Mit rund tausend in der Region Lumdatal (Mittelhessen) verteilten Texten machten Antifaschist_Innen am 28. Januar auf die neu gegründete Kampagne „Wälder. Wiesen. Neonazis.“ (WWNN) aufmerksam. Der verteilte Text gibt einen Einblick in die über 20 Jahre gewachsene Neonaziszene in der Region Lumdatal zwischen Marburg und Gießen. Die verteilte Rechercheinformation versteht sich als Schlüssel zum Verständnis der Prozesse um die zur Zeit aggressiv auftretende Naziszene im Lumdatal.
Vor allem in ländlichen Regionen haben Neonazis oftmals keine Schwierigkeiten, ihr Weltbild nach außen zu tragen. In vielen Dörfern stellt es nicht einmal mehr einen Tabubruch dar, wenn sich Jugendliche offen zu ihrer rechten Gesinnung bekennen. Wer dennoch auf diese rechten Strukturen aufmerksam macht, ist ein_e Nestbeschmutzer_in. Dass es dabei nicht um das Ansehen des jeweiligen Dorfs oder Stadt geht, sondern um eine notwendige politische Auseinandersetzung mit Nationalismus, Rassismus und Antisemitismus, wird meist ausgeblendet. Rechte Einstellungen sind weit in der Gesellschaft verbreitet: Neonazis fallen nicht plötzlich vom Himmel, dafür aber auf fruchtbaren Boden.
Es wäre nicht notwendig, dass antifaschistische Gruppen von außen intervenieren, wenn das Problem „vor Ort“ angegangen würde. Wenn die Dorfjugend nebenbei jedoch offene Neonazis sind, fällt das viel zu oft unter den Tisch. Dass im Jugendraum Rechtsrock läuft, NPD-Aufkleber auf den Laternenmasten prangen und „Nationaler Sozialismus oder Tod“ eine kleidsame Parole für die Kirmes ist, wird nicht nur nicht wahrgenommen – das Problem ist dann auch kein „wirkliches“ Problem mehr sondern Normalität. Traurige Folge ist: Neonazis können frei und ohne jeglichen Widerstand agieren.Die Kampagne WWNN will jedoch nicht
nur die Strukturen benennen, in denen sich Neonazis bewegen. Mit weiteren Aktionen sollen Neonazis selbst vereinzelt und sichtbar gemacht werden.
Die Kampagne WWNN spricht sich für eine unversöhnliche Bekämpfung der hessischen Neonazustrukturen aus.
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wwnn.noblogs.org