"Green City Hotel" ist für alle da

Erstveröffentlicht: 
17.06.2013

Zwar war die Eröffnung des "Green City Hotels" im Stadtteil Vauban ein schönes Ereignis – doch zeugen die roten Farbflecken auf der Fassade noch von den Protesten der ehemilgen bewohner einer Wagenburg, die hier zuvor illegal siedelten.Von Ralf Deckert

Freiburg. Ab jetzt gibt es im Vauban-Viertel ein Hotel, in dem Menschen mit und ohne Behinderung zusammen arbeiten. Ein Teil seiner Zimmer ist so gestaltet, dass auch Gäste mit Behinderung hier barrierefrei urlauben können.

 

Gestern wurde das "Green City Hotel" seiner Bestimmung übergeben. Rund 150 Gäste kamen zur Schlüsselübergabe an die Betreibergesellschaft "Green City Hotel Vauban", eine gemeinnützige GmbH. Bauherrin war die städtische Freiburger Stadtbau GmbH (FSB), die nun auch eine der Gesellschafterinnen des Hauses ist. Hauptgesellschafterin des ungewöhnlichen Hotelbetriebes ist die Vereinigung Freiburger Sozialarbeit.

 

Deren Vorsitzender Jack Huttmann betonte gestern, dass man hier nun über das "attraktivste Drei-Sterne-Hotel in Freiburg und seiner Umgebung" verfüge. Das Hotel bilde nach knapp 20 Jahren den "Schlussstein der Entwicklung des Stadtteils Vauban", so Oberbürgermeister Dieter Salomon (Grüne).

 

Das Hotel ist das erste integrativ konzipierte Haus in der Stadt: Zehn der 19 Beschäftigten, die hier nach Tarifen des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes bezahlt arbeiten, haben ein Handicap und wären am sogenannten "ersten Arbeitsmarkt" schwer vermittelbar. Das Hotel liegt mit seinem Konzept im Trend und ist einer von 80 Betrieben im Land, die gezielt auf die Zusammenarbeit Behinderter und Nichtbehinderter setzen, so Staatsministerin Silke Krebs (Grüne) anlässlich der Eröffnung. Seit Anfang Juni beherbergt das Haus schon seine ersten Gäste. Die Auslastung lag vom Start weg bei rund 60 Prozent. "Und zwar ohne Werbung", wie Jack Huttmann betont. Um das personalintensive Hotel wirtschaftlich führen zu können, werde man einen Unterstützerkreis ins Leben rufen, so Huttmann, der mit der Eröffnung zugleich seinen 60. Geburtstag feierte.

 

 Das Hotel verfügt über 48 Zimmer und eine Suite, drei der Zimmer sind für Rollstuhlfahrer geeignet, eines davon wurde behindertengerecht nach DIN-Norm gestaltet. Bei der Gestaltung kamen Echtholzmöbel aus regionaler Forstwirtschaft und viel offen liegender Beton zum Einsatz. Die Fassade wird zunehmend begrünt werden, auf dem Dach sind Sonnenkollektoren installiert und aus Gründen der Nachhaltigkeit wurde auf Energiefresser wie Minibars in den Zimmern verzichtet.

 

Farblich fallen neben der Holzverkleidung der Fassade die spinatgrünen Wände im Innenbereich auf. Architektin Regine Leibinger und Innenarchitekt Hubert Burdenski betonten, dass Nachhaltigkeit und der inklusive Gedanke hinter dem Hotel ihre gestalterischen Hauptanliegen beim Bau gewesen seien. Im August wird noch ein angrenzendes Wohngebäude im gleichen Ensemble fertiggestellt.

 

Die FSB hat rund 15,5 Millionen Euro in das Gesamtprojekt gesteckt, davon allein sieben Millionen in den Hotelbau: "Wir sind froh, dass der Bau ohne Verletzte oder andere schlimme Vorfälle erfolgt ist", betonte gestern FSB-Chef Ralf Klausmann. Die Bauzeit bis zur Fertigstellung des angrenzenden Wohngebäudes beträgt genau zwei Jahre. 

 

 Die Eröffnung des Hotels ging indes nicht ganz ohne Zwischentöne über die Bühne und wurde von einem Häuflein autonomer Demonstranten begleitet, die mit ihrer Kundgebung an die Wagenburg "Kommando Rhino" erinnerten: Die Wagenburgler hatten das Gelände, auf dem das Hotel nun steht, einst illegal besetzt. Es wurde schließlich von den Behörden geräumt.

 

Dass die autonome Szene mit dem Hotel nicht versöhnt ist, zeigte sich am Ende der Eröffnung, als einige Vertreter der Szene Stinkbomben ins Hotelfoyer warfen und sich mit der Polizei anlegten.