Mohamed al-Gendy in Kairo von den Bullen zu Tode gefoltert

Mohamed al-Gendy

Der Aktivist Mohamed al-Gendy war am 25. Januar bei den Protesten anlässlich des Jahrestages des Aufstandes gegen das Mubarak Regime verschleppt und anschliessend in einer Kaserne  der Aufstandsbekämpfungseinheiten über Tage gefoltert  worden. Er wurde dann schwerverletzt in einem städtischen  Krankenhaus behandelt, dass seine Verletzungen als Folgen eines Verkehrsunfalls ausgab und in dem er er heute Nacht verstorben ist.

 

Bereits im Morgengrauen kam es heute zu ersten Zusammenstössen vor dem Präsidentenpalast, die sich später in die Corniche verlagerte, wo wütende Demonstranten die Bullen mit Steinen und Molotovs attackierten.  
Am Mittag sperrten Aktivisten den Tahrir Platz ab und Trauerzüge formierten sich für Mohamed al-Gendy und Amr Saad.
Amr Saad war am Sonntag an den Folgen seiner Schussverletzungen gestorben, die er bei den Kämpfen vor dem Präsidentenpalast am Freitag erlitten hatte.  
Freunde, Angehörige und Aktivisten folgten zu Tausende den Särgen durch die Strassen Kairos. (Video
 
Illegale Festnahmen und Folterungen gehören in Ägypten sowohl unter der Herrschaft des Militärrats als auch unter Mursi weiter zur Tagesordnung, im "Sicherheitsapparat" gab es in der Ära nach Mubark keine wirklichen Veränderungen.
Für die über 850 Toten während des Aufstandes gegen Mubarak wurden bisher nur einige wenige rangniedrige Bullen zur Verantwortung gezogen, alle anderen Verfahren (insbesondere gegen Offiziere) wurden entweder eingestellt, verschleppt oder endeten mit Freisprüchen für Bullen und Militärs.    
Auch Amnesty hatte jüngst in einem Bericht auf die Situation im "Sicherheitsapparat" hingewiesen.
 
Der von Mursi ernannte Innenminister Muhammad Ibrahim ist ein alter Bekannter aus der Mubarak Zeit, auf verschiedenen Posten für den "Sicherheitsapperat" tätig, war er auch für das Massaker an sudanesischen Migranten in Kairo Ende 2005  verantwortlich. . Nach dem jüngsten Tod von Demonstranten bestritt er öffentlich den bewiesenden und dokumentierten Einsatz  von Schrotmunition durch die Bullen gegen Protestierende.
 
Mohsen Rady, Parteisekretär der "Partei für Freiheit und Gerechtigkeit" (politischer Arm der Moslembrüder) in Qalyubiya,  hat unterdessen  die "Nationale Rettungsfront", die Plattform der "bürgerlichen" Opposition, als Teil einer ausländische Verschörung entlarvt.
Die vor dem Präsidentenpalast getöteten Demonstranten seien in Wirklichkeit Saboteure, Aufrufe der "Nationalen Rettungsfront", Mursi müsse zurücktreten, seien "Teil einer ausländischen Agenda, die darauf abziele, Chaos zu säen und das Land zu zerstören".
Die Islamisten von Jama'a al-Islamiya, die ja gerade angeboten hatten, Mitglieder des black bloc zu töten, oder ihnen zumindestens die Hände abzuhacken , mobilisieren unterdessen zu einer Grosskundgebung am kommenden Freitag vor der von ihnen weitgehend kontrollierten Uni.
Bei soviel islamistischen Patriotismus kommt passenderweise dann nächste Woche Ahmadinejad  nach Kairo, um an einer Konferenz der "islamischen Kooperation" teilzunehmen.
Vielleicht ist da ja am Rande ein Gespräch unter Islamisten über "Affen und Schweine" und ein Austausch über "Verhörtechniken" drin.
Dies ist der übrigens der erste Besuch eines Vertreters des iranischen Regimes in Ägypten seit dem Sturz des Schahs 1979.
 
Deutsche Verstrickungen
 
Die BRD haben neben den bekannten ökonomischen Beziehungen  und der Lieferung von Waffen an die ägyptischen Streitkräfte  (noch 2009 im Umfang von 77 Millionen Euro) auch in der "Bekämpfung des Terrors" mit Ägypten kooperiert. Deutsche Spezialkräfte nahmen an  gemeinsamen Übungen von militärischen Sondereinheiten aus Deutschland, den USA und Ägypten beim Bright Star Manöver 2009 in Nordafrika teil, 2010 wurde die GSG 9 und andere Spezialeinheiten in das ägyptisch-sudanesische Grenzgebiet verlegt, um im Rahmen einer Geiselnahme von deutschen Touristen bereit zu stehen und um Stärke zu demonstrieren. Ein ähnliches Szenario ereignete sich auch schon 2008. Unser Joschka träumte übrigens schon 2001 davon, ein Familiendrama in Äypten durch die GSG 9 "lösen" zu wollen.
Schon zu Mubarak Zeiten erhielten die ägyptischen Bullen Unterstützung aus Deutschland:
 
 "...So führten Beamte des Bundeskriminalamts noch vom 24. bis 28. Oktober 2010 in Kairo im Rahmen der Ausbildungs- und Ausstattungshilfe einen Lehrgang „Open Source Internetauswertung im Bereich der Bekämpfung des Internationalen Terrorismus“ durch, 2008 wurden vom BKA mehrere Lehrgänge für Sondereinheiten über das Verhalten bei Geiselnahmen durchgeführt. Vier ägyptische Polizeibeamte nahmen zudem im Zeitraum von 1999 bis 2007 am Stipendiatenprogramm des BKA teil. Zwischen 2005 und 2009 erhielt Ägypten (ebenso wie Algerien, Tunesien, Jordanien und der Jemen) „Ausstattungshilfe in Form von Führungs- und Einsatzmitteln, Kriminaltechnik, Kraftfahrzeugen sowie IT-Technik und Büroausstattung....“
  
Ebenso wurden Handfeuerwaffen aus deutscher Produktion an die ägyptischen Bullen geliefert. Die Wasserwerfer auf MAN Fahrzeugbasis, die noch während der Tage des Aufstandes gegen Mubarak gegen Demonstranten eingesetzt wurden, waren bei den jüngsten Protesten nicht mehr im Einsatz, dürften auch nicht gerade das technische nonplusultra repräsentieren.
 
Auch der Bullenkongress im Februar 2011 in Berlin befasste sich auch mit den Aufständen in Nordafrika / Nahost.
Unter der Leitung von Klaus Zuch, Abteilungsleiter Öffentliche Sicherheit und Ordnung bei der Senatsverwaltung für Inneres (Berlin) diskutierten  Guido Steinberg, von der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP), Wolfgang Würz, Referatsleiter Islamistischer Extremismus / Terrorismus beim BKA und Dinchen Franziska Büddelfeld vom Bundesamt für Verfassungsschutz über "Bedrohungslage islamistischen Terrorismus und  Bewegungen in der Arabischen Welt..."
 
Als besonderes Schmankerl durfte Ribal Al-Assad, Direktor der "Organisation für Demokratie und Freiheit in Syrien" und Neffe des syrischen Präsidenten , über "den Kampf Syriens und des Mittleren Osten gegen Terrorismus sowie die Bewegungen zu Demokratie, Freiheit, Menschenrechten und einer friedlichen sozio-politischen Reform" (sic !!!) sprechen.
 
Am diesjährigen Bullenkongress http://polizeikongress2013.blogsport.de/ werden auch wiéder Vertreter nordafrikanischer Staaten teilnehmen, wir gehen davon aus, dass darunter auch Vertreter aus Ägypten sein werden.
 
recherchegruppe aufstand für linksunten
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spiegel online

 

 

Demonstranten warfen angeblich Steine und Brandbomben, die Polizei setzte Tränengas ein und schoss in die Luft: Nach dem Begräbnis des getöteten jungen Aktivisten Mohammed al-Guindi kam es in der ägyptischen Provinzstadt Tanta zu Krawallen zwischen Protestierenden und Sicherheitskräften.

 

 

Die Demonstranten griffen in der Nacht zum Dienstag nach Angaben der Polizei mehrere öffentliche Gebäude an. Ziel der Attacken waren unter anderem eine Polizeistation und das Gouverneursgebäude. Ein Demonstrant sei von einem Projektil getroffen und verletzt worden, hieß es.

 

 

 

Angehörige, Nachbarn und Tausende Gegner der islamistischen Regierung hatten zuvor an dem Begräbnis von Mohammed al-Guindi teilgenommen. Er war am Montag in einem Kairoer Krankenhaus gestorben. Ägyptische Medien meldeten unter Berufung auf Krankenhausärzte, der Angehörige der linken Volksbewegung von Ex-Präsidentschaftskandidat Hamdien Sabahi sei bei einer Demonstration festgenommen und in Polizeigewahrsam gefoltert worden

 

http://www.spiegel.de/politik/ausland/aegypten-krawalle-nach-begraebnis-des-getoeteten-aktivisten-a-881513.html