Wie ihr sicher gehört und/oder gelesen habt, gab es gestern scheinbar eine Hausbesetzung in Köln-Ossendorf. Dies war jedoch nur eine Scheinbesetzung von uns! Warum haben wir das gemacht oder eben nicht gemacht?
Mit dieser Scheinbesetzung und dem dazugehörigen mackerhaften und unreflektierten Artikel (hier bei linksunten) wollten wir:
1. Große Teile der sogenannten "linken Szene" in Deutschland, auf satirische Art, zur Selbstreflexion und kritischer Betrachtung ihrer Handlungsmuster ermutigen. Es kommt uns nämlich so vor, dass eine Scheinmilitanz vorherrscht, die äußerst selten in Erscheinung tritt und somit auch kein Druckmittel sein kann. Gleichzeitig beginnen viele "reflektierte" Kräfte oft zerfasernde und kräfteraubende Diskussionen ob und warum Militanz überhaupt einen Zweck hat und beklagen alles und jede_n in der "linken Szene". Wir glauben das nicht. Wir glauben, dass Militanz einen Zweck erfüllen kann, wenn sie in bestimmten Momenten entschlossen und zielorientiert praktiziert wird.
2. Keinen Appell an den Staat formulieren! Wir wollten mit dieser
Aktion nicht zum x-ten mal auf Missstände in diesem kapitalistischen
System, kurz dieser kotzekacke, aufmerksam machen. Dieses System ist
der Missstand an sich. Im Gegenteil, wir wollen zeigen, dass mensch
sich Freiräume und Wohnraum ganz praktisch nehmen muss. Mensch
braucht gegenüber dem Staat keine Argumentation, er braucht sie nur
dem anderen Menschen gegenüber. Bewusstsein schafft sich auch durch
Aktion, gerade für "nicht-inner linke" Leute. Die Zeit der
industriellen Massenkämpfe und des Arbeiterfetischismus ist vorbei,
die Zeit der urbanen Revolte ist längst angebrochen, und da kann
mensch nicht darauf achten, was die "Bionade-Bourgeoisie"
von sozialen Kämpfen und Hausbesetzungen hält. Mensch muss das
einfach machen.
Das hat auch nichts zu tun mit unserem angeblich fehlendem Bewusstsein. Wir haben die Auswirkungen des Kapitalismus selbst kennen gelernt, wir lernen sie stetig kennen, die Prekarisierung, die Wohnungsnot, Ausgrenzung, Sexismus, Homophobie, etc. die ganze Scheiße halt. Natürlich ist es richtig, sich zu bilden, auch in unseren Augen, aber das kann nicht alle unsere Aktivitäten einnehmen.
Ob wir jetzt 4 Menschen oder 400 sind ist dabei erst einmal irrelevant, denn auch diese vier Menschen haben ein Bedürfnisse und müssen versuchen dieses mit all ihrer Kraft zu erfüllen, weil sie so nicht mehr leben können und wollen. Bitten und betteln können wir nur bei Leuten, in die wir ein gewisses Maß an Vertrauen haben. Das ist aber bei den Vertreter_innen dieses Systems, ob jetzt OB, Bulle, Immobilienmarkler oder sogar Kapitalist nicht der Fall, wir sind ja nicht der DGB! Selbst wenn diese Vertreter_innen auf Teilforderungen eingehen, uns bsw. ein Haus "schenken", sind das in Relation zu dem Reichtum, den sie verwalten, nur Brotkrümmelchen. Gleichzeitig treiben wir, wenn wir auf solche Angebote eingehen, unsere eigene Vereinzelung voran. Wenn 5 Menschen ein Haus bekommen, bleibt ein riesiger Teil, der immer noch unter Wohnungsnot leidet und der Kampf wird für sie erschwert, denn die Politik benutzt solche "Geschenke" als Totschlagargumente, im Sinne von: "Aber x und y haben doch schon ein Haus bekommen!"
Aus all diesen Gründen, werden wir nicht aufhören, uns und allen zu holen, was uns gehört. Wir werden mit solchen und anderen kreativen, aber auch kämpferisch Aktionen weiter nach dem schönen Leben greifen.
Die Häuser denen, die drin wohnen - Paläste für alle!!
Klasse!
Bin euch auch auf den Leim gegangen. Ist aber verständlich. Gute Aktion.
solidarische Grüße
(A)
Guter Artikel.
Ich seh das mit der Militanz ähnlich, vor Allem da das von euch angesprochene Problem wenn ich es jezt richtig deute eher antimilitantes Rudelgehabe ist meistens. Militanz heisst nicht auf Demo in einer schwarzen Horde herummarodieren!
Es erstreckt sich viel weiter über den Alltag, das mit der Militanz. Weiter so!
Hoffentlich habt ihr auch noch eure Zelte im Frühjahr/Frühsommer griffbereit ;)
Blütige Grusze!
(A)
ramy
Guter Text. Gebe euch nicht im Ganzen recht aber kann ich persönlich in soweit stehen lassen! MsG, eine Kritikerin
Nette Idee
Hey,
eine nette Idee durch eine Schein-Besetzung Szenekritik voranzutreiben, aufjedenfall orginell.
Allerdings reproduziert eine solche Aktionsform auch wieder das linke mackerhafte Maulheld_innentum!
"die Zeit der urbanen Revolte ist längst angebrochen, und da kann mensch nicht darauf achten, was die "Bionade-Bourgeoisie" von sozialen Kämpfen und Hausbesetzungen hält. Mensch muss das einfach machen"
Ja, genau!
Deshlab frage ich mich warum ihr es dann nicht "einfach" gemacht habt!
Ein solcher Satz hat durchaus Gewicht wenn mensch tatsächlich Häuser besetzt, denn dort wird das geforderte schließlich auch umgesetzt.
So etwas zu fordern wenn mensch selbst nur zum Schein besetzt, finde ich politisch problematisch.
Irgendwie erinnert es mich an die halbstarken kleinen Antifa-Grüppchen die am Rand einer Nazi-Route von vielen hundert Faschos stehen, nur von paar Bullenketten getrennt und schreien: "Wir kriegen euch alle!"
Mal davon abgesehen dass dieser Slogans auch von den Fachos in Rostock 92 benutzt wurde, hat so ein Gestus etwas regelrecht verzweifeltes - genau wie eine Scheinbesetzung - so kreativ diese Idee auch sein mag - welche dann aber sagt mensch müsse Häuer einfach nehmen und basta!
Kritisch-solidarische Grüße
naja ...
aber so pragmatisch wie du sehe ich es dann auch wieder nicht. ein_e diskussionsteilnehmer_in muss nicht gleich ihrer_seiner äußerungen sein und ein_e künstler_in verkörpert nicht zwangsläufig ihr werk! mit so einer aktion soll vermutlich zum besetzen angeregt werden, du weißt doch gar nicht, werwasundwie die anonymen "b.setzer_innen" verkörpern und was die so treiben. diese scheinebesetzung sollte vermutlich reflexion und mut zu d-i-y hervorrufen und die bullen verwirren ... liege ich da richtig?
yeah!
beim ersten text konnte ich nur den kopf schütteln...: nicht schon wiiiieder so ne pseudomilitante aktion mit mackerformulierungen und ohne inhalt... ;)
aber jetzt: yeah.
fragt sich nur wers mitbekommen hat. egal - just do it! :*
j.p.
Schließe mich den Vorredner_innen an, gute Sache und kreativ zugleich!
Widerlich!
Die ganze Aktion ist peinlich und ich bin euch nicht auf den Leim gegangen weil mir klar war, dass ihr es in dieser Form nicht mit dem Staat aufnimmt.
Während zur gleichen Zeit immer noch einer der HausbesetzerInnen von München (Lukas) im Knast schmort.(5 Jahre für Widerstand gegen die Räumung ihres besetzten Raumes) findet hier eure "Aktion" breite Zustimmung. Diese Menschen haben nicht vorher so einen Blödsinn verfasst, sondern sich aktiv zu Wehr gesetzt. Haben sie unsere entsprechende Solidarität erfahren?
Bei der Zeile eures Pamphlets könnte ich kotzen! Wer Häuser scheinbesetzt, von Militanz dummschwätzt, um uns vermeintlich den Spiegel vorzuhalten, bekommt dann noch großen Zuspruch und Lob?
Irgendwas läuft hier wohl schief!
Nein, ihr lernt die Auswirkungen des Kapitalismus nicht in aller Blüte kennen, den Pullover, den ihr tragt, haben Kinder gefertigt, die von den Bedinungen in denen wir hier alle leben, nur träumen weeden. Deutschland ist eines der reichsten Länder und wir alle hier sind die Profiteure des brutalen kapitalistischen Systems, das über Leichen geht. Paläste für alle wird es trotzdem nicht geben können, selbst wenn wir noch tausende Häuser, ganz ohne eigenes Risiko scheinbesetzen.Dazu müsste es in Doofland ernsthafte Widerstand geben! Es bleibt alles eine Utopie, weil niemand bereit ist ein Risiko einzugehen und weil die Masse der Menschen hier die eigenen Privilegien wichtiger sind, als für die Gerechtigkeit zu kämpfen.
Deshalb möchte ich euch nochmal meine volle Verachtung für eure Peinlichkeit entgegenschreien, kommt raus aus eurem Szenesumpf und der Vostellungswelt, dass ihr mit euren Aktionen nach dem schönen Leben greift. Wobe ich mal davon ausgehe, dass das "schöne Leben" nach eurem Gusto doch sehr vom meiner eigenen Utopie abweicht...
Solidarität mit den kämpfenden Menschen weltweit, Freiheit für Lukas!Eurer Pamphlet in den Papierkorb! Lasst es bleiben!
http://de.indymedia.org/2008/02/207000.shtml
http://hausbesetzerinnensoli.blogsport.de/
peinlich
das einzige was aus dieser aktion gelernt werden muss, die deutsche hausbesetzerszene (oder die in köln) ist am arsch.
in eurem ersten artikel war viel wahrheit. freiräume werden nicht mit der stadt verhandelt. räumungen werden versucht den bullen schwerer zu machen, und man darf sich auch drauf vorbereiten sich zu wehren.
für viele menschen weltweit ist das alltag. von den letzen besetzen häusern in europa bis zu den zapatisten und natürlich in jedem slum.
aber für euch ist das "rummackern". und indymedia stimmt fleißig ein und gibt euch noch zustimmung.
für euch ist das alles ein spiel, für euch besteht politik aus parolen
"Wir glauben, dass Militanz einen Zweck erfüllen kann, wenn sie in bestimmten Momenten entschlossen und zielorientiert praktiziert wird. "
richtig. dann lasst euren worten mal taten folgen... und nicht euren nichtexistierenden taten noch mehr worte.
schade.
Was ist euer Problem?
Wenn sich hinter diesem Artikel die vermuteten Personen stecken, dann kann mensch diesen alles vorwerfen ABER sicher nicht, dass sie ihren Worten keine Taten folgen lassen. Die "Kölner Szene" ist am Arsch und die machen wenigstens noch regelmäßig etwas obwohl es ihnen nicht leicht gemacht wurde. Zur Moselstraße 8: Wurde sich bei der Räumung nicht mit Feuerlöschern, Farbe und diversten Gegenständen gewehrt? Haben die gleichen Leute nicht angefangen die Barrikaden zu bauen bei der Räumungsbedrohung des AZ? Also, wenn mensch keine Ahnung hat...einfach mal die Fresse halten!
Ich supporte euch!
Grüße und bis heut Abend
Unverständlich
Wenn die Kommentarsektion unter diesem Artikel representativ wäre, dann säh es für die Zukunft finster aus. Leider (oder Gottseidank) verkommt aber auch die auf linksunten, ähnlich wie auf indymedia, zu einem unnötigen Gebashe und keiner aktiven Diskussionsforum. Da wird gern über Internas gequatscht, Leute mehr oder weniger offen denunziert und beleidigt, da wird in schwülstigster Kampfesromantik losgeheult, wie schrecklich mensch doch ist. Und es tritt eben auch der shizoide Charakter der angeblich emanzipatorischen Linken auf. Denn was sich hier präsentiert variiert von "Als x und y das Haus in z besetzt haben, war das voll scheiße und ungeplant und dumm und viel zu mackerhaft" bis zu "Ihr stempelt Genoss_innen als Macker ab und seid widerliche Politschwafler"
Hier wird nämlich eine Menge impliziert. Ich persönlich bin solidarisch mit jemandem, der im Knast sitzt, weil er sich der Staatsmacht zur Wehr gesetzt hat, und ich bin mir sicher ich spreche da für einen Großteil meiner Genoss_innen. Ich sehe darin auch kein "Mackertum". Für mich äußert sich das "Mackertum" (was sowieso ein sehr schwer fassbarer Begriff ist) in einer SCHEINmilitanz, wie auch im Text beschrieben. Also bloßes Parolengedresche und keine aktive Durchsetzung von ihnen.
Aber hier sollten sich viele mal die Frage stellen, was soll mensch denn bitte tun, wenn er von der einen Seite ständig auf den Deckel kriegt, wenn er/sie denn mal versucht sich zu wehren, aber gleichzeitig auch keine kritische Auseinandersetzung mit eben der Form dieses Widerstands führen DARF. Denn wer glaubt uns hier die dogmatische Universalantwort auf alles geben zu können, der ist schlichtweg arrogant. Das sieht mensch auch daran, dass hier plötzlich davon gesprochen wird, hier würden wir nicht die Auswirkungen des Kapitalismus spüren. Ich gebe zu, dass wir hier in einer Gesellschaft mit hohen Lebensstandarts leben. Aber es ist einfach falsch dabei die repressive und ausbeutende Natur des Kapitalismus WELTWEIT zu vergessen. Ob hier, ob China, ob Südamerika. Denn in meinen Augen kann ich für die Ausgebeuteten in jenen Ländern nur eins tun und zwar hier kämpfen und einen internationalen/antinationalen Zusammenhang herstellen. Und ganz ehrlich gesagt glaube ich, du trinkst genauso Wasser, dass anderen fehlt, du heizt genauso mit Gas, während andere erfrieren. Du bist genauso passiver Teil der Ausbeutung, wie wir es auch sind.
Stellungnahme von Squat-a-lot
Interessanterweise wird diese Scheinbesetzung in Köln-Ossendorf mit der Moselstraße8 und somit auch indirekt (oder direkt) mit unserer Kampagne in Verbindung gebracht, dies ist jedoch FALSCH. Wäre dies eine Squat-a-lot-Aktion, dann wäre diese auch unter unserem Namen und auf unserem Blog veröffentlicht worden. Mutmaßungen über personelle Zusammenhänge in diesem Fall sind mehr als unangebracht und spielen der Staatsmacht in die Hände. Auch sind wir erschrocken darüber, dass auf linksunten munter in Kommentaren über weitere angebliche Aktionen berichtet wird. Dies kommt einer Denunziation gleich! Wer auch immer ein solches Verhalten an den Tag legt, hat unserer Meinung nach nichts in der linken Szene zu suchen und gehört aus allen Zusammenhänge ausgeschlossen! Keine Sorge, selbstredend denzunzieren wir nun nicht aus einem vermeintlichen Rachegefühl heraus den Denunzianten. Wir forden aber alle Menschen auf, solches Verhalten, ob in Kneipe, Internet oder auf der Party zu unterbinden und öffentlich zu machen.
Die Scheinbesetzung finden wir interessant und auch die Grundidee ist u.M.n. kreativ. Die linke Szene in Köln zu Reaktionen zu provozieren und eine Diskussion anzuregen, sowie die Kölner Polizei auf Trab zu halten hat mit dieser Aktion wunderbar funktioniert. Somit haben die "B.setzer_innen" das Ziel ihrer Aktion erreicht. So weit so gut.
Denkt immer dran; die Bullen lesen Indy. Legt keine Strukturen offen! Anna und Arthur halten's Maul.