Aufstand in Burgos

Bullen mit Steinen und Flaschen

Seit dem 10.Januar kommt es in der nordspanischen Stadt Burgos zu Kämpfen zwischen der Bevölkerung und der Policia Nacional. Dort löste die geplante Umwandlung der Hauptverkehrsader Calle Vitoria in einen ansehnlichen Boulevard einen Aufstand unter den BewohnernInnen des betroffenen Stadtteils Gamonal aus. Diese fühlen sich bei den Planungen von den Stadtoberen übergangen. Sie argwöhnen, dass das Bauprojekt im Grunde auf eine Initiative des Unternehmers Antonio Miguel Méndez Pozo zurückgeht. Der 69-Jährige steht an der Spitze eines Imperiums von Baufirmen, Zeitungen, Radio- und TV-Sendern. Eine der Firmen dieser Gruppe hatte den Entwurf für das Boulevard-Vorhaben erstellt.

http://www.youtube.com/watch?v=Fz7iX2Gmblo&feature=youtu.be

 

Die Leute protestierten gegen ein 8 Millionen Euro teures Bauprojekt, bei dem eine vierspurige Straße, die Calle Vitoria, in eine zweispurige Straße zurückgebaut werden soll. Viele Parkplätze werden dadurch verschwinden, die Anwohner sollen in Parkhäusern parken – gegen Bezahlung. Die Kritiker des Projekts sagen, dass es nicht sein könne, dass die Stadt im Grunde pleite sei und Kürzungen bei Erziehung und Gesundheit vornehmen müsse – und gleichzeitig mit Steuergeldern unnötige Bauprojekte durchziehen. Sie empören sich, weil mit dem Umbau Dutzende Gratisparkbuchten verschwinden würden, während die Stellplätze der neuen Tiefgarage zum einmaligen Preis von knapp 20 000 Euro auf 40 Jahre vermietet werden sollen. Die Stadtverwaltung hatte die Bürger bei der Entscheidung über den Bau nur unzulänglich informiert. Bürgermeister Javier Lacalle hat das Projekt wegen der Proteste vorläufig gestoppt. Die Bullen haben bisher 40 Menschen festgenommen, gegen zwei von ihnen erließ ein Richter am Montag Haftbefehl. Das spanische Innenministerium versuchte die Revolte damit zu erklären, dass "Systemgegner", die es nur auf Randale abgesehen hätten, aus anderen Gegenden Spaniens nach Burgos gereist seien. Gegen diese Behauptung spricht allerdings, dass die 40 Festgenommenen nach Angaben der Polizei alle in Gamonal wohnen.

 

https://www.youtube.com/watch?v=KDdGKon1Wc0
Ein Bullenauto wird aus dem Viertel verjagt

Am Abend des 15.Januar ist es in Madrid zu einer Solidaritätsdemonstration mit Burgos gekommen, wobei die Bullen mit Steinen und Flaschen angegriffen wurden. Hier gab es 14 Verhaftungen.

 

http://www.youtube.com/watch?v=3wXfagNGgLM
Soli in Madrid

 

http://urbanresistance.noblogs.org/

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dabatte:

so krude wie es anfangs erscheinen mag für parkplätze zu demonstrieren, ist es vielleicht keine sooo schlechte sache. auch solche "banalen" konflikte können zugespitzt und inhaltlich erweitert werden. natürlich handelt es sich um ein theoretisches spannungsfeld: einerseits sind autos scheiße, taugen gar als "allgemeines symbol" des kapitalismus auf der anderen seite sind sie heute irgendwie doch recht nützlich. kategorische lösungen wie "sollen sie doch laufen/fahrrad sonstiges" oder "im kommunismus gibts keine autos" (dem würde ich auch zustimmen), können nichts zum jetzt zustand beitragen. insofern ist es wie immer: reform ist nicht schlecht, aber eben auch nicht die revolution. ("reform" hier zu verstehen als abwehrkampf der bevölkerung gegen eine weitere kapitalistische markteroberung). schließlich läßt es sich mit 30 euro oder was weiß ich mehr, besser leben als diese durch parkgebühren zu verlieren.

 

frage:

das erste und letzte video konnte in tor geschaut werden, dass in der mitte nicht. liegt das daran das das in der mitte mit werbescheiß am anfang vollgemüllt wurde und wie kann mensch das verhindern? gibt es einen adblocker auch in tor-mozilla?

 

geblubber:

desweiteren wäre eine analyse der spanischen polizeitaktiken recht interessant. diese scheint ausgenommen effektiv zu sein. sie setzt nicht auf eine "ein-punkt-taktik" (zb. nahkampf wie in doofland im gemisch mit fahrzeugen oder nur fernkampf wie zb. in (teilweise) greece oder france).

der ständige einsatz von gummigeschossen >und< nahkampfeinheiten machen die bullen da recht unberechenbar. (die protofaschistischen schlägersubjekte als solche in ihrem wahn selbst friedliche sitzblockierer oder eben einfach alle mit dem schlagstock zu bearbeiten, braucht man ja nicht gennau auszuführen, sieht man ja). zumal es scheinbar oft zu festnahmen kommt. diese wiederrum können mit hohen haftstrafen belegt werden, da sie teilweise auf anti"terror"gesetze zurückgreifen, welche "straßenkampf" als unterstützung der eta ansehen. auch interessant wäre, ob den diese art gesetze nun noch beibehalten werden, wo sich die eta langsam auflöst...

http://www.youtube.com/watch?v=Tj6i7AU7lu8

 

Angriff auf Bullenwache...