Innenministerkonferenz versenken – Protest in Rostock nimmt an Fahrt auf
Gut 2 Wochen vor Beginn der in Rostock Warnemünde stattfindenden
Innenministerkonferenz läuft auch die Vorbereitung der Gegenproteste
auf Hochtouren.
Die Mobilisierung zu den Protesten, die sich hauptsächlich gegen die von den Innenminister_innen anlässlich der Gewalt in Fußballstadien geplanten Verschärfungen der
inneren Sicherheit, gegen die Reinwaschung der von Skandalen
geschüttelten Verfassungsschutzbehörden und gegen die unmenschliche
Politik gegenüber Geflüchteten richtet, geht nun in die heiße Phase.
„Neben Demonstrationen gibt es viele Vorträge, Diskussionsrunden,
eine Gala mit der Wahl zum Abschiebeminister des Jahres, aber auch
Gemütliches wie einen Brunch und einen Cocktailabend“, informiert
Charlotte Haas, eine Aktivistin des überregionalen Bündnisses „IMK
Versenken“.
Die Protestwoche beginnt bereits am 01. Dezember mit einer bundesweiten
Demonstration unter dem Motto „Von den Innenminister_innen geht eine
Gefährdung aus! / Entgrenzen – Entsichern – Entern“, die sich um 15 Uhr
vom Hauptbahnhof Süd durch die Innenstadt in Bewegung setzt. „Die Themen
sind hier so vielfältig wie auch die Punkte, die sich die
Innenminister_innen auf die Tagesordnung gesetzt haben“, so Heiko Dorn,
auch ein Mitglied des Bündnisses.
„Zentral sind aber die von der IMK zu erwartenden Beschlüsse zur inneren
Sicherheit und zur sogenannten „Neubewertung“ der seit dem NSU Skandal
angeschlagenen Verfassungsschutzämter.“
Eine IMK-interne Arbeitsgruppe hat jüngst Leitlinien zur Neubewertung
des Verfassungsschutzes vorgelegt. Dort heißt es unter Punkt 7: „Die
Innenminister und –senatoren der Länder wollen die Zusammenarbeit
zwischen Verfassungsschutz und Polizei im Sinne eines gemeinsamen
Sicherheitsverständnisses weiter intensivieren und stärker
institutionalisieren.“
„Das zeigt wohin die Reise geht“, sagt Dorn, „das
verfassungsrechtlich garantierte Trennungsgebot zwischen Polizei und
Verfassungsschutz wird zunehmend verwässert. Den rassistisch motivierten
Morden wird mit solchen Maßnahmen jedenfalls nicht die
gesellschaftliche Basis entzogen.
Das schafft nur eine antirassistisch fundierte Politik, die sich nicht
nur in populistischen Debatten um ein NPD Verbot à la IMK verliert,
sondern endlich auch mit dem menschenverachtenden Umgang gegenüber den
Geflüchteten bricht“, so Dorn weiter. „Anstatt der aktuell von den
Innenminister_innen forcierten Abschiebung der Roma wäre ein
bedingungsloses Bleiberecht, die Abschaffung des Lagersystems und die
Abschaffung der Residenzpflicht ein wirkliches Signal gegen rassistisch
motivierte Gewalt.“
„Erst am Montag wurden aus dem Lager in Horst ca. 50 Roma trotz Protesten und einer Sitzblockade nach Serbien abgeschoben. Dort erwartet die Menschen ein Leben, das durch strukturelle antiziganistische Diskriminierung und Verfolgung gekennzeichnet ist.“, berichtet Haas, „Und diesen rassistischen Normalzustand und Charakter dieser staatlichen Praxis wollen wir nicht länger hinnehmen und mit den Demos und Aktionen nicht nur den Druck auf die Innenminister_innen zum Handeln erhöhen, sondern auch anderen Menschen hier zeigen, mit welch ekelhafter, rassistischer Gewalt der Staat gegen Menschen vorgeht, bloß weil sie nicht ‚von hier‘ sind!“
Daher haben die Initiator_innen der Protestwoche auch die Forderung nach
einem bedingungslosen Bleiberecht als ein Hauptthema gesetzt.
Die Gruppe „Jugendliche ohne Grenzen“ ruft jedes Jahr parallel zur IMK zu einer Konferenz auf und organisiert am Mittwoch um 17 Uhr am Hauptbahnhof die Demonstration „Bleiberecht für alle! Dulden heißt beleidigen“, um Betroffenen eine eigene Stimme zu geben. „Auch Geflüchtete, die in Berlin ein Protestcamp errichtet haben und durch einen Hungerstreik auf ihre Situation aufmerksam machen, organisieren Busse nach Rostock, um an der Aktionswoche teilzunehmen“, freut sich Heiko Dorn über die weitere Unterstützung.
Auf der dritten Demonstration, die am Dienstag um 17 Uhr direkt in
Warnemünde unter dem Motto „Der IMK auf der Nase herum tanzen“ startet,
steht der Sicherheits- und Überwachungswahn der Politik im Vordergrund.
„Hier wollen wir nicht nur gegen die repressiven Pläne gegen Fußballfans
demonstrieren, sondern auch auf die Methoden des Verfassungsschutzes
aufmerksam machen, die durch die Auswertung der Ermittlungspannen in der
NSU Mordserie öffentlich geworden sind“, erläutert Haas, „Diese Behörde
gehört abgeschafft!“
Parallel zur IMK findet dann am Donnerstag und Freitag direkt vor dem Tagungshotel NEPTUN in Warnemünde eine Mahnwache statt. „Hier können alle ihren Protest in Sicht- und Hörweite der Minister_innen öffentlich machen. Kreative Ideen und Aktionen sind gern gesehen“, freut sich Haas auf weitere tolle Einfälle, um der Konferenz „die Suppe zu versalzen!“
Wem es draußen zu kalt ist, der hat die Möglichkeit die zahlreichen
Vorträge zum Thema Fußballrepression, NPD Verbot und Zivil-Militärische
Zusammenarbeit zu besuchen. Abgeschlossen wird die ganze Aktionswoche
mit einem Theaterstück in der Rostocker Werkstattschule.
Über das vollständige Programm der Gegenaktivitäten können Sie sich auf der Seite http://imkversenken2012.blogsport.de informieren.
Für Nachfragen stehen wir unter der E-mailadresse no-imk2012@riseup.net zur Verfügung.
Rostocker Bündnis gegen die Innenministerkonferenz
gemeinsame busanreise aus berlin
Um 8:00 Uhr starten Busse vom Protestcamp der Geflüchteten zur Demo in Rostock. Tickets gibt es am Infopunkt am Oranienplatz.
Mehr infos unter: asylstrikeberlingmail.com
*** Residenzpflicht und Zwangsunterbringung in Lager abschaffen! *** Abschiebungen stoppen! *** Verfassungsschutz abschaffen! *** Keine Repression gegen emanzipatorische soziale und politische Bewegungen! ***
WE WILL RISE
mehr infos unter
asylstrikeberlin.wordpress.com
Zugtreffpunkt
Zugtreffpunkt am 1.12.2012 ab berlin Hbf: 11.28h nach rostock (ubsteigen in schwerin)