1. Mai in Berlin - Erwartungen / Einschätzungen / Ernüchterungen aus militant-antagonistischer Sicht

Steinwerfer

Nach dem Desaster des Antirepressionstag am 22.03., das wohl in Berlin noch lange nachwirken wird und das bisher auch nicht ansatzweise bilanziert worden ist, zeigten auch die Geschehnisse rund um die Räumung des Flüchtlingcamps am Oranienplatz den anhaltend miserablen Zustand, in dem sich derzeit der Rest antagonistischer Politik in der Haupstadt befindet.

Trotz der furchtbaren und demotivierenden Bilder von Schlägereien der Flüchtlinge auf dem Oranienplatz untereinander fanden sich am Abend zwischen 1500 und 2000 Menschen am Kotti ein. Die Bullen waren massiv präsent, hielten sich aber zurück. Weitgehend schweigend wurde fast eine Stunde lang den nervtötenden Ansagen aus dem Lautsprecherwagen der Bullen gelauscht, das noch über eine Anmeldung und Routenführung verhandelt werde, anstatt einfach loszugehen, wie das im letzten Jahr einige Male erfolgreich praktiziert wurde , und wie es auch an diesem Abend möglich gewesen wäre.

Schliesslich setze sich die mittlerweile angemeldete Demo in Bewegung und während die Demospitze massiv von Bullen begleitet wurde, nutzten die zahlreichen schwarzgekleideten Kleingruppen im hinteren Teil der Demo keine der möglichen Aktionsräume in Bezug auf Baustellen und Banken, die auf der Route lagen. Am Heinrichplatz wurde dann die selbsternannte Berliner Avantgarde an der Demospitze zwar mit den Bullen allein gelassen und einfach in die Mariannenstrasse abgebogen, eine einfache Bullenkette konnte jedoch den Ausflug ohne grössere Probleme stoppen. Im Verlauf des Abends konnten die Berliner Bullen dann mal wieder ihre Allmachtsansprüche ausleben und stürmten immer wieder prügelnd und demoralisierend in Menschenansammlungen. Auch die späteren Kleingruppenaktionen konnten am traurigen Verlauf des Tages nichts mehr ändern.

Die gestrigen Aktionen rund um den geplanten Nazi Aufmarsch in Kreuzberg waren zwar erfolgreich in dem Sinne, das die Nazis nur einige hundert Meter gelaufen sind, gleichzeitig zeigen sie aber auch den Stand der Autonomen Antifa in Berlin auf.

Während das zivilgesellschaftliche Bündnis Nazifrei Berlin ohne grössere Behinderungen durch die Bullen mehrere Blockade etablierten konnte, sah es für die Autonome Antifa nicht so rosig aus. Zwar gab es schon seit dem frühen Morgen mehrere, teils brennende Barrikaden jenseits der Aufmarschroute, die allerdings eher die Streifenhörnchen und die Feuerwehr als die EHu in Atem hielten.

Im Gegensatz zu vergleichbaren Aktionen gegen Naziaufmärsche in anderen Städten gab es in Berlin keine (informellen) Vorabtreffpunkte für autonome Antifas. Das verringert zwar das Risiko, von den Bullen markiert, begleitet oder gar eingekesselt zu werden, gleichzeitg sorgte u.a. dies aber auch dafür, dass es fast den gesamten Tag über keine grösseren, handlungsfähigen autonomen Strukturen gab. Materialblockaden gab es den ganzen Tag über nicht, Aktionen gegen anreisende Nazis waren ausschliesslich dem zufälligen Aufeinandertreffen geschuldet. Erst mit dem halbherzigen Versuch der Bullen, die Nazis doch am Märkischen Museum vorbei eine Alternativroute zu ermöglichen, kam es zu direkten Aktionen.

Aber auch hier zeigte sich die Unfähigkeit, als grösserer Mob geschlossen zu agieren. Nur einige wenige dachten überhaupt daran, Steine auszubuddeln, der immergleiche 20iger Trupp Bullen konnte mehmals hunderte Menschen die Rungestrasse runtertreiben, darunter etliche im modischen black bloc style gekleidete. Wenn sich dann allerdings genug Mutige fanden, die die Bullen mit Wurfgegenständen eindeckten, zog sich der Trupp eiligst zurück. Der für ca. eine Viertelstunde entstandenen Freiraum wurde allerdings nicht genutzt, um sich grundsätzlich zu finden und z.B. die Strassen zu verbarrikadieren. So konnten von hinten herbeieilende Bullen-Verstärkungen wieder die totale Kontrolle erlangen und ihr zermürbendes Konzept von Menschenmassen durchmischen durchziehen.

Im Ergebnis waren bis auf die Nazis von Wowi bis Ströbele alle zufrieden und die taz war immerhin so ehrlich, die Prise Militanz zu würdigen, die notwendig sei, um Nazi-Aufmärsche erfolgreich zu blockieren. Auch die Berliner Bullen dürften zufrieden gewesen sein, ihrem finnischen Kollegen ein erfolgreiches Beispiel des crowd control präsentiert zu haben.

Zu den ritualisierten Abläufen des 1. Mai in Berlin ist im Verlauf der letzten 25 Jahre wohl alles gesagt worden

 

Dás sich trotzdem jedes Jahr zwischen 10.000 und 15.000 Menschen zusammenfinden, dürfte weder der unsäglichen Qualität der Aufrufe, noch den immer schlechter werdenden Plakaten geschuldet sein. Selbst das Hammer-Video der NaO dürfte wenig Anteil daran haben. Es spielt ja eigentlich auch keine wirkliche Rolle, Revolten lassen sich eben nicht konservieren, dass gilt für die Pariser Kommune genauso wie für den 1. Mai.

Also geht es eigentlich immer nur um die Frage, inwieweit der Tag auch nur ansatzweise etwas damit zu tun hat, was er abfeiert. Die Bullen und die politische Klasse wiederum sind in den letzten Jahren mit ihrem Versuchen, den 1. Mai zu befrieden, ein ganzes Stück weitergekommen. Das Myfest hat mittlerweile die grosse Lücke, die das Ende der Love Parade hinterlassen hat, fast gänzlich gefüllt, das Barrio Antifaschista verleiht ebenso wie die Cortex Bühne der Aufstandsbekämpfungsmaßnahme street credibility. Die gleichen Gruppen, die seit Jahren den 1. Mai vereinnahmt haben und mit stolzgereckter Brust ihre rote Fahnen an der Demospitze in die Luft recken, kassieren seit Jahren über das Myfest staatliche Kohle ab.

Den Verdrängungskampf um das begehrte Terrain 36 hat das Myfest mittleile auch gewonnen. War es in den Anfangsjahre des Myfestes noch nicht ausgemacht, ob das Fest nicht auch taktische Nachteile für die Bullen mit sich bringen könnte (so kam es z.B. anfänglich vor der Hip Hop Bühne in der Naunynstrasse regelmäßig zu Massenschlägereien unter den Gangs, die die Bullen zwangen, aus ihren Bereitsstellungsräumen in den Hinterhöfen zu kriechen, um dann von allen Beteiligten Steine und Flaschen zu kassieren), ist das Terrain des Myfest mittlerweile fest unter Kontrolle der Bullen. So wird es am 1. Mai 2014 wohl zu dem surrealen Bild kommen, dass EHu's mitten auf dem Oranienplatz stehen, um eine Wiederbesetzung durch Flüchtlinge zu verhindern, während unmittelbar daneben die Party vor der Bühne weitergeht.

Auch hat sich die 18:00 Uhr Demo mit dem fulminaten 2009 aus dem Gebiet rund um den Heinrichplatz verabschiedet. Freiwillig wird das polizeiliche Kalkül der Trennung von Demo und Fest mitgetragen, die abendlichen Brennpunkte Kotti und Adalbertstrasse haben die Bullen mittlerweile gut in den Griff bekommen.

2010 war nach der Verhinderung des mittäglichen Nazi Aufmarsches im Prenzlauer Berg eh nur eine symbolische Runde durch Neukölln und 36 angesagt, die in sagenhaften 60 Minuten absolviert war und mit einigen Flaschenwürfen am Spreewaldplatz endete, wo die Bullen mit mehreren Sperrriegeln verhinderten, dass die Leute weiter in Richtung Heinrichplatz zogen.

2011 sah dann eine 18:00 Demo, auf der anfänglich einiges möglich war, die Bullen sogar etliches einstecken mussten, dann aber die Situation statisch und damit unter Kontrolle bekamen. Abends dann, als die letzten Reste der aufgestoppten Demo in 36 eintrudelten, eine Kottiparty, die sich gewaschen hatte.

Nach 75 Jahre Oktoberrevolution und dem Nationalfeiertag der DDR mussten wir dann 25 Jahre 1. Mai überstehen. Der Sturm auf den Winterpalais endete schon in der Lindenstrasse, wer nicht hören will, muss fühlen, was bitter für alle war, die den grosskotzigen Parolen geglaubt und dafür verprügelt oder festgenommen wurden.

Unter anderem als Reaktion auf die Erfahrung 2012 gab es dann 2013 im Vorfeld diverse Aufrufe und Debattenbeiträge aus dem autonomen und anarchistischen Spektrum, sowie die Organisierung eines eigenen Blockes. Aufgrund der vom Demobündnis mit den Bullen verhandelten Routenführung musste sich dieser jedoch bald wieder auflösen, um nicht von Bullen in einer taktisch ungünstigen Situation aufgeraucht zu werden. Anschliessend kam es noch zu einer mob action in Neukölln, sowie der Verlängerung des 1. Mai bei den Berliner JobCentern.

Und Nun?

Die Walpurgisnacht im Wedding ist nach der Revolutionären 1. Mai Demo der neueste Anlauf einer Restlinken, mit Mythos Politik zu machen. Nach einem zumindestens stimmungsmäßig angenehmen Anlauf im ersten Jahr mit über 5000 Leuten ist das Ganze innerhalb kürzester Zeit zu einem Bullenspektakel geworden, das nur Ohnmacht und Alkleichen zurücklässt. Wer eine Ahnung davon bekommen will, was dieser Tag mal war und die traumatische Erfahrung des Boxhagener Platzes hinter sich lassen will, schlendert vielleicht lieber des Nachts in den Viktoriapark, wo seit Jahren hunderte Jugendliche in den 1. Mai reinfeiern und sich regelmäßig gegen die aufdringlichen Bullen zur Wehr setzen. Völlig unbeachtet von bürgerlicher Presse und Szene kreist hier Jahr für Jahr der Bullenhubschrauber bis tief in die Nacht über dem unübersichtlichen Terrain.

Die ungemeldete 17:00 Demo am Marianneplatz am 1. Mai ist auch schnell Teil des Spektakels geworden. Regelmäßig wird das bunte Tuch vor das Gesicht gezogen und hektisch-ängstlich kreuz und quer durch das Myfest gezogen, wobei in dem Gedrängel regelmäßig zweidrittel der Demo verloren gehen. Am Ende kommen ein paar hundert Leute rotangelaufen am Startpunkt der 18:00 Uhr Demo an und feiern das als Erfolg. Die Bullen sehen das ganze mittlerweile gelassen, gelegentlich brüllt sogar ein begleitender Zivi seine westdeutschen Kollegen an, sie sollen gefälligst die Strasse für die unangmeldete Demo freigeben.

Für die 18:00 Demo am 1. Mai wurde mittlerweile ( wie aus den letzten Jahren gewohnt) die Route nochmals entsprechend der taktischen Anforderungen der Bullen angepasst, wofür diese sich auch lobend über die Anmeldergespräche äußerten. Zu erwarten ist eine zurückhaltene Bullentaktik, solange sich die Demo in Gänze an die Route weit weg von Myfest und dem Oranienplatz hält und die Vermummung vereinzelt bleibt. Der Winterpalais ist dieses Jahr die SPD Zentrale, die selbstverständlich in Schutt und Asche gelegt werden wird. Gekleistert wird wenig, Flugis sind eh oldschool und irgendwie kriegen auch die 5.000, die jedes Jahr am Ende der Demo mit Mate oder Becks in der Hand mitschlendern, mit, wo das Ganze startet. Die Teilnehmerzahl mit 10.000 plus ist eh genauso garantiert wie ein ausverkauftes Helene Fischer Konzert.

Was bleibt, um Hoffnung für diesen 1. Mai zu haben, sind also nur die Faktoren Eigendynamik und Glück.

Scheinbar ein dünnes Brett, was da gebohrt wird.

Allerdings war dies am 1. Mai 1987 auch nicht viel anders, bloß damals eben ein paar Bullen weniger.

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Dem ist eigentlich nichts mehr hinzuzufügen.
Außer vielleicht, dass die Damen und Herren Veranstalter der 18 Uhr Demo einfach nicht mehr ernst zu nehmen sind.
Die können ihr grinsen über die überzogenen Parolen, die sie kurz vor start von sich geben kaum zurückhalten.

Manchmal könnte man glauben, sie wären mittlerweile der verlängerte inkognito-Arm der Staatsgewalt.
Aber das wäre ja eine anmaßende Verschwörungstheorie.

Vielleicht beschäftigt ihr euch mal mehr damit warum wir auf die Straße gehen und weniger mit Bullentaktik und dem Design von Plakaten. Szenegebrabbel hier.

Wir, die autonome Antifa, müssen endlich anfangen aufzurüsten.

 

Helme, Körperschutz, Handschuhe, Stiefel, Schutzweste ... sollten getragen werden.

 

Wenn man genauso geschützt ist, wie der Polizeiapparat hat man die Chance, die Karten neu zu mischen.

 

Man sollte weniger über mögliche Waffen oder Strategien nachdenken. Steine oder Flaschen sind in der Regel nichts gegen einen gepanzerten Roboter, wie wir Ihn immer sehen.

 

Tragen wir ähnliche Schutzausrüstung, sind wir 3 mal schlagfertiger!

 

Festnahmen sind viel schwerer Durchzuführen, Pfefferspray wirkt viel weniger stark, der Polizeiknüppel verliert etwas an Wirkung, man kann nun auch stärker in den 2-Kampf gehen.

 

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Eine Revolution ohne Ausrüstung wird gnadesnlos untergehen, und unglaublich viele Festgenommene und Verletzte zurücklassen!!!

 

Es liegt an den Bündnissen, hierrauf aufmerksam zu machen.

 

Schutzausrüstung für Antifas muss zum Standart werden, die Kaputze und das Tuch wirken nur bedingt.

 

Wer mehr möchte als kleine jährliche Riots muss sich weiter entwickeln.

 

Der Euromaidan in Kiew hat gezeigt, wie es geht. Hätten sich die Faschos dort nicht mit Schildern, Schutzklamotten usw. eingedeckt, wäre man warscheinlich gescheitert, und das Camp wäre gestürmt wurden.

 

Auf die Barrikaden! Aber bitte mit passender Ausrüstung, welche von allen getragen werden muss. Ein paar gepanzerte Antifas hätten die Cops schnell mit etwas Mühe abgedrängt und Anzeigen wegen Vermummung etc.pp. rausgehauen.

Wenn du so etwas umsetzen willst - aktiven Selbstschutz vor der Staatsmacht - musst du die entsprechenden Leute auch trainieren. Das geht vom rein körperlichen (Ausdauer // Kampfsport-Erfahrung, speziell Krav Maga, CMD, Alpha Combat usw - eventuell finden sich innerhalb linker Strukturen auch EK-Lehrgänger vom Bund? // Kraft) über das psychische (Wille zur Konfrontation // eigene Grenzen kennen // mentale Einstellung) bis hin zum taktischen (gegenseitig Decken // Schwachstellen finden // Aufstandsbekämpfung verstehen und umsetzen).

Schaffst du es, von 1000 Leuten 100 gezielt zu trainieren, ergeben sich ganz neue Möglichkeiten. Die Stärke der Polizei liegt zu 90% in ihrem geschlossenen Auftreten, NICHT in ihrer Bewaffnung oder Schutzausrüstung. Zweikampftechnisch sind die absolut unzureichend ausgebildet - die können miest weder richtig boxen noch richtig treten. Über vernünftigen Umgang mit Ellenbogen oder Schlagstock reden wir noch nicht - wer wissen will, wie das aussieht, darf sich bei der IDF umsehen.

 

Die Schwäche der linken Demo liegt in ihrer Unorganisiertheit. Das Motto "Jeder so weit wie er will" ist richtig. Nur wenn ich nicht meinem Nebenmann/frau bedingungslos vertrauen kann, das er stehen bleibt auch wenn der Cop zuhaut, dann schränke ich mich selbst erheblich in meinem Aktionsradius ein.

 

70cm Holz, 1,9cm Durchmesser, massiv und eine Skimaske schränken das Aktionspotential der Polizei erheblich ein, sofern sie in Hände gelangen, die damit umgehen können.

 

Bleibt die Frage, ob man wirklich auf dieser Ebene mit den Cops messen will. Falls ja, sollte gerade im Bereich der autonomen Antifa MASSIV auf Self-Defence gesetzt werden und solche Strukturen auch innerhalb der linken Szene und linken Freiräume ausgebaut werden.
Kampfsporttraining, Fitnessräume (kann man wunderbar selbst bauen) würden hier auch Menschen in die linke Szene führen, die bisher unpolitisch waren oder sich der militanten Szene nicht zugehörig gefühlt haben.


PS: Es macht auch Spaß ;-)

eine weniger großkotzige bzw arrogantere herangehensweise wäre wohl angemessen. das sich der erste mai in seiner spielart der letzten jahre nach 2009 überlebt hat,ist den meissten leuten klar. trotzdem sind in den letzten jahren autonome,antifas und "normale menschen" auf diese demonstration gekommen, aus wut und/oder politischer überzeugung. das sollte man immer mit bedenken wenn man die polemische beschreibung des spektakels wagt. auch sind immer wieder von ihrer sache überzeugte leute am ersten mai eingefahren und haben sich,mindestens, ihre 2 jahre auf bewährung abgeholt - man sollte aufpassen, das man das mit der preisgabe zum lächerlichen, nicht eventuell ein wenig verhöhnt.

 

nie sollte man vergessen das der revolutionäre erste mai mit seinen unterschiedlichsten beteiligten spektren und mit seiner teilnehmerzahl, die keineswegs nur aus betrunkenen feierabendrevoluzzern besteht, eine große linksradikale demo ist. nicht mehr - was scheinbar viele leute erwarten(warum ist eine demo ohne randale am ersten mai,aber mit 10-15000 teilnehmern ein misserfolg,an anderen tagen im jahr nicht?)aber auch nicht weniger.man sollte dankbar sein für eine plattform die es neu zu gestalten gilt,damit dies nicht steinzeitkommunisten oder jusos tun, und nicht jammern das man es nichtmehr schafft 90 minuten strassenschlacht mit den cops anzufangen. die wahrscheinlichkeit das das klappt ist bei jeder anderen größeren demo im jahr höher und politisch evtl sogar vermittelbarer. 7000 schweine werden am ersten mai in der stadt sein. eigentlich sollte jedem klar sein das zu diesem zeitpunkt kein blumentopf mehr zu gewinnen ist.

 

fazit:weniger arroganz,mehr eigeninitiative und kreativität - davon ist, man mag überrascht sein, auch in dieser stadt in autonomen kreisen,und das zeigt allein der polizeiticker, doch noch einiges vorhanden.

 

zum ersten geposteten kommentar: es grenzt trotz aller berechtigten kritik schon an eine grobe frechheit das angedeutet wird die organisatoren wären evtl der verlängerte arm der staatsgewalt. geh dochmal raus und sag das in der öffentlichkeit den entsprechenden personen und hohl dir deine ohrfeigen ab.

Liebe Leute, letzte aufrechte Revolutionäre,

 

den Demobündnissen vorzuwerfen, sie würden tatsächlich Demos organisieren und keine Straßenschlacht wirkt zwar etwas bemüht, ich bitte Euch jedoch diesen thread weiter zu füttern, damit ich die nächste Woche überhaupt irgendwas schreiben kann,

 

herzlichst Euer

 

Jörn Hasselmann

www.tagesspiegel.de

..was hassi wieder seinem konservativen stammpublikum zusammenschreibt. mich nicht, dafür ist mir meine lebenszeit zu schade, um solche grottenhaften texte zu lesen. hassi wird sicher nicht mehr links werden, genauso wenig wie auf einmal die polizei friedlich werden wird. same shit, different year. :)

Wenn man davon ausgeht, dass bei riots immer Leute festgenommen werden -und seien es die falschen die dann auch schnell wieder rauskommen- dann kann man konstatieren, dass riots immer ihre Kosten auf unserer Seite haben. Die Nazis wurden blockiert und das war die Ansage und Ziel. Das dies ohne massivste riots, mit Kosten, zugegangen ist, freut mich als festnahmeerfahrenen. Der offensichtliche Unwille der Bullen und die Masse an Menschen hat die Sache verhindert und gibt den Finnen nicht wirklich neue Weisheiten.

Hätten die Cops versucht das Teil wirklich durchzusetzen, dann wäre es vermutlich zu einem Hamburger Happening gekommen (siehe letzter großer Naziaufmarsch in HH). Das es hier für die Bullen vermutlich sogar einfacher gewesen wäre, aus den von euch richtig pointierten gründen, ist ein anderes Blatt.

Das es dennoch zu 52 Festnahmen gekommen ist und es für die Bullen möglich gewesen wäre das Teil laufen zu lassen, dass sind die wichtigen Fragen.

 

Kurz: Warum Riot wenn nicht nötig?

 

Dem Rest des Textes stimme ich soweit zu, obwohl ich auch manchen der bisherigen Kommentaren zustimme.

(Außer dem Ukrainekomment. denn wer so agieren möchte, wird sich bald in einer Uhrne wiederfinden, so sehen die sozialen Realitäten in doofland zur Zeit eben aus und anstatt sich kugelsichere Westen zu besorgen, sollten lieber Anschlagserklärungen und konfrontative Texte massenhaft ausgedruckt und in Briefkästen gesteckt werden. Für so ca. 300 teuro sind so einige Blätter drin...)

das mit der militanz gegen die staatsgewalt ist eine sehr knifflige und vielschichtige frage.

 

grundsätzlich ist es, meiner meinung nach so in schland, dass man besser beraten wäre mehr basisgruppen aufzubauen und letztendlich auch auf mehr direkte agitation zu setzen - z.B. mal lieber einen Tag machen in Berlin an dem welchem so viele Haushalte wie möglich beflyert werden, etc. - bevor man die direkte konfrontation mit der staatsGEWALT sucht. das zahlenverhältnis ist einfach noch zu unausgewogen. würde es demos mit 70.000-100.000 Menschen geben, dann könnte man vlt. nochmal darüber nachdenken aufzurüsten oder andere formen des widerstands auszuprobieren (denn man sollte auch nicht vergessen dass die bullen mitziehen, also auch aufrüsten werden), denn dann würde tatsächlich die macht der menschen direkt mit gewalt bekämpft.

 

zum anderen gibt es gerade in ostdeutschland viele leute die mit dieser form der demokratie und kapitalismus sowieso nicht einverstanden sind, aber noch (?) keine alternative sehen (wollen) bzw. diese in ihrer einfachheit woanders suchen (regressive tendenzen, "rechte bürgerini's",..). dieser in großen teilen der (ostdeutschen) bevölkerung vorherrschende fatalismus würde durch revolutionäre, wirkmächtige widerstandshandlungen die luft genommen- sollte man auch bedenken.

Der BILD-Zeitungs-Artikel "BILD erklärt den Schwarzen Block" nach Heiligendamm scheint bei einigen Leuten hier in Berlin leider auf sehr fruchtbaren Boden gefallen zu sein. Der 22.03. zeigt zwar dass dieser Kindergarten wieder auf dem Rückzug ist, aber wie dieser Text beweist gibt es nachwievor noch Leute die Abzugsbildchen des erwähnten BILD-Artikels sind und sich auch noch darin gefallen.

Es wird sich beschwert, dass in den letzten Jahren immer weniger Riot gibt und es deswegen eine negative Entwicklung sei, dabei ist eher eine positive Entwicklung zu sehen. Es wird politischer, sowohl inhaltlich, als auch an den Teilnehmern. Die Zeiten in denen 50 Prozent der Teilnehmer aus Unpolitischen Freaks besteht, die Live-Riotporn erleben wollen scheinen vorbei.

Der 1. Mai hat seinen Ursprung als Kampftag der lohnabhängigen Klasse, doch von tatsächlichen sozialen und politischen Kämpfen scheint der Autor des Textes nichts wissen zu wollen. Stattdessen wird das Wort Kampf missinterpretiert als inhaltsleeres Riotspektakel und dafür will man auch noch eine Demonstration instrumentalisieren, beschwert sich aber, wenn die auch nur minimal von dem abweichen, was man selbst haben möchte. Zudem ist es zutiefst antisolidarisch die Demonstrant*innen ohne deren Zustimmung einer Situation aussetzen zu wollen, denen sie vielleicht garnicht ausgesetzt werden wollen oder gar können.

Dem letztjährigen "anarchistischen" Block blieben aus gutem Grund auch viele der Anarchist*innen fern. Du beschwerst dich über schlechte Plakate in den anderen Bereichen der Demo, nun ja, immerhin hatten die welche, im Gegensatz zu eurem infantilen Block in dem schwarz und Vermummungspflicht herrschte und man sich sehr revolutionär vorkam, ohne aber auch nur verbal an den bestehenden Verhältnissen zu rütteln, andererseits aber Pressefotografen zu drohen...

Und dass das MyFest eine Erfolgsgeschichte für die Herrschenden wurde, liegt weder an der Polizei, noch an den Linken, sondern einfach daran dass nahezu alle Kreuzberger*innen keinen Bock mehr haben, dass Pseudorevolutionäre ihr Viertel zerkloppen, weil sie inhaltsleeren Vandalismus mit sozialer/politischer Bewegung verwechseln und dabei so in ihrer blinden Zerstörungswut vertieft sind, dass sie dann sogar die Autos/Fahrräder/etc. der Anwohner zerkloppen.

 

Für eine wirkliche Sozialrevolutionäre Bewegung!

naja, dass das myfest jetzt als trotzreaktion der anwohner_innen so erfolgreich ist, sehe ich nicht so. ich würde es eher als ein zeichen einschätzen von generell abnehmenden politischen tendenzen in allen bevölkerungsschichten. seit den 60ern ist das doch ständig gesunken bis man heute ja eigendlich von einem minimum sprechen kann. (über gewisse repolitisierung in den letzten 3 jahren läßt sich streiten). nicht zu vernachläßigen ist natürlich der steigende druck sich zu verwerten, der kraftraubend ist und in dem ein freier tag zur reproduktion oder auch "party" genannt, nicht ungelegen kommt.

denn schlussendlich muß auch gesagt werden, dass entgegen der pressepropaganda die zerstörung im großen und ganzen zielgennau ist (mit ausnahmen) und ja ohnehin immer weiter abnimmt.

 

jegliche erwähnungen von militanz zu diffamieren halte ich für falsch. sonst wird der 26.4. noch zum dauerzustand*

 

*eine reihe bullen ohne verstärung in der nähe "sperrte" 3/4 straße und war umgeben von geschätzten 1500 menschen, schafften es aber trotzdem den zug von über 1000 aufzustoppen. ich spreche nicht davon das die nun mit mollis plattgemacht werden sollten, aber wenn son miniklumpen reicht um tausende an einer kleinen abzugsdemo zu hindern, dann brauch man auf eine sozialrevolutionäre bewegung nicht hoffen, denn wenn die mal WIRKLICH ansätze von bedeutung erlangen sollte, wird sie von ner reihe grüner gestoppt.

Das Datum 1 Mai ist doch, was den Kreuzberger betrifft, ehr zufällig. Währe 1987 der Mehringhof vor Pfingsten von den Bullen Durchsucht worden dann währe es halt Pfingsten geworden, was mir inzwischen auch lieber wäre , dann wären ein paar weniger K-Spinnergruppen dabei.

jajaja, is voll schlimm mit diesen ganzen vor-dem-spiegel-vermummern und es gab auch schon wieder keine volksabstimmung über die 1.-mai-route aber immerhin wurde die staatsknete dies jahr mal richtig angelegt und was mich betrifft bin ich daher nach dem pflichtprogramm bei den punk-verrätern von Coretex, da gibts zwar nicht helene fischer aber ZSK open air, is ja auch schon mal nicht schlecht fürn donnerstag-abend.

Oh ja, Myfest feiern bei Coretex!

Vor dem Macker-Ästhetik Laden Nummer 1 Bullenfest feiern ist fast genauso reaktionär wie die allermeisten der Kommentare hier.

Da zeigt sich immerhin, wie es das Myfest schafft, die Menschen anzulocken: tolle Konsumwelten für die Szene und alle, die Punk hip finden, schaffen. Mit Szene-Image lässt sich eben noch richtig gut Geld verdienen. Wenn dann noch so richtige Kult-Legenden wie ZSK vorm Szeneladen spielen, bekommt man als das Rebellenetikett am Eingang der Oranienstraße gratis dazu.

Kulturindustrie 1 - Mitgestaltung der Demo - 0

trotz aller Widrigkeiten.am 1.Mai nicht vergessen:Auch den Naziaufmarsch in Neukölln verhindern.Die Nazis wollen am S+U BHF Neukölln starten,guckt euch die Karte an und überlegt euch was

nicht vergessen:Auch den Naziaufmarsch in Neukölln verhindern

Nazis haben Anmeldung für Neukölln und damit für den ganzen 1. Mai in Berlin wohl zurückgezogen. Da die einzige Quelle bisher der Bullensprecher ist, ist da wohl aber erst mal Skepsis geboten.

Du schreibst, die Situation der radikalen Linken in Berlin sei beschissen. Nun die Frage zurück: Wann war die Situation der radikalen Linken in Berlin oder sonstwo denn gut?

 

Gut war sie nie, gut war auch die gesellschaftliche Situation, von der die Situation einer radikalen Linken nicht zu trennen ist bzw. nicht zu trennen sein sollte, nie. Deswegen ist der Artikel eben auch nicht richtig, sondern falsch.

 

Dass die Situation der radikalen Linken beschissen ist, dafür brauche ich keinen Indy Linksunten-Artikel, da kann ich auch dem Bullenpräsi lauschen. Spannend hingegen wäre eine Analyse im Detail. Das die 18 Uhr Demo nicht unbedingt das Gelbste vom Ei ist, da sind wir uns einig. Aber über die einzig spannende Frage, warum das so ist, wird im Text kein Wort verloren. Ist die Demo nicht mehr zeitgemäß? Seit wann? War sie jemals zeitgemäß? In welche Richtung müsste eine Entwicklung gehen? Ist die 18-Uhr Demo überhaupt veränderbar? Oder sollte mensch gleich neue Formen finden, und welche könnten das sein.

 

Gleiches gilt für die 17-Uhr-Demo, welche von vorneherein als Experiment angelegt war. Dass hier eine Quasi-Institutionalisierung droht, wurde schon letztes Jahr häufig angemerkt. Bleibt immer noch die Frage: Warum? Erst mit der Analyse dieses Warum machen sich bestenfalls Möglichkeiten auf, neue Wege zu gehen.

 

Insgesamt also langweiliges Räsonieren über längst Bekanntes. Die spannenden Fragen wären doch: Wo gibt es etwa Themen, über die Menschen zu den Demos mobilisierbar wären? Welche neuen Formen verdienten es, ausprobiert zu werden? Welche Möglichkeiten lässt die aktuelle Wegstrecke? Braucht es eine inhaltliche und/ oder formale Zuspitzung, oder vielmehr eine Verbreiterung der Inhalte und Formen? Welche Relevanz hat überhaupt der 1. Mai, und welche könnte und sollte er haben?

 

Und an diese Fragen anknüpfend: was tun?

Der Artikel ist von vorne bis hinten einfach nur bescheuert. Vor lauter Militanz im Kopf wird jede gesellschaftliche Analyse komplett vergessen, und was dabei rauskommt, ist nicht schön.

 

Nur ein Beispiel: In Bezug auf die Demo nach der Räumung des O-Platzes wird bemängelt, dass die "Banken auf der Wegstrecke" in Ruhe gelassen wurden.

 

Mit ein bisschen Nachdenken könnte Mensch darauf kommen, dass das vielleicht das Beste war, was geschehen war. Es war eine sehr gemischte Demo, mit sehr unterschiedlichen TeilnehmerInnen. Anlässlich der extrem traurigen (Selbst)Räumungs-Situation waren es nicht so wenige. Nun aus Trotz und Prinzip irgendwelche zufälligen Banken plattzumachen, wäre völlig bescheuert und sinnlos gewesen und hätte vielleicht oder wahrscheinlich nicht dem Interesse der meisten Menschen auf der Demo entsprochen.

Es gab, obwohl 800 Bullen dagewesen sein sollen, noch lange viele unkontrolliere Klein-Demos im Kiez. Der Tagesspiegel schrieb, es seien deutlich zu wenige Bullen gewesen, um "die Situation beruhigen zu können". Viele unterschiedliche Menschen beteiligten sich an nicht angemeldeten Klein-Demos, auch die eine oder andere Bullenkette wurde getestet und teilweise auch zumindest ansatzweise durchbrochen.

 

Solche gemeinsamen Aktionen können viel wichtiger sein als ein paar Pflastersteine auf eine Bank, die zufällig am Weg liegt, durch eine Kleingruppe.

...ich nicht erkennen, was der Verfasser denn anders machen würde.

Abgesehen davon sollte man vielleicht auch einfach mal seine Erwartungen zurückschrauben. Es waren die letzten Jahre auf der 1.Mai-Demo sehr viele sehr junge Menschen dabei (und damit meine ich nicht nur "Erlebnis-Mitlatschen"). Glaubst Du, dass diese nicht auch irgendwie Ängste diesbezüglich haben?

 

Es ist noch kein radikaler Linker vom Himmel gefallen und mit dem Text hier wird man wohl auch kaum neue Leute an organisierte (radikale und militante) Strukturen heranführen können. Sondern dazu braucht es eben auch das Barrio Antifascista, eine vielleicht mal nicht super-macker-militante 1. Mai - Demo, viel gute Kommunikation und noch viel mehr...aber bestimmt nicht Gedisse (von Kritik würde ich jetzt garnicht mal reden)... 

, auf dem die olle Bierflasche aus dem Bollesupermarkt von 1987 steht, in dem Film hier http://www.kino.de/kinofilm/1-mai-helden-bei-der-arbeit/101915

 

Ansonsten: wirklich revolutionär wäre es, wenn irgend ein Wahnsinniger 1000 Fußbälle auf Kreuzbergs Straßen schleudern würde, und jeder mit jedem, alle mit allen ein lustiges match spielen würden. Der erste Mai hat hier in Deutschland nur eine Aufgabe: linke Kultur zwischen alt und jung, jung und jung usw usw.  und Solidarität zu vermitteln, bis irgendwann die Kräfteverhältnisse andere sind. Um nichts anders geht es da - wat willste du denn mit 15.000 Leutchen machen? Wat denn, ohne einen Funken zählbaren Rückhalt in dieser Millionenstadt?

Wenn ich auch mit Antifaschistischen Ideen nichts anfangen kann, so fällt mir einfach auf das gerade dieses ganzes Gerede von Gewalt dem widerspricht was doch bezweckt werden will, eine Änderung der Umstände. Wie kann Gewalt gegen Menschen("Bullenschweine") ok sein , aber Kritik an dem eigenen, nicht rechtsstaatlich geschützten Methoden ist absolut verboten ? Und vor allem, wie will man Massen mobilisieren wenn man dessen. Eigentum( Vw Polo älteren Bj, na klar das war bestimmt ein Banker oder Makler der den Kiez kaputtmacht) beschädigt,beschmiert. Ich würde mir einfach wünschen das einige der Beteiligten mal ihren Kopf benutzen. MfG Klaus Mayer, Bielefeld