[B] Blockade von Räumungen: Bringt das was?

Zwangsräumung in Neukölln

In letzter Zeit werden in Berlin, aber auch in anderen Städten vermehrt Zwangsräumungen blockiert. Zumeist gelingt es der Polizei relativ schnell die Wohnung zu räumen. Ist eine Blockade also ein effektives Mittel gegen Verdrängung oder nur symbolischer Protest?

Es gelingt leider noch viel zu selten, eine Räumung durch eine Blockade wirklich zu verhindern, aber die Blockade einer Räumung ermöglicht die Verhinderung von vielen weiteren Räumungen im Vorfeld. Blockaden von Räumungen nerven den Staat ziemlich. Sie stellen direkt die Eigentumsfrage.


Symbolische oder direkte Aktion?


Die Blockade einer Zwangsräumung richtet sich gegen Wohnungen als Ware. Sie stellt sich dagegen, dass ein Eigentümer* entscheiden kann eine Mieterin* aus der Wohnung zu räumen. Der Staat ist aber auch genau dafür da, diese Eigentumsordnung zu garantieren und durchzusetzen. Er wird also nicht zulassen, dass wir durch eine einzelne Blockade einfach mal so das Eigentumsverhältnis aus den Angeln heben.

 

Deswegen muss der Kampf gegen Zwangsräumungen langfristig angelegt sein. Die Menschen, welche unter den steigenden Mieten und der Verdrängung leiden, müssen sich zusammentun und sich jenseits staatlicher Angebote organisieren um eine Stadt zu erkämpfen, in der alle Menschen eine angemessene Wohnung haben und Menschen nicht ständig diskriminiert und ausgeschlossen werden. Die Blockade einer Zwangsräumung ist dabei nur ein kleiner Schritt.

 

Blockade von Naziaufmärschen sind in letzter Zeit häufiger erfolgreich. Die Nazis können nicht laufen, die Stimmung bei den Protestierenden ist danach fröhlich. Dabei ist die Blockade eines Naziaufmarschs natürlich auch nur ein kleiner Teil des antifaschistischen Kampfes. Bei einer Blockade einer Zwangsräumung ist die Stimmung danach meist nicht so gut. Wir stehen vor der Wohnung rum und blockieren, die Polizei kommt und räumt. Der Mieter* sitzt auf der Straße, die Eigentümerin* hat ihre Wohnung wieder. Also nur eine Inszenierung von Ohnmacht?

 

Viele zwangsgeräumte Personen sagen etwas anderes. Sie freut die Solidarität der Protestierenden, sie sind nicht mehr allein, die Räumung ist nicht mehr indivudell, sondern ein politisches und kollektives Problem. Je mehr Menschen kommen, desto offensichtlicher wird, dass die kapitalistische Normalität Risse bekommt und der Staat nur noch gegen größeren Widerstand den Ablauf von Verwertung und Verdrängung garantieren kann. Das Bestehende gerät unter Zugzwang.

 

Überall Zwangsräumungen, überall Widerstand


Bei Zwangsräumungsprotesten wird es immer auch kleinere Protestaktionen geben, wo die Polizei die Räumung relativ einfach durchziehen wird. Gerade diese kleinen Proteste sind aber wichtig, sie wirken in die Nachbarschaft, sie unterstützen konkret die Räumungsbetroffenen und bauen durch ihre Wiederholung Druck auf.

 

Blockaden wirken auch im Vorfeld und im Nachhinein weiter. Bei anderen Räumungen kann durch Gespräche und durch die Andeutung von Blockaden schon im Vorfeld eine Räumung verhindert werden. Es gibt also eine konkrete, nachweisbare, indirekte Wirkung, die noch stärker kommuniziert werden müsste. Blockaden wirken auch im Nachgang, andere Menschen melden sich um ebenfalls politisch gegen ihre Räumung vorzugehen oder sie schließen sich dem Kampf gegen Räumungen an.

 

Es ist anzustreben, dass es in Berlin auch wieder zu richtig großen Räumungsprotesten kommt, die den Widerstand auf eine neue Stufe heben. Da ist ganz praktisch zu überlegen, wie eine Räumung durch viele Menschen und kreative Aktionen zumindest für einige Stunden effektiv aufgehalten werden kann. Wie bei einem Naziaufmarsch ist es die Aufgabe von vielen Menschen Präsenz zu zeigen, aber auch zu überlegen, wie die Aktivitäten gegen Mieten und die kapitalistische Stadt nochmal deutlich verstärkt werden könnten.

 

Zwangsräumungen werden weitergehen – und der Widerstand nimmt zu!

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Don­ners­tag // 08.​05.​2014 //
Hof­acker­zei­le 2A // 13627 Ber­lin-​Char­lot­ten­burg // U Ja­kob-​Kai­ser-​Platz

Für 9.​00 Uhr hat sich die Ge­richts­voll­zie­he­rin an­ge­kün­digt. Wir rufen zur Blo­cka­de um 8.​00 Uhr auf. Das weiß auch die Po­li­zei. Je frü­her ihr kommt desto bes­ser!

wie schon oft gesehen werden konnte, verschaffen sich die büttel immer wieder zutritt durch nebenhäuser und hinterhöfe. das platzieren von menschen die da warnung geben wenn was in "ihrem hinterhof" passiert ist da vielleicht mal ein gutes mittel um räumung etwas schwieriger zu machen. (natürlich mit entsprechend mobilen-massenhaften unterstützer_innen.

besser wäre natürlich noch eine soziale verankerung nicht nur im "haus der räumung" sondern auch ringsherrum...

Vom 27. bis 31. August werden wir gemeinsam Hausbesetzungen zum Thema machen. Lasst uns Erfahrungen austauschen, diskutieren, um die Häuser ziehen und Aktionen starten.

Die Gründe für Besetzungen sind zahlreich und unterschiedlich: Um unbezahlbaren und steigenden Mieten etwas entgegenzusetzen, einen drohenden Abriss zu verhindern, aus der Notwendigkeit für neue, selbstverwaltete und unkommerzielle Räume, zum Wohnen, für Atelierräume, Werkstätten, Kulturzentren und vieles, vieles mehr.

 

Die Häuser um uns herum stehen leer

Viele Menschen schlafen auf Straßen , in Parks, unter Brücken, in Wohnzimmern bei Freund_innen, in Turnhallen, in Flüchtlings- und Notunterkünften und in viel zu teuren WG-Zimmern. Mieten steigen, ganze Viertel werden unstrukturiert, alternative Orte sind bedroht, und teils trotz Widerstands leider verloren.

Gründe, in leere Häuser einzuziehen oder nicht aus unseren Wohnungen auszuziehen haben wir genug. Leerstand wieder mit Leben zu füllen, sich Räume anzueignen und zu nutzen bietet außerdem die Möglichkeit,das eigene Leben selbstbestimmt(er) zu organisieren und zu leben. Besetzte Häuser können Orte für Utopien sein, können Raum bieten für selbstgestaltetes Wohnen und für die Arbeit von Initiativen und Gruppen, für gemeinsames Ausprobieren und Finden bisher unbekannter Probleme und Lösungswege… Aktivist_innen verstehen Besetzungen nicht selten als Angriffe auf die herrschenden Verhältnisse, als Symbol gegen kapitalistische Wohnungspolitik und verbinden den Kampf um Häuser mit dem Kampf um ein besseres Leben.

Wie erhöhen wir unsere Chancen auf erfolgreiche Besetzungen? Was sind die Schwierigkeiten, die uns hindern uns die Häuser zu nehmen? Und wie kommen wir zu einer Praxis ,die unsere Vorstellungen Realität werden lässt?
Wenn wir gemeinsame Interessen finden und aus Erfahrungen lernen, können wir viele Fehler vermeiden, uns gegenseitig unterstützen und inspirieren. Zusammen können wir uns unseren Ängsten stellen, uns gemeinsam wehren gegen Kriminalisierung und Repression.

 

In Bewegung kommen

Bei all unseren Unterschieden und Widersprüchen was unsere Kämpfe angeht, unsere Art zu leben, zu diskutieren und zu streiten, wird der Kongress eine Chance sein, all diese gemeinsam zu nutzen. Es gibt genug zu lernen, zu diskutieren, zu hinterfragen. Und viel zu erleben.

Beim Stöbern in Kongressberichten vergangener Jahrzehnte, beim Bücher lesen und Filme gucken, in Gesprächen mit Aktivist_innen aus unterschiedlichen Kontexten, zeigt sich die Breite der Hausbesetzungsbewegung. Wir freuen uns darauf, uns mit allen Interessieren theoretisch wie praktisch mit dem Themenkomplex auseinanderzusetzen. Grenzüberschreitendes Verhalten in Formen wie Rassismus, Sexismus, Homophobie und Antisemitismus steht in unserem Verständnis einer konstruktiven Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Verhältnissen klar entgegen und soll hier keinen Raum finden. Wir wünschen uns, in einem solidarischen Miteinander verschiedene Strategien und Konzepte zu entwickeln und umzusetzen.

Lasst uns städteübergreifend vernetzen und gemeinsam in Bewegung kommen.
Am Samstag, den 30. August 2014 findet ein Aktionstag statt, in Hamburg und überall da, wo ihr was startet.

 

Legt los!

Hiermit rufen wir dazu auf, schon jetzt mit inhaltlichen Debatten zu beginnen. Wir sind gespannt auf Texte, Berichte, auf Fragen, Diskussionsbeiträge von euch, euren Gruppen und Projekten. Schreibt sie auf, macht Videos oder Radiobeiträge, schickt sie an uns über squattingdays@riseup.net (zum verschlüsselt Schreiben s. Website/Kontakt) und / oder veröffentlicht sie auf indymedia und über andere Kanäle. Nutzt die Zeit der Squatting Days in Hamburg, um eigene Inputs vorzustellen, Workshops zu machen, Wissen zu verbreiten.

Egal ob ihr in Squats wohnt oder wohntet, ob ihr Erfahrungen mit Besetzungen gemacht habt, ob ihr gerne in Leerständen oder auf Freiflächen feiert oder von Räumung bedroht seid, ob ihr euch gegen Zwangsräumungen einsetzt, ob ihr gerade auf Wohnungssuche seid oder ob ihr erst beginnt, euch für Leerstände und ihre Nutzungsmöglichkeiten zu interessieren,

 

Kommt nach Hamburg!

27. – 31.8.2014
squattingdays.noblogs.org