Während des Hamburger Hafengeburtstages kam es zu zahlreichen antimilitaristischen Aktionen.
Krieg beginnt hier?
Gestern noch im Kriegseinsatz – heute
willkommener Gast beim Hamburger Hafengeburtstag: Auch in diesem Jahr
sind Kriegsschiffe der Bundeswehr und der Marinen anderer Staaten zu
Besuch beim Hafengeburtstag. In diesem Jahr „beehrt“ uns die Fregatte
Mecklenburg-Vorpommern, die zuletzt im Jahr 2008, bevor sie im Rahmen
der Operation Atalanta zu einem Einsatz vor Somalia aufbrach. Außerdem
mit dabei das Marine-Schnellboot Zobel, das bis Herbst 2011 vor dem
Libanon im Einsatz war sowie die gerade in Dienst gestellte indische
Fregatte Teg und die britische Fregatte St. Albans.
Seit Jahren
wird gegen die Teilnahme deutscher und anderer Kriegsmarinen am
Hamburger Hafengeburtstag protestiert. Nicht nur weil
Hightech-Kriegsgeräte zu Showzwecken genutzt und damit verharmlost
werden, sondern auch, weil solche Auftritte bei zivilen Anlässen ein
Konzept verfolgen: Akzeptanz für Militär und Militarismus und für die
weltweiten Kriegseinsätze der Bundeswehr zu schaffen. Hier werden über
Technikfaszination und Seefahrtsromantik neue Rekruten für die
Bundeswehr geködert und die kriegerische Normalität wird mit „open
ship“ und „Erlebniswelt Bundeswehr“ auch in die Mitte der Gesellschaft
getragen.
Als Retterchen und Helferlein verkauft sich die Marine
mit dem Marinehubschrauber bei der Leistungsschau „Ihre Retter in
Aktion“, für die inneren Werte findet ein Ökumenischer Gottesdienst an
Bord der Fregatte „Mecklenburg-Vorpommern“ statt. Und für alle anderen
spielt das Marinemusikkorps „Ostsee“ unter der Leitung von
Fregattenkapitän Friedrich Szepansky auf dem Platzkonzert.
Aus diesen vielfältigen Gründen haben sich AntimilitaristInnen aufgemacht, den Hafengeburtstag aktionistisch zu begleiten.
Am Mittwochabend wurden in der Umgebung des Hafens mehrere Hundert Plakate mit dem Tenor: „Krieg beginnt hier - als Rüstungsgeschäft in Hamburg“ verklebt.
Donnerstag wurden rund um die Hafenstraßen Häuser und dem „Park Fiction“ zahlreiche antimilitaristische Transparente aufgehängt.
Samstagmittag wurden zweimal an der Hafenstraße vorbeifahrende Bundeswehr Fahrzeuge blockiert, mit Aufklebern markiert und anschließend des Ortes verwiesen. Am Nachmittag wurde am Tropeninstitut ein Transparent mit der Aufschrift: „Krieg beginnt hier – als Forschung für die Bundeswehr“ aufgehängt Dieses wurde mit Feuerwerk und Rauch begleitet.
Am Sonntag wurde ein Konzert des Marinemusikkorps auf den Übersehbrücken mit Pfeifen und Tröten gestört.
Abschließend
fuhr während der Auslaufparade des Hafengeburtstages eine Barkasse mit
antimilitaristischen Transparenten mit und wurde von einem Großen
Schriftzug von Land aus begleitet.
Während all diesen Aktionen wurden thematische Flyer verteilt.
Und die anderen 360 Tage im Jahr…
… sind Hamburg und der Hamburger Hafen auch ein Ort, an dem militärische Güter produziert und umgeschlagen werden und so weltweit Kriege vorbereitet und unterstützt werden. Die deutsche Rüstungsindustrie boomt seit Jahren ungebrochen. Deutschland ist weltweit der drittgrößte Exporteur von Rüstungsgütern. Ganz oben auf der Liste der Exportschlager Kriegsgeräte “made in Germany“ stehen Kriegsschiffe. Gute Zeiten für die in Hamburg ansässigen Werften Blohm und Voss und Norderwerft, für ThyssenKrupp Marine Systems oder MAN. MAN z.B. baut und wartet Motoren für Kriegsschiffe und beliefert außer der Bundeswehr auch die Niederlande, Frankreich, Mexiko, Argentinien und Thailand. An die 100 Unternehmen in Hamburg und im Umland produzieren Rüstungsgüter, sind Zulieferer oder bieten Dienstleistungen für das Militär an. Prominente wie Airbus – Teil des weltweit siebtgrößten Rüstungskonzerns EADS – und zahllose weniger bekannte.
Es gibt für Kriegswaffen keine zivile Nutzung, wer sie herstellt und exportiert, trägt die Mitverantwortung dafür, dass Konflikte mit Waffengewalt ausgetragen werden. Zugleich wird diese Konflikt“lösung” immer häufiger als alternativlos propagiert und so auch zum Beispiel die deutsche Kriegsbeteiligung im Ausland legitimiert. Längst ist die Bundeswehr eine Interventionsarmee, die “deutsche Interessen auch am Hindukusch verteidigt”.
Hamburg ist für die Bundeswehr ein wichtiger
Standort: In Nienstedten werden an der Führungsakademie der Bundeswehr
Stabsoffiziere ausgebildet, die Helmut-Schmidt-Universität ist eine von
zwei deutschen Bundeswehruniversitäten. In Wandsbek ist das
Bundeswehrkrankenhaus beheimatet; hier wird die Verknüpfung von zivilen
und militärischen Interessen offensichtlich, da es nicht allein mit
seinem Rettungshubschrauber einen wichtigen Bestandteil der
medizinischen Versorgung in Hamburg stellt. Das Tropeninstitut in
unmittelbarer Nähe des Hafengeburtstages beherbergt eine Außenstelle
des Bundeswehrkrankenhauses. Dort wird im Zuge der neuen Anforderungen,
die die weltweiten Kriegseinsätze mit sich bringen, geforscht.
Krieg
beginnt, wo mit Rüstung Milliarden verdient werden, wo Soldatinnen und
Soldaten ausgebildet und für ihre Einsätze gesundheitlich fit gemacht
werden – Krieg beginnt auch hier, auf dem Hafengeburtstag: Keine Party
mit der Bundeswehr! Kommt zum antimilitaristischen Diskussions- und
Aktions Camp vom 12.-17.9. gegen das Gefechtsübungszentrum in die
Altmark!
War starts here – let’s stop it here!
WarStartsHere-Camp
Hier ein kurzer Ausschnitt aus dem Aufruf des oben genannten antimilitaristischen Diskussions- und Aktions Camp in der Altmark:
"KOMMT ZUM INTERNATIONALEN ANTIMILITARISTISCHEN CAMP GEGEN DAS GEFECHTSÜBUNGSZENTRUM DER BUNDESWEHR (GÜZ)!
Das GÜZ ist für Bundeswehr, NATO und EU ein zentraler Ort. Hier beginnt der Krieg, der weltweit geführt wird. Wir wollen das Camp zu einem zentralen Ort der Bündelung antimilitaristischer Kämpfe machen. Eingeladen sind alle, die der zunehmenden Militarisierung entgegentreten wollen. Wir werden unsere unterschiedlichen Analysen und Zugänge diskutieren und gemeinsam praktische Erfahrung im sabotieren des Krieges machen.
KRIEG BEGINNT HIER, WIR WOLLEN IHN HIER MARKIEREN, BLOCKIEREN, SABOTIEREN!
Das GÜZ Altmark bei Hillersleben/Magdeburg ist der modernste Truppenübungsplatz Europas. Von Kämpfen in Städten bis zum Gefecht von Panzergruppen werden hier militärische Interventionen von Luft- und Bodenmilitärtrupps simuliert. Der Betreiber „Rheinmetall Dienstleistungszentrum Altmark“ vermietet das Gelände an die Bundeswehr und andere europäische Armeen, ist Dienstleisterin der gesamten Technik und Logistik und leistet die Vorarbeit für die militärischen Analysen. Hier wird Krieg geübt, ausprobiert, vorbereitet."
Mehr dazu unter:
http://warstartsherecamp.org/