Berlin, 27.01.2012 - Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus

Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus - 1

Das Versprechen
In Gedenken an die Opfer des Naziregimes:
Aufstehen gegen Rassismus und Ausgrenzung!
Aufstehen gegen Nationalismus, Fanatismus und Faschismus!
Aufstehen gegen Militarismus, Besatzung und Krieg!


Für Freitag, den 27. Januar, hatten über 26 Organisationen in Berlin zu einer gemeinsamen Gedenkveranstaltung an die Opfer des Naziregimes aufgerufen. Die Veranstaltung war von 16:30 bis 17:30 Uhr vor dem Deutschen Historischen Museum (früher Zeughaus) Unter den Linden 2 angesetzt. Im gemeinsamen Aufruf heißt es u. a.: "Wir wollen, jeder und jede vor dem Deutschen Historischen Museum das Versprechen schweigend auf einem Pappschild vor uns haltend in möglichst vielen Sprachen demonstrieren, dass wir entschlossen sind, es zu verwirklichen. Jede Organisation könnte zudem namentlich sichtbar das (siehe oben, Einschub bjk) Versprechen unterschreiben."

Der 27. Januar ist erst seit 1996, also nach dem 50. Jahrestag der Befreiung des größten Vernichtungslagers des Naziregimes Auschwitz-Birkenau durch die Rote Armee, in der BRD ein gesetzlicher Gedenktag. In Israel wird dieser Tag bereits seit 1959 begangen. Die Vereinten Nationen haben diesen 27. Januar am 1. November 2005 zum internationalen Holocaustgedenktag erklärt. In der BRD wird seither aller Opfer des Nationalsozialismus gedacht und an die grauenhafte industrieelle Massenvernichtung von Menschen im Naziregime erinnert, also an „Juden, Christen, Sinti und Roma, Menschen mit Behinderung, Homosexuelle, politisch Andersdenkende sowie Männer und Frauen des Widerstandes, Wissenschaftler, Künstler, Journalisten, Kriegsgefangene und Deserteure, Greise und Kinder an der Front, Zwangsarbeiter und an die Millionen Menschen, die unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft entrechtet, verfolgt, gequält und ermordet wurden.“ (Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Tag_des_Gedenkens_an_die_Opfer_des_National... )

Als ich gegen 16:20 Uhr am ehemaligen Zeughaus ( http://de.wikipedia.org/wiki/Deutsches_Historisches_Museum ) eintraf, hatten sich trotz Minustemperaturen bereits an die 50 engagierte Personen versammelt. Die Plakate mit dem oben vorangestellten Versprechen in mehreren Sprachen wurden verteilt und die spätere Aufstellung der einzelnen Gruppen besprochen. Weil es ein stilles Gedenken sein aber trotzdem öffentlich wahrgenommen werden sollte, war eine Menschenkette direkt vor dem Gebäude des Deutschen Historischen Museums angedacht. Sie sollten mit Transparenten und vielen Plakaten allen vorbeifahrenden und vorbeilaufenden PassantInnen und MuseumsbesucherInnen die grauenhaften Nazi-Verbrechen ins Bewußtsein zu rufen und sie zum Nachdenken aufrütteln. Denn daß faschistisches Gedankengut wie z. B. Rassismus und Diskriminierung von Minderheiten trotz "Nie wieder Auschwitz! Nie wieder Krieg!" sich erneut ganz offen bis in die bürgerliche Mitte der Gesellschaft etablieren konnten, bedroht unser aller Zusammenleben in Frieden und Freiheit. Die heimlich unheilvolle Saat der angeblich geläuterten Alt-Nazis in hohen und höchsten Ämtern der Adenauerschen Republik - vor allem in Justiz, Polizei, Geheimdienst und in der Diplomatie - scheint aufgegangen zu sein. Hier sei nur an das willkürlich verhängte Berufsverbot für Linke bzw. den sogeannten Radikalenerlaß von 1972, an die derzeitige Frontex mit ihrer unmenschlichen Abschottungspraxis gegenüber Asylsuchenden bis hin zur Inkaufnahme von ertrunkenen Schiffsflüchtlingen und Errichtung von Internierungslagern, an die dauerhafte Außerkraftsetzung elementarer Bürgerrechte wegen angeblicher Terrorgefahr bzw. Staatsgefährdung, an den Abbau der in Jahrzehnten mühevoll erkämpften existenziellen Sozialrechte, das direkte und indirekte Mitteilnehmen an Wirtschafts- und Angriffskriegen durch die BRD - um nur einige der mittlerweile auch globalen Bedrohungen durch eine Machtverschiebung nach Rechtsaußen zu nennen.

In unserer Kundgebung vor dem Museum wurde diese unmittelbare Bedrohung leider eher nur indirekt angedeutet. Den PassantInnen blieb es überlassen, aus den meist gleichlautenden Slogans entsprechende Schlüsse zu ziehen - oder eben auch nicht. Auch wenn die Veranstaltung zurecht und dem Anlaß angemessen als stilles Gedenken proklamiert war, wären doch über das Erinnern und Erschüttern hinausgehende (Nach-)Denkanstöße z. B. durch Erklärungstafeln sicher nicht verkehrt gewesen. Aber wenigstens ansatzweise wurden von einigen TeilnehmerInnen auf eigenen Plakaten auf bestimmte aktuelle Repressionen hingewiesen. Ein in Berlin geborener und aufgewachsener Iraner prangerte auf seinem Plakat an, daß er trotzdem nur einen Asylantenpaß erhalten habe, also kein Bundesbürger mit normalen Bürgerechten sei. Er hat recht, wenn er diese skandalöse Praxis in der BRD als Faschismus tituliert. Auch wurde von Exil-Iranern auf die Situation der politischen Gefangenen im Iran hingewiesen. Wieder Andere weisen auf den massiven kommunistischen Widerstand gegen das Naziregime hin. Auch wurden die "Arbeitshäuser Rummelsburg" ( http://de.wikipedia.org/wiki/Gef%C3%A4ngnis_Rummelsburg ) thematisiert. Und natürlich ließ es sich auch die als Zeitzeugin der Naziverbrechen hochmotivierte 88-jährige Genossin Erika Baum ( http://www.antifa.de/cms/content/view/1285/32/ ) nicht nehmen, engagiert dabei zu sein!

Mit hereinbrechender Dunkelheit so gegen 17:15 Uhr dokumentierte ich noch von der gegenüberliegenden Straßenseite mit letzten Aufnahmen bei Restlicht die eindrucksvolle Menschenkette der über 100 Personen und machte mich dann auf den Heimweg.

Alle 53 Fotoimpressionen sind unter http://www.carookee.net/forum/freies-politikforum/5/28694629#28694629 eingestellt. Die Gesichter sind nach Rücksprache mit Fanny-Michaela Reisin, Präsidentin der Internationalen Liga für Menschenrechte, nicht gepixelt, denn die Veranstaltung wurde in der Presse bekanntgegeben und die TeilnehmerInnen wollen gerade an diesem Gedenktag Gesicht und Flagge zeigen!

Sämtliche Demo-Fotos dürfen bei namentlicher Nennung des Knipsers und Angabe der Quelle für nichtkommerzielle Zwecke gerne heruntergeladen, gespeichert und weiterverbreitet werden.

Zeige Kommentare: ausgeklappt | moderiert

Video zur Gedenkveranstaltung: http://youtu.be/RbQ6BeGb4s0