Wider den rassistischen Normalzustand - Aktion gegen den reibungslosen Ablauf der Abschiebelogik

Frontex Versenken!

Für ein Ende der Untätigkeit! Wider den Normalzustand!

Unter diesem Motto wurde sehr kurzfristig zu einem Treffen für den Vormittag des 07.02.2012 in Wien mobilisiert. Anlass war die geplante (und dies vorweg, leider auch durchgeführte) Sammelabschiebung, von Düsseldorf via Wien Schwechat, einer nicht genau bekannten, jedenfalls sehr großen Zahl von Menschen in den Kosovo. Diese von der EU-Agentur Frontex durchgeführten Charterabschiebungen laufen nach einem streng durchgeplantem Muster ab: Eigens gecharterte Flugzeuge steuern mehrere europäische Städte an, das Ziel ist es mit möglichst wenig Flugzeugen möglichst viele Menschen aus der EU zu schaffen. Alles in Namen der Effizienz. Diese Praxis hat für die ausführenden Organe und die verantwortlichen Staaten weiters den Vorteil, dass Protest und Widerstand gegen diese Abschiebungen erheblich erschwert werden. Abseits von lästigen Zuschauer_Innen und sich möglicherweise solidarisch zeigenden Menschen funktioniert die Choreographie beinahe reibungslos. Doch wir wollen und werden uns nicht damit abfinden. Und auch wenn es heute nicht gelungen ist diese Abschiebung zu verhindern, der Tag hat Mut gemacht noch entschlossener, kreativer und lauter für eine Welt ohne Grenzen zu kämpfen!


Air Berlin - dick im schmutzigen Geschäft!

Eine weiteres Merkmal der oben beschriebenen Frontex-Charter ist die diffuse Informationslage. Oft ist erst nach der erfolgten Abschiebung klar, welche Fluglinie an der menschenverachtenden Politik mitverdient hat, indem Sie Ihre Flugzeuge zur Verfügung stellen. Dieses Mal deutete Vieles auf die Fluglinie Air Berlin hin, was auch nicht weiter überrascht da die deutsche Billigfluglinie schon länger im Geschäft mit Mord und Folter engagiert ist. Dies nahm die zuerst ca. 10 Personen umfassende Gruppe zum Anlass um dem Air Berlin Schalter am Terminal 1A des Flughafen Schwechat einen Besuch abzustatten. Ein von unseren Freund_Innen in Düsseldorf verfasster und leicht angepasster Redebeitrag wurde verlesen, und lautstark auf den rassistischen Alltag und seine Profiteure aufmerksam gemacht. Einige der relativ wenigen Kund_Innen hörten aufmerksam zu, Flyer wurden verteilt und die Belegschaft der Air Berlin schaute ziemlich betreten drein. Ein Angesteller war jedoch besonders tough und zeriss den ihm ausgehändigten Flyer demonstrativ. Nach kurzer Zeit trafen Polizisten der Schwechater Flughafenpolizei und Mitarbeiter_Innen der Flughafensicherheit ein. Deshalb und weil wir das Gefühl hatten dort mehr Menschen erreichen zu können, verlagerten wir die Aktion zurück in die Abflughalle.

 

Auf dem kurzen Weg in die Abflughalle trafen wir auf ca. 10 weitere Menschen. Mit einem zweiten Transpi und wie sich bald herausstellte viel Kreativität, begaben wir uns zum Check-In.  Spontan wurde eine Performance gestartet. Auszüge aus dem Fremdenunrecht, vermischt mit den Slogans der großflächigen Werbungen der Fluglinien ("leuchtende Kinderaugen") führten den Anwesenden die absurde Brutalität der Abschiebepraxis deutlich vor Augen. Wiederum machten wir lautstark aufmerksam auf die alltäglichen Abschiebungen und verteilten Flyer. Die mittlerweile drei Beamten der Polizei, sowie einige Flughafenangestellte, waren von soviel Input anscheinend schwer überfordert. In einer Art Übersprungshandlung fingen sie an feixend zu lachen. An Zynismus und Selbstentlarvung ist dieses Verhalten kaum zu überbieten. Traurig und wütend blieben wir vor dem Check-In stehen, die Theatergruppe steigerte ihre Performance weiter und bei vielen Anwesenden machte sich langsam doch so etwas wie Betroffenheit breit. Diese Blockade des Check-Ins war zwar hauptsächlich symbolisch, jedoch musste jede abreisende Person an uns vorbei. Viele ignorierten uns, viele nahmen jedoch Flyer in die Hand und manche blieben auch aufmerksam stehen. Nachdem klar war das die Maschine in Richtung Kosovo gestartet war, alle Flyer verteilt waren und sich das Polizeikontingent stetig vergrößerte, beschlossen wir die Veranstaltung geschlossen zu beenden. Was auch ohne weitere Polizeischikanen oder sonstige Probleme gelang.

 

It ain't over till it's over!

Natürlich sind wir nicht zufrieden. Dies würde bedeuten dass wir uns mit der Unmöglichkeit Abschiebungen zu verhindern arrangieren würden. Gleichzeitig gingen wir trotzdem mit einem positiven Gefühl zurück. Trotz der wirklich sehr kurzen Mobilisierungszeit von nicht einmal 12 Stunden waren über 20 Menschen am Flughafen Schwechat und haben mit ihrer Intervention den rassistischen Alltag nicht unkommentiert passieren lassen. Viele Flugblätter wurden verteilt und allem Anschein nach auch sehr Viele gelesen. Die beteiligten Menschen haben sich aufmerksam und solidarisch verhalten, was ein sehr schönes Gefühl im Angesicht des geballten Chauvinismus der Polizei und der Flughafenangestellten war. Die Aktion hat Mut gemacht für Weitere und wären wir mehr gewesen wäre heute einiges möglich gewesen. Wenn nicht die Abschiebung verhindern, so zumindest den Normalbetrieb empfindlich zu stören. Es wurden auch Kontakte ausgetauscht um sich zu vernetzen und in Zukunft besser kommunizieren/mobilisiern zu können. Mit vielen positiven Eindrücken und etwas weniger Ohnmacht im Bauch entsteht dieser Bericht.

 

No Border - No Nation - Stop Deportation!

 

Kein Mensch ist illegal - gleiches Recht - überall!

Zeige Kommentare: ausgeklappt | moderiert

Um auf die Sammelabschiebung am Düsseldorfer Flughafen aufmerksam zu machen wurde die trügerische Ruhe des Leipziger Flughafens empfindlich gestört.

linksunten.indymedia.org/de/node/54555