Am 10.11.2012 fand in Zwickau eine Demonstration zum Gedenken an die Opfer des NSU statt. Der Bericht soll einige Vorfälle thematisieren und Kritik an besagter Veranstaltung, den staatlichen Repressionsorganen, der Stadt Zwickau und seinen wohlerzogenen Bürger_innen üben.
Der Mythos einer bunten Stadt
Ein Jahr ist es nun her, dass das Terrornetz „Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU) aufflog. Was seitdem passiert ist? Wie das Beispiel Zwickau zeigt, nicht viel! Eine Auseinandersetzung mit dem Thema fand scheinbar nicht statt, wie Bürger_innen der Stadt unter Beweis stellen, indem sie jegliche Schuld von sich weisen oder keinen Kommentar zu besagtem Thema abgeben. Auch die Stadt Zwickau weist jegliche Schuld von sich und bekundet „wir waren nicht auf dem rechtem Auge blind, unsere Stadt ist nicht braun“(1). Befasst man sich mit Zwickau und diesem Thema, kommt man jedoch zu einem anderen Schluss. Wie sonst ist es zu erklären, dass kurz nach dem Auffliegen der NSU, antisemitische und NSU-solidarische Parolen bei einem FSV Zwickau Spiel, aus dem Zwickauer Block kamen(2)? Auch sind rechtsradikale Übergriffe, in der doch so toleranten und weltoffenen Stadt Zwickau, keine Seltenheit und zeigen ein vollkommen anderes Bild auf(3). Dem bezeichnend folgten auch Pöbeleien der wohl überwiegend völkischen Zwickauer Jugend, die in einem voll besetzt fahrendem PKW den Demonstrant_innen „Hass“ entgegen brüllten. Kein Wunder also warum sich gerade hier das Terrornetz der NSU heimisch fühlte und auf Unterstützung hoffen konnte. Jedoch spiegelt Zwickau lediglich die gesamtdeutsche Scheiße wieder, denn andernorts wären sie sicher auf ebenso sympathisierende Menschen gestoßen.
Willkür
der staatlichen Gewalt?
Auf
dem Weg vom Bahnhof zur Demonstration wurden potentielle
Demonstrationsteilnehmer_innen schikaniert, indem sie ausnahmslos
Vorkontrollen inklusive Identitätsfeststellung unterzogen wurden.
Auf Nachfrage der kontrollierten Personen, wurde der Name des
Einsatzleiters, bzw. der Einsatzleiterin, durch die Kräfte nicht
mitgeteilt. Schreibt sich die Polizei ihre Versammlungsgesetze
selbst(4)? Sachsen ist allgemein bekannt für Übergriffe gegenüber
Personen die nicht in das idyllische, heile Weltbild passen(5).
Deutsche
Zustände, Palitücher und kein Ende der Farce?
Angemeldet wurde die Demonstration vom DGB und so verwundert es kaum, dass dieser sich auch medienwirksam in Szene zu setzen versuchte. Angesichts von Unmengen an Kameras, die auf die Demonstration und die vorherige Kundgebung gerichtet waren, war dies auch kein schweres Unterfangen. Es wurde tiefe Betroffenheit über den NSU und deren Taten geheuchelt und das gesamtgesellschaftliche Problem, d.h. unter anderem latenter Rassismus und Antisemitismus und das Deutsche „WIR-Gefühl“, die Wurzeln solcher Taten, werden weder erkannt noch analysiert. Dem bezeichnend wurden unter anderem auf einem Parkplatz abseits zu einer Zwischenkundgebung die Demonstrationsteilnehmer_innen in einem Redebeitrag darauf hingewiesen, dass „die Sicherheitsbehörden nicht komplett versagt hätten“. Leider haben die Demonstrationsteilnehmer_innen es nicht für nötig gehalten gegen dieses Statement zu protestieren. Die Redebeiträge der restlichen Bündnis-Partner waren ebenso unkritisch und inhaltsfrei – bis auf wenige Ausnahmen – und enthielten Floskeln aller Art, wobei bestimmte Ressentiments wiedergegeben wurden (wie die Bezeichnung „Döner-Morde“). Auch das Motto der Veranstaltung „ihr Geist spukt weiter“ trägt zur Verharmlosung bei. Keineswegs sind die Morde von Geisterhand geschehen. Das Demo Publikum entsprach überwiegend diesem Bild des unkritischen Bewusstseins oder pflegten sie gar latenten Antisemitismus? Unzählige Menschen die sich mit einem Kufiya (Pali-Tuch) schmückten, begleiteten die Demonstration(6).
Der DGB und die Angst ums Image?
Die Demonstration war recht überschaubar, es fanden sich nicht mehr als 100 Personen ein. Gegen Ende wurden Bürger_innen lautstark mit den Sprechchören „Wir sind hier aus purer Feindschaft – gegen eure Volksgemeinschaft“ , „Staat, Nation, Zwickau – Scheiße“, „NIE, NIE, NIE WIEDER Deutschland“ beschallt. Offensichtlich war der DGB und die IGM mit den Demonstrationsgästen nicht einverstanden. Das Ende am Zwickauer Rathaus wirkte ziemlich abrupt und die Demonstration unvollendet. Es ist schwer vorstellbar, dass allein der leichte Regen daran schuld war. Wollte der DGB einen möglichen Imageschaden abwenden? Ziemlich wunderlich war zudem, dass die Demonstration nicht an der Frühlingstraße 26, wo Zschäpe, Mundlos und Bönhard lebten, entlang ging.
Abschließend
Zum Abschluss bleibt zu sagen, dass eine Veranstaltung wie diese, auch nur Ressentiments schürt, wenn solchen Institutionen das Wort überlassen wird. Deshalb fordern wir andere Menschen, die unsere Kritik an bestehenden Verhältnissen und der gesamtdeutschen Scheiße teilen, auf, in der Provinz, egal wo, zu intervenieren um nicht die Deutungshoheit solchem unreflektierten Bullshit zu überlassen! Da sind wir, ebenso wie alle anderen, sich als antifaschistisch verstehenden Menschen und Gruppen, gefragt.
Die gesamtdeutsche Scheiße angreifen!
Auch in der Provinz!
Antifaschistische Aktionsgruppe Dresden
Quellen:
(1)
http://www.zwickau.de/de/aktuelles/pressemitteilungen/2011/11/s014.php
(2)
http://www.juedische-allgemeine.de/article/print/id/11835
(3)
http://zwickau.blogsport.de/chronik/
(4)
http://aagth.wordpress.com/2011/06/28/staatsmacht-vs-demonstrantinnen/
http://www.juraexamen.info/bverfg-1-bvr-263604-verfassungsbeschwerde-versammlungsfreiheit-art-8-gg/
(5)
http://www.sachsens-demokratie.net/chronologie-der-ereignisse/
http://hundertneunundzwanzigev.blogsport.de/chronik/
(6)
http://schoenistdasnicht.blogsport.de/2007/12/01/das-pali-tuch-geschichte-und-bedeutung/
Zwickau ist nicht Dresden
Hört, hört. Die Großstädtler haben gesprochen.
Mal im Ernst. Was habt ihr bitte erwartet? Zwickau ist nicht Dresden. Der Verlauf des Tages war doch bereits von vornherein absehbar. Ich möchte gar nicht groß auf Details der Mobilisierung/Organisation eingehen. Gerade diese Weitsicht hätte mensch schon von euch erwarten können.
Ohne Zweifel ist am besagten Tag NICHTS rund gelaufen. Und über das sinnfreie Verhalten des DGB brauchen wir gar nicht zu diskutieren.
Aber Leute, was bitte wollt ihr mit diesem "Artikel" bezwecken?
Ja, ich war ebenfalls auf der demo. Und ja, mir sind auch einige Verhaltens- und Vorgehensweisen negativ aufgefallen. Jedoch muss ich auch noch dazu sagen, dass ich jederzeit um das Micro hätte bitten können um meine Meinung äußern zu können. Ich habs nicht getan, warum auch immer.
Das gleiche gilt für euch. Ich kann mich an keinen Redebeitrag oder ähnliches eurerseits erinnern, der sich auch nur ansatzweise von den restlichen "unkritischen und inhaltsfreien" Beiträgen abhebt, oder der unangemessenes Handeln kritisiert. Im Gegenteil - nicht einen einzigen Ton konnte mensch von euch gehört.
Nun stellt sich mir die Frage was lächerlicher ist, die Tatsache dass ihr: a) Unvorbereitet, ohne jegliche Art eines Redebeitrags in dem ihr euch hättet beschweren können aus euren gemachten Nestern kommt, um die Lage auszuchecken und im Nachhinein auf linksunten kritisch (für was ihr euch haltet) über das Geschehen herzuziehen, oder b) Dass ihr scheinbar maßlos von einer "DGB-Antifa-Demo" die in einem (Sorry für meine Wortwahl aber anders lässt sich Zwickau nicht beschreiben) Provinz-Nazikaff stattfindet enttäuscht seid.
Ich denke, dass der einzige Effekt solcher "Berichte" wie ihr ihn verfasst habt ist, dass noch weniger Leute zu Events kommen die DRINGEND support benötigen. Wenn ihr wirklich was verändern wollt, dann habt nicht nur im Internet, hinter irgendwelchen websites ne große Fresse, sondern sagt vor Ort was nicht stimmt. Nur so verschwinden Kufiyas von Demos und nur so können wir an der ganzen Provinzscheiße was verändern - nicht mit Artikeln auf linksunten.
Und wenn das nicht euer Ziel ist, dann bleibt bitte lieber zu Hause.
afa dresden, ihr seid nicht so toll wie ihr denkt.
Xxx
Dresden
Boah, kaum zu fassen... da kommen eine handvoll Dresdner Antifas mal aus ihren Nest raus... und was machen sie im Nachhinein, sie werfen mit antideutschen ressentiements um sich.
Mensch hätte paralel zur DGB-Demo, eine richtige Antifa Demo organisieren sollen. Das bei DGB-Demos nur ekeliger Schund rauskommen mag ist natürlich klar. Eine Aktionsgruppe die auf Demos fährt um hinterher nur rumzuheulen und abzuhaten braucht kein Mensch.
Achja, ich denke die Linke hat weitaus größere Probleme als Pali Tücher auf Demos auf linken Demos.
Hier nochmal eine andere Informationsseite :
https://eisberg.blogsport.de/2008/11/04/eine-kritik-der-palituch-kritik/
http://www.trend.infopartisan.net/trd0203/t150203.html
to see from a different angle
Hay yo,
nur eine Meinung von vielen.
Kontrollen:
Am Gleis standen schon 2 Cops. Diese werden es durchgegeben haben, dass Linke angekommen sind. Deshalb beim Verlassen des Gebäudes spätestens dann die 5-Finger Taktik anwenden und ggfs. Weitere Antifas warnen.
In der Gruppe von der Kontrolle weggehen ist sehr auffällig, was auch nicht klappte.
Die Polizei hat Gegenstände sichergestellt wie z.B. ein Teppichmesser. Zum Töten dabei?
Polizei begleitet die ganze Zeit viele Antifas zum Auftakt der Demo hin, nur wenn die Nazis kommen, pennen Die.
In der Unterführung waren sämtliche Gemälde mit Hitlerbärten beschmiert. Das ist abzusehen. Deshalb lieber Parolen und Friedenszeichen sprayen als einige wenige Köpfe!
Gegen DGB hetzen, aber zu deren Demo gehen. Aha.
Es wurden Demosprüche verteilt. Vielen Dank, auch wenn nicht alle gut klangen. Aufgrund der Vorkontrollen, die dann doch nicht voll aus der Luft gegriffen waren, ging die Demo ca. 20-30 Minuten später los.
Zwischenkundgebung: Das Mikro war leise, aber auf die Idee kommen, mal dann leise zu sein, wenn jemand redet, kommt kaum jemand. Nach dem Motto: Unser Linksradikalismus ist eh nicht mit dem Redebeitrag vereinbar und wir glauben eh nicht dran, dass da wirklich was sinnvolles rauskommt. Das ist respektlos und unhöflich. Protest ist das nicht und nur im Nachgang irgendwo etwas von sich geben, ist albern. So stellen sich Leute Anarchie vor?
Schickt euren Bericht mal an den DGB!
Pali-Tuch? Meinungsfreiheit und kein Nationalismus.
MDR meinte 150 Demonstranten. (DemonstrantInnen). Finde es nicht in Ordnung, wenn deren Filmteam so filmt, dass die Demo gesplittet wird. Den Vorwurf sollte sich die erste Reihe gefallen lassen.
Am Anfang gab es Rufe, die die Todesstrafe für Nazis forderten, welche aber schnell übertönt wurden.
Nazis raus klingt entspannter als Nazis hauen, denn Aufrufe zur Gewalt gegen Nazis können zur Auflösung der Demo führen. Nazi raus klingt aber auch nicht gerade inhaltsvoll. Raus aus was?
Nationalismus raus aus den Köpfen ist da besser, was auch kam.
„Die gesamtdeutsche Scheiße angreifen!“ Antideutsch nur? Besser Antinational!
Demo ging ne Stunde und für den Ort auch angemessen. Fußgängerzone wurde erreicht. Gegen das Wetter kann mensch nichts machen (außer ökologisch leben. Bank, Stromanbieter wechseln, (regionale/saisonale) vegane Ernährung).
Beim NSU-Haus vorbeischauen? Erstens wohnt da gerade wohl niemand, die Nachbarn müssten es eh schon wissen und zweitens geht es darum, die Versager*innen der Stadt an ihr Wegschauen zu erinnern. Rathaus als Abschluss deshalb gut gewählt.
Wenn dann unbedingt am Haus doch vorbei, dann dem DGB beitreten, um dort Einfluss zu haben.
Bei der Demo ging der DGB vorne weg und dann kam der schwarze Block. Also gab es hier schon irgendwo eine Trennung.
Eine Paralleldemo ausrichten? Viel Erfolg. Zwecks Trennung: Darf der DGB dann auch nicht mehr Aufrufe unterschreiben, welche das Ziel haben, durch Aktionen des zivilen Ungehorsams Naziaufmärsche zu blockieren?
Danke für die veganen Muffins, wenn auch zum Festkostenpreis von 50 cent und für die Brötchen, welche 1 Euro kosteten und nicht als vegan ausgewiesen waren.
In Zwickau existiert die Grüne Liga und Red Kaos, die nicht nationalsozialistisch sind.
*könnte bitte das rauchen auf demos aufhören* denn ohne einen guten atem ist es schwieriger, bald anstehende naziaufmärsche zu blockieren, wie am 19.1.13 in Magdeburg, am 13.2 in Dresden oder am 5.3. in Chemnitz