Vockerode - Ein Dorf zwischen den Fronten
Das Dorf Vockerode liegt am südlichen Elbufer , ca. 4 km von Dessau entfernt. Es gehört zur Stadt Oranienbaum-Wörlitz im Kreis Wittenberg und liegt mitten im„Dessau-Wörlitzer Gartenreich“.
Der Ort wird von 1600 Menschen bewohnt, welche bisher ein friedliches und beschauliches Leben führen konnten. Bisher!
Denn seit dem 27.12.2012 ist nichts mehr, wie es einmal war. An diesem Tag wurde die Gemeinschaftsunterkunft für Asylbewerber in Möhlau (Landkreis Wittenberg) geschlossen und die dort wohnhaften 170 Menschen nach Vockerode zwangsumgesiedelt.
Dieses „Lager“war die letzten Jahre stark in die Kritik geraten, da die Unterbringung als menschenunwürdig bezeichnet werden konnte (Schimmel in den Wänden, sanierungsbedürftige Sanitäranlagen usw.).
Obwohl verschiedene Organisationen (No Lager, Flüchtlingsinitiative Wittenberg, Antirassistisches Netzwerk Sachsen Anhalt) und Parteien eine dezentrale Unterbringung forderten, entschloß sich der Landkreis Wittenberg wieder für eine Gemeinschaftsunterkunft, diesmal in der Straße der Jugend in Vockerode.
Auch andere Kritikpunkte, wie die schlechte Infrastruktur und eine damit verbundene Isolation der Asylsuchenden, wurden nicht berücksichtigt, denn in Vockerode gibt es weder eine Einkaufsmöglichkeit, noch irgendwelche Freizeitangebote. Zudem müssen sich mehrere Männer kleine Zweizimmerwohnungen teilen, was aufgrund kultureller Unterschiede zu starken Spannungen führt.
Nun leben ca. 170 Männer, Frauen und Kinder, zwischendurch kamen noch weitere „ungebetene Gäste" hinzu, inmitten dieser "idyllischen" Dorfgemeinschaft.
Dass wir in unserem Land und besonderst auch hier in der ostdeutschen Provinz mit Intoleranz, rassistischen Vorurteilen und Alltagsrassismus zu kämpfen haben ist ja hinlänglich bekannt, aber was sich in den letzten Wochen in Vockerode abgespielt hat, läßt erahnen wieviel Arbeit engagierte Antira- und Antifaschisten_innen noch vor sich haben.
Am 28.12.2012 protestierte ein aus Somalia stamender Mannn lautstark auf einem Balkon der Unterkunft gegen seine Abschiebung nach Italien, wobei er mit einem Messer herumfuchtelte und angeblich mit Selbstmord drohte. Daraufhin wurde die Polizei gerufen und kurze Zeit später hatte eine Einheit des SEK die Situaton unter Kontrolle. Dadurch wurde natürlich nur noch Öl in das Feuer aus Mißtrauen und rassistischen Vorurteilen vieler Vockeroder gegenüber den Asylbewrbern gegossen. Doch anstatt den Dialog mit den neuen Bewohnern zu suchen, ließ man sich beretwillig in die Arme der NPD treiben, welche bereits am nächsten Tag Fleyer an sämtliche Haushalte verteilte und einen guten Nährboden für seine volksverhetztende Propaganda fand.
Auch am 10.1.2013 kamen Kammeraden der NPD Kreisverbände Anhalt-Bitterfeld und Wittenberg nach Vockerode und verteilten Fleyer im Ort, die bereitwillig angenommen wurden. In den Fleyern machte die NPD mächtig Stimmung gegen die Asylsuchenden und sprach von„Wirtschaftsflüchtlingen und kriminellen Elementen, die man ohne viel Palaver in ihre Heimatländer zrückschicken möchte“. Zudem zog sie darin Parallelen zum Altmarkdorf Insel wo es der NPD gelungen war, sich zur „Stimme des Dorfes zu erheben“.
Im laufe des Monats Januar entstand nun eine Facebookgruppe, welche sich mit der„Ausländerproblematik“ befassen wollte. Diese wurde innerhalb kurzer Zeit von öffentlich zu geschlossen deklariert und als Bürgerinitiative am 25.1.2013 offiziell gegründet. An dieser Auftaktkundgebung, zu der alle Einwohner des Ortes eingeladen waren, nahmen ca. 280 Personen teil. Darunter auch die Bürgermeisterin Renate Luckmann (SPD), welche eine Zusammenarbeit mit der NPD ablehnte und zur kreativen Teilnahme an der Initiative aufrief. Von der Initiative wurde unter anderem gefordert, dass die Kinder im Schulbuss besser geschützt werden müssen, wobei sich die Frage stellt: Vor wem? Angst, basierend auf rassistischen Vorurteilen und Unwissenheit scheint hier wohl eher das Problem zu sein. Auch wurden Sätze wie: „Geht doch zurück nach Afrika“...oder“Zwei Zimmer für vier Leute, dass reicht doch“, in den Raum geworfen.
Trotz allem veröffentlichte die Initiative einen Katalog mit mit humanen Forderungen:
Schrittweise dezentrale Unterbringung der Flüchtlinge
Schaffung einer besseren Infrastruktur ( medizinische Versorgung, Verkehrsanbindung und Schule)
Aufbau eines regelmäßigen Informationsaustausches
Die Bürgerinitiative trifft sich jeden Dienstag, was auf die Entschlossenheit iher Mitglieder, etwas ändern zu wollen, schließen läßt.
Zumindest der Bildung wurde sich bereits angenommen, die Bürgermeisterin stellt Räumlichkeiten für den Deutschuntericht in Aussicht.
Die NPD ist derweil dazu übergegangen, ihre menschenverachtende Auffassung in„schöner Regelmäßigkeit“ in die Gemeinde zu tragen. So wurde angekündigt, bis Jahresende 10 Infostände in Vockerode aufzubauen um die Bevölkerung für sich zu gewinnen. Diese werden von Thomas Lindeman angemeldet, seines Zeichens Vorsitzender des NPD Kreisverbandes Wittenberg und bekennnender Neonazi, welcher in Dessau zum jährlichen Trauermarsch gerne das Fronttransparent trägt.
Der erste angekündigte Infostand am 9.1.2013 fand dann zwar nicht statt, dafür verteilten angagierte Antirassisten_innen Broschüren, welche über das Asylrecht und die Situation der Flüchtlinge aufklären sollten.
Am 16.1.2013 gab es ihn dann endlich, den ersten Infostand der NpD in Vockerode. Sie verteilten Kulis, Feuerzeuge und Fleyer mit rassistischen Sprüchen wie: „Islamisten und kriminelle Ausländer raus“. Typisch für die NPD, wieder einmal alle über einen Kamm zu scheren.
Zum Leidwesen dieser unverbessserlichen Geschichtsrevesionisten war das Interesse der Bevölkerung doch eher niedrig und so standen sich 5 ihrer Mitglieder bei klirrender Kälte die Beine in den Bauch. Auch am 9.3.2013 wurden in Oranienbaum, Vockerode und Wörlitz Infostände angemeldet, welche wohl zeitverschoben stattfinden sollen. Aufgrund des Trauermarsches in Dessau und der zu erwartenden Teilnahme von Thomas Lindemann an diesem, ist allerdings mehr als fraglich, ob die Infostände in die Tat umgesetzt werden.
Abschließend bleibt nur zu hoffen, dass aus Vockerode kein zweites Insel wird, die Bewohner von Vockerode sich ihres gesunden Menschenverstandes bedienen, den Dialog mit ihren neuen Mitbewohnern suchen und sich nicht von der NPD vereinnahmen lassen und diese aus ihrem Dorf treiben.
Nur so ist ein friedliches Miteinander möglich, ein Miteinander ohne rasssistische Vorurteile und gegenseitigem Mißtrauen.
Gegen den rassistischen Alltag !!!
Bleiberecht für ALLe und für immer !!!
Flüchtlinge bleiben, Nazis vertreiben !!!
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wenn mensch denn text von euch liest wird einem klar, dass es in dem ort nicht nur ein problem mit rassistInnen und nazis gibt, sondern auch mit scheinbaren antirassistInnen wie euch. könnt ihr mir vielleicht mal diese stellen in eurem text erklären???
"Das Leben in dem bisher so friedlichen Dorf ist seit dem nicht mehr dasselbe. Nicht nur, dass eine Bürgerinitiative, von Unwissenheit und rassistischen Vorurteilen geprägt, lautstark gegen die Flüchtlinge mobil..."
"Der Ort wird von 1600 Menschen bewohnt, welche bisher ein friedliches und beschauliches Leben führen konnten. Bisher!
Denn seit dem 27.12.2012 ist nichts mehr, wie es einmal war."
"Dadurch wurde natürlich nur noch Öl in das Feuer aus Mißtrauen und rassistischen Vorurteilen vieler Vockeroder gegenüber den Asylbewrbern gegossen."
"Doch anstatt den Dialog mit den neuen Bewohnern zu suchen, ließ man sich beretwillig in die Arme der NPD treiben, welche bereits am nächsten Tag Fleyer an sämtliche Haushalte verteilte und einen guten Nährboden für seine volksverhetztende Propaganda fand."
"Abschließend bleibt nur zu hoffen, dass aus Vockerode kein zweites Insel wird, die Bewohner von Vockerode sich ihres gesunden Menschenverstandes bedienen, den Dialog mit ihren neuen Mitbewohnern suchen und sich nicht von der NPD vereinnahmen lassen und diese aus ihrem Dorf treiben.
Nur so ist ein friedliches Miteinander möglich, ein Miteinander ohne rasssistische Vorurteile und gegenseitigem Mißtrauen."
falsche Daten
Der erste NPD Infostand sollte am 09.02.2013 (nicht wie im Artikel 09.01.) stattfinden und wurde durch die NPD abgesagt.
Am 16.02. (nicht wie im Artikel 16.01.) fand dann der erste Infostand statt. Ca. 60 Menschen "besuchten" den Stand am 16.02. .
aus der Piraten-Liste von Sachsen-Anhalt dazu
Hallo *,
ich gebe die Frage mal zurück: hast du sie noch alle?
Hier so sinnlos rumzuranten, offensichtlich ohne einen Funken Ahnung, was in und um Vockerode gerade abgeht,...
1. Ja wir unterstützen und begleiten die Bürgerinitiative in Vockerode. Deren Name lautet: "Bürgerinitiative Vockerode". Und du hast recht, sie richtet sich gegen die Anzahl der derzeit in Vockerode untergebrachten Asylbewerber. Man kann ihnen dabei natürlich rechten Scheiß unterstellen, denn das Ziel ist, weniger Asylbewerber vor Ort zu haben. Wenn man aber etwas weiter denkt als nur von der Wand bis zur Tapete, würde man feststellen, dass dies logische Folge einer dezentralen Unterbrinung im gesamten Landkreis Wittenberg ist (welche die BI anstrebt).
2. warum die BI doch ganz koscher ist, habe ich hoffentlich dargelegt, wenn nicht, dann:
3. In Vockerode gibt es bestimmt ein paar Wutbürger, die gibt es überall. Aber keiner von denen arbeitet in der BI mit. Das weiß man, wenn man mal da gewesen ist und sich mit den Leuten unterhalten hat. Die Gründer der BI sind alles junge Leute, die keinen Bock haben, dass die NPD da vor Ort das Feld besetzt und wollen zur Klärung der Lage beitragen.
4. musst du dich für gar nix rechtfertigen. Wenn die Antifa bzw. linke Seiten wie indymedia Halbwahrheiten verbreiten, ist das erst mal nicht unser Bier. Denn das tun sie nicht zum ersten Mal. Manchmal schießen sie nun mal mit ihren Darstellungen übers Ziel hinaus.
Darüber hinaus sind wir die einzige Partei, die die BI und die weitere Entwicklung in Vockerode begleitet. Man kann das Feld natürlich auch der NPD überlassen, die schon mehrfach Postkarten in sämtliche Briefkästen im Ort eingeworfen haben (einschließlich Mitgliedsanträgen) und mehrere Informationsstände angemeldet und einen durchgeführt haben.
Dann hast du, lieber *, deine Ruhe und wir können alle in Ruhe weiterleben, bis wir Rostock/Mölln/... 1992 vor der eigenen Haustür haben. Das wär doch was....
Nicht! Und deshalb werden wir da weiter hinfahren und die Leute unterstützen. Du kannst ja mal mitkommen und dir selbst vor Ort ein Bild machen. Das ist nämlich besser, als immer nur alles doof zu finden. Man kann auch mal dafür sein, und Leute unterstützen.
Danke für die Aufmerksamkeit.
*
Ist das jetzt die Antwort von euch oder von den Piraten? Oder macht es keinen Unteschied? Danke jedenfalls, dass ihr es nicht geschafft habt zu den markierten Punkten was zu sagen. Anscheinend versteht ihr auch selber nicht was daran problematisch ist. Und wenn ihr der gleichen Meinung seid wie in dem Statement der Piraten, dann hat sich damit auch viel über eure Kritikfähigkeit und Reflexion gesagt.
Um es nochmal klar zu machen, es geht nicht um Ruhe und es geht auch nicht darum Rassismus unwidersprochen zu lassen oder Aktionen der NPD, aber es kann auch nicht sein, dass ihr Rassismus in der Bevölkerung, der anscheinend auch ohne Asylsuchende vorhanden ist, verharmlost (WutbürgerInnen) oder sogar noch entschuldigt, wie ihr es mehrmals in dem Text getan habt. Zu dem Text von den Piraten muss denke ich auch nicht mehr viel gesagt werden, der Mist steht für sich.
kein Sinn für Ironie, Sarkasmus und Stilistische Mittel
Wir werden dir nach dem 9. März gerne erklären, wie das so mit dem Sarkasmus und der Ironie ist.
Denn scheinbar hast du es nicht verstanden.
uY
Ein eher peinlicher Artikel
Der Beitrag ist nach meiner Ansich vortrefflich geeignet, Stimmung zu machen und Unfrieden im Ort zu stiften. Wer sich mit den Zielen der Bürgerinitiative beschäftigte, weiß: Von Unwissenheit und Vorurteilen geprägt ist diese nicht. Und so hat sie durchaus die Möglichkeit, gegen die Verfasser des Artikels vorzugehen. Schließlich ist Verleundung eine Straftat.
Außerdem: Über Vockerode wird mächtig viel Unsinn geschrieben. Angeblich von Asylbewerbern stammt folgender Satz auf de.indymedia.org: "Es handelt sich um Menschenentfernung von jeglicher Zivilisation..." Aber hallo: Das Dessau-Wörlitzer Gartenreich als unzivilisierte Gegend zu bezeichnen, ist ein Witz. Komisch, dass in diesem Jahr eine deutsche 100-Euro-Münze geprägt wird, die dieses lebensfeindliche Gelände würdigt.
Gegen Stellvertreterpolitik
wir, einige aktive aus dem antirassisischen netzwerk sachsen-anhalt, wundern uns gerade über diesen artikel und die reaktionen.
der inhaltlichen vollständigkeit halber wollen wir deshalb an dieser stelle auf folgende artikel verweisen, welche zur bildung eines möglichst objektiven blicks auf das, was in vockerode geschieht, beitragen können:
linksunten.indymedia.org/de/node/77500
linksunten.indymedia.org/de/node/78086
Uns ist wichtig, noch hinzuzufügen, dass es hier vor allem um eines gehen sollte: Um die Rechte und Lebensbedingungen von Flüchtlingen.
Es ist schade und leider bezeichnend, dass es in diesem Artikel und den Kommentaren vor allem um die Vockeroder_innen geht und um deren Perspektive. Abgesehen davon, dass wir die Aufregung der Bürger_innen in keinem Verhältnis sehen zu der Bedrohung und Asympathie, die den neuen Bewohner_innen entgegenschlägt, finden wir es nicht gut, Stellvertreterpolitik zu betreiben. Arbeit für die Belange von Flüchtlingen kann nur gemeinsam mit ihnen geschehen. Wir weisen auf die Flüchtlingsinitiative Wittenberg hin, die in diese Richtung äußerst aktiv ist.
Indem hier nur ÜBER Menschen geredet wird, die als Opfer und nicht als Akteure betrachtet werden, werden koloniale Denkstrukturen reproduziert, die wir - und auch alle anderen, die gegen Rassismus kämpfen wollen - reflektieren und hinter uns lassen müssen.
Das Netzwerk ist offen für alle, die sich gegen Rassismus und für die Rechte und das Leben der Flüchtlinge in Sachsen-Anhalt einsetzen wollen.
visit antiranetlsa.blogsport.de
Grüße
Antirassistisches Netzwerk Sachsen-Anhalt
Beitrag zur Versachlichung
Hier mal zur klarstellung einiger Unterstellungen und Halbwahrheiten ein offener Brief des Ortschaftsrates Vockerode, der die Meinung der Vockeroder und auch der Bürgerinitiative in kürze zusammenfasst.
Erklärungsbedürftig sind in diesem Zusammenhang Aktivitäten der Sparkasse Wittenberg zur Veräußerung der auch für Asylbewerber angemieteten Wohnblöcke in Vockerode.
Ortschaftsrat
Baumschulenweg 7
OT Vockerode
06785 Oranienbaum-Wörlitz
Stadtverwaltung Wittenberg
Oberbürgermeister
Herr Eckhard Naumann
Lutherstraße 56
06886 Lutherstadt Wittenberg
Vockerode, den 10.02.2013
O F F E N E R B R I E F
Sehr geehrter Herr Naumann,
der Ortschaftsrat und die Bürgerinitiative Vockerode wenden sich mit einem dringenden Anliegen an Sie.
Sie kennen die Probleme, die in den letzten Jahren bei der Unterbringung und Betreuung von Asylbewer-bern im Landkreis Wittenberg aufgetreten sind. Zur Jahreswende wurde das Asylbewerberheim in Möhlau wegen unhaltbarer Zustände geschlossen. Die Mehrzahl der Asylbewerber, derzeit ca. 200 Menschen, wurde nach Vockerode, einem kleinen Ortsteil der Stadt Oranienbaum-Wörlitz, umgesiedelt.
In unseren Gesprächen mit Vertretern des Landkreises Wittenberg mussten wir feststellen, dass weder der Kreistag noch der Landrat mit der Kreisverwaltung in der Lage sind, durch eine aus verschiedenen Gründen gebotene dezentrale Unterbringung der betroffenen Personen eine wirkliche Lösung der Probleme herbeizuführen. Vielmehr setzt der Landkreis weiterhin auf ein veraltetes, kostenintensives und menschenunwürdiges Konzept der Konzentrierung an einem einzigen Ort ohne hinreichende ÖPNV-Anbindung und Versorgungsinfrastruktur.
Vockerode liegt im Herzen des Dessau-Wörlitzer-Gartenreichs, jenem historisch fassbar gewordenen Ausdruck von Toleranz, Aufklärung und weltoffener Verständigung. Wir waren und sind bereit, unseren Beitrag zu leisten, wenn es darum geht, Menschen, die entwurzelt wurden, die ihre Heimat aus Not, Angst um Leben und Gesundheit, wegen Kriegen oder Verfolgung verlassen mussten, eine erste Bleibe zu geben. Seit einem Jahr leben etwa 30 bis 40 Asylbewerber mit und unter uns.
Der Landkreis hat uns mehrfach mitgeteilt, dass außer in Vockerode in keiner Stadt freier Wohnraum zur Unterbringung einer angemessenen Zahl von Asylbewerbern zur Verfügung stehe. Diese Behauptung klingt nicht sehr glaubhaft. Wir können uns nicht vorstellen, dass etwa in der Lutherstadt Wittenberg, die im Geiste Luthers, Melanchtons und des Humanismus mit Weltoffenheit, Freundlichkeit und Gastlichkeit wirbt, kein freier Wohnraum für Asylbewerber vorhanden ist.
Wir sind der Auffassung, dass sich diese Aufgabe der menschenwürdigen Aufnahme Asylsuchender allen politisch Verantwortlichen des Landkreises stellt. Dazu gehören neben den Abgeordneten des Kreistags und dem Landratsamt alle acht Bürgermeister und Stadtparlamente, aber auch alle anderen öffentlichen Institutionen und Verwaltungen, insbesondere die kommunalen Wohnungsgesellschaften.
Wir appellieren an Sie, dem Beispiel der Bürger von Vockerode zu folgen und in Ihrer Kommune, mit Ihren Bürgern einen Beitrag zu leisten, damit Menschen, die ihre Heimat verlassen mussten, in unserem Landkreis ein menschenwürdiges Asyl erhalten.
Lassen Sie uns gemeinsam mit den anderen Städten des Landkreises Wittenberg zeigen, das wir es verstehen, von dezentraler Unterbringung nicht nur zu reden sondern durch aktives Handeln ein positives Beispiel für respektvollen Umgang mit Asylbewerbern im Land Sachsen-Anhalt zu geben.
Welchen Beitrag kann Ihre Stadt leisten? Welche konkreten Vorschläge haben Sie und wie schnell sind Sie in der Lage, sie umzusetzen? Wir hoffen, mit diesem Offenen Brief, den wir auch an die anderen Bürgermeister der Städte des Landkreises schicken, einen öffentlichen Dialog anzustoßen. Wegen des dringenden Handlungsbedarfs erbitten wir Ihre Antwort mit Ihren Vorschlägen bis zum 9. März diesen Jahres..
Mit freundlichen Grüssen
Der Ortschaftsrat
Vockerode
"Betreuung" von Flüchtlingen:
festhalten in abgeschiedenen Lagern oder in kleinen Dörfern wie Vockerode wo die NPD regelmäßige ihre rassistische Hetze verbreiten kann, rassistische Beleidigungen alltäglich sind, Residenzpflicht, Abschiebeandrohung und Arbeitsverbot, mangelnde Medizinische Versorgung, keine Geburtsurkunde für hier geborenenKinder von hierher geflüchteten Menschen etc.
Auf diese Betreuung wie sie im Landkreis Wittenberg und in den meisten andern Gegenden der BRD praktiziert wird ,würden die meisten Flüchtlinge gern verzichten.
Der Landkreis müßte einfach entscheiden, dass die Flüchtlinge sich selbst Wohnungen suchen dürfen, dann währen solche Briefe komplett überflüssig, aber das ist politisch nicht gewollt.
Genug freie Wohnungen gibt es. Nur der Landkreis verweigert die Kostenübernahme, billiger als das Lager in Vockerode wär dies allemale, aber der Landkreis Wittenberg gibt lieber Geld dafür aus dass es den Flüchtlingen schlecht geht und die Sparkasse und andere füllen sich die Taschen.