[FR] KuCa-Abriss stoppen

KuCa bleibt

Redebeitrag des UStA der PH Freiburg anlässlich der Demonstration "Bezahlbarer Wohnraum ist die halbe Miete. Eine Stadt für Alle!" des Netzwerk "Recht auf Stadt" am 10.11.2012 in Freiburg

Nicht nur bezahlbarer Wohnraum wird immer knapper. Auch Plätzen und Häusern an denen wir spontan zusammenkommen, Pläne schmieden, diskutieren, träumen oder auch unkommerziell feiern können geht es an den Kragen. Auch hier wird Gewinnmaximierung vor menschliche Bedürfnisse gestellt. Dies wirkt sich beispielsweise durch Alkohol- oder Aufenthaltsverbote in Innenstädten oder die drohenden Räumungen selbstverwalteter Projekte aus.

 

An der Pädagogischen Hochschule Freiburg betrifft dies konkret das selbstverwaltete Studierendenhaus KuCa, das laut Ankündigung der Stadt Freiburg Ende 2014 geräumt werden soll, um Platz für "gewinnbringendere" Projekte zu machen. Damit geht ein weiterer Freiraum in Freiburg verloren, der einen Platz bietet für aktive Gruppen und Einzelpersonen welche sich z.B. gegen Ausgrenzung, gegen Abschiebung, gegen Rassismus, gegen Sexismus, gegen Wohnungsnot, für andere Herrschaftsverhältnisse, eine nachhaltige Ökologie oder für wirklich freie Bildung einsetzen. Als einer der wenigen Schutzräume östlich der Innenstadt bietet das KuCa Raum für selbstorganisiertes  kritisches Bilden, Erholen, zusammen Feiern ohne Konsumzwang und Verwertbarkeit.

 

Ursache für Verdrängung sind an neoliberalen Gesichtspunkten ausgerichtete Stadtpolitiken, die zur "Aufwertung" von Stadtgebieten führen sollen. Stark verkürzt bedeutet dies, dass zugunsten höherer Gewinne für Stadt und private Investor_innen, Menschen mit kleinem Geldbeutel oder alternativen Lebensentwürfen aus dem Stadtbild verdrängt werden. Wie alle unkommerziellen und/oder alternativen Projekte schlägt auch das KuCa keinen vermarktbaren Gewinn für irgendwelche Eigentümer_innen heraus. Da dies jedoch nach kapitalistischen Logik "unrentabel" ist, möchten die Grundstückseigentümer – die Stadt Freiburg, das Land Baden-Württemberg, die Deutsche Bahn AG und die Bahntochter Aurelis – schnellstmöglich Menschen finden, die den sogenannten "Schandfleck" rund um das Bahnhofsareal in Freiburg-Littenweiler im wirtschaftlichen Sinne "aufwerten". Denn nur so kann daraus ein Mehrwert gezogen und dem kapitalistischen Wahn der Gewinnmaximierung gefrönt werden.

 

Auch an anderen Orten in Freiburg und in anderen Städten ist Ähnliches zu beobachten: An der Uni wird das FörsterCafé, das 20 Jahre lang den Studierenden einen selbstverwalteten Platz bot, von der Unileitung aus Brandschutzgründen dichtgemacht und in einen abgelegenen Raum ohne Wasseranschluss verfrachtet, in Frankfurt ist das soziokulturelle Zentrum IvI und in Mainz das Haus Mainusch akut räumungsbedroht. Die G19, das besetzte Häuschen in der Gartenstraße ist immer wieder Angriffen seitens der Stadt, dem Ordnungsamt, der Boulevard Zeitung BZ und zuletzt einem Brandanschlag durch Nazis ausgesetzt.

 

Neben selbstverwalteten, unkommerziellen Zentren, sind aber auch alternative Wohnformen bedroht. So sind seit der brutalen Räumung von Kommando Rhino viele Wagenbewohner_innen in Freiburg ständig auf der Suche nach einem geeigneten Stellplatz. Egal wo sie sich niederlassen, werden sie von ordnungspolitischer und polizeilicher Seite immer wieder mit Schikanen und Räumungen bzw. deren Androhung konfrontiert.

 

Wenn wir beispielsweise sagen "Haus Mainusch bleibt!", "IvI bleibt!", "G19 bleibt!", "KuCa bleibt!", "Her mit den Wagenplätzen!", "bezahlbarer Wohnraum für Alle!" oder "Eine Stadt für alle!", stellen wir damit die selbsternannte Definitionsmacht des Staates und des kapitalistischen Systems in Frage.

 

Keine Räumung unserer selbstorganisierten Projekte!

 

Für eine Welt, in der es keine Freiräume mehr braucht!

 

KuCa bleibt!

 

 

Es geht immer weiter, denn: "...Wenn es stimmt man spürt die Fesseln nicht, wenn man sich nicht bewegt, dann lass uns tanzen..."!

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So wie es aussieht ist am 20.11. im Rahmen des TOPS 22 https://freiburg.more-rubin1.de/sitzungen_top.php?sid=2011-GR-90 "Bebauungsplan mit örtlichen Bauvorschriften Bahnhof Littenweiler" im Gemeinderat die Vorbereitung des Abriss auf der Tagesordnung.