Berlin: 250 Menschen gedenken Semanur Subay

Gedenken an Semanur Subay

Ungefähr 250 Menschen beiderlei Geschlechts und mit bunt gemischten Sozialisationshintergründen zogen heute vom Hermannplatz zum Oranienplatz in Kreuzberg um der in der Nacht vom 4.Juni 2012 von ihrem Ehemann bestialisch ermordete Semanur Subay zu Gedenken und gegen alltägliche patriachale Gewalt gegen Frauen zu protestieren.

 

Mit mehsprachigen Transparenten und Parolen wie „Nein zur Gewalt an Frauen“, „Wir Gedenken Semanur Subay“, „Jin – Jîyan – Azadî! “ und „Zusammen Kämpfen gegen Patricharchat, Ausbeutung und Unterdrückung zogen sie den Kottbusser Damm herunten und bekammen dabei viel Zuspruch von Passant_innen und Anwohner_innen. Am Oranienplatz endete die Demonstration mit einer Schweigeminute für Semanur und alle Opfer patrichaler Gewalt. Die „Fraueninitiative Berlin“, die zu der Demo aufgerufen hatte, forderte die Anwesenden auf weiter aktiv zu sein und nicht länger das Schweigen und Wegsehen gegenüber Gewalt gegen Frauen zu aktzeptieren.

Fotos: http://www.flickr.com/photos/kietzmann/sets/72157630138621366/

Presserklärung:

Protestaktion der Frauen Initiative Berlin:

„Mord an Semanur Subay. Wieder ein Opfer, wieder eines zu viel!“


In der Nacht zum 4.Juni 2012 wurde erneut eine Frau auf brutalste Weise von ihrem Ehemann ermordet. Sie ist das Opfer einer grausamen Tat in Berlin in der der Ehemann den Kopf der getöteten Ehefrau mit einem Messer trennte und in den Hof warf. Eine Tat, die man sich in ihren brutalen und bestialischen Einzelheiten nicht vorstellen möchte. Semanur Subay aus Berlin war eine 31 jährige Frau, die sechs Kinder hinterlässst.

Wir sind über diese Tat sehr betroffen und erschüttert.

Das Opfer war nach der Eheschließung im Wege der Familienzusammenführung nach Deutschland eingereist und musste Berichten zufolge über viele Jahre hinweg bei ihrem gewalttätigen Ehemann ausharren.

Statistiken belegen, dass Frauen in ihrer eigenen häuslichen Umgebung am gefährlichsten leben. Das Risiko, im häuslichen Umfeld Gewalt zu erfahren, ist höher als von einem fremden Täter angegriffen zu werden.

Zumeist werden diese schrecklichen Taten an Frauen als Eifersuchts- oder Familliendramen dargestellt, die in der Öffentlichkeit keine weitere Beachtung finden.

Morde und Gewalt an Frauen – wie der Mord an Semanur Subay – sind keine Einzelfälle. Weltweit sterben mehr Frauen im Alter zwischen 14 und 44 Jahren durch Gewalt, als durch Unfälle, Krankheiten oder Kriege. 70% aller Frauen werden durch ihre Partner, bzw. Ex-Partner ermordet.

Jede vierte Frau in Deutschland ist Opfer von häuslicher Gewalt. Jährlich fliehen etwa 40.000 Frauen mit ihren Kindern in Frauenhäuser.

Obwohl das soziale Umfeld in diesem tragischen Fall von der häuslichen Gewalt Kenntnis zu haben schien, ist die Öffentlichkeit mit dem immer noch tabuisierten Thema überfordert.

Auch Studien bestätigen die traurige Realität in Deutschland: Es wird noch viel zu wenig gegen häusliche Gewalt unternommen!

Häusliche Gewalt ist keine Privatangelegenheit!

Um zu verhindern, dass Frauen wie Semanur Subay ihren Ehemänner bzw. Lebenspartner ausgeliefert sind, fordern wir

· Häusliche Gewalt muss im öffentlichen Interesse liegen und durch die Strafverfolgungsbehörden strikt verfolgt werden.

· Wir fordern zum Schutz gewaltbetroffener Frauen ein ehegattenunabhängiges Aufenthaltsrecht für hinzugezogene Frauen aus dem Ausland.

· Wir fordern mehr Schutz und Aufklärung für gewaltbetroffene Frauen jeglicher Herkunft, die wenig Kontakte und andere Rechtsvorstellungen haben.

· Eine chancengleiche und gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben.

· Hilfsangebote und Maßnahmen, die ihnen umfassenden Schutz und Perspektiven auf ein gleichberechtigtes und unabhängiges Leben bieten sowie Ausbau und flächendeckenden Angeboten für gewaltbetroffene Frauen.

· Wir fordern die bedingungslose Finanzierung der Schutzeinrichtungen für gewaltbetroffene Frauen von Bund und Ländern!


Gewalt gegen Frauen ist ein weltweites Problem und darf entgegen der medialen und öffentlichen Meinung nicht als ein Problem eines bestimmten Kultur- bzw. Religionskreises betrachtet werden.
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