, könnte man die Faschos sicherlich dazu bewegen, den ort zu verlassen.... auf welche Art und Weise auch immer.
Aber dazu braucht es halt auch leute wie dich. Gemeinsam und so. (nix Querfront)

zum thema "verschwörungstheorien" gibt es auf "anarchistischer funke" auch einen text: http://afunke.blogsport.de/theorie/gedanken-verschwoerungstheorien/

danke für den Link.  Ein zwar ziemlich kurzer - aber klarer Text.
Sicher ist es wichtiger, konkret etwas zu ändern und "den Kampf von unten" aufzunehmen, anstelle den ganzen Tag über Verschwörungstheorien oder korrupte Politiker zu schwadronieren. Sinsofern gehe ich mit der Kernaussage des Textes durchaus d`accord.
Allerdings finde ich nicht ,dass es egal ist, wer die Drahtzieher hinter gewissen Taten sind und wieso etwas wie gemacht wurde.
Die restlose Aufklärung von politischen/kriegerischen/gesellschaftlichen Großereignissen muß immer eine sehr hohe Priorität haben.
Denn wenn man die Fremdbestimmung ablegen will und gegen sie kämpfen will, ist es wichtig zu verstehen, wie die "Fremdbestimmer", also letztendlich die Herrschenden denken und handeln. Wie will man Fremdbestimmung abschütteln, wenn man nicht einmal weiß, von wem man fremdbestimmt wird.
Die Liste ist da natürlich extrem lang, aber es ist schon sehr wichtig, ein ungefähres Bilddavon zu bekommen, wie die politischen Abläufe in unserer hemisphäre ablaufen.  Daher ist das Beschäftigen mit Verschwörungen durchaus gerechtfertigt.
Der Aktionismus und die aufklärerische Tätigkeit muß hand in hand gehen. Beides isoliert voneinander ist wenig zielführend.
Wissen ist Macht.
Und ohne Aktion wird das Wissen nicht genutzt.

wenn man davon ausgeht, dass dieser text menschen erreichen soll, die noch nicht linksradikal/(A) politisiert sind, dann denke ich, ist der verweis auf den hamburger demotag nicht so sinnvoll. die anderen beiden beispiele finde ich, in diesem speziellen zusammenhang (!) in ordung, aber wer außerhalb des "großlinken spektrums" hat denn bei 21.12. die auffassung, dass da großes unrecht getan wurde? ich glaube eher weniger, dafür funktioniert die meinungsmaschiene zu gut."die" werden wohl eher denken, dass da linke/autonome/chaoten/xy shit gemacht haben...

ein vielleicht etwas passenderes beispiel wäre die repression gegen atomkraftgegner_innen gewesen (meine ich). das war auch übel was von den bullen gegen die/uns ausging und gleichzeitig ist ja ein relativ großer teil der bevölkerung gegen atomkraft.

 

na war nur son gedanke

Hallo!

 

Auf der Googlesuche nach Jawtex bin ich zufälligerweise hier gelandet und habe diesen Kommentar entdeckt. Gerne würde ich die Gelegenheit nutzen, etwas anzumerken.

 

Dies ist nicht die erste Aufforderung oder Mahnung, den unter dem Sammelbegriff "Montagsdemonstrationen" betitelten Veranstaltungen mit Skepsis, Vorsicht und Argwohn zu begegnen. Eine solche Rhetorik zieht sich meines Erachtens nach von der politischen Mitte bis links konsequent durch.

 

Ein paar Fragen, die sich mir stellen sind folgende:

 

- Was ist mit dem kritischen Geist geschehen?

 

- Wer verpasst hier gute Gelegenheiten, positiv in den Köpfen der Gesellschaft anzukommen und wohlmöglich alte Vorbehalte abzubauen?

 

 

Ich lese bereits in der Einleitung -

 

"Wir sind nicht be­reit Fa­schist*innen und Ver­schwö­rungs­theo­re­ti­ker*innen das Feld des An­ti­mi­li­ta­ris­mus zu über­las­sen."

Dass dies die Intention vieler ist, pfeifen die Spatzen schon seit langem von den Dächern. Auf wen jedoch bezieht es sich? Das Faschisten unerwünscht sind, sowohl auf den Plattformen der Mahnwachen als auch in deren Zielsetzungen bedarf keiner Diskussion.

 

Sollte ich damit dennoch falsch liegen, so habe ich den grundlegenden Charakter der Mahnwachen nicht richtig verstanden, welcher von einer minimal kontrollierten Open - Mic Philosophie ausgeht.

Konfuser wird es für mich allerdings beim zweiten genannten Personenkreis. Faschistisches Gedankengut kann anderen Schaden zufügen, mindestens ebnet es jedenfalls den Weg. Was hat es jedoch mit dem scheinbar blinden Hass gegen vermeintliche Verschwörungstheoretiker auf sich?

 

Zum einen, wieso wird hier auf den Zug aufgesprungen, welcher vorgibt, dass unter "Verschwörungstheorien" pauschal etwas verwerfliches, schlechtes und gefährliches zu verstehen ist? Gibt es etwas systemkonformeres als derartiges Denken?

Wer hat überhaupt zu entscheiden, was Verschwörungstheorie ist oder nicht?

Inwiefern fügen Verschwörungstheorien, auch hier pauschal genannt, Schaden zu, so dass sie als bedenklich empfunden werden müssen?

Gegen wen richtet sich das?

Gegen die vereinzelten Seelen, denen zufolge beispielsweise "Chemtrails" die Lüfte unsicher machen und dieser Angst auf Klamotten und Schildern darauf aufmerksam machen? Gegen die vereinzelten Seelen, die Zweifel an der offiziellen Version von 9/11 hegen und dies wie viele andere Wissenschaftler und Experten weltweit irgendwie zum Ausdruck bringen wollen?

Wenn derartige Ängste, Meinungen und Sorgen doch niemandem Schaden, wieso werden sie Ziel einer pauschalen Kritik? Im Übrigen habe ich noch keinen Mitschnitt gefunden, welcher aufzeigt, dass es statt um Frieden und Sorge vor Krieg in den Beiträgen um Chemtrails oder dergleichen geht.

Eine weitere Frage, welche sich mir diesbezüglich stellt, ist, wieso, wenn man es doch eventuell besser weiß und die Möglichkeit gegeben ist viele Menschen zu erreichen, diese nicht auch nutzt, über jene möglicherweise falsch geglaubten Theorien besser aufzuklären? Wieso nicht den Dialog suchen und den Menschen die Ängste nehmen, statt sich ihnen zu verweigern?

 

Anstelle von "ei­ge­nen un­ab­hän­gi­gen Ak­tio­nen und De­mons­tra­tio­nen" wäre doch vielmehr eine aktive Korrektivfunktion weitaus zielführender und nachhaltiger. Der Charakter der Veranstaltung erlaubt es, wieso also dies nicht nutzen statt unnütze Fronten aufzubauen, welche lediglich den ausgewählten Feindbildern geschuldet sind, nicht jedoch der Masse an gewöhnlichen teilnehmenden Bürgern von Nutzen oder Verständnis sind?

 

Klar, es gibt Menschen mit solch abstrakten Theorien und Wahrheiten, dass man tatsächlich Schwierigkeiten bekommt, jenen Gedankengängen nur irgendwie zu folgen. Aber wen juckts letztlich? Hat nicht jeder eben jenes Recht, sofern dadurch keine Gefahr von ihm ausgeht? Die freie Entfaltung des Geistes, im Zweifel die helfende Hand oder der aufklärende Dialog.

 

Dies bringt mich zum nächsten Punkt. Betrachte ich die Kritik, ganz gleich von welcher Stelle und politischen Ideologie - es wird pauschal der Verdacht aufgebaut, es handele sich bei den Teilnehmern durch die Bank um aufgeklärte Akademiker, welche mindestens die Allgemeinbildung eines Harald Schmidt haben und über jeden Redner bundesweit im Detail bescheid wissen.

 

Was glaubt ihr, wer da im Gros so teilnimmt und auf die Straße geht? Wie viele der Anwesenden haben jemals von einem Elsässer, Popp oder einer Antifa gehört? Ist es so abwegig, dass der bloße Gedanke oder zumindest das Bedürfnis nach Frieden für sich und seine Mitmenschen in großen Teilen die Menschen anspricht, die eben genau daran Interesse haben?

 

Mir scheint, als hätten längst nicht nur die Medien und Politik den Draht zu der eigenen Bevölkerung und dessen Realität verloren. In einer Gesellschaft, welche der Aufklärung und Bildung nur ein Schattendasein gewährt wird, sind derlei Annahmen nicht unbedingt nachvollziehbar.

 

Natürlich, Abgrenzung muss sein und Aufklärung sowieso. Aber auf dem Wege des Störens, statt die angebotene Plattform vernünftig und nachhaltig nutzt? Muss man sich wirklich dazu entscheiden, den Weg des Rentners zu gehen, der lauthals die Buben vom Rasen scheucht, weil er frisch gemäht ist oder die Musik beim Nachbarn mal wieder zu einen Tick zu laut war?

 

Aufklärung kann nur vernünftig und sachlich geschehen und vor allem nicht, wenn man dies allein durch das Abstrafen jener tut, deren Wunsch nicht mehr ist, als durch ihre Präsenz ein Zeichen für den Frieden zu setzen. Abgrenzung zu falschem oder zumindest fragwürdigem Gedankengut ist natürlich "richtig und wichtig", denn Kritik, beispielsweise an Aussagen Elsässers ist allemal berechtigt.

 

Unreflektierte Pauschalkritik an Massen, wie sie derzeit durch die Medien betrieben wird, kann nicht Ziel einer linkspolitischen Denkweise sein. Den zig-tausenden teilnehmenden Individuen und etlichen individuellen Redner wird dadurch lediglich Schaden zugefügt. Diese Menschen können nicht stellvertretend für so manche Personen des öffentlichen Lebens mit böswilliger Kritik überzogen werden.

 

Beteiligt euch aktiv als Korrektiv, nicht passiv als wahrgenommenes Störmoment. Schlechter kann es dadurch allemal nicht werden.

 

Im Übrigen, folgt man der "We are the 99%" Formel direkt, so erheben weit über 80 Millionen Menschen einen Anspruch auf "das Feld des An­ti­mi­li­ta­ris­mus". Es könnte dementsprechend auf Dauer schwierig werden einen einzig individuellen Anspruch aufrechtzuerhalten.

 

Lieben Gruß