Stuttgart: Solidarität mit Danny!

Knastspaziergang Silvester 2011

Am 27. Januar 2012 wurde Danny am Flughafen Düsseldorf festgenommen. Juristische Grundlage seiner Inhaftierung ist der Widerruf einer Bewährungsstrafe aus dem Jahr 2010, da er gegen die damals verhängten Auflagen verstoßen und sich dem Zugriff der bundesdeutschen Repressionsbehörden entzogen habe. Danny hatte sich längere Zeit im Ausland aufgehalten und seine Arbeitsstunden die Teil der Bewährung gewesen waren nicht abgeleistet. Zwischenzeitlich wurde Danny in die JVA Stuttgart im Stadtteil Stammheim verlegt.

 

Hintergrund des Prozesses aus dem Jahr 2010 ist ein Angriff auf Funktionäre und Mitglieder der faschistischen NPD im Anschluss an ein Konzert des neonazistischen Liedermachers Frank Rennicke im Februar 2007 in Sindelfingen. Dort wurden Danny sowie sechs weitere angeklagte Antifaschisten in zweiter Instanz vor dem Landgericht Stuttgart zu mehrjährigen Bewährungsstrafen verurteilt. Prozessberichte und Aufrufe wurden online dokumentiert unter antifaprozess.blogspot.com.

Unter dem Slogen „Antifaschismus - auf allen Ebenen, mit allen Mitteln – bleibt legitim“ solidarisierten sich antifaschistische Gruppen mit den Angeklagten. Diese Parole ist nach wie vor aktuell!

Freiheit für Danny!
Freiheit für alle politischen Gefangenen!

 



Schreibt Danny:
Danny Eisermann
JVA Stuttgart
Asperger Str. 60
70439 Stuttgart

 



Weiter Infos zur Repression gegen Stuttgarter Antifas unter www.solikreis-stuttgart.tk

Zeige Kommentare: ausgeklappt | moderiert

Dieser Text wurde in Hamburg im Rahmen einer Solidaritätsdemonstration mit einem kurdischen Gefangenen verteilt,  an der sich auch autonome Gruppen beteiligten. Es geht hier nicht um eine Kritik an der Solidarität mit Mitstreiter_Innen, sondern um ein unbehagen gegenüber dem Begriff der "politischen Gefangenen" und der forderung nach der Freiheit nur für diese.

 _____________________________________________

 

 

Freiheit für ALLE Gefangenen! - Für eine konsequente Kritik und Praxis

 

Die letzte Zeit konnten wir hier in Hamburg aber auch anderenorts wieder von politischen Gefangenen und von Forderungen nach ihrer Freilassung hören. Wir mussten mit Erstaunen feststellen das anscheinend


Debatten sowie Texte und Initiativen die es die letzten Jahre in Deutschland und anderenorts gab vollkommen an vielen vorbei gegangen sein müssen. Aber fangen wir wieder am Anfang an:


Es gibt absolut nichts gegen eine Verteidigung der eigenen Mitstreiter_innen oder Strukturen im Fall von Repression zu sagen. Jede_r soll sich verteidigen können, das ist ein Teil der Selbstbestimmtheit die wir erkämpfen wollen. Auch Solidarität mit anderen die angegriffen wurden zu zeigen, zu denen ein wie auch immer starkes aber ehrliches Verhältnis besteht, ist Teil einer Praxis in der wir versuchen mit Ideen, mit Worten und mit Taten andere zu finden die sich auch mit den herrschenden Verhältnissen nicht zufrieden geben und mehr vom Leben wollen.


Doch bei allen Schritten die wir tun, müssen wir uns klar machen ob sie mit unseren Vorstellungen, mit dem wofür wir kämpfen übereinstimmen und somit verhindern uns selbst im Weg zustehen, unsere Ideen zu untergraben und uns zurück und nicht vorwärts zu bewegen.


Wenn wir also für ein selbstbestimmtes herrschaftsfreies Leben ohne Staat, ohne jegliche Autorität und Unterdrückung kämpfen, müssen wir auch gegen alle Mechanismen und Strukturen kämpfen die diese aufrecht erhalten. Dazu gehören alle Institutionen sowie auch gesellschaftlichen Strukturen wie Religion, Geschlechterverhältnisse und alles was uns einsperrt. Wenn wir  für ein Leben in Freiheit kämpfen, geht es nicht nur um uns selbst sondern um die Freiheit aller, denn ohne die wären wir nicht frei. Die Beziehungen zwischen Menschen müssen emanzipatorische sein die auf Solidarität und Respekt und nicht auf Autorität, Wettbewerb, Neid und Ausbeutung basieren. Keine der vom Staat verwendeten Methoden kann übernommen oder akzeptiert werden, denn sie sind nur aus einem Grund entstanden: zur Machterhaltung und Unterdrückung. Konflikte werden nicht weggesperrt, sie werden immer Teil von jeder Gesellschaft sein aber nie gelöst sonder nur verschoben wenn es keine Auseinandersetzung gibt. Auch mit Menschen und mit denen wir im Konflikt stehen weil sie andere unterdrückt haben, ihre Grenzen nicht akzeptieren oder sich sonstwie über sie stellen müssen wir die Auseinandersetzung suchen und nicht den Staat der uns alle kontrolliert und fremdbestimmt “für uns” handeln lassen.


Knäste sind eine dieser Strukturen die mit am deutlichsten zeigen wie diese Gesellschaft, geteilt in Verlierer_innen und Gewinner_innen und alle die dazwischen hängen, funktioniert. Abgesehen von der vollkommen akzeptierten Gewalt des Einsperren, die eine gesellschsffliche ist, sind es die machterhaltenden Züge des Staates die sich in den Knästen widerspiegeln. Mit den Knästen entledigt er sich derer, die nicht “funktionierender” Teil dieser Gesellschaft sein können oder wollen, die nicht “verwertbar” sind oder die die Verhältnisse in Frage stellen.

Zeigen wir also Solidarität mit einem Menschen der uns nahesteht, sei es mit ihren_seinen Ideen oder Taten, dann sollten wir nicht vergessen das wir nicht nur die Freiheit eines Menschen wollen sonder die aller!


Vor einem Gefängnis, vor den Fenstern von zig Menschen die hinter Gittern sitzen, die Freiheit einiger weniger zu fordern und alle anderen außenvor zu lassen ist nicht nur grausam, sondern entbehrt auch jeglichem Kontext in dem wir uns und unsere Kämpfe verstehen. Solidarität ist ein starkes und gegenseitiges Verhältnis das wir gewiss nicht zu allen haben aber die Freiheit brauchen alle, denn solange nicht alle frei sind ist niemand frei!

Für eine soziale Revolte, für die Freiheit aller! Für die Zerstörung der Gefängnisse und der Verhältnissen die sie brauchen!

einige Anarchisten_innen aus Hamburg