Dritte Krawallnacht in Altona. Woher kommt dieser Hass?

Erstveröffentlicht: 
15.07.2013
Von Anastasia Iksanov und Marius Röer

Was ist bloß los in Altona? Die dritte Nacht in Folge kam es zu Krawall an der Holstenstraße. Am Donnerstagabend stellten sich 150 Menschen gegen 100 Polizisten. Die nächste Nacht brannten Autos, Beamte wurden mit Steinwürfen attackiert. Am Sonntag warfen rund 80 Jugendliche Böller auf die Beamten. Die MOPO erklärt, was im „Stolperviertel“ passiert.

 

Was hat den Krawall ausgelöst? Die Polizei überprüfte am Donnerstagabend eine 16-köpfige Jugendgruppe an der Holstenstraße. Der Vorwurf: Sie sollen Autofahrer mit einem Laserpointer geblendet haben. Die Gruppe bestreitet das. Wegen Widerstands klickten Handschellen, es kam Pfefferspray zum Einsatz. Aus Protest gingen Verwandte, Freunde und Anwohner daraufhin auf die Straße.

 

Warum beruhigt sich die Lage nicht? Die Krawalle in den Folgenächten sollen laut Polizei und Anwohnern Jugendliche aus anderen Stadtteilen ausgelöst haben. Offenbar hatten Randalierer den ersten Einsatz als Anlass für weitere Taten genommen. Dennoch ist auch unter den Anwohnern des Stolperviertels die Wut weiterhin groß. Sie sind frustriert, weil die Polizei verstärkt Jugendliche und junge Männer mit Migrationshintergrund kontrolliert.

 

Warum wird so oft kontrolliert? Laut Polizei hatten Anwohner in den vergangenen Wochen vermehrt Anzeigen erstattet, weil es immer wieder zu Straftaten von Jugendlichen und jungen Erwachsenen gekommen war. „Bei uns wurde oft eingebrochen, Fahrräder wurden geklaut, der Garten zerstört. Ich bin froh, dass mehr Kontrollen stattfinden“, sagt Swaantje S. (39). „Viele Straftaten gehen jedoch von Tätern aus anderen Stadtteilen aus“, sagt Olcay B. (23). „Dass die dann auf uns zurückfallen, trifft uns sehr.“

 

Wie reagieren Betroffene darauf? Die jungen Menschen sowie ihre Verwandten haben sich an sporadische Kontrollen gewöhnt, sagen sie. Aber: „Seit einer Woche hat das extrem zugenommen. Mehrfach am Tag müssen wir unsere Ausweise vorzeigen“, sagt Mustafa Y. (21). „Bei jeder Kleinigkeit kriegen wir Anzeigen wegen Beamtenbeleidigung. Aber die Polizisten selbst versuchen, uns mit respektlosen Sprüchen einzuschüchtern.“

 

Warum sind dort zurzeit so viele Menschen auf der Straße? Es ist Ramadan. Das bedeutet: Muslime fasten. Sie essen erst nach Sonnenuntergang, gegen 22 Uhr. Danach treffen sich viele in Gruppen draußen. „Es gibt hier nichts, wo wir hingehen können. Keinen Treffpunkt, keine Cafés“, sagt Mustafa Y. „Die Stadt hat uns sogar den Fußballplatz genommen. Wir haben nur die Straße, werden aber gleich als kriminelle Gruppierung abgestempelt.“

 

Wie soll das Problem gelöst werden? Anwohner haben sich gestern zu einer Diskussionsrunde getroffen. Dort forderten viele, die intensiven Kontrollen zu unterlassen. Heute treffen sich die Eltern der Betroffenen mit der Polizei, um sich zu einigen.

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Hier noch eine Kurzzusammenfassung vom Hamburg-Journal bzgl. der Auseinandersetzungen zwischen Migrantenjugendlichen und Bullen:

 

http://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/hamburg_journal/media/hamj28319.html